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Iranische Fußballfans erleben WM im Zwiespalt

Für die Mannschaft des Iran und ihre Fans geht mit der Niederlage gegen die USA ein denkwürdiges Turnier zu Ende. Es war geprägt vom Protest in der Heimat und dem Einfluss des Mullah-Regimes, der bis nach Katar reicht.

“Ich war Zeuge, als Geschichte geschrieben wurde”, sagt Maryam Shojaei im Gespräch mit der DW. Sie ist die Schwester des ehemaligen iranischen Mannschaftskapitäns Masoud Shojaei und hat die Bewegung #Noban4Women gegründet. “Ich fühlte mich so geehrt, dass ich in den vergangenen zwei Monaten im Iran sein und aus erster Hand die Tapferkeit der jungen iranischen Aktivistinnen beobachten konnte.” Erst vor wenigen Tagen ist Shojaei in die USA  zurückgekehrt, wo sie lebt. Mit #Noban4Women setzt sie sich für das Recht iranischer Frauen auf Teilnahme an Sportveranstaltungen im Land ein. Ursprünglich hatte sie auch in Katar sein wollen, um die Nationalmannschaft zu begleiten.

Die Verbindung zwischen dem iranischen Volk und seiner Nationalmannschaft ist tief verwurzelt. Nach der Revolution von 1979 wurde die Nationalmannschaft von den Menschen im Iran stets als Mittel gesehen, der Welt zu zeigen, wie normal die iranischen Bürger im Vergleich zu den Darstellungen in den Medien eigentlich waren.

“Ich war Zeuge, als Geschichte geschrieben wurde”, sagt Maryam Shojaei im Gespräch mit der DW. Sie ist die Schwester des ehemaligen iranischen Mannschaftskapitäns Masoud Shojaei und hat die Bewegung #Noban4Women gegründet. “Ich fühlte mich so geehrt, dass ich in den vergangenen zwei Monaten im Iran sein und aus erster Hand die Tapferkeit der jungen iranischen Aktivistinnen beobachten konnte.” Erst vor wenigen Tagen ist Shojaei in die USA  zurückgekehrt, wo sie lebt. Mit #Noban4Women setzt sie sich für das Recht iranischer Frauen auf Teilnahme an Sportveranstaltungen im Land ein. Ursprünglich hatte sie auch in Katar sein wollen, um die Nationalmannschaft zu begleiten.

Nach der gelungenen Qualifikation Irans war die Vorfreude auf die Fußball-WM in Katar auch riesig. Doch die Sicht auf das, was eigentlich eine Fußballfeier werden sollte, veränderte sich nach dem Tod Jina Mahsa Aminis und der gewaltsamen Niederschlagung der darauf folgenden Proteste grundlegend. Viele der im Iran Demonstrierenden waren enttäuscht über die Entscheidung ihres geliebten “Team Melli”, dass es das Volk nicht lautstark gegen die Regierung unterstützte. Die meisten Fans wandten sich daher gegen ihre Nationalmannschaft und wünschten ihr für die WM in Katar den Misserfolg.

Fans wünschten Team Misserfolg

“Im Iran gibt es etwas Wichtigeres als Fußball”, sagt Shojaei gegenüber der DW. “Wir haben erwartet, dass diejenigen, die auf der Weltbühne auftreten dürfen, ihre Stimmen nutzen, um all unsere Stimmen zu verstärken. Es ist verständlich, dass die Spieler in dieser Zeit unter großem Druck stehen, aber das gilt auch für die Menschen im Iran.”

Den inneren Konflikt, einerseits mitzufiebern, andererseits aber auf Distanz zum Nationalteam zu gehen, beschreibt sie so: “Natürlich möchte man seine Mannschaft gewinnen sehen. Tief im Innern habe ich mir wirklich gewünscht, dass sie gewinnen”, sagt Shojaei. Doch auf den Straßen Iran riskierten junge Menschen bei den Protesten ihr Leben. “Das ist der Grund, warum die Bevölkerung die Sportler fordert, weil sie sieht, wie mutig diese jungen Leute sind. Und sie will mehr von unseren Athleten.”

Dieser Zwiespalt betrifft indes nicht nur die Menschen im Iran, sondern auch viele Exil-Iraner, die ihre Heimat zwar verlassen, das iranische Team aber dennoch stets unterstützt haben. Soll man zur WM nach Katar reisen und im Stadion dabei sein? Soll man das Turnier als Bühne für Protest nutzen? “Mi scheint, dass die WM an einem denkbar ungünstigen Ort stattfindet”, sagt Maryam Shojaei. “Ich wünschte, sie würde in einem freien Land stattfinden, in dem die Iraner, die dort sind, die Möglichkeit hätten, sich voll und ganz zu äußern.”

Aber die Sicherheitskräfte Katars, so Shojaei, arbeiteten mit den Iranern zusammen und versuchten, jegliche Anzeichen von Protest zu unterbinden – zum Beispiel das Tragen von T-Shirts oder das Zeigen von Plakaten mit der Aufschrift “Women – Life – Freedom”.

“Ich kenne Leute, die ihre Reise (nach Katar) abgesagt haben, weil sie sich andernfalls schuldig gefühlt hätten”, sagt Shojaei. “Für uns ist Fußball etwas, das wir feiern, auch wenn wir nicht gewinnen. Für die meisten Iraner fühlt es sich allerdings nicht gut an, zu diesem Zeitpunkt Teil einer Fußballfeier zu sein.”

Zumindest dieses Problem hat sich mit dem sportlichen Ausscheiden der Iraner zum Ende der Vorrunde erledigt. Der Kampf der Demonstrierenden im Iran für Freiheit und gegen das Mullah-Regime wird dagegen weitergehen.

Dieser Text wurde aus dem Englischen adaptiert.

Iranischer Fan mit Fahne Woman, Life Freedom
Irans Spieler schweigen während der Nationalhymne

“Ich war Zeuge, als Geschichte geschrieben wurde”, sagt Maryam Shojaei im Gespräch mit der DW. Sie ist die Schwester des ehemaligen iranischen Mannschaftskapitäns Masoud Shojaei und hat die Bewegung #Noban4Women gegründet. “Ich fühlte mich so geehrt, dass ich in den vergangenen zwei Monaten im Iran sein und aus erster Hand die Tapferkeit der jungen iranischen Aktivistinnen beobachten konnte.” Erst vor wenigen Tagen ist Shojaei in die USA  zurückgekehrt, wo sie lebt. Mit #Noban4Women setzt sie sich für das Recht iranischer Frauen auf Teilnahme an Sportveranstaltungen im Land ein. Ursprünglich hatte sie auch in Katar sein wollen, um die Nationalmannschaft zu begleiten.

Die Verbindung zwischen dem iranischen Volk und seiner Nationalmannschaft ist tief verwurzelt. Nach der Revolution von 1979 wurde die Nationalmannschaft von den Menschen im Iran stets als Mittel gesehen, der Welt zu zeigen, wie normal die iranischen Bürger im Vergleich zu den Darstellungen in den Medien eigentlich waren.

Fans wünschten Team Misserfolg

Nach der gelungenen Qualifikation Irans war die Vorfreude auf die Fußball-WM in Katar auch riesig. Doch die Sicht auf das, was eigentlich eine Fußballfeier werden sollte, veränderte sich nach dem Tod Jina Mahsa Aminis und der gewaltsamen Niederschlagung der darauf folgenden Proteste grundlegend. Viele der im Iran Demonstrierenden waren enttäuscht über die Entscheidung ihres geliebten “Team Melli”, dass es das Volk nicht lautstark gegen die Regierung unterstützte. Die meisten Fans wandten sich daher gegen ihre Nationalmannschaft und wünschten ihr für die WM in Katar den Misserfolg.

“Im Iran gibt es etwas Wichtigeres als Fußball”, sagt Shojaei gegenüber der DW. “Wir haben erwartet, dass diejenigen, die auf der Weltbühne auftreten dürfen, ihre Stimmen nutzen, um all unsere Stimmen zu verstärken. Es ist verständlich, dass die Spieler in dieser Zeit unter großem Druck stehen, aber das gilt auch für die Menschen im Iran.”

Den inneren Konflikt, einerseits mitzufiebern, andererseits aber auf Distanz zum Nationalteam zu gehen, beschreibt sie so: “Natürlich möchte man seine Mannschaft gewinnen sehen. Tief im Innern habe ich mir wirklich gewünscht, dass sie gewinnen”, sagt Shojaei. Doch auf den Straßen Iran riskierten junge Menschen bei den Protesten ihr Leben. “Das ist der Grund, warum die Bevölkerung die Sportler fordert, weil sie sieht, wie mutig diese jungen Leute sind. Und sie will mehr von unseren Athleten.”

Dieser Zwiespalt betrifft indes nicht nur die Menschen im Iran, sondern auch viele Exil-Iraner, die ihre Heimat zwar verlassen, das iranische Team aber dennoch stets unterstützt haben. Soll man zur WM nach Katar reisen und im Stadion dabei sein? Soll man das Turnier als Bühne für Protest nutzen? “Mi scheint, dass die WM an einem denkbar ungünstigen Ort stattfindet”, sagt Maryam Shojaei. “Ich wünschte, sie würde in einem freien Land stattfinden, in dem die Iraner, die dort sind, die Möglichkeit hätten, sich voll und ganz zu äußern.”

Wichtigeres als Fußball

Aber die Sicherheitskräfte Katars, so Shojaei, arbeiteten mit den Iranern zusammen und versuchten, jegliche Anzeichen von Protest zu unterbinden – zum Beispiel das Tragen von T-Shirts oder das Zeigen von Plakaten mit der Aufschrift “Women – Life – Freedom”.

Eine Chance für den Iran

“Ich kenne Leute, die ihre Reise (nach Katar) abgesagt haben, weil sie sich andernfalls schuldig gefühlt hätten”, sagt Shojaei. “Für uns ist Fußball etwas, das wir feiern, auch wenn wir nicht gewinnen. Für die meisten Iraner fühlt es sich allerdings nicht gut an, zu diesem Zeitpunkt Teil einer Fußballfeier zu sein.”

Zumindest dieses Problem hat sich mit dem sportlichen Ausscheiden der Iraner zum Ende der Vorrunde erledigt. Der Kampf der Demonstrierenden im Iran für Freiheit und gegen das Mullah-Regime wird dagegen weitergehen.

Dieser Text wurde aus dem Englischen adaptiert.

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