Schulze: In Afrika droht Hungerkrise
Explodierende Lebensmittelpreise verschärfen Armut und Hunger. Hilfsorganisationen müssen lebenswichtige Rationen kürzen. Die deutsche Entwicklungsministerin wirbt in Äthiopien für ein weltweites Bündnis.
Der Krieg in der Ukraine ist tausende Kilometer entfernt. Doch auch in Addis Abeba trifft er die Menschen mit voller Wucht. Brot, Gemüse und Salat werden teurer und teurer.
“Jedes Prozent Steigerung der Lebensmittelpreise führt dazu, dass mindestens zehn Millionen Menschen auf der Welt mehr in Armut, in Hunger fallen”, sagt die deutsche Entwicklungsministerin. Svenja Schulze ist nach Äthiopien gereist, um Unterstützung anzubieten. “Auch in Afrika sind die dramatischen Folgen des Angriffskriegs Russlands spürbar und schmerzhaft. Wenn Lebensmittel und Energie teurer werden, verschärft das bestehende Hungerkrisen”, sagt die Ministerin. Sie ist nach Äthiopien gereist, um für ein globales Bündnis für Ernährungssicherheit zu werben.
Der Krieg in der Ukraine ist tausende Kilometer entfernt. Doch auch in Addis Abeba trifft er die Menschen mit voller Wucht. Brot, Gemüse und Salat werden teurer und teurer.
Schulze trifft auf ein Land, in dem viele Katastrophen gleichzeitig über die Menschen einbrechen: Nicht nur, dass die Auswirkungen der Corona-Pandemie überall spürbar sind. Das Land durchleidet die schwerste Dürre seit Jahrzehnten. Regenzeiten fallen aus oder sind extrem kurz und schwach. Und wenn dann doch Regen fällt, kann die Erde das Wasser nicht mehr aufnehmen und wird zur zerstörerischen Flut. Die Auswirkungen einer Heuschreckenplage belastet heute noch viele Regionen im Land. Klare Folgen des Klimawandels.
Viele Katastrophen gleichzeitig
“Die Krisen werden immer brutaler und komplexer”, sagt Matthias Späth. Er ist Regionalbeauftragter der Welthungerhilfe für das Horn von Afrika. “Es sind unglaubliche Verhältnisse. Die Menschen werden von Jahr zu Jahr in neue Krisen gestürzt, ohne sich zwischenzeitlich erholen zu können.” Sie seien erschöpft.
Im Norden Äthiopiens, in der Region Tigray, schwächt ein blutiger Konflikt das Land zusätzlich. Bei einem Treffen mit Äthiopiens Premierminister Abiy Ahmed mahnte Svenja Schulze nach eigenen Angaben Fortschritte bei der Menschenrechtslage an.
Schon jetzt können 25 Millionen der 112 Millionen Einwohner in Äthiopien nicht selbstständig ihr Überleben sichern und sind auf Hilfe angewiesen. Der russische Krieg in der Ukraine verschärft die höchst angespannte Versorgungslage im Land und in der ganzen Region zusätzlich.
“Die Ressourcen werden jetzt überall knapp”, sagt Späth. Normalerweise investiert die Welthungerhilfe in Äthiopien 80 Prozent ihrer Hilfsgelder in langfristige Projekte und die restlichen 20 Prozent in schnelle Nothilfe. “Aber das verschiebt sich jetzt dramatisch. Wir nähern uns einem 50:50-Prozent-Verhältnis.”
Die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine werden wir am Horn von Afrika in wenigen Monaten noch bitterer spüren, befürchtet Matthias Späth. “Die Hilfslieferungen, die nach Tigray und in andere Regionen gebracht werden – da steht auf fast jedem Getreidesack die Ukraine als Absender. Gleichzeitig brechen die Märkte für Lebensmittel und Treibstoff angesichts der explodierenden Preise zusammen.”
Auch andere Hilfsorganisationen in Äthiopien stehen nun enorm unter Druck. “Wir befürchten, dass wir keine ausreichenden Mittel haben für die vielen Krisenherde in dieser Welt” sagt Ute Klamert, Exekutivdirektorin des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen (WFP).
Die Konsequenz sei, dass Lebensmittelrationen heruntergefahren werden müssten. Klamert. “Zur Zeit müssen wir sie schon in sieben Ländern halbieren. Etwa in Kenia, in der Zentralafrikanischen Republik und im Jemen. Das sind zum Teil Lebensmitteleinschränkungen bis zur Hälfte. Für jede Familie pro Monat.”
Unicef, das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, versorgt in Äthiopien schwer mangelernährte Kinder mit Essensportionen. “Die Preise dafür sind in den letzten drei Monaten um 10 bis 15 Prozent gestiegen”, sagt Michele Servadei, stellvertretender Leiter für Unicef in Äthiopien. “Das wirkt sich erheblich auf unser Budget aus. Deshalb werden wir die Zahl der Hilfslieferungen erheblich reduzieren müssen, wenn wir nicht anderweitig Mittel erhalten.” Am Ende seien die Kinder die Leidtragenden.
Im Hauptquartier der Afrikanischen Union (AU) in Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba wirbt Entwicklungsministerin Schulze für ein weltweites Bündnis für die Ernährungssicherheit.
Die Sorge vor explodierenden Lebensmittelpreisen sei in der AU groß, sagt sie nach ihren Gesprächen dort. “Viele Staaten auf dem afrikanischen Kontinent subventionieren die Brotpreise. Doch da viele Länder überschuldet sind, kommt das an Grenzen”, sagt die Ministerin. “Und wenn dann Brot für große Teile der Bevölkerung nicht mehr erreichbar ist, dann fürchten die Länder Unruhen. Dann fürchten sie soziale Proteste und damit Destabilisierung der Gesellschaft”, sagt Ministerin Schulze.
Langfristig ist das Ziel der Afrikanische Union, selbst mehr Lebensmittel zu produzieren, Pflanzen anzubauen, die an die Klimaveränderungen angepasst sind.
Wie bei einem “Urban-Gardening”-Projekt der Weltbank: Inmitten von Addis Abeba, umgeben von Hochhäusern und Steilhängen, bei denen es massive Erdrutsche gab, taucht eine grüne Oase auf. Hier sind Terrassen angelegt, auf denen Salat und Gemüsepflanzen wachsen. Gegen Hunger und Erderosion. Frauen und Jugendlichen arbeiten hier auf den kleinen Feldern. Sie werden ausgebildet und können sich selbst versorgen.
Der Krieg in der Ukraine ist tausende Kilometer entfernt. Doch auch in Addis Abeba trifft er die Menschen mit voller Wucht. Brot, Gemüse und Salat werden teurer und teurer.
“Jedes Prozent Steigerung der Lebensmittelpreise führt dazu, dass mindestens zehn Millionen Menschen auf der Welt mehr in Armut, in Hunger fallen”, sagt die deutsche Entwicklungsministerin. Svenja Schulze ist nach Äthiopien gereist, um Unterstützung anzubieten. “Auch in Afrika sind die dramatischen Folgen des Angriffskriegs Russlands spürbar und schmerzhaft. Wenn Lebensmittel und Energie teurer werden, verschärft das bestehende Hungerkrisen”, sagt die Ministerin. Sie ist nach Äthiopien gereist, um für ein globales Bündnis für Ernährungssicherheit zu werben.
Viele Katastrophen gleichzeitig
Schulze trifft auf ein Land, in dem viele Katastrophen gleichzeitig über die Menschen einbrechen: Nicht nur, dass die Auswirkungen der Corona-Pandemie überall spürbar sind. Das Land durchleidet die schwerste Dürre seit Jahrzehnten. Regenzeiten fallen aus oder sind extrem kurz und schwach. Und wenn dann doch Regen fällt, kann die Erde das Wasser nicht mehr aufnehmen und wird zur zerstörerischen Flut. Die Auswirkungen einer Heuschreckenplage belastet heute noch viele Regionen im Land. Klare Folgen des Klimawandels.
“Die Krisen werden immer brutaler und komplexer”, sagt Matthias Späth. Er ist Regionalbeauftragter der Welthungerhilfe für das Horn von Afrika. “Es sind unglaubliche Verhältnisse. Die Menschen werden von Jahr zu Jahr in neue Krisen gestürzt, ohne sich zwischenzeitlich erholen zu können.” Sie seien erschöpft.
Im Norden Äthiopiens, in der Region Tigray, schwächt ein blutiger Konflikt das Land zusätzlich. Bei einem Treffen mit Äthiopiens Premierminister Abiy Ahmed mahnte Svenja Schulze nach eigenen Angaben Fortschritte bei der Menschenrechtslage an.
Schon jetzt können 25 Millionen der 112 Millionen Einwohner in Äthiopien nicht selbstständig ihr Überleben sichern und sind auf Hilfe angewiesen. Der russische Krieg in der Ukraine verschärft die höchst angespannte Versorgungslage im Land und in der ganzen Region zusätzlich.
Hilfsorganisationen geraten an ihre Grenzen
“Die Ressourcen werden jetzt überall knapp”, sagt Späth. Normalerweise investiert die Welthungerhilfe in Äthiopien 80 Prozent ihrer Hilfsgelder in langfristige Projekte und die restlichen 20 Prozent in schnelle Nothilfe. “Aber das verschiebt sich jetzt dramatisch. Wir nähern uns einem 50:50-Prozent-Verhältnis.”
Sorge vor Unruhen
Die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine werden wir am Horn von Afrika in wenigen Monaten noch bitterer spüren, befürchtet Matthias Späth. “Die Hilfslieferungen, die nach Tigray und in andere Regionen gebracht werden – da steht auf fast jedem Getreidesack die Ukraine als Absender. Gleichzeitig brechen die Märkte für Lebensmittel und Treibstoff angesichts der explodierenden Preise zusammen.”
Auch andere Hilfsorganisationen in Äthiopien stehen nun enorm unter Druck. “Wir befürchten, dass wir keine ausreichenden Mittel haben für die vielen Krisenherde in dieser Welt” sagt Ute Klamert, Exekutivdirektorin des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen (WFP).
Die Konsequenz sei, dass Lebensmittelrationen heruntergefahren werden müssten. Klamert. “Zur Zeit müssen wir sie schon in sieben Ländern halbieren. Etwa in Kenia, in der Zentralafrikanischen Republik und im Jemen. Das sind zum Teil Lebensmitteleinschränkungen bis zur Hälfte. Für jede Familie pro Monat.”
Ein Lichtblick
Unicef, das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, versorgt in Äthiopien schwer mangelernährte Kinder mit Essensportionen. “Die Preise dafür sind in den letzten drei Monaten um 10 bis 15 Prozent gestiegen”, sagt Michele Servadei, stellvertretender Leiter für Unicef in Äthiopien. “Das wirkt sich erheblich auf unser Budget aus. Deshalb werden wir die Zahl der Hilfslieferungen erheblich reduzieren müssen, wenn wir nicht anderweitig Mittel erhalten.” Am Ende seien die Kinder die Leidtragenden.
Im Hauptquartier der Afrikanischen Union (AU) in Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba wirbt Entwicklungsministerin Schulze für ein weltweites Bündnis für die Ernährungssicherheit.
Die Sorge vor explodierenden Lebensmittelpreisen sei in der AU groß, sagt sie nach ihren Gesprächen dort. “Viele Staaten auf dem afrikanischen Kontinent subventionieren die Brotpreise. Doch da viele Länder überschuldet sind, kommt das an Grenzen”, sagt die Ministerin. “Und wenn dann Brot für große Teile der Bevölkerung nicht mehr erreichbar ist, dann fürchten die Länder Unruhen. Dann fürchten sie soziale Proteste und damit Destabilisierung der Gesellschaft”, sagt Ministerin Schulze.
Langfristig ist das Ziel der Afrikanische Union, selbst mehr Lebensmittel zu produzieren, Pflanzen anzubauen, die an die Klimaveränderungen angepasst sind.
Wie bei einem “Urban-Gardening”-Projekt der Weltbank: Inmitten von Addis Abeba, umgeben von Hochhäusern und Steilhängen, bei denen es massive Erdrutsche gab, taucht eine grüne Oase auf. Hier sind Terrassen angelegt, auf denen Salat und Gemüsepflanzen wachsen. Gegen Hunger und Erderosion. Frauen und Jugendlichen arbeiten hier auf den kleinen Feldern. Sie werden ausgebildet und können sich selbst versorgen.