Kultur

“Das Boot”-Regisseur Wolfgang Petersen gestorben

Er begann als innovativer deutscher TV-Regisseur, dann inszenierte er “Das Boot” und machte in Hollywood Karriere. Nun ist Wolfgang Petersen im Alter von 81 Jahren gestorben.

Begonnen hatte alles beim Fernsehen. Dort hat der am 14. März 1941 in Emden geborene Petersen sein Handwerk gelernt. Zuvor gehörte er zu den ersten Absolventen der deutschen Film- und Fernsehhochschule in Berlin, beim Theater lernte er hinzu und auch als Schauspieler ist er ausgebildet. Fürs Fernsehen drehte er fleißig solide Unterhaltung, einige Folgen für den damals noch neuen “Tatort”, aber auch engagierte Filme zu gesellschaftlich relevanten Themen. In Erinnerung vor allem bleiben seine Beiträge zum Umweltschutz in “Smog” (1972/73) und zur Homosexualität in “Die Konsequenz” (1977).

Irgendwann fiel den Produzenten, Günter Rohrbach in erster Linie, aber auf, dass in diesem sympathischen Regisseur mehr schlummerte als nur ein solider Handwerker. Rohrbach fragte bei Petersen nach, ob dieser denn nicht Lust hätte, den voluminösen Kriegsroman“Das Boot”von Lothar-Günther Buchheim zu verfilmen. Petersen hatte Lust. Der Rest ist (Film-)Geschichte: “Das Boot” wurde ein Riesenerfolg, als Kinofilm, als mehrteilige Fernsehfassung – und schließlich auch im Ausland. Die Krönung: Der deutsche Film “Das Boot” wurde für nicht weniger als sechs Oscars nominiert.

Begonnen hatte alles beim Fernsehen. Dort hat der am 14. März 1941 in Emden geborene Petersen sein Handwerk gelernt. Zuvor gehörte er zu den ersten Absolventen der deutschen Film- und Fernsehhochschule in Berlin, beim Theater lernte er hinzu und auch als Schauspieler ist er ausgebildet. Fürs Fernsehen drehte er fleißig solide Unterhaltung, einige Folgen für den damals noch neuen “Tatort”, aber auch engagierte Filme zu gesellschaftlich relevanten Themen. In Erinnerung vor allem bleiben seine Beiträge zum Umweltschutz in “Smog” (1972/73) und zur Homosexualität in “Die Konsequenz” (1977).

Nun war klar, dass Petersen die ganz großen Dinger schultern konnte, sprich: Hollywood-Filme. Zunächst drehte er noch in der Heimat den bis dato teuersten deutschen Film, die Fantasy-Saga “Die unendliche Geschichte”. Ein Jahr später entstand, schon für ein US-amerikanisches Studio, auf dem Gelände der Bavaria in München, der Science Fiction-Streifen “Enemy Mine”. Auch wenn letzterer kein großer kommerzieller Erfolg war, war doch schnell klar, dass Petersen sein Glück nun in Hollywood suchen würde.

Sprung nach Hollywood

Doch auch für den fleißigen Deutschen ging es in den Vereinigten Staaten dann erst einmal nicht so rund weiter wie erhofft. Mehrere Projekte zerschlugen sich, vier Jahre dauerte es, bis Petersen mit dem Thriller “Tod im Spiegel” seinen ersten echten Hollywoodstreifen vorlegen konnte. Der wurde zwar ein Achtungserfolg, dennoch dachte man schon, dass dieser Regisseur, wie so viele andere, nach schmerzhaften Erfahrungen in den USA wieder in die Heimat zurückkehren würde.

Doch drei Jahre später lieferte Wolfgang Petersen mit “In the Line of Fire” einen Film ab, dessen deutscher Titel “Die zweite Chance” auch eine gute Beschreibung für seinen damaligen Karriereschritt hätte abgeben können. Der Film über einen Secret-Service-Agenten in der Krise verschaffte US-Star Clint Eastwood eine Glanzrolle. Das hatte Folgen. Auch in den kommenden Filmen vertrauten sich die US-Top-Stars den Regie-Anweisungen des Deutschen an, der in der Branche einen guten Ruf als zuverlässiger Arbeiter und ausgesprochen netter Kollege hatte. Petersen drehte mit Dustin Hoffman und Harrison Ford, mit Glenn Close, George Clooney, Morgan Freeman, Brad Pitt und vielen anderen.

2006 bescherte ausgerechnet ein Film über eine Schiffskatastrophe dem Regisseur, der mit einem U-Boot-Film seine Weltkarriere gestartet hatte, ein Desaster. Seine wenig inspirierte Verfilmung des Untergangs des Passagierschiffes “Poseidon” kostete 160 Millionen Dollar, spielte das Geld aber in der Folge an den Kinokassen kaum ein. In der Kategorie “Schlechtestes Remake oder billigster Abklatsch” wurde der Film 2007 gar für eine “Goldene Himbeere” nominiert.

Wolfgang Petersen hat aus seiner USA-Begeisterung nie einen Hehl gemacht und diese auf die Befreiung durch die Alliierten 1945 zurückgeführt: “Unsere Eltern waren ziemlich demoralisiert nach all der Hitlerei, sodass diese Amerikaner, die gut genährt und lachend auf ihren Schiffen standen, wie eine Erlösung wirkten”, erklärte der Deutsche einmal. Für ihn seien die US-Amerikaner damals die “Vertreter einer schöneren Welt” gewesen, “reich, mächtig und freundlich. Das hat sich mir tief eingeprägt.” Insbesondere dem US-patriotischen Film “Air Force One” hat man viele Jahrzehnte später diese Dankbarkeit deutlich angemerkt.

Mit der Gaunerkomödie “Vier gegen die Bank” kehrte Wolfgang Petersen 2016 erstmals wieder als Regisseur nach Deutschland zurück. Den Stoff, vier abgehalfterte Herren versuchen ihren Geldbeutel mit Hilfe eines Banküberfalls aufzufüllen, hatte Petersen 40 Jahre zuvor schon einmal für das deutsche Fernsehen verfilmt. Auf die Idee, ein Kino-Remake zu produzieren, habe ihn seine Frau gebracht, sagte Wolfgang Petersen vor ein paar Jahren im DW-Interview. “Ich hatte immer Sorge, eine Komödie mit englischem Dialog zu machen – also nicht in meiner Muttersprache -, weil Dialog ja so wichtig in einer Komödie ist. Mich hat eine Komödie in Deutschland in deutscher Sprache gereizt.”

Auch sein letzter Dreh sollte ihn wieder nach Deutschland führen. Petersen arbeitete jüngst an einer Liebesgeschichte um einen KGB-Agenten und eine junge Ostdeutsche kurz vor dem Mauerbau. Grundlage war eine wahre Begebenheit. Diesen Dreh jedoch konnte Petersen nicht mehr vollenden. Wie seine Assistentin der Deutschen Presse-Agentur mitteilte, ist Wolfgang Petersen am Freitag im Alter von 81 Jahren in Los Angeles an den Folgen von Krebs gestorben – friedlich im Kreis seiner Familie in seinem Haus in Brentwood in seiner Wahlheimat USA. 

Dies ist die überarbeitete Fassung eines Porträts aus dem Jahr 2021. 

Filmstill Tod im Spiegel von Wolfgang Petersen (Foto: picture-alliance/KPA)
Deutschland Berlin Brad Pitt (l) und Wolfgang Petersen (Foto: Soeren Stache/dpa)
Filmstill Vier gegen die Bank

Begonnen hatte alles beim Fernsehen. Dort hat der am 14. März 1941 in Emden geborene Petersen sein Handwerk gelernt. Zuvor gehörte er zu den ersten Absolventen der deutschen Film- und Fernsehhochschule in Berlin, beim Theater lernte er hinzu und auch als Schauspieler ist er ausgebildet. Fürs Fernsehen drehte er fleißig solide Unterhaltung, einige Folgen für den damals noch neuen “Tatort”, aber auch engagierte Filme zu gesellschaftlich relevanten Themen. In Erinnerung vor allem bleiben seine Beiträge zum Umweltschutz in “Smog” (1972/73) und zur Homosexualität in “Die Konsequenz” (1977).

Irgendwann fiel den Produzenten, Günter Rohrbach in erster Linie, aber auf, dass in diesem sympathischen Regisseur mehr schlummerte als nur ein solider Handwerker. Rohrbach fragte bei Petersen nach, ob dieser denn nicht Lust hätte, den voluminösen Kriegsroman“Das Boot”von Lothar-Günther Buchheim zu verfilmen. Petersen hatte Lust. Der Rest ist (Film-)Geschichte: “Das Boot” wurde ein Riesenerfolg, als Kinofilm, als mehrteilige Fernsehfassung – und schließlich auch im Ausland. Die Krönung: Der deutsche Film “Das Boot” wurde für nicht weniger als sechs Oscars nominiert.

Sprung nach Hollywood

Nun war klar, dass Petersen die ganz großen Dinger schultern konnte, sprich: Hollywood-Filme. Zunächst drehte er noch in der Heimat den bis dato teuersten deutschen Film, die Fantasy-Saga “Die unendliche Geschichte”. Ein Jahr später entstand, schon für ein US-amerikanisches Studio, auf dem Gelände der Bavaria in München, der Science Fiction-Streifen “Enemy Mine”. Auch wenn letzterer kein großer kommerzieller Erfolg war, war doch schnell klar, dass Petersen sein Glück nun in Hollywood suchen würde.

Doch auch für den fleißigen Deutschen ging es in den Vereinigten Staaten dann erst einmal nicht so rund weiter wie erhofft. Mehrere Projekte zerschlugen sich, vier Jahre dauerte es, bis Petersen mit dem Thriller “Tod im Spiegel” seinen ersten echten Hollywoodstreifen vorlegen konnte. Der wurde zwar ein Achtungserfolg, dennoch dachte man schon, dass dieser Regisseur, wie so viele andere, nach schmerzhaften Erfahrungen in den USA wieder in die Heimat zurückkehren würde.

Doch drei Jahre später lieferte Wolfgang Petersen mit “In the Line of Fire” einen Film ab, dessen deutscher Titel “Die zweite Chance” auch eine gute Beschreibung für seinen damaligen Karriereschritt hätte abgeben können. Der Film über einen Secret-Service-Agenten in der Krise verschaffte US-Star Clint Eastwood eine Glanzrolle. Das hatte Folgen. Auch in den kommenden Filmen vertrauten sich die US-Top-Stars den Regie-Anweisungen des Deutschen an, der in der Branche einen guten Ruf als zuverlässiger Arbeiter und ausgesprochen netter Kollege hatte. Petersen drehte mit Dustin Hoffman und Harrison Ford, mit Glenn Close, George Clooney, Morgan Freeman, Brad Pitt und vielen anderen.

2006 bescherte ausgerechnet ein Film über eine Schiffskatastrophe dem Regisseur, der mit einem U-Boot-Film seine Weltkarriere gestartet hatte, ein Desaster. Seine wenig inspirierte Verfilmung des Untergangs des Passagierschiffes “Poseidon” kostete 160 Millionen Dollar, spielte das Geld aber in der Folge an den Kinokassen kaum ein. In der Kategorie “Schlechtestes Remake oder billigster Abklatsch” wurde der Film 2007 gar für eine “Goldene Himbeere” nominiert.

Glanzrolle für US-Star Clint Eastwood

Wolfgang Petersen hat aus seiner USA-Begeisterung nie einen Hehl gemacht und diese auf die Befreiung durch die Alliierten 1945 zurückgeführt: “Unsere Eltern waren ziemlich demoralisiert nach all der Hitlerei, sodass diese Amerikaner, die gut genährt und lachend auf ihren Schiffen standen, wie eine Erlösung wirkten”, erklärte der Deutsche einmal. Für ihn seien die US-Amerikaner damals die “Vertreter einer schöneren Welt” gewesen, “reich, mächtig und freundlich. Das hat sich mir tief eingeprägt.” Insbesondere dem US-patriotischen Film “Air Force One” hat man viele Jahrzehnte später diese Dankbarkeit deutlich angemerkt.

USA – “die schönere Welt”

Mit der Gaunerkomödie “Vier gegen die Bank” kehrte Wolfgang Petersen 2016 erstmals wieder als Regisseur nach Deutschland zurück. Den Stoff, vier abgehalfterte Herren versuchen ihren Geldbeutel mit Hilfe eines Banküberfalls aufzufüllen, hatte Petersen 40 Jahre zuvor schon einmal für das deutsche Fernsehen verfilmt. Auf die Idee, ein Kino-Remake zu produzieren, habe ihn seine Frau gebracht, sagte Wolfgang Petersen vor ein paar Jahren im DW-Interview. “Ich hatte immer Sorge, eine Komödie mit englischem Dialog zu machen – also nicht in meiner Muttersprache -, weil Dialog ja so wichtig in einer Komödie ist. Mich hat eine Komödie in Deutschland in deutscher Sprache gereizt.”

Auch sein letzter Dreh sollte ihn wieder nach Deutschland führen. Petersen arbeitete jüngst an einer Liebesgeschichte um einen KGB-Agenten und eine junge Ostdeutsche kurz vor dem Mauerbau. Grundlage war eine wahre Begebenheit. Diesen Dreh jedoch konnte Petersen nicht mehr vollenden. Wie seine Assistentin der Deutschen Presse-Agentur mitteilte, ist Wolfgang Petersen am Freitag im Alter von 81 Jahren in Los Angeles an den Folgen von Krebs gestorben – friedlich im Kreis seiner Familie in seinem Haus in Brentwood in seiner Wahlheimat USA. 

Dies ist die überarbeitete Fassung eines Porträts aus dem Jahr 2021. 

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