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Das LNG aus Wilhelmshaven kann fließen

Unter Beteiligung von Kanzler Scholz und weiterer Polit-Prominenz ist vor der Nordsee-Stadt das erste deutsche Flüssigerdgasterminal eröffnet worden. Es soll jährlich knapp sechs Prozent des Gasbedarfs decken.

Bundeskanzler Olaf Scholz hat gemeinsam mit Wirtschaftsminister Robert Habeck, Finanzminister Christian Lindner und Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil das erste deutsche LNG-Terminal in Wilhelmshaven eröffnet. Mit diesen und weiteren geplanten LNG-Terminals werde die deutsche Energieversorgung “unabhängig von den Pipelines aus Russland”, sagte Scholz in seiner Rede auf dem Spezialschiff “Höegh Esperanza”. 

Der Kanzler verwies auf die dramatischen Folgen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine – in erster Linie für dieses Land selbst, aber auch für Inflation und Energiesicherheit. Wenn aber nun nach diesem Terminal auch die weiteren geplanten Anlagen fertiggestellt seien, “dann können wir sagen: Deutschland hat seine Energiesicherheit gewährleistet”, hob der Kanzler hervor. Insofern sei dies “ein guter Tag”.

Bundeskanzler Olaf Scholz hat gemeinsam mit Wirtschaftsminister Robert Habeck, Finanzminister Christian Lindner und Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil das erste deutsche LNG-Terminal in Wilhelmshaven eröffnet. Mit diesen und weiteren geplanten LNG-Terminals werde die deutsche Energieversorgung “unabhängig von den Pipelines aus Russland”, sagte Scholz in seiner Rede auf dem Spezialschiff “Höegh Esperanza”. 

Das schwimmende Flüssigerdgasterminal vor der niedersächsischen Nordseeküste soll dazu beitragen, die durch ausbleibende Lieferungen aus Russland entstandene Lücke bei der Gasversorgung Deutschlands zu schließen. Über Wilhelmshaven sollen jährlich knapp sechs Prozent des deutschen Gasbedarfs ins Netz eingespeist werden.

Terminal wird vom Uniper-Konzern betrieben

Für das Terminal wurden binnen weniger Monate eine neue, rund 26 Kilometer lange Anbindungspipeline und ein neuer Anleger gebaut. Das technische Herzstück der Anlage ist das Spezialschiff “Höegh Esperanza”, das am Donnerstag bereits beladen mit LNG an dem Anleger festmachte. Es soll künftig das von Tankschiffen angelieferte verflüssigte Erdgas in den gasförmigen Zustand umwandeln und in das deutsche Gasnetz einspeisen. Das soll in der kommenden Woche erstmals geschehen. 

Ausdrücklich betonte Scholz in seiner Rede, dass die Leitung nach Wilhelmshaven gleich so “geplant und gebaut wurde, dass sie für den Transport von Wasserstoff umgerüstet werden kann.” Auch Frank Reiners, Geschäftsführer der Firma OGE, die die 26 Kilometer Leitungen für das Terminal gebaut hat, sagte, diese seien zu “100 Prozent” wasserstofftauglich.

Die “Höegh Esperanza” wurde von der Bundesregierung gechartert. Der Uniper-Konzern betreibt das LNG-Terminal im Auftrag des Staates gemeinsam mit Partnerunternehmen. Neben dem Standort Wilhelmshaven sollen bis Ende 2023 noch vier weitere schwimmende Flüssiggasterminals entstehen – in Brunsbüttel (Schleswig-Holstein), Stade (Niedersachsen) und Lubmin (Mecklenburg-Vorpommern). Sie können nach Angaben des Wirtschaftsministeriums zusammen ein Drittel der für die Versorgung Deutschlands benötigten Erdgasmenge aufnehmen.

Laut Scholz werden die Terminalkapazitäten für Flüssigerdgas so schnell ausgebaut, dass die Bundesrepublik Ende nächsten Jahres “voraussichtlich über eine Importkapazität von über 30 Milliarden Kubikmeter Gas” verfügt. “Das ist das neue Deutschland-Tempo”, fügte er mit Blick auf die schnelle Bauzeit hinzu. 

Bei Umwelt- und Klimaschützern sorgt das Terminal hingegen für viel Kritik. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) will weitere rechtliche Schritte einleiten, um eine Befristung des Betriebs zu erreichen. Eine erste Klage läuft bereits. “Klimakrise und Energiekrise dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden”, sagte DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner. Er befürchtet, dass die angestrebte Reduzierung des Ausstoßes klimaschädlicher Gase durch übermäßigen Flüssigerdgas-Import gefährdet wird.

Auch die Aktivistin Luisa Neubauer kritisiert die Bundesregierung scharf für deren Klimapolitik. Beim Ausbau erneuerbarer Energien, Geld für den Klimaschutz und beim Energiesparen gebe es Stagnation, sagte Neubauer, die eine der bekanntesten Vertreterinnen der Klimaschutzbewegung Fridays for Future in Deutschland ist. Kritisch äußerte sich zudem der Bund für Umwelt und Naturschutz in Deutschland (BUND).

Wirtschaftsminister Habeck versicherte dagegen in der ARD, alles werde so gebaut, dass die Klimaziele erreicht werden. Ohne diese Terminals hätte Deutschland in eine Mangellage hineinrutschen können. “Wir agieren hier unter höchstem Druck, um die Versorgungssicherheit in Deutschland zu gewährleisten”, sagte Habeck. Das bedeute auch, dass Beteiligungsprozesse verkürzt würden und man beim Ausbau der Infrastruktur “unübliche Wege” gehe. Sein Ministerium verwies zudem darauf, die deutschen Importe sollten auch die Energieversorgung anderer Länder wie Polen, Österreich, Tschechien, der Slowakei und der Ukraine absichern.

Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) warnte seinerseits vor übertriebener Euphorie:  Auch “mit dem neuen Terminal ist die Gefahr einer Gasmangellage noch längst nicht gebannt”, betonte BDI-Präsident Siegfried Russwurm. “Damit die Energieversorgung in Deutschland sicher bleibt, ist die zügige Inbetriebnahme der weiteren geplanten Terminals unabdingbar”, sagte Russwurm dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Zudem bleibe es “unerlässlich, dass Unternehmen, Bürgerinnen und Bürger weiterhin Gas einsparen”.

sti/se (afp, dpa, ntv)

Das Spezialschiff Höegh Esperanza bildet das Herzstück des LNG-Terminals
Wirtschaftsminister Robert Habeck, Kanzler Olaf Scholz und Finanzminister Christian Lindner in Wilhelmshaven

Bundeskanzler Olaf Scholz hat gemeinsam mit Wirtschaftsminister Robert Habeck, Finanzminister Christian Lindner und Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil das erste deutsche LNG-Terminal in Wilhelmshaven eröffnet. Mit diesen und weiteren geplanten LNG-Terminals werde die deutsche Energieversorgung “unabhängig von den Pipelines aus Russland”, sagte Scholz in seiner Rede auf dem Spezialschiff “Höegh Esperanza”. 

Der Kanzler verwies auf die dramatischen Folgen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine – in erster Linie für dieses Land selbst, aber auch für Inflation und Energiesicherheit. Wenn aber nun nach diesem Terminal auch die weiteren geplanten Anlagen fertiggestellt seien, “dann können wir sagen: Deutschland hat seine Energiesicherheit gewährleistet”, hob der Kanzler hervor. Insofern sei dies “ein guter Tag”.

Terminal wird vom Uniper-Konzern betrieben

Das schwimmende Flüssigerdgasterminal vor der niedersächsischen Nordseeküste soll dazu beitragen, die durch ausbleibende Lieferungen aus Russland entstandene Lücke bei der Gasversorgung Deutschlands zu schließen. Über Wilhelmshaven sollen jährlich knapp sechs Prozent des deutschen Gasbedarfs ins Netz eingespeist werden.

Für das Terminal wurden binnen weniger Monate eine neue, rund 26 Kilometer lange Anbindungspipeline und ein neuer Anleger gebaut. Das technische Herzstück der Anlage ist das Spezialschiff “Höegh Esperanza”, das am Donnerstag bereits beladen mit LNG an dem Anleger festmachte. Es soll künftig das von Tankschiffen angelieferte verflüssigte Erdgas in den gasförmigen Zustand umwandeln und in das deutsche Gasnetz einspeisen. Das soll in der kommenden Woche erstmals geschehen. 

Ausdrücklich betonte Scholz in seiner Rede, dass die Leitung nach Wilhelmshaven gleich so “geplant und gebaut wurde, dass sie für den Transport von Wasserstoff umgerüstet werden kann.” Auch Frank Reiners, Geschäftsführer der Firma OGE, die die 26 Kilometer Leitungen für das Terminal gebaut hat, sagte, diese seien zu “100 Prozent” wasserstofftauglich.

Die “Höegh Esperanza” wurde von der Bundesregierung gechartert. Der Uniper-Konzern betreibt das LNG-Terminal im Auftrag des Staates gemeinsam mit Partnerunternehmen. Neben dem Standort Wilhelmshaven sollen bis Ende 2023 noch vier weitere schwimmende Flüssiggasterminals entstehen – in Brunsbüttel (Schleswig-Holstein), Stade (Niedersachsen) und Lubmin (Mecklenburg-Vorpommern). Sie können nach Angaben des Wirtschaftsministeriums zusammen ein Drittel der für die Versorgung Deutschlands benötigten Erdgasmenge aufnehmen.

Kritik von Klimaschutz-Organisationen

Laut Scholz werden die Terminalkapazitäten für Flüssigerdgas so schnell ausgebaut, dass die Bundesrepublik Ende nächsten Jahres “voraussichtlich über eine Importkapazität von über 30 Milliarden Kubikmeter Gas” verfügt. “Das ist das neue Deutschland-Tempo”, fügte er mit Blick auf die schnelle Bauzeit hinzu. 

BDI: Bürger müssen auch künftig Gas einsparen

Bei Umwelt- und Klimaschützern sorgt das Terminal hingegen für viel Kritik. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) will weitere rechtliche Schritte einleiten, um eine Befristung des Betriebs zu erreichen. Eine erste Klage läuft bereits. “Klimakrise und Energiekrise dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden”, sagte DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner. Er befürchtet, dass die angestrebte Reduzierung des Ausstoßes klimaschädlicher Gase durch übermäßigen Flüssigerdgas-Import gefährdet wird.

Auch die Aktivistin Luisa Neubauer kritisiert die Bundesregierung scharf für deren Klimapolitik. Beim Ausbau erneuerbarer Energien, Geld für den Klimaschutz und beim Energiesparen gebe es Stagnation, sagte Neubauer, die eine der bekanntesten Vertreterinnen der Klimaschutzbewegung Fridays for Future in Deutschland ist. Kritisch äußerte sich zudem der Bund für Umwelt und Naturschutz in Deutschland (BUND).

Wirtschaftsminister Habeck versicherte dagegen in der ARD, alles werde so gebaut, dass die Klimaziele erreicht werden. Ohne diese Terminals hätte Deutschland in eine Mangellage hineinrutschen können. “Wir agieren hier unter höchstem Druck, um die Versorgungssicherheit in Deutschland zu gewährleisten”, sagte Habeck. Das bedeute auch, dass Beteiligungsprozesse verkürzt würden und man beim Ausbau der Infrastruktur “unübliche Wege” gehe. Sein Ministerium verwies zudem darauf, die deutschen Importe sollten auch die Energieversorgung anderer Länder wie Polen, Österreich, Tschechien, der Slowakei und der Ukraine absichern.

Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) warnte seinerseits vor übertriebener Euphorie:  Auch “mit dem neuen Terminal ist die Gefahr einer Gasmangellage noch längst nicht gebannt”, betonte BDI-Präsident Siegfried Russwurm. “Damit die Energieversorgung in Deutschland sicher bleibt, ist die zügige Inbetriebnahme der weiteren geplanten Terminals unabdingbar”, sagte Russwurm dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Zudem bleibe es “unerlässlich, dass Unternehmen, Bürgerinnen und Bürger weiterhin Gas einsparen”.

sti/se (afp, dpa, ntv)

Sascha Müller-Kraenner, der Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH)

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