Mehrgenerationenwohnen – gelebte Diversität
Alt und Jung unter einem Dach – das gibt es immer seltener. Eine Alternative ist das Mehrgenerationenwohnen. Getreu dem Motto: Gemeinsam ist man weniger einsam.
Das gemeinsame Frühstück gehört zum täglichen Ritual. Wer kann, kommt um 9 Uhr runter in den hellen Gemeinschaftsraum in Parterre. Nicht immer sind alle elf Mitglieder des Vereins “Wohnen in Gemeinschaft Mendelstraße e.V.” dabei. Aber die meisten. “Hier habe ich immer jemanden, mit dem ich sprechen kann”, sagt Heidemarie Mehlau. “Wir leben zusammen bei aller Unterschiedlichkeit.” Und das sei ein gutes Gefühl, sagt die 80-jährige alleinlebende Frau. Vor allem, wenn man Hilfe brauche oder krank sei, sei es ein gutes Gefühl, eine Gemeinschaft hinter sich zu haben.
Waltraud (71) sagt es so: “Hier zu leben, ist der Sechser im Lotto.” Sie genoss lange Zeit das ruhige Leben auf dem Dorf, wollte dann aber eine Veränderung. Hier, in Berlin-Pankow, sei es in dem Wohnprojekt in gewisser Weise wie auf dem Dorf: “Man hilft und kümmert sich um die anderen, tauscht sich über Alltäglichkeiten aus”, ergänzt Waltraud, die ihren Nachnahmen nicht in einem Artikel lesen möchte.
Das gemeinsame Frühstück gehört zum täglichen Ritual. Wer kann, kommt um 9 Uhr runter in den hellen Gemeinschaftsraum in Parterre. Nicht immer sind alle elf Mitglieder des Vereins “Wohnen in Gemeinschaft Mendelstraße e.V.” dabei. Aber die meisten. “Hier habe ich immer jemanden, mit dem ich sprechen kann”, sagt Heidemarie Mehlau. “Wir leben zusammen bei aller Unterschiedlichkeit.” Und das sei ein gutes Gefühl, sagt die 80-jährige alleinlebende Frau. Vor allem, wenn man Hilfe brauche oder krank sei, sei es ein gutes Gefühl, eine Gemeinschaft hinter sich zu haben.
Die elf Mitglieder des Vereins sind zwischen 13 und 90 Jahre alt. Gelebte Diversität und ein gemeinsames Anliegen: Sie wollen nicht allein und anonym leben. In einem großen, modernen Neubaukomplex mit insgesamt 351 Wohnungen haben sie ihr Gemeinschaftshaus. Eine kleine Insel in einem Großprojekt. Jedes Mitglied unterhält seine eigene, abgeschlossene Mietwohnung. Die Größe variiert von 43 bis 100 Quadratmeter, doch jede ist weitestgehend barrierefrei ausgestattet. Zusammen finanziert der Verein den Gemeinschaftsraum mit Fernseh- und Kochnische, in dem auch das morgendliche Frühstücksritual stattfindet. Eine Art Wohngemeinschaft mit viel Privatsphäre.
Mehrgenerationenwohnen – Modell für schnell alternde Industriegesellschaften?
Cornelia Apel ist so etwas wie die Initiatorin des Projektes. Die 65-Jährige hatte sich schon vor über zehn Jahren für das Projekt engagiert. Einen Bauträger zu finden, der ein Mehrgenerationen-Wohnprojekt unterstützen wollte, sei aber sehr schwierig gewesen, berichtet Apel. “Ich habe alle möglichen Genossenschaften und andere Bauträger kontaktiert. Oft haben die erst gar nicht geantwortet.” Auch in Deutschland ist generationenübergreifendes Wohnen noch die große Ausnahme. Anfang 2014 kam es dann aber zu einem Kooperationsvertrag mit der Berliner Wohnungsbaugesellschaft “Gesobau”. In den Neubaukomplex konnten die Vereinsmitglieder Anfang 2019 einziehen. Damals seien sie noch 13 Engagierte gewesen, die ein neues Zuhause in der Gemeinschaft gesucht und gefunden hatten. Zwei Vereinsmitglieder seien mittlerweile verstorben, erklärt die pensionierte Pflegeberaterin Apel, die damals mit ihrem Ehemann eingezogen war, der nicht mehr lebt. “Ich wollte nicht vereinsamen”, gibt die Rentnerin als ihr Hauptmotiv an, sich zu engagieren und einzuziehen.
Mehrgenerationenwohnen hat viele Vorteile. Die Bewohner bleiben weiterhin unabhängig. Für sie ergeben sich in der Gemeinschaft und durch die Gemeinschaft neue Kontaktmöglichkeiten. Die Diversität der Lebenserfahrungen, Ausbildungen, Hobbies und Berufe der Gemeinschaftswohnenden ist für alle anregend. Das erlebt auch Heidemarie Mehlau so. “Es immer jemand da, mit dem man reden und sich austauschen kann.” Streit gehöre auch dazu. Den gebe es aber meistens nur bei den Mitgliederversammlungen, wenn es um Technisches gehe. Ein weiterer Vorteil des Mehrgenerationenwohnens: Berufstätige Eltern können in der Kinderbetreuung entlastet werden. Das Wohnen in Mehrgenerationenhäusern ist kostengünstiger als die Unterbringung in einer Pflegeeinrichtung.
Ingrid Meyer-Riegel war von Anfang an dabei. Die 86-Jährige hat seitdem “keine Angst mehr, allein zu sein”. Sie hält Mehrgenerationen-Wohnprojekte für zukunftsweisend. “Zu viele Alte sind doch vereinsamt in einer Gesellschaft mit immer mehr Singles und älteren Menschen.”
Und dieser Trend gilt weltweit; vor allem für hochentwickelte Industriegesellschaften wie Deutschland. Der Anteil von 65-Jährigen gemessen an der Gesamtbevölkerung steigt rasant. In Deutschland beträgt der Anteil von Menschen, die über 65 Jahre alt sind, nach Angaben der Statistikbehörde “eurostat” 21,8 Prozent. In Italien liegt dieser Anteil im EU-Vergleich am höchsten: 23,3 Prozent. Japan ist Spitzenreiter. Dort beträgt der Anteil der über 65-Jährigen bereits 29,1 Prozent.
Mit zunehmendem Alter, das zeigen zahlreiche Untersuchungen, nimmt das Gefühl zu, sich einsam zu fühlen. Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa aus dem Jahr 2021 kommt zu dem Ergebnis, das sich bei Menschen über 75 Jahre jeder fünfte zeitweise einsam fühlt. Bei über 80-Jährigen besteht das Risiko sozialer Isolation.
Für Joachim Wirtz war deshalb schon lange klar, dass er in ein Gemeinschaftswohnprojekt wollte. Es sei das “Glückslos” für ihn, sagt der 74-Jährige, der sich ein anderes Leben als in einer diversen Gemeinschaft gar nicht vorstellen konnte. Seit seiner Jugend hatte er immer wieder in Wohngemeinschaften gelebt. Spannend und belebend sei für ihn auch der Austausch mit den beiden jüngsten Mitgliedern der Gemeinschaft, die 13 und 22 Jahre alt sind. Da komme man auch ins Gespräch über solche Themen wie Klimaschutz. “Also, mich kriegt hier keiner mehr raus”, resümiert Joachim Wirtz.
Das gemeinsame Frühstück gehört zum täglichen Ritual. Wer kann, kommt um 9 Uhr runter in den hellen Gemeinschaftsraum in Parterre. Nicht immer sind alle elf Mitglieder des Vereins “Wohnen in Gemeinschaft Mendelstraße e.V.” dabei. Aber die meisten. “Hier habe ich immer jemanden, mit dem ich sprechen kann”, sagt Heidemarie Mehlau. “Wir leben zusammen bei aller Unterschiedlichkeit.” Und das sei ein gutes Gefühl, sagt die 80-jährige alleinlebende Frau. Vor allem, wenn man Hilfe brauche oder krank sei, sei es ein gutes Gefühl, eine Gemeinschaft hinter sich zu haben.
Waltraud (71) sagt es so: “Hier zu leben, ist der Sechser im Lotto.” Sie genoss lange Zeit das ruhige Leben auf dem Dorf, wollte dann aber eine Veränderung. Hier, in Berlin-Pankow, sei es in dem Wohnprojekt in gewisser Weise wie auf dem Dorf: “Man hilft und kümmert sich um die anderen, tauscht sich über Alltäglichkeiten aus”, ergänzt Waltraud, die ihren Nachnahmen nicht in einem Artikel lesen möchte.
Mehrgenerationenwohnen – Modell für schnell alternde Industriegesellschaften?
Die elf Mitglieder des Vereins sind zwischen 13 und 90 Jahre alt. Gelebte Diversität und ein gemeinsames Anliegen: Sie wollen nicht allein und anonym leben. In einem großen, modernen Neubaukomplex mit insgesamt 351 Wohnungen haben sie ihr Gemeinschaftshaus. Eine kleine Insel in einem Großprojekt. Jedes Mitglied unterhält seine eigene, abgeschlossene Mietwohnung. Die Größe variiert von 43 bis 100 Quadratmeter, doch jede ist weitestgehend barrierefrei ausgestattet. Zusammen finanziert der Verein den Gemeinschaftsraum mit Fernseh- und Kochnische, in dem auch das morgendliche Frühstücksritual stattfindet. Eine Art Wohngemeinschaft mit viel Privatsphäre.
Cornelia Apel ist so etwas wie die Initiatorin des Projektes. Die 65-Jährige hatte sich schon vor über zehn Jahren für das Projekt engagiert. Einen Bauträger zu finden, der ein Mehrgenerationen-Wohnprojekt unterstützen wollte, sei aber sehr schwierig gewesen, berichtet Apel. “Ich habe alle möglichen Genossenschaften und andere Bauträger kontaktiert. Oft haben die erst gar nicht geantwortet.” Auch in Deutschland ist generationenübergreifendes Wohnen noch die große Ausnahme. Anfang 2014 kam es dann aber zu einem Kooperationsvertrag mit der Berliner Wohnungsbaugesellschaft “Gesobau”. In den Neubaukomplex konnten die Vereinsmitglieder Anfang 2019 einziehen. Damals seien sie noch 13 Engagierte gewesen, die ein neues Zuhause in der Gemeinschaft gesucht und gefunden hatten. Zwei Vereinsmitglieder seien mittlerweile verstorben, erklärt die pensionierte Pflegeberaterin Apel, die damals mit ihrem Ehemann eingezogen war, der nicht mehr lebt. “Ich wollte nicht vereinsamen”, gibt die Rentnerin als ihr Hauptmotiv an, sich zu engagieren und einzuziehen.
Mehrgenerationenwohnen hat viele Vorteile. Die Bewohner bleiben weiterhin unabhängig. Für sie ergeben sich in der Gemeinschaft und durch die Gemeinschaft neue Kontaktmöglichkeiten. Die Diversität der Lebenserfahrungen, Ausbildungen, Hobbies und Berufe der Gemeinschaftswohnenden ist für alle anregend. Das erlebt auch Heidemarie Mehlau so. “Es immer jemand da, mit dem man reden und sich austauschen kann.” Streit gehöre auch dazu. Den gebe es aber meistens nur bei den Mitgliederversammlungen, wenn es um Technisches gehe. Ein weiterer Vorteil des Mehrgenerationenwohnens: Berufstätige Eltern können in der Kinderbetreuung entlastet werden. Das Wohnen in Mehrgenerationenhäusern ist kostengünstiger als die Unterbringung in einer Pflegeeinrichtung.
Ingrid Meyer-Riegel war von Anfang an dabei. Die 86-Jährige hat seitdem “keine Angst mehr, allein zu sein”. Sie hält Mehrgenerationen-Wohnprojekte für zukunftsweisend. “Zu viele Alte sind doch vereinsamt in einer Gesellschaft mit immer mehr Singles und älteren Menschen.”
Und dieser Trend gilt weltweit; vor allem für hochentwickelte Industriegesellschaften wie Deutschland. Der Anteil von 65-Jährigen gemessen an der Gesamtbevölkerung steigt rasant. In Deutschland beträgt der Anteil von Menschen, die über 65 Jahre alt sind, nach Angaben der Statistikbehörde “eurostat” 21,8 Prozent. In Italien liegt dieser Anteil im EU-Vergleich am höchsten: 23,3 Prozent. Japan ist Spitzenreiter. Dort beträgt der Anteil der über 65-Jährigen bereits 29,1 Prozent.
Mit zunehmendem Alter, das zeigen zahlreiche Untersuchungen, nimmt das Gefühl zu, sich einsam zu fühlen. Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa aus dem Jahr 2021 kommt zu dem Ergebnis, das sich bei Menschen über 75 Jahre jeder fünfte zeitweise einsam fühlt. Bei über 80-Jährigen besteht das Risiko sozialer Isolation.
Für Joachim Wirtz war deshalb schon lange klar, dass er in ein Gemeinschaftswohnprojekt wollte. Es sei das “Glückslos” für ihn, sagt der 74-Jährige, der sich ein anderes Leben als in einer diversen Gemeinschaft gar nicht vorstellen konnte. Seit seiner Jugend hatte er immer wieder in Wohngemeinschaften gelebt. Spannend und belebend sei für ihn auch der Austausch mit den beiden jüngsten Mitgliedern der Gemeinschaft, die 13 und 22 Jahre alt sind. Da komme man auch ins Gespräch über solche Themen wie Klimaschutz. “Also, mich kriegt hier keiner mehr raus”, resümiert Joachim Wirtz.