Eurovision Song Contest 2023: Ein Ausblick
Die ESC-Woche beginnt und nun wird es für die 37 Teilnehmerländer spannend in Liverpool. Die erste große Entscheidung findet am Dienstag mit der ersten Halbfinal-Runde statt.
Die ukrainische Band “Kalush Orchestra” hatte den Eurovision Song Contest 2022 mit dem Titel “Stefania” gewonnen. Getreu der alten ESC-Tradition wäre der diesjährige Wettbewerb in der Ukraine ausgetragen worden. Durch den russischen Angriffskrieg auf das Land ist an eine solche Veranstaltung nicht zu denken. Also hat sich das zweitplatzierte Großbritannien (Sam Ryder mit “Space Man”) bereit erklärt, den Musikwettbewerb für die Ukraine auszutragen.
König Charles – der sich als ESC-Fan outete – und Gemahlin Camilla haben im April symbolisch das Licht in der Liverpooler M&S Bank Arena angeschaltet (Titelbild) und gaben damit den Blick auf die diesjährige ESC-Bühne frei. Das Motto “United By Music” (Vereint durch Musik) soll vor allem durch die Farben der Ukraine und des Vereinigten Königreichs wiedergegeben werden. Laut Bühnendesigner Julio Himede lässt sich die Architektur “von einer breiten Umarmung inspirieren und öffnet ihre Arme für die Ukraine, die Darsteller der Show und Gäste aus der ganzen Welt”.
Die ukrainische Band “Kalush Orchestra” hatte den Eurovision Song Contest 2022 mit dem Titel “Stefania” gewonnen. Getreu der alten ESC-Tradition wäre der diesjährige Wettbewerb in der Ukraine ausgetragen worden. Durch den russischen Angriffskrieg auf das Land ist an eine solche Veranstaltung nicht zu denken. Also hat sich das zweitplatzierte Großbritannien (Sam Ryder mit “Space Man”) bereit erklärt, den Musikwettbewerb für die Ukraine auszutragen.
Liverpool hat Popmusikgeschichte geschrieben: Die Stadt im Nordwesten Großbritanniens ist die Heimat der Beatles. Hier führte Brian Epstein, der spätere Beatles-Manager, seinen Plattenladen und hatte die Fab Four im legendären Cavern Club entdeckt. Bei aller Freude über den geschichtsträchtigen Ort: Die Preise für Hotels und Eintrittskarten sind in astronomische Höhen geklettert, nachdem bekannt wurde, dass Liverpool Austragungsort sein würde.
Astronomische Hotel- und Ticketpreise
Eine Übernachtung in der ESC-Woche sollte über 2000 Euro kosten. Von “Preisabzocke” ist die Rede. Unzählige Fans, die sonst treu mitreisen und auch bereit sind, erhöhte Hotelpreise zu bezahlen, bleiben in diesem Jahr zu Hause. Eine Sprecherin des Wettanbieters “BonusCodeBets” sagte der Zeitung “Liverpool Echo”: “Wir sehen immer einen Anstieg der Übernachtungspreise bei Großveranstaltungen, aber die Eurovisionspreise sind beispiellos. Das zeigt natürlich auch, wie populär der ESC und wie treu seine Fangemeinde auf der ganzen Welt ist.”
Auch die Ticketpreise sind nicht gerade ein Schnäppchen. Während die Karten für verschiedene Proben ab 34 Euro zu haben sind, musste man fürs – komplett ausverkaufte – Finale am Samstag (13.5.) bis zu 427 Euro bezahlen. Wer es ganz besonders haben wollte, konnte sich für das Grand Final zu zwölft eine “Suite” teilen. Für 51.000 Euro – 4.260 pro Person – gab es einen extra VIP-Bereich mit Champagner, Schnittchen und Büffet.
Geflüchtete aus der Ukraine können gegen eine Gebühr von etwa 20 Euro Tickets für die ESC-Veranstaltungen kaufen. Das britische Ministerium für Kultur, Medien und Sport hat 3.000 dieser Tickets gesponsert. Dies bedeute, so die britische Kulturministerin Lucy Frazer, “dass Tausende von Tickets für Kriegsvertriebene angeboten werden, damit sie an einer Show teilnehmen können, die ihre Heimat, ihre Kultur und ihre Musik ehrt”.
Die Liverpooler Bürgermeisterin Joanne Anderson zeigte sich sehr erfreut über die Nachricht, dass Vertriebene aus der Ukraine die Möglichkeit erhalten, im Mai in die Stadt zu kommen: “Das ist schließlich ihre Eurovision.”
Die 37 Teilnehmerländer haben in landesweiten Vorentscheiden ermittelt, welchen Act sie nach Liverpool schicken werden. Die bekanntesten Wettbewerbe richten Italien mit dem San Remo Festival aus und die Schweden mit dem Melodifestivalen. Die Skandinavier haben sich für eine alte Bekannte entschieden: Die Siegerin des ESC 2012, Loreen, darf erneut antreten und wird mit der düsteren Elektropop-Nummer “Tattoo” als Favoritin gehandelt – bei den Fans und in den Wettbüros.
Das ist nicht überraschend: Schweden sorgt seit jeher für erfolgreiche Titel beim ESC – hier scheint man am besten zu wissen, wie der Mechanismus eines guten Titels funktioniert, und so zeichnen für Loreens Beitrag auch wieder die Erfolgskomponisten verantwortlich, die 2012 Loreens Siegertitel geschrieben haben.
Auch Finnland hat einen vielversprechenden Kandidaten: Käärijä startet mit einer krachenden Mischung aus Techno, Metal und Synthiepop und rappt dabei auf Finnisch. Sein Song “Cha Cha Cha” soll eine Hommage an Rammstein sein, sagt er – und mit viel Wohlwollen nimmt dies auch der Zuhörer wahr.
Das österreichische Duo Teya & Salena polarisiert mit ihrem irrwitzigen “Who The Hell Is Edgar” – es geht um den Schriftsteller Edgar Allan Poe, was im Refrain auch deutlich zu hören ist: “Poe, Poe, PopopoPoe”.
Der ukrainische Beitrag (Tvorchi – Heart Of Steel) steht im Vorfeld des ESC ebenfalls hoch in der Gunst der Fans, ebenso wie der französische (La Zarra – Évidemment). Die Buchmacher sehen sie auf Platz drei und vier, vor Spanien und Norwegen.
Deutschland steht mit der Metalband Lord Of The Lost und dem Song “Blood & Glitter” zurzeit im Mittelfeld – zumindest bei den Wetten. Das Publikum sieht den Beitrag eher ziemlich weit hinten. Dabei sticht diese Band unter den deutschen Teilnehmerinnen und Teilnehmern der letzten Jahre hervor: Erstens machen sie keine Popmusik und zweitens stecken sie schon lange mittendrin in ihrer Karriere.
In diesem Jahr touren sie zum wiederholten Mal mit Iron Maiden, sind regelmäßiger Gast auf dem Wacken Open Air, das sich selbst das “größte Metalfestival der Welt” nennt, aber auch auf dem berühmten Gothic-Festival “M’era Luna” und vielen anderen Blockbusterfestivals. Die ESC-Teilnahme wird ihnen – selbst wenn sie wieder auf den letzten Plätzen landen – nicht schaden, im Gegenteil: Der Eurovision Song Contest hat ihrer Popularität noch einen Schub gegeben.
Die ersten 15 Teilnehmerländer treten am Dienstag, dem 9. Mai im ersten Semifinale gegeneinander an. Am Donnerstag folgt das zweite Halbfinale – dann werden sich auch Lord Of The Lost sowie die Acts aus den anderen “Big Five”-Ländern, also England, Frankreich, Italien und Spanien, vorstellen. Diese fünf Länder sind fürs Finale gesetzt, da sie als klassische ESC-Länder für die größten Zuschauerzahlen sorgen und traditionell am meisten Geld zum ESC beisteuern.
Die ukrainische Band “Kalush Orchestra” hatte den Eurovision Song Contest 2022 mit dem Titel “Stefania” gewonnen. Getreu der alten ESC-Tradition wäre der diesjährige Wettbewerb in der Ukraine ausgetragen worden. Durch den russischen Angriffskrieg auf das Land ist an eine solche Veranstaltung nicht zu denken. Also hat sich das zweitplatzierte Großbritannien (Sam Ryder mit “Space Man”) bereit erklärt, den Musikwettbewerb für die Ukraine auszutragen.
König Charles – der sich als ESC-Fan outete – und Gemahlin Camilla haben im April symbolisch das Licht in der Liverpooler M&S Bank Arena angeschaltet (Titelbild) und gaben damit den Blick auf die diesjährige ESC-Bühne frei. Das Motto “United By Music” (Vereint durch Musik) soll vor allem durch die Farben der Ukraine und des Vereinigten Königreichs wiedergegeben werden. Laut Bühnendesigner Julio Himede lässt sich die Architektur “von einer breiten Umarmung inspirieren und öffnet ihre Arme für die Ukraine, die Darsteller der Show und Gäste aus der ganzen Welt”.
Astronomische Hotel- und Ticketpreise
Liverpool hat Popmusikgeschichte geschrieben: Die Stadt im Nordwesten Großbritanniens ist die Heimat der Beatles. Hier führte Brian Epstein, der spätere Beatles-Manager, seinen Plattenladen und hatte die Fab Four im legendären Cavern Club entdeckt. Bei aller Freude über den geschichtsträchtigen Ort: Die Preise für Hotels und Eintrittskarten sind in astronomische Höhen geklettert, nachdem bekannt wurde, dass Liverpool Austragungsort sein würde.
Eine Übernachtung in der ESC-Woche sollte über 2000 Euro kosten. Von “Preisabzocke” ist die Rede. Unzählige Fans, die sonst treu mitreisen und auch bereit sind, erhöhte Hotelpreise zu bezahlen, bleiben in diesem Jahr zu Hause. Eine Sprecherin des Wettanbieters “BonusCodeBets” sagte der Zeitung “Liverpool Echo”: “Wir sehen immer einen Anstieg der Übernachtungspreise bei Großveranstaltungen, aber die Eurovisionspreise sind beispiellos. Das zeigt natürlich auch, wie populär der ESC und wie treu seine Fangemeinde auf der ganzen Welt ist.”
Auch die Ticketpreise sind nicht gerade ein Schnäppchen. Während die Karten für verschiedene Proben ab 34 Euro zu haben sind, musste man fürs – komplett ausverkaufte – Finale am Samstag (13.5.) bis zu 427 Euro bezahlen. Wer es ganz besonders haben wollte, konnte sich für das Grand Final zu zwölft eine “Suite” teilen. Für 51.000 Euro – 4.260 pro Person – gab es einen extra VIP-Bereich mit Champagner, Schnittchen und Büffet.
Geflüchtete aus der Ukraine können gegen eine Gebühr von etwa 20 Euro Tickets für die ESC-Veranstaltungen kaufen. Das britische Ministerium für Kultur, Medien und Sport hat 3.000 dieser Tickets gesponsert. Dies bedeute, so die britische Kulturministerin Lucy Frazer, “dass Tausende von Tickets für Kriegsvertriebene angeboten werden, damit sie an einer Show teilnehmen können, die ihre Heimat, ihre Kultur und ihre Musik ehrt”.
Extra-Tickets für ukrainische Geflüchtete
Die Liverpooler Bürgermeisterin Joanne Anderson zeigte sich sehr erfreut über die Nachricht, dass Vertriebene aus der Ukraine die Möglichkeit erhalten, im Mai in die Stadt zu kommen: “Das ist schließlich ihre Eurovision.”
Schweden ist Favorit
Die 37 Teilnehmerländer haben in landesweiten Vorentscheiden ermittelt, welchen Act sie nach Liverpool schicken werden. Die bekanntesten Wettbewerbe richten Italien mit dem San Remo Festival aus und die Schweden mit dem Melodifestivalen. Die Skandinavier haben sich für eine alte Bekannte entschieden: Die Siegerin des ESC 2012, Loreen, darf erneut antreten und wird mit der düsteren Elektropop-Nummer “Tattoo” als Favoritin gehandelt – bei den Fans und in den Wettbüros.
Das ist nicht überraschend: Schweden sorgt seit jeher für erfolgreiche Titel beim ESC – hier scheint man am besten zu wissen, wie der Mechanismus eines guten Titels funktioniert, und so zeichnen für Loreens Beitrag auch wieder die Erfolgskomponisten verantwortlich, die 2012 Loreens Siegertitel geschrieben haben.
Auch Finnland hat einen vielversprechenden Kandidaten: Käärijä startet mit einer krachenden Mischung aus Techno, Metal und Synthiepop und rappt dabei auf Finnisch. Sein Song “Cha Cha Cha” soll eine Hommage an Rammstein sein, sagt er – und mit viel Wohlwollen nimmt dies auch der Zuhörer wahr.
Gute Chancen auch für Finnland und Ukraine
Das österreichische Duo Teya & Salena polarisiert mit ihrem irrwitzigen “Who The Hell Is Edgar” – es geht um den Schriftsteller Edgar Allan Poe, was im Refrain auch deutlich zu hören ist: “Poe, Poe, PopopoPoe”.
Der ukrainische Beitrag (Tvorchi – Heart Of Steel) steht im Vorfeld des ESC ebenfalls hoch in der Gunst der Fans, ebenso wie der französische (La Zarra – Évidemment). Die Buchmacher sehen sie auf Platz drei und vier, vor Spanien und Norwegen.
Lord Of The Lost längst gut im Geschäft
Deutschland steht mit der Metalband Lord Of The Lost und dem Song “Blood & Glitter” zurzeit im Mittelfeld – zumindest bei den Wetten. Das Publikum sieht den Beitrag eher ziemlich weit hinten. Dabei sticht diese Band unter den deutschen Teilnehmerinnen und Teilnehmern der letzten Jahre hervor: Erstens machen sie keine Popmusik und zweitens stecken sie schon lange mittendrin in ihrer Karriere.
In diesem Jahr touren sie zum wiederholten Mal mit Iron Maiden, sind regelmäßiger Gast auf dem Wacken Open Air, das sich selbst das “größte Metalfestival der Welt” nennt, aber auch auf dem berühmten Gothic-Festival “M’era Luna” und vielen anderen Blockbusterfestivals. Die ESC-Teilnahme wird ihnen – selbst wenn sie wieder auf den letzten Plätzen landen – nicht schaden, im Gegenteil: Der Eurovision Song Contest hat ihrer Popularität noch einen Schub gegeben.
Die ersten 15 Teilnehmerländer treten am Dienstag, dem 9. Mai im ersten Semifinale gegeneinander an. Am Donnerstag folgt das zweite Halbfinale – dann werden sich auch Lord Of The Lost sowie die Acts aus den anderen “Big Five”-Ländern, also England, Frankreich, Italien und Spanien, vorstellen. Diese fünf Länder sind fürs Finale gesetzt, da sie als klassische ESC-Länder für die größten Zuschauerzahlen sorgen und traditionell am meisten Geld zum ESC beisteuern.