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Ukraine aktuell: Neue russische Raketenangriffe auf ukrainische Infrastruktur richten große Schäden an

Das russische Militär beschießt erneut kritische Infrastruktur in der Ukraine mit Raketen. Verteidigungsministerin Lambrecht spricht am Dienstag mit Regierungschef Schmyhal über weitere Waffenlieferungen. Der Überblick.

 

 

 

Bei den Raketenangriffen seien mehrere Energieanlagen getroffen worden, meldete das ukrainische Versorgungsunternehmen Ukrenergo. Beamte in mehreren Regionen berichteten von Stromausfällen. Nach Angaben des ukrainischen Präsidialamtes sind hiervon mehr als eine Million Haushalte betroffen. Staatspräsident Wolodymyr Selenskyj sprach von einem “massiven Angriff”, bei dem Russland 36 Raketen abgefeuert habe.

Das Wichtigste in Kürze:

Das Ausmaß der Schäden sei “mit den Folgen der Angriffe vom 10. bis 12. Oktober vergleichbar oder könnte diese sogar noch übertreffen”, erklärte Ukrenergo in Online-Netzwerken. Bisher seien rund 670.000 Stromkunden in der Region Chmelnyzkyji von der Versorgung abgekoppelt, teilte der stellvertretende Leiter des ukrainischen Präsidialamtes, Kyrylo Timoschenko, mit. Auch aus sechs weiteren Regionen meldete er teils Hunderttausende Haushalte ohne Elektrizität.

Russland hatte Anfang vergangener Woche Städte im ganzen Land massiv angegriffen und dabei vor allem auf die Infrastruktur zur Energieversorgung abgezielt. Erstmals seit Monaten wurden auch die Hauptstadt Kiew und die westukrainische Stadt Lwiw wieder getroffen. Danach wurde zeitweise die Stromversorgung rationiert. Ukrenergo-Chef Wolodymyr Kudritskyji teilte mit, dass die Ukrainer ihren Stromverbrauch überdies in manchen Landesteilen und an manchen Tagen freiwillig um fünf bis zu 20 Prozent verringert hätten. Das Unternehmen rief zugleich die Bürger nochmals auf, Strom zu sparen. So sollten unnötige Lichtquellen ausgeschaltet und Waschmaschinen nur nachts betrieben werden.

Ein Sprecher des deutschen Verteidigungsministeriums teilte mit, dass die Ressortchefin Christine Lambrecht am Dienstag in Berlin mit dem ukrainischen Ministerpräsidenten Denys Schmyhal zusammentreffen wird. Es sei davon auszugehen, “dass auch die weitere militärische Unterstützung durch Deutschland Gesprächsgegenstand” sein werde.

Schmyhal hatte Deutschland zuvor gebeten, innerhalb weniger Tage neue Munition zur Abwehr russischer Luftangriffe zu liefern. Er verwies dabei in der “Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung” auch auf das neu gelieferte deutsche Flugabwehr-Raketensystem Iris-T SLM. Dieses habe “schon sehr, sehr viele Menschenleben gerettet”. Allerdings warte die Ukraine “ungeduldig” auf neue Munition, die das Land “jetzt schon” brauche. Zudem bat Schmyhal um Störsender, um von Russland eingesetzte ferngesteuerte Drohnen abzuwehren.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat zunehmende Probleme bei den im Juli mit Russland vereinbarten Getreideexporten über das Schwarze Meer beklagt. Es gebe einen künstlichen Stau von 150 Schiffen, weil Russland absichtlich deren Passage verhindere, sagte Selenskyj in einer neuen Videobotschaft. Wegen der Verzögerungen habe die Ukraine bislang drei Millionen Tonnen Getreide weniger als erwartet exportieren können. Dies sei genug, um zehn Millionen Menschen ein Jahr lang zu ernähren.

“Der Feind tut alles, um unsere Lebensmittelexporte zu verlangsamen”, meinte Selenskyj. Nach seiner Darstellung will der Kreml damit erreichen, dass Hunderttausende Menschen aus Hunger die Flucht antreten und etwa in der Türkei oder in der Europäischen Union Asyl suchen.

In Cherson versah die Verwaltung der Besatzungsmacht einen bereits erfolgten Evakuierungsaufruf mit erhöhter Dringlichkeit. Alle Bewohner müssten die südlich gelegene Stadt noch an diesem Samstag verlassen und auf das linke Ufer des Flusses Dnipro übersetzen, hieß es.

Die Anordnung der prorussischen Behörden kommt einer Zwangsumsiedlung von Ukrainern auf russisch kontrolliertes Gebiet gleich. Begründet wurde sie mit der angespannten Lage an der Front, einer erhöhten Gefahr von Bombardierungen und einer angeblichen “Bedrohung durch terroristische Anschläge”. Die Besatzer stehen in der völkerrechtswidrig annektierten Region angesichts einer Gegenoffensive der ukrainischen Armee unter Druck.

Kiew hatte zuvor eine internationale Beobachtermission am Staudamm des Wasserkraftwerks Kachowka nahe Cherson gefordert. “Wir rufen die UN, die EU und andere Organisationen auf, eine Beobachtungsmission für Kachowka zu organisieren”, so der ukrainische Regierungschef Schmyhal. Internationale Experten sowie ukrainisches Personal müssten sich umgehend vor Ort begeben, verlangte er.

Die Ukraine beschuldigt die russischen Streitkräfte, den Staudamm vermint zu haben. Russland wolle den 30 Meter hohen und mehr als drei Kilometer breiten Damm zerstören, um mit einer Flutwelle eine ukrainische Gegenoffensive in Cherson zu stoppen, hieß es.

Die Region war kürzlich von Russland völkerrechtswidrig annektiert worden. Die von der Regierung in Moskau eingesetzte Verwaltung Chersons wies die ukrainischen Vorwürfe zurück.

Lesen Sie dazu auch: Cherson: Verliert Russland seinen Brückenkopf?

Russland hat nach britischen Geheimdiensterkenntnissen eine schwimmende Behelfsbrücke über den ukrainischen Dnipro-Fluss fertiggestellt, um seine Truppen versorgen zu können. Die Brücke diene als Ersatz für die benachbarte zerstörte Antoniwskyj-Brücke, hieß es im täglichen Kurzbericht des britischen Verteidigungsministeriums. Die Flussüberquerung ist von zentraler Bedeutung für die Versorgung russischer Truppen in der besetzten südukrainischen Großstadt Cherson. 

Ministerpräsident Schmyhal befürchtet nach eigenen Worten eine Massenflucht aus seiner Heimat, falls die russischen Truppen weiterhin gezielt zivile Infrastruktur zerstören sollten. Der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung” sagte Schmyhal: “Sie wollen unserer Bevölkerung im Winter den Strom, das Wasser und die Heizung wegnehmen. Sie wollen die Ukraine in eine humanitäre Katastrophe stürzen.” Dies könne eine neue Flüchtlingskrise in der EU auslösen. Er bat außerdem um mehr Flugabwehr-Systeme.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat vor unbesonnenen Schritten gewarnt. Er gehe nicht davon aus, dass sich der russische Krieg gegen die Ukraine zum Weltkrieg ausweite, aber die Gefahr dürfe man zumindest nicht aus den Augen verlieren, sagte Scholz der “Welt am Sonntag”. In einer so gefährlichen Lage verbiete sich jeder unbesonnene Schritt. “Es darf nicht zu einem direkten Konflikt zwischen Russland und der NATO kommen”, betonte er.

Darin sei er sich mit US-Präsident Joe Biden einig. Zugleich unterstütze man die Ukraine aber nach Kräften. Nach den USA sei Deutschland einer der stärksten Unterstützer – finanziell, humanitär und auch mit Waffen, sagte Scholz.

Die USA sehen keinen Weg für Verhandlungen mit Russland, solange der Kreml den Angriffskrieg gegen die Ukraine vorantreibt. “Was Diplomatie zur Beendigung des Krieges angeht, hängt das ganz davon ab, ob Russland daran interessiert sein wird, die Aggression zu stoppen, die es begonnen hat”, sagte US-Außenminister Antony Blinken in Washington. Aktuell seien aber keine Hinweise darauf zu erkennen, sondern das Gegenteil.

Ukraine I Angriff auf elektrische Insfrastruktur in Kharkiv
Ukraine Besuch des Ministerpräsidenten der Ukraine Denys Schmyhal nach Berlin
Ukraine Krieg | Seehafen Odessa

 

 

Das Wichtigste in Kürze:

Bei den Raketenangriffen seien mehrere Energieanlagen getroffen worden, meldete das ukrainische Versorgungsunternehmen Ukrenergo. Beamte in mehreren Regionen berichteten von Stromausfällen. Nach Angaben des ukrainischen Präsidialamtes sind hiervon mehr als eine Million Haushalte betroffen. Staatspräsident Wolodymyr Selenskyj sprach von einem “massiven Angriff”, bei dem Russland 36 Raketen abgefeuert habe.

Das Ausmaß der Schäden sei “mit den Folgen der Angriffe vom 10. bis 12. Oktober vergleichbar oder könnte diese sogar noch übertreffen”, erklärte Ukrenergo in Online-Netzwerken. Bisher seien rund 670.000 Stromkunden in der Region Chmelnyzkyji von der Versorgung abgekoppelt, teilte der stellvertretende Leiter des ukrainischen Präsidialamtes, Kyrylo Timoschenko, mit. Auch aus sechs weiteren Regionen meldete er teils Hunderttausende Haushalte ohne Elektrizität.

Russland hatte Anfang vergangener Woche Städte im ganzen Land massiv angegriffen und dabei vor allem auf die Infrastruktur zur Energieversorgung abgezielt. Erstmals seit Monaten wurden auch die Hauptstadt Kiew und die westukrainische Stadt Lwiw wieder getroffen. Danach wurde zeitweise die Stromversorgung rationiert. Ukrenergo-Chef Wolodymyr Kudritskyji teilte mit, dass die Ukrainer ihren Stromverbrauch überdies in manchen Landesteilen und an manchen Tagen freiwillig um fünf bis zu 20 Prozent verringert hätten. Das Unternehmen rief zugleich die Bürger nochmals auf, Strom zu sparen. So sollten unnötige Lichtquellen ausgeschaltet und Waschmaschinen nur nachts betrieben werden.

Ein Sprecher des deutschen Verteidigungsministeriums teilte mit, dass die Ressortchefin Christine Lambrecht am Dienstag in Berlin mit dem ukrainischen Ministerpräsidenten Denys Schmyhal zusammentreffen wird. Es sei davon auszugehen, “dass auch die weitere militärische Unterstützung durch Deutschland Gesprächsgegenstand” sein werde.

Baldige Gespräche über deutsche Waffenlieferungen in Berlin

Schmyhal hatte Deutschland zuvor gebeten, innerhalb weniger Tage neue Munition zur Abwehr russischer Luftangriffe zu liefern. Er verwies dabei in der “Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung” auch auf das neu gelieferte deutsche Flugabwehr-Raketensystem Iris-T SLM. Dieses habe “schon sehr, sehr viele Menschenleben gerettet”. Allerdings warte die Ukraine “ungeduldig” auf neue Munition, die das Land “jetzt schon” brauche. Zudem bat Schmyhal um Störsender, um von Russland eingesetzte ferngesteuerte Drohnen abzuwehren.

Präsident Selenskyj beklagt Stau beim Getreideexport

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat zunehmende Probleme bei den im Juli mit Russland vereinbarten Getreideexporten über das Schwarze Meer beklagt. Es gebe einen künstlichen Stau von 150 Schiffen, weil Russland absichtlich deren Passage verhindere, sagte Selenskyj in einer neuen Videobotschaft. Wegen der Verzögerungen habe die Ukraine bislang drei Millionen Tonnen Getreide weniger als erwartet exportieren können. Dies sei genug, um zehn Millionen Menschen ein Jahr lang zu ernähren.

“Der Feind tut alles, um unsere Lebensmittelexporte zu verlangsamen”, meinte Selenskyj. Nach seiner Darstellung will der Kreml damit erreichen, dass Hunderttausende Menschen aus Hunger die Flucht antreten und etwa in der Türkei oder in der Europäischen Union Asyl suchen.

In Cherson versah die Verwaltung der Besatzungsmacht einen bereits erfolgten Evakuierungsaufruf mit erhöhter Dringlichkeit. Alle Bewohner müssten die südlich gelegene Stadt noch an diesem Samstag verlassen und auf das linke Ufer des Flusses Dnipro übersetzen, hieß es.

Einwohner müssen Cherson verlassen

Die Anordnung der prorussischen Behörden kommt einer Zwangsumsiedlung von Ukrainern auf russisch kontrolliertes Gebiet gleich. Begründet wurde sie mit der angespannten Lage an der Front, einer erhöhten Gefahr von Bombardierungen und einer angeblichen “Bedrohung durch terroristische Anschläge”. Die Besatzer stehen in der völkerrechtswidrig annektierten Region angesichts einer Gegenoffensive der ukrainischen Armee unter Druck.

Kiew hatte zuvor eine internationale Beobachtermission am Staudamm des Wasserkraftwerks Kachowka nahe Cherson gefordert. “Wir rufen die UN, die EU und andere Organisationen auf, eine Beobachtungsmission für Kachowka zu organisieren”, so der ukrainische Regierungschef Schmyhal. Internationale Experten sowie ukrainisches Personal müssten sich umgehend vor Ort begeben, verlangte er.

Sorge um Staudamm im Süden der Ukraine

Die Ukraine beschuldigt die russischen Streitkräfte, den Staudamm vermint zu haben. Russland wolle den 30 Meter hohen und mehr als drei Kilometer breiten Damm zerstören, um mit einer Flutwelle eine ukrainische Gegenoffensive in Cherson zu stoppen, hieß es.

Russische Behelfsbrücke über Dnipro-Fluss

Die Region war kürzlich von Russland völkerrechtswidrig annektiert worden. Die von der Regierung in Moskau eingesetzte Verwaltung Chersons wies die ukrainischen Vorwürfe zurück.

Lesen Sie dazu auch: Cherson: Verliert Russland seinen Brückenkopf?

Russland hat nach britischen Geheimdiensterkenntnissen eine schwimmende Behelfsbrücke über den ukrainischen Dnipro-Fluss fertiggestellt, um seine Truppen versorgen zu können. Die Brücke diene als Ersatz für die benachbarte zerstörte Antoniwskyj-Brücke, hieß es im täglichen Kurzbericht des britischen Verteidigungsministeriums. Die Flussüberquerung ist von zentraler Bedeutung für die Versorgung russischer Truppen in der besetzten südukrainischen Großstadt Cherson. 

Ministerpräsident Schmyhal befürchtet nach eigenen Worten eine Massenflucht aus seiner Heimat, falls die russischen Truppen weiterhin gezielt zivile Infrastruktur zerstören sollten. Der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung” sagte Schmyhal: “Sie wollen unserer Bevölkerung im Winter den Strom, das Wasser und die Heizung wegnehmen. Sie wollen die Ukraine in eine humanitäre Katastrophe stürzen.” Dies könne eine neue Flüchtlingskrise in der EU auslösen. Er bat außerdem um mehr Flugabwehr-Systeme.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat vor unbesonnenen Schritten gewarnt. Er gehe nicht davon aus, dass sich der russische Krieg gegen die Ukraine zum Weltkrieg ausweite, aber die Gefahr dürfe man zumindest nicht aus den Augen verlieren, sagte Scholz der “Welt am Sonntag”. In einer so gefährlichen Lage verbiete sich jeder unbesonnene Schritt. “Es darf nicht zu einem direkten Konflikt zwischen Russland und der NATO kommen”, betonte er.

Darin sei er sich mit US-Präsident Joe Biden einig. Zugleich unterstütze man die Ukraine aber nach Kräften. Nach den USA sei Deutschland einer der stärksten Unterstützer – finanziell, humanitär und auch mit Waffen, sagte Scholz.

Die USA sehen keinen Weg für Verhandlungen mit Russland, solange der Kreml den Angriffskrieg gegen die Ukraine vorantreibt. “Was Diplomatie zur Beendigung des Krieges angeht, hängt das ganz davon ab, ob Russland daran interessiert sein wird, die Aggression zu stoppen, die es begonnen hat”, sagte US-Außenminister Antony Blinken in Washington. Aktuell seien aber keine Hinweise darauf zu erkennen, sondern das Gegenteil.

Blinken verwies unter anderem auf die von Präsident Wladimir Putin angeordnete Teilmobilisierung in Russland. Putin habe jedoch das Problem, dass die Ukrainer nicht nur sehr tapfer, sondern auch erfolgreich seien und ihr Territorium zurückeroberten. Sie kämpften im Gegensatz zu Russland für ihr Land und ihre Zukunft. “Je früher Präsident Putin das versteht, desto schneller werden wir diesen Krieg beenden können”, meinte Blinken.

Der amerikanische Außenminister machte auch deutlich, dass die USA weiterhin diplomatische Kanäle zur Kommunikation mit Russland unterhielten. “Wann auch immer wir den Russen etwas Wichtiges mitzuteilen haben, werden wir das tun.” So habe er mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow über bestimmte Angelegenheiten gesprochen, die für die nationale Sicherheit der Vereinigten Staaten wichtig gewesen seien. Auch die Verteidigungsminister der USA und Russlands, Lloyd Austin und Sergej Schoigu, telefonierten erstmals nach längerer Pause wieder miteinander.

Der amerikanische Außenminister machte auch deutlich, dass die USA weiterhin diplomatische Kanäle zur Kommunikation mit Russland unterhielten. “Wann auch immer wir den Russen etwas Wichtiges mitzuteilen haben, werden wir das tun.” So habe er mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow über bestimmte Angelegenheiten gesprochen, die für die nationale Sicherheit der Vereinigten Staaten wichtig gewesen seien. Auch die Verteidigungsminister der USA und Russlands, Lloyd Austin und Sergej Schoigu, telefonierten erstmals nach längerer Pause wieder miteinander.

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