Sport

Amon-Ra St. Brown: “Besser als Gold”

Er ist Kalifornier, doch Amon-Ra St. Brown hält in der NFL auch die deutsche Flagge hoch. Der Profi der Detroit Lions gehört zu den besten Passempfängern der Liga – und bricht bereits Rekorde einer Legende.

Die Zahl der Journalisten, die sich am Sonntag in der Ecke der Gästekabine im Gillette Stadium von Foxborough versammelten, nahm immer mehr zu. Amon-Ra St. Brown konnte sie nicht sehen, aber sehr wohl hören. Der 24-jährige Wide Receiver der Detroit Lions saß auf einem Stuhl vor seinem Spind, mit dem Rücken zu den Besuchern und zog sich seine weißen Socken an. Als er sich schließlich umdrehte und seinen silbernen Rollkoffer griff, hatte St. Brown sofort rund 15 Mikrofone und Aufnahmegeräte vor seinem Gesicht.

Wie er sich fühle? Was er zur 0:29-Niederlage bei den New England Patriots sage? Und, natürlich: Wie fit er überhaupt gewesen sei? Fragen über Fragen, die St. Brown ganz geduldig beantwortete. Ein derart großes Interesse der Öffentlichkeit sagt einiges über den Status des jungen Wide Receivers aus, der gerade seine zweite Saison in der “National Football League” (NFL) spielt.

Die Zahl der Journalisten, die sich am Sonntag in der Ecke der Gästekabine im Gillette Stadium von Foxborough versammelten, nahm immer mehr zu. Amon-Ra St. Brown konnte sie nicht sehen, aber sehr wohl hören. Der 24-jährige Wide Receiver der Detroit Lions saß auf einem Stuhl vor seinem Spind, mit dem Rücken zu den Besuchern und zog sich seine weißen Socken an. Als er sich schließlich umdrehte und seinen silbernen Rollkoffer griff, hatte St. Brown sofort rund 15 Mikrofone und Aufnahmegeräte vor seinem Gesicht.

Doch St. Brown ist trotz seiner jungen Jahre und gerade mal 21 NFL-Spielen bereits der beste Pass-Empfänger der Lions. Er hat sich sogar schon einen Platz in den Geschichtsbüchern des 88 Jahre alten Klubs gesichert. Einem Zusammenschluss, der die Liebe und Leidenschaft seiner Fans zuverlässig mit Enttäuschungen auf eine harte Probe stellt. Seit dem letzten Titeltriumph 1957 haben die Lions nur ein Playoff-Spiel gewonnen. Sie warten seit nunmehr 31 Jahren – und somit so lange wie keine andere Mannschaft – auf einen Sieg in der Ko-Runde. Von allen Teams, die bei der Einführung des Super Bowl im Jahr 1967 schon dabei waren, haben nur die Lions noch nie das Endspiel erreicht.

Hoffnungsträger bei den Lions

In diesem Klub – der mit 1:4-Niederlagen in die Saison startete – ist dieser Amon-Ra St. Brown nun so etwas wie ein Hoffnungsträger. Er hat sich diesen Titel mit ebenso frechen wie famosen Auftritten in seiner noch jungen NFL-Karriere erarbeitet und verdient. Und er war deshalb im Lions-Lager ein großes Gesprächsthema, als er sich am 25. September bei der 24:28-Auswärtsniederlage in Minnesota am Knöchel verletzt hatte und vergangene Woche erstmals ein NFL-Spiel verpasste.

Und selbst sein Gastspiel bei den Patriots war lange fraglich. Bis  auf eine leichte Einheit am Freitag hatte St. Brown nicht trainieren können. “Die Medien wollen immer Stories schreiben, vor allem, wenn jemand verletzt ist. Und da ich mit ihnen die ganze Woche nicht gesprochen habe, wollten sie jetzt hier mit mir reden”, sagte St. Brown der DW.

Er spricht Deutsch. Zwar unüberhörbar mit amerikanischem Akzent, aber dennoch ein ziemlich gutes Deutsch für jemanden, der in Kalifornien geboren und aufgewachsen ist. Und der das Gros seiner nun fast 25 Jahre in den USA verbracht hat. Doch dieser Amon-Ra Julian Heru J St. Brown hat deutsche Wurzeln. Das wurde beim Auswärtsspiel der Detroit Lions bei den New England Patriots erstmals auch für alle sichtbar gemacht. 

Auf der Rückseite seines grauen Helms klebte nicht nur, wie üblich, die US-Flagge, sondern darunter auch ein schwarz-rot-goldener Sticker. Bereits am Abend vor dem Spiel hatte St. Brown ein Foto davon auf seinem Instagram-Kanal veröffentlicht. “Meine Mutter ist aus Deutschland, ich bin Halb-Deutscher, als Kind war ich immer in Deutschland. Es war cool für mich, die deutsche Fahne zu repräsentieren, das bedeutet mir sehr viel”, betont St. Brown. Ende September hatte die NFL bekanntgegeben, dass “mehr als 200 Akteure” an den kommenden beiden Spieltagen “Aufkleber der Nationen oder Territorien tragen werden, die ihre Staatsangehörigkeit oder ihre Herkunft repräsentieren.”  

Was typisch Deutsch an ihm sei? “Ich liebe Bratwurst und Currywurst”, antwortet St. Brown, schränkt jedoch umgehend ein: “Aber nur mit diesem speziellen Curry-Ketchup.” Und er sei “immer pünktlich.” Das habe er von seiner Mutter gelernt. Und Pünktlichkeit sei ja so ein deutsches Markenzeichen, sagt er.

Mutter Miriam ist Rheinländerin und hatte ihren heutigen Ehemann, John Brown, einen ehemaligen Bodybuilder, 1989 auf der Fitness-Messe FIBO in Köln kennengelernt. Das Ehepaar hat drei Söhne: Equamineous, Osiris und Amon-Ra. Alle wurden früh von ihrem Vater trainiert, alle wurden Footballer. Equanimeous und Amon-Ra schafften es in die NFL. Sein älterer Bruder spielt nach vier Jahren in Green Bay nun bei den Chicago Bears.

An die Heimat seiner Mutter hat St. Brown noch viele Erinnerungen. Jeden Sommer verbrachte die Familie viel Zeit in Leverkusen-Hitdorf. “Unser Opa war sehr geschickt, hat immer etwas für uns gebaut”, sagt St. Brown. Zudem wurden die Tage mit Fußball spielen, Fahrrad fahren oder herumströpern gefüllt. Seine Brüder und er hätten einfach alles gemacht. “Typische Kleinkinder eben.”

Als Teenager hatte Amon-Ra für die deutsche U19-Football-Nationalmannschaft gespielt, bei der Europameisterschaft 2015 in Dresden. Dabei war er damals gerade 15 Jahre alt. Er war kleiner und leichter als seine Mit- und Gegenspieler. Dennoch war er einer der Besten. Im Finale verlor Deutschland 22:30 gegen Österreich. Den ersten Touchdown hatte St. Brown erzielt. 

Mittlerweile trägt er den Football in die NFL-Endzonen. Und gleich in seiner ersten Lions-Saison hat St. Brown Historisches geleistet: Mit 912 Yards Raumgewinn und 90 gefangenen Pässen hat er die Rookie-Vereinsrekorde (756 Yards, 48 Receptions) von Calvin Johnson aus der Saison 2007 verbessert.

Und dieser Calvin Johnson ist nichts anderes als das Nonplusultra in Detroits Football. Eine lebende Lions-Legende – und auch ligaweit ein Star. Mit 1964 Yards Raumgewinn in einer Saison hält er bis heute einen prestigeträchtigen  NFL-Rekord. Johnson hat zwar nie den Super Bowl gewonnen, wurde aber für seine herausragenden Leistungen in seiner neunjährigen NFL-Karriere im vergangenen Jahr in die Ruhmeshalle seines Sports, die “Pro Football Hall of Fame”, aufgenommen.

Nun wäre es vermessen, St. Brown mit Johnson zu vergleichen. Dazu ist es noch viel zu früh. Dennoch könnte es gut sein, dass St. Brown auch in seinem zweiten NFL-Jahr so manch bessere  Statistik haben wird, als der Mann, der von der offiziellen Website nfl.com in der Liste der “Zehn besten Passempfänger aller Zeiten” auf Position acht geführt wird. Johnson hatte 2008 in 16 Spielen 78 Mal erfolgreich zugepackt und 1331 Yards Raumgewinn verbucht. St. Brown hat vor Saisonbeginn angekündigt, mindestens 100 Receptions und 1000-Receiving-Yards erreichen zu wollen.

Und er ist auf einem guten Weg. Nach vier Partien stehen hinter seinem Namen 27 gefangene Pässe und 271 Yards Raumgewinn. Eine beachtliche Zwischenbilanz bei noch zwölf ausstehenden Spielen. Lions-Trainer Dan Campbell hat seinen Wide Receiver mit der Rückennummer 14 als “explosiv, zäh, wettbewerbsfähig und schlau” beschrieben. Derartige “allumfassende Spieler”, so Campbell, seien “schwer zu finden”. Und dann sagt der Trainer noch einen Satz, der vielleicht etwas übertrieben klingen mag, aber prägnant zusammenfasst, für wie wertvoll sie diesen Amon-Ra St. Brown in Detroit mittlerweile ansehen. “Er ist besser als Gold.”

Bruder Osiris St. Brown (l-r), Vater John Brown, Amon-Ra St. Brown, Mutter Miriam Brown, Bruder Equanimeous St. Brown stehen gemeinsam vor einer Werbewand
Amon-Ra (l.) und sein Bruder Equanimeous St. Brown stehen am Strand

Die Zahl der Journalisten, die sich am Sonntag in der Ecke der Gästekabine im Gillette Stadium von Foxborough versammelten, nahm immer mehr zu. Amon-Ra St. Brown konnte sie nicht sehen, aber sehr wohl hören. Der 24-jährige Wide Receiver der Detroit Lions saß auf einem Stuhl vor seinem Spind, mit dem Rücken zu den Besuchern und zog sich seine weißen Socken an. Als er sich schließlich umdrehte und seinen silbernen Rollkoffer griff, hatte St. Brown sofort rund 15 Mikrofone und Aufnahmegeräte vor seinem Gesicht.

Wie er sich fühle? Was er zur 0:29-Niederlage bei den New England Patriots sage? Und, natürlich: Wie fit er überhaupt gewesen sei? Fragen über Fragen, die St. Brown ganz geduldig beantwortete. Ein derart großes Interesse der Öffentlichkeit sagt einiges über den Status des jungen Wide Receivers aus, der gerade seine zweite Saison in der “National Football League” (NFL) spielt.

Hoffnungsträger bei den Lions

Doch St. Brown ist trotz seiner jungen Jahre und gerade mal 21 NFL-Spielen bereits der beste Pass-Empfänger der Lions. Er hat sich sogar schon einen Platz in den Geschichtsbüchern des 88 Jahre alten Klubs gesichert. Einem Zusammenschluss, der die Liebe und Leidenschaft seiner Fans zuverlässig mit Enttäuschungen auf eine harte Probe stellt. Seit dem letzten Titeltriumph 1957 haben die Lions nur ein Playoff-Spiel gewonnen. Sie warten seit nunmehr 31 Jahren – und somit so lange wie keine andere Mannschaft – auf einen Sieg in der Ko-Runde. Von allen Teams, die bei der Einführung des Super Bowl im Jahr 1967 schon dabei waren, haben nur die Lions noch nie das Endspiel erreicht.

In diesem Klub – der mit 1:4-Niederlagen in die Saison startete – ist dieser Amon-Ra St. Brown nun so etwas wie ein Hoffnungsträger. Er hat sich diesen Titel mit ebenso frechen wie famosen Auftritten in seiner noch jungen NFL-Karriere erarbeitet und verdient. Und er war deshalb im Lions-Lager ein großes Gesprächsthema, als er sich am 25. September bei der 24:28-Auswärtsniederlage in Minnesota am Knöchel verletzt hatte und vergangene Woche erstmals ein NFL-Spiel verpasste.

Und selbst sein Gastspiel bei den Patriots war lange fraglich. Bis  auf eine leichte Einheit am Freitag hatte St. Brown nicht trainieren können. “Die Medien wollen immer Stories schreiben, vor allem, wenn jemand verletzt ist. Und da ich mit ihnen die ganze Woche nicht gesprochen habe, wollten sie jetzt hier mit mir reden”, sagte St. Brown der DW.

Er spricht Deutsch. Zwar unüberhörbar mit amerikanischem Akzent, aber dennoch ein ziemlich gutes Deutsch für jemanden, der in Kalifornien geboren und aufgewachsen ist. Und der das Gros seiner nun fast 25 Jahre in den USA verbracht hat. Doch dieser Amon-Ra Julian Heru J St. Brown hat deutsche Wurzeln. Das wurde beim Auswärtsspiel der Detroit Lions bei den New England Patriots erstmals auch für alle sichtbar gemacht. 

Kurz vor Spielbeginn Entwarnung

Auf der Rückseite seines grauen Helms klebte nicht nur, wie üblich, die US-Flagge, sondern darunter auch ein schwarz-rot-goldener Sticker. Bereits am Abend vor dem Spiel hatte St. Brown ein Foto davon auf seinem Instagram-Kanal veröffentlicht. “Meine Mutter ist aus Deutschland, ich bin Halb-Deutscher, als Kind war ich immer in Deutschland. Es war cool für mich, die deutsche Fahne zu repräsentieren, das bedeutet mir sehr viel”, betont St. Brown. Ende September hatte die NFL bekanntgegeben, dass “mehr als 200 Akteure” an den kommenden beiden Spieltagen “Aufkleber der Nationen oder Territorien tragen werden, die ihre Staatsangehörigkeit oder ihre Herkunft repräsentieren.”  

Deutsche Fahne auf dem Helm

Was typisch Deutsch an ihm sei? “Ich liebe Bratwurst und Currywurst”, antwortet St. Brown, schränkt jedoch umgehend ein: “Aber nur mit diesem speziellen Curry-Ketchup.” Und er sei “immer pünktlich.” Das habe er von seiner Mutter gelernt. Und Pünktlichkeit sei ja so ein deutsches Markenzeichen, sagt er.

Mutter Miriam ist Rheinländerin und hatte ihren heutigen Ehemann, John Brown, einen ehemaligen Bodybuilder, 1989 auf der Fitness-Messe FIBO in Köln kennengelernt. Das Ehepaar hat drei Söhne: Equamineous, Osiris und Amon-Ra. Alle wurden früh von ihrem Vater trainiert, alle wurden Footballer. Equanimeous und Amon-Ra schafften es in die NFL. Sein älterer Bruder spielt nach vier Jahren in Green Bay nun bei den Chicago Bears.

An die Heimat seiner Mutter hat St. Brown noch viele Erinnerungen. Jeden Sommer verbrachte die Familie viel Zeit in Leverkusen-Hitdorf. “Unser Opa war sehr geschickt, hat immer etwas für uns gebaut”, sagt St. Brown. Zudem wurden die Tage mit Fußball spielen, Fahrrad fahren oder herumströpern gefüllt. Seine Brüder und er hätten einfach alles gemacht. “Typische Kleinkinder eben.”

Älterer Bruder ebenfalls NFL-Profi

Als Teenager hatte Amon-Ra für die deutsche U19-Football-Nationalmannschaft gespielt, bei der Europameisterschaft 2015 in Dresden. Dabei war er damals gerade 15 Jahre alt. Er war kleiner und leichter als seine Mit- und Gegenspieler. Dennoch war er einer der Besten. Im Finale verlor Deutschland 22:30 gegen Österreich. Den ersten Touchdown hatte St. Brown erzielt. 

Mittlerweile trägt er den Football in die NFL-Endzonen. Und gleich in seiner ersten Lions-Saison hat St. Brown Historisches geleistet: Mit 912 Yards Raumgewinn und 90 gefangenen Pässen hat er die Rookie-Vereinsrekorde (756 Yards, 48 Receptions) von Calvin Johnson aus der Saison 2007 verbessert.

Als 15-Jähriger im U19-Nationalteam

Und dieser Calvin Johnson ist nichts anderes als das Nonplusultra in Detroits Football. Eine lebende Lions-Legende – und auch ligaweit ein Star. Mit 1964 Yards Raumgewinn in einer Saison hält er bis heute einen prestigeträchtigen  NFL-Rekord. Johnson hat zwar nie den Super Bowl gewonnen, wurde aber für seine herausragenden Leistungen in seiner neunjährigen NFL-Karriere im vergangenen Jahr in die Ruhmeshalle seines Sports, die “Pro Football Hall of Fame”, aufgenommen.

Legende Johnson auf den Fersen

Nun wäre es vermessen, St. Brown mit Johnson zu vergleichen. Dazu ist es noch viel zu früh. Dennoch könnte es gut sein, dass St. Brown auch in seinem zweiten NFL-Jahr so manch bessere  Statistik haben wird, als der Mann, der von der offiziellen Website nfl.com in der Liste der “Zehn besten Passempfänger aller Zeiten” auf Position acht geführt wird. Johnson hatte 2008 in 16 Spielen 78 Mal erfolgreich zugepackt und 1331 Yards Raumgewinn verbucht. St. Brown hat vor Saisonbeginn angekündigt, mindestens 100 Receptions und 1000-Receiving-Yards erreichen zu wollen.

Und er ist auf einem guten Weg. Nach vier Partien stehen hinter seinem Namen 27 gefangene Pässe und 271 Yards Raumgewinn. Eine beachtliche Zwischenbilanz bei noch zwölf ausstehenden Spielen. Lions-Trainer Dan Campbell hat seinen Wide Receiver mit der Rückennummer 14 als “explosiv, zäh, wettbewerbsfähig und schlau” beschrieben. Derartige “allumfassende Spieler”, so Campbell, seien “schwer zu finden”. Und dann sagt der Trainer noch einen Satz, der vielleicht etwas übertrieben klingen mag, aber prägnant zusammenfasst, für wie wertvoll sie diesen Amon-Ra St. Brown in Detroit mittlerweile ansehen. “Er ist besser als Gold.”

Nachrichten

Ähnliche Artikel

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"