Ukraine aktuell: Luftalarm im gesamten Land
Aus voneinander entfernt liegenden Regionen werden Explosionen gemeldet. Die Gefechte um Bachmut dauern an. Präsident Selenskyj arbeitet an der Rückkehr nach Russland verschleppter Kinder. Nachrichten im Überblick.
Das Wichtigste in Kürze:
Fliegeralarm und Explosionen
In der ganzen Ukraine wurde nachts Fliegeralarm ausgelöst. Dies berichtet die Nachrichtenagentur Interfax Ukraine. Zudem seien Explosionen in weit voneinander entfernten Regionen wie Dnipro, Krementschuk und Poltava in der Zentralukraine sowie in Mikolajiw im Süden verzeichnet worden. Der Bürgermeister von Dnipro spricht von mindestens zwei Todesopfern, eine Frau und ein Kleinkind. Im Internet gebe es zudem Berichte über Explosionen in und um die Hauptstadt Kiew und über nicht identifizierte Flugobjekte, die sich Richtung Westen bewegten, hieß es weiter.
In der Hauptstadt Kiew hat die Stadtverwaltung die Bewohner aufgerufen, Schutz zu suchen und nicht auf die Straßen zu gehen. Die Luftabwehr sei aktiviert worden und habe elf Marschflugkörper zerstört, hieß es. Auch aus der zentralukrainischen Stadt Uman wurde ein Raketenangriff gemeldet.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach von einer “Nacht des Terrors”. Zehn Wohngebäude seien in Uman getroffen worden. Ein Wohnblock sei zerstört. “Stand jetzt: sieben Tote, es gibt Verletzte”, so Selenskyj.
Während des Winters hatten die russischen Streitkräfte regelmäßig die Städte und die Infrastruktur der Ukraine bombardiert. Zuletzt wurden diese Angriffe etwas seltener. Hauptschauplatz der Kämpfe ist der Donbass mit seinen Industrieregionen im Osten der Ukraine und vor allem die Stadt Bachmut.
Russische Streitkräfte versuchen nach Angaben des ukrainischen Militärs, wichtige Nachschubwege und Kommunikationswege in die umkämpfte ostukrainische Stadt Bachmut zu unterbrechen. Der Sprecher der ukrainischen Streitkräfte im Osten, Serhi Tscherevatji, sagte im Fernsehen, rund um Bachmut habe es in den letzten 24 Stunden dreizehn Gefechte gegeben. Die ukrainischen Truppen hätten mit ständigen Gegenangriffen dafür sorgen können, dass Nachschub geliefert und Verwundete evakuiert werden konnten.
Das russische Verteidigungsministerium meldete Erfolge gegen ukrainische Stellungen in verschiedenen Sektoren. Die Angaben beider Seiten konnten nicht überprüft werden.
Mehr als 14 Monate nach Beginn des russischen Angriffskriegs hat der ukrainische Präsident Selenskyj die Rückkehr aller verschleppten Kinder und Strafen für die Täter gefordert. “Die Deportation ukrainischer Kinder ist eines der komplett vorsätzlichen Elemente von Russlands Versuch, die Identität unseres Volkes auszulöschen und das Wesen der Ukrainer auszulöschen”, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache.
Dieses Verbrechen müsse sowohl politisch als auch juristisch als Völkermord eingestuft werden, verlangte der ukrainische Staatschef. Das sei auch wichtig, um anderen potenziellen Täter-Staaten zu signalisieren: “Es wird Strafen für Völkermord geben.” An der Rückkehr der verschwundenen Kinder werde weiter gearbeitet, versicherte Selenskyj.
Seit Beginn des russischen Angriffskrieges wirft die Ukraine dem Kreml in Moskau vor, ukrainische Kinder zu deportieren. Selenskyj sprach nun von insgesamt fast 20.000 verschleppten Minderjährigen. Russland bestreitet dies und spricht von Evakuierungen.
Im März erließ der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag Haftbefehl gegen Kremlchef Wladimir Putin und dessen Kinderrechtsbeauftragte Maria Lwowa-Belowa. Die Ermittler machen beide für Kriegsverbrechen verantwortlich – darunter die Verschleppung von Kindern aus besetzten ukrainischen Gebieten.
Die russischen Behörden haben dem inhaftierten US-Korrespondenten Evan Gershkovich einen anstehenden Besuch des US-Konsulats verweigert, nachdem die USA mehreren russischen Journalisten für eine geplante Reise zum UN-Sicherheitsrat nach New York kein Visum ausgestellt hatten. Russland hat im April turnusgemäß den Vorsitz des UN-Sicherheitsrates inne. “Wir haben die US-Botschaft informiert, dass die Anfrage für einen konsularischen Besuch am 11. Mai (…) abgelehnt wurde”, teilte das russische Außenministerium mit. “Weitere mögliche Vergeltungsmaßnahmen” würden erarbeitet und der US-Seite mitgeteilt, hieß es.
Gershkovich war im März im Ural festgenommen worden. Russland wirft ihm Spionage vor, was dieser und die US-Regierung energisch zurückweisen. Die US-Botschafterin in Russland, Lynne Tracy, besuchte den Reporter des “Wall Street Journal” am 17. April zum ersten Mal in der Haftanstalt in Moskau.
Der russische Außenminister Sergej Lawrow hatte die USA für die verweigerte Einreise der russischen Journalisten scharf kritisiert. “Wir werden nicht vergessen, wir werden nicht verzeihen”, sagte er.
NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg will im Juni in Litauen eine Übung besuchen, an der eine Brigade aus Deutschland teilnimmt. Bei der Übung geht es um den verstärkten Schutz des baltischen Bündnis-Partners. Nach Stoltenbergs Angaben handelt es sich um das Manöver “Griffin Storm” – eine von vier in diesem Jahr geplanten großen Militärübungen der deutschen Brigade. Daran sollen nach Angaben des litauischen Miltärs voraussichtlich etwa 800 bis 900 Soldaten teilnehmen.
Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 hatte die NATO einen verstärkten Schutz an der Ostflanke beschlossen. Deutschland soll dabei eine Kampftruppen-Brigade mit 3000 bis 5000 Soldaten für Litauen führen. Der größte Teil der Truppen wird in Deutschland bereitgehalten.
se/wa/AR/ie (rtr, dpa, afp)
Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus den Kampfgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
Das Wichtigste in Kürze:
Fliegeralarm und Explosionen
In der ganzen Ukraine wurde nachts Fliegeralarm ausgelöst. Dies berichtet die Nachrichtenagentur Interfax Ukraine. Zudem seien Explosionen in weit voneinander entfernten Regionen wie Dnipro, Krementschuk und Poltava in der Zentralukraine sowie in Mikolajiw im Süden verzeichnet worden. Der Bürgermeister von Dnipro spricht von mindestens zwei Todesopfern, eine Frau und ein Kleinkind. Im Internet gebe es zudem Berichte über Explosionen in und um die Hauptstadt Kiew und über nicht identifizierte Flugobjekte, die sich Richtung Westen bewegten, hieß es weiter.
In der Hauptstadt Kiew hat die Stadtverwaltung die Bewohner aufgerufen, Schutz zu suchen und nicht auf die Straßen zu gehen. Die Luftabwehr sei aktiviert worden und habe elf Marschflugkörper zerstört, hieß es. Auch aus der zentralukrainischen Stadt Uman wurde ein Raketenangriff gemeldet.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach von einer “Nacht des Terrors”. Zehn Wohngebäude seien in Uman getroffen worden. Ein Wohnblock sei zerstört. “Stand jetzt: sieben Tote, es gibt Verletzte”, so Selenskyj.
Schwere Gefechte um Bachmut
Während des Winters hatten die russischen Streitkräfte regelmäßig die Städte und die Infrastruktur der Ukraine bombardiert. Zuletzt wurden diese Angriffe etwas seltener. Hauptschauplatz der Kämpfe ist der Donbass mit seinen Industrieregionen im Osten der Ukraine und vor allem die Stadt Bachmut.
Selenskyj bemüht sich um Rückkehr verschleppter Kinder
Russische Streitkräfte versuchen nach Angaben des ukrainischen Militärs, wichtige Nachschubwege und Kommunikationswege in die umkämpfte ostukrainische Stadt Bachmut zu unterbrechen. Der Sprecher der ukrainischen Streitkräfte im Osten, Serhi Tscherevatji, sagte im Fernsehen, rund um Bachmut habe es in den letzten 24 Stunden dreizehn Gefechte gegeben. Die ukrainischen Truppen hätten mit ständigen Gegenangriffen dafür sorgen können, dass Nachschub geliefert und Verwundete evakuiert werden konnten.
Das russische Verteidigungsministerium meldete Erfolge gegen ukrainische Stellungen in verschiedenen Sektoren. Die Angaben beider Seiten konnten nicht überprüft werden.
Mehr als 14 Monate nach Beginn des russischen Angriffskriegs hat der ukrainische Präsident Selenskyj die Rückkehr aller verschleppten Kinder und Strafen für die Täter gefordert. “Die Deportation ukrainischer Kinder ist eines der komplett vorsätzlichen Elemente von Russlands Versuch, die Identität unseres Volkes auszulöschen und das Wesen der Ukrainer auszulöschen”, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache.
Russland verweigert inhaftiertem US-Reporter konsularischen Besuch
Dieses Verbrechen müsse sowohl politisch als auch juristisch als Völkermord eingestuft werden, verlangte der ukrainische Staatschef. Das sei auch wichtig, um anderen potenziellen Täter-Staaten zu signalisieren: “Es wird Strafen für Völkermord geben.” An der Rückkehr der verschwundenen Kinder werde weiter gearbeitet, versicherte Selenskyj.
Seit Beginn des russischen Angriffskrieges wirft die Ukraine dem Kreml in Moskau vor, ukrainische Kinder zu deportieren. Selenskyj sprach nun von insgesamt fast 20.000 verschleppten Minderjährigen. Russland bestreitet dies und spricht von Evakuierungen.
Stoltenberg will Übung deutscher Brigade in Litauen besuchen
Im März erließ der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag Haftbefehl gegen Kremlchef Wladimir Putin und dessen Kinderrechtsbeauftragte Maria Lwowa-Belowa. Die Ermittler machen beide für Kriegsverbrechen verantwortlich – darunter die Verschleppung von Kindern aus besetzten ukrainischen Gebieten.
Die russischen Behörden haben dem inhaftierten US-Korrespondenten Evan Gershkovich einen anstehenden Besuch des US-Konsulats verweigert, nachdem die USA mehreren russischen Journalisten für eine geplante Reise zum UN-Sicherheitsrat nach New York kein Visum ausgestellt hatten. Russland hat im April turnusgemäß den Vorsitz des UN-Sicherheitsrates inne. “Wir haben die US-Botschaft informiert, dass die Anfrage für einen konsularischen Besuch am 11. Mai (…) abgelehnt wurde”, teilte das russische Außenministerium mit. “Weitere mögliche Vergeltungsmaßnahmen” würden erarbeitet und der US-Seite mitgeteilt, hieß es.
Gershkovich war im März im Ural festgenommen worden. Russland wirft ihm Spionage vor, was dieser und die US-Regierung energisch zurückweisen. Die US-Botschafterin in Russland, Lynne Tracy, besuchte den Reporter des “Wall Street Journal” am 17. April zum ersten Mal in der Haftanstalt in Moskau.
Der russische Außenminister Sergej Lawrow hatte die USA für die verweigerte Einreise der russischen Journalisten scharf kritisiert. “Wir werden nicht vergessen, wir werden nicht verzeihen”, sagte er.
NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg will im Juni in Litauen eine Übung besuchen, an der eine Brigade aus Deutschland teilnimmt. Bei der Übung geht es um den verstärkten Schutz des baltischen Bündnis-Partners. Nach Stoltenbergs Angaben handelt es sich um das Manöver “Griffin Storm” – eine von vier in diesem Jahr geplanten großen Militärübungen der deutschen Brigade. Daran sollen nach Angaben des litauischen Miltärs voraussichtlich etwa 800 bis 900 Soldaten teilnehmen.
Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 hatte die NATO einen verstärkten Schutz an der Ostflanke beschlossen. Deutschland soll dabei eine Kampftruppen-Brigade mit 3000 bis 5000 Soldaten für Litauen führen. Der größte Teil der Truppen wird in Deutschland bereitgehalten.
se/wa/AR/ie (rtr, dpa, afp)
Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus den Kampfgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.