Kultur

Zwischen Fernweh und Abenteuerlust – warum reisen wir?

Krisen, Krieg, Corona – nichts kann den Deutschen die Reiselust vermiesen. Was sind die Beweggründe? Was zieht die Menschen so unaufhaltsam in die Ferne?

Was ihn angetrieben hat, als er seinen nun gerade beendeten Winterurlaub im Kleinwalsertal plante, weiß Martin Lohmann genau. “Es war ein ganzes Bündel von Motiven”, sagt er. “Ich brauchte einen Ortswechsel, um dem grauen Winter in Norddeutschland zu entfliehen, um einfach mal rauszukommen, um mich in der Natur in guter Luft zu bewegen und gemeinsam mit Frau und Kindern Zeit zu verbringen.” Lohmann ist einer von mehr als 50 Millionen Deutschen, die jährlich eine Urlaubsreise unternehmen. Er ist aber auch Diplom-Psychologe und war viele Jahre lang Leiter des Instituts für Tourismus- und Bäderforschung in Nordeuropa (NIT), als der er auch für die jährliche Reiseanalyse der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen verantwortlich war. Kurz gesagt: Warum die Deutschen reisen, weiß kaum jemand so gut, wie er.

Ihren Beweggründen wohl am nächsten kommt die im Rahmen der Reiseanalyse erstellte Umfrage zu den Urlaubsmotiven der Deutschen. Die Rangliste ergibt ein eindeutiges Bild: Ganz vorne finden sich Aussagen wie “Abstand zum Alltag gewinnen”, “Spaß, Freude, Vergnügen haben”, “Sonne, Wärme, schönes Wetter haben”, “Frische Kraft sammeln, auftanken” und “Zeit füreinander haben”. Erst mit deutlichem Rückstand folgen Motive wie “Neue Eindrücke gewinnen”, “Viel erleben”, “Unterwegs sein”, “Andere Länder erleben”, “Etwas für Kultur und Bildung tun” oder gar “Aktiv Sport treiben”. Salopp gesagt: Die allermeisten Leute wollen offensichtlich am Strand in der Sonne liegen und es sich gutgehen lassen. Daran hat sich laut Lohmann in den vergangenen 50 Jahren auch nicht grundlegend etwas geändert. “Die selbstbezogenen Motive überwiegen”, sagt er. “Es geht den Leuten in erster Linie um eine Veränderung ihrer Situation.”

Was ihn angetrieben hat, als er seinen nun gerade beendeten Winterurlaub im Kleinwalsertal plante, weiß Martin Lohmann genau. “Es war ein ganzes Bündel von Motiven”, sagt er. “Ich brauchte einen Ortswechsel, um dem grauen Winter in Norddeutschland zu entfliehen, um einfach mal rauszukommen, um mich in der Natur in guter Luft zu bewegen und gemeinsam mit Frau und Kindern Zeit zu verbringen.” Lohmann ist einer von mehr als 50 Millionen Deutschen, die jährlich eine Urlaubsreise unternehmen. Er ist aber auch Diplom-Psychologe und war viele Jahre lang Leiter des Instituts für Tourismus- und Bäderforschung in Nordeuropa (NIT), als der er auch für die jährliche Reiseanalyse der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen verantwortlich war. Kurz gesagt: Warum die Deutschen reisen, weiß kaum jemand so gut, wie er.

Das sieht auch Christina Miro so, Psychologin, Reisetherapeutin und “leidenschaftliche Weltentdeckerin”. “Mich persönlich reizt das Fremde und Unbekannte”, sagt sie. Sie interessiere sich vor allem für Kultur, Sprache und Lebensweise der Menschen. “Ich finde es spannend, die Andersartigkeit der Länder zu entdecken und mehr darüber zu erfahren.” Für die allermeisten dagegen dienten Urlaubsreisen in erster Linie dazu, die gewohnte Umgebung zu verlassen und – sowohl physisch als auch mental – Abstand vom Alltag zu gewinnen. Das sei in den eigenen vier Wänden nicht so einfach, da zu Hause nun einmal viele Verpflichtungen warten. “Nach einer stressvollen Arbeitsphase sehnt man sich im Urlaub nach Entspannung und Erholung. Das wird vor allem mit Wärme, Sonne, Strand und Meer in Verbindung gebracht.”

Die meisten wollen am Strand in der Sonne liegen

Ähnlich wie bereits vorherige Krisen, hat auch die Corona-Pandemie den Deutschen ihre Reiselust nicht vermiesen können. So wie Terroranschläge oder Umweltkatastrophen die Tourismusbranche jeweils nur vorübergehend ausbremsten, so nahm das Urlaubsgeschäft auch schnell wieder Fahrt auf, nachdem die Corona-Reisebeschränkungen gefallen waren. Vielerorts lagen die Zahlen im vergangenen Jahr bereits wieder nahezu gleichauf mit dem Jahr 2019. Christina Miro wundert das nicht. “Während der Pandemie hat es an positiven Erlebnissen gefehlt”, sagt sie. Das Bedürfnis nach Freizeitaktivitäten, sozialen Kontakten und Abwechslung konnte nur begrenzt befriedigt werden, ebenso wie der Wunsch unerfüllt blieb, die gewohnte Umgebung zu verlassen und zu reisen. “Das wird nun alles nachgeholt.”

Unabhängig von den Motiven, die Menschen aufbrechen lassen, haben Reisen zweifelsohne eine bedeutende Wirkung auf Körper und Geist. “Dass so viele Menschen immer wieder reisen, muss etwas damit zu tun haben, dass es ihnen gut getan hat”, sagt Tourismusforscher Martin Lohmann. Zu den kurzfristigen Effekten gehöre die Erholung. “Diese ist allerdings meist schon nach drei oder vier Wochen wieder vorbei.” Von noch kürzerer Dauer seien die besonderen Momente des Glücks, die jedoch abgespeichert und später wieder abgerufen werden können. “Nach dem Motto: Ach, wie war der schön, dieser Sonnenuntergang!” Eher langfristig seien die Auswirkungen auf die Gesundheit, sagt Lohmann. Eine Kur etwa sei in vielen Fällen tatsächlich hilfreich. Es gibt aber auch Effekte, die ein Leben lang bleiben, etwa was das Kennenlernen einer neuen Kultur angeht. “Dieses Wissen begleitet einen für immer.”

Auch soziale Anerkennung spielt als mögliche Folge einer Urlaubsreise durchaus eine Rolle. Wer höre nicht gerne bewundernde Worte anderer über die erlebten Abenteuer? “Was, diesen Berg hast Du bestiegen?! Die Leute genießen diesen Effekt, auch wenn es vielleicht nicht der Grund ist, weshalb sie die Reise unternommen haben”, erklärt Lohmann. Das gilt auch für die Auswirkungen auf das Selbstbewusstsein, die eine im Urlaub bestandene Herausforderung haben kann. Wenn man etwa mit der Fremdsprache gut zurecht gekommen ist. Oder eine körperliche Anstrengung gemeistert hat. So wie er im Kleinwalsertal. “Wir haben dort eine ziemlich anspruchsvolle Schneeschuhwanderung unternommen”, sagt er. “Das war schon ein tolles Gefühl, sagen zu können: Klasse! Das kriege ich hin, das kann ich noch.”

Tourismusforscher Martin Lohmann
Menschen spielen mit einem Ball am Ipanema-Strand in Rio, Brasilien
Die Psychologin und Reisetherapeutin Christina Miro

Was ihn angetrieben hat, als er seinen nun gerade beendeten Winterurlaub im Kleinwalsertal plante, weiß Martin Lohmann genau. “Es war ein ganzes Bündel von Motiven”, sagt er. “Ich brauchte einen Ortswechsel, um dem grauen Winter in Norddeutschland zu entfliehen, um einfach mal rauszukommen, um mich in der Natur in guter Luft zu bewegen und gemeinsam mit Frau und Kindern Zeit zu verbringen.” Lohmann ist einer von mehr als 50 Millionen Deutschen, die jährlich eine Urlaubsreise unternehmen. Er ist aber auch Diplom-Psychologe und war viele Jahre lang Leiter des Instituts für Tourismus- und Bäderforschung in Nordeuropa (NIT), als der er auch für die jährliche Reiseanalyse der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen verantwortlich war. Kurz gesagt: Warum die Deutschen reisen, weiß kaum jemand so gut, wie er.

Ihren Beweggründen wohl am nächsten kommt die im Rahmen der Reiseanalyse erstellte Umfrage zu den Urlaubsmotiven der Deutschen. Die Rangliste ergibt ein eindeutiges Bild: Ganz vorne finden sich Aussagen wie “Abstand zum Alltag gewinnen”, “Spaß, Freude, Vergnügen haben”, “Sonne, Wärme, schönes Wetter haben”, “Frische Kraft sammeln, auftanken” und “Zeit füreinander haben”. Erst mit deutlichem Rückstand folgen Motive wie “Neue Eindrücke gewinnen”, “Viel erleben”, “Unterwegs sein”, “Andere Länder erleben”, “Etwas für Kultur und Bildung tun” oder gar “Aktiv Sport treiben”. Salopp gesagt: Die allermeisten Leute wollen offensichtlich am Strand in der Sonne liegen und es sich gutgehen lassen. Daran hat sich laut Lohmann in den vergangenen 50 Jahren auch nicht grundlegend etwas geändert. “Die selbstbezogenen Motive überwiegen”, sagt er. “Es geht den Leuten in erster Linie um eine Veränderung ihrer Situation.”

Die meisten wollen am Strand in der Sonne liegen

Das sieht auch Christina Miro so, Psychologin, Reisetherapeutin und “leidenschaftliche Weltentdeckerin”. “Mich persönlich reizt das Fremde und Unbekannte”, sagt sie. Sie interessiere sich vor allem für Kultur, Sprache und Lebensweise der Menschen. “Ich finde es spannend, die Andersartigkeit der Länder zu entdecken und mehr darüber zu erfahren.” Für die allermeisten dagegen dienten Urlaubsreisen in erster Linie dazu, die gewohnte Umgebung zu verlassen und – sowohl physisch als auch mental – Abstand vom Alltag zu gewinnen. Das sei in den eigenen vier Wänden nicht so einfach, da zu Hause nun einmal viele Verpflichtungen warten. “Nach einer stressvollen Arbeitsphase sehnt man sich im Urlaub nach Entspannung und Erholung. Das wird vor allem mit Wärme, Sonne, Strand und Meer in Verbindung gebracht.”

Ähnlich wie bereits vorherige Krisen, hat auch die Corona-Pandemie den Deutschen ihre Reiselust nicht vermiesen können. So wie Terroranschläge oder Umweltkatastrophen die Tourismusbranche jeweils nur vorübergehend ausbremsten, so nahm das Urlaubsgeschäft auch schnell wieder Fahrt auf, nachdem die Corona-Reisebeschränkungen gefallen waren. Vielerorts lagen die Zahlen im vergangenen Jahr bereits wieder nahezu gleichauf mit dem Jahr 2019. Christina Miro wundert das nicht. “Während der Pandemie hat es an positiven Erlebnissen gefehlt”, sagt sie. Das Bedürfnis nach Freizeitaktivitäten, sozialen Kontakten und Abwechslung konnte nur begrenzt befriedigt werden, ebenso wie der Wunsch unerfüllt blieb, die gewohnte Umgebung zu verlassen und zu reisen. “Das wird nun alles nachgeholt.”

Unabhängig von den Motiven, die Menschen aufbrechen lassen, haben Reisen zweifelsohne eine bedeutende Wirkung auf Körper und Geist. “Dass so viele Menschen immer wieder reisen, muss etwas damit zu tun haben, dass es ihnen gut getan hat”, sagt Tourismusforscher Martin Lohmann. Zu den kurzfristigen Effekten gehöre die Erholung. “Diese ist allerdings meist schon nach drei oder vier Wochen wieder vorbei.” Von noch kürzerer Dauer seien die besonderen Momente des Glücks, die jedoch abgespeichert und später wieder abgerufen werden können. “Nach dem Motto: Ach, wie war der schön, dieser Sonnenuntergang!” Eher langfristig seien die Auswirkungen auf die Gesundheit, sagt Lohmann. Eine Kur etwa sei in vielen Fällen tatsächlich hilfreich. Es gibt aber auch Effekte, die ein Leben lang bleiben, etwa was das Kennenlernen einer neuen Kultur angeht. “Dieses Wissen begleitet einen für immer.”

Auch soziale Anerkennung spielt als mögliche Folge einer Urlaubsreise durchaus eine Rolle. Wer höre nicht gerne bewundernde Worte anderer über die erlebten Abenteuer? “Was, diesen Berg hast Du bestiegen?! Die Leute genießen diesen Effekt, auch wenn es vielleicht nicht der Grund ist, weshalb sie die Reise unternommen haben”, erklärt Lohmann. Das gilt auch für die Auswirkungen auf das Selbstbewusstsein, die eine im Urlaub bestandene Herausforderung haben kann. Wenn man etwa mit der Fremdsprache gut zurecht gekommen ist. Oder eine körperliche Anstrengung gemeistert hat. So wie er im Kleinwalsertal. “Wir haben dort eine ziemlich anspruchsvolle Schneeschuhwanderung unternommen”, sagt er. “Das war schon ein tolles Gefühl, sagen zu können: Klasse! Das kriege ich hin, das kann ich noch.”

Krisen bremsen Tourismusbranche nur vorübergehend

Wer hört nicht gerne bewundernde Worte?

Ein Pärchen sitzt am Strand von Phuket neben Palmen und genießt den Sonnenuntergang.

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