Ukrainer vor Weihnachten: fern vom Krieg, doch in der Fremde
Zehn Monate nach Beginn der russischen Aggression stehen geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer vor dem ersten Weihnachtsfest in Deutschland. Viele haben nur einen Wunsch.
“Es ist emotional alles sehr schwierig”, sagt Natalia. “Dieses Jahr ist das Weihnachtsfest sicher ganz anders für mich.” Eigentlich kommt sie aus Charkiw, der Millionenstadt im Osten der Ukraine, in der es im Frühjahr bei russischen Angriffen Zerstörungen und hunderte Tote gab. Vor drei Monaten flüchtete sie mit ihrer Tochter gen Westen und landete in Berlin. Die Tochter hat mittlerweile in Köln Arbeit gefunden.
Am Sonntagmittag steht Natalia im trubeligen Pfarrsaal der St. Nikolaus Kirche in Berlin-Johannisthal, weit im Osten der deutschen Hauptstadt. Seit vielen Jahren nutzen katholische Christen ukrainischer Herkunft das Gotteshaus. An diesem Tag, zwei Wochen nach dem westlichen Termin, feiern sie Nikolaus, das Namensfest dieser Kirche. Sie ist nun für Natalia aus Charkiw so etwas wie Heimat.
“Es ist emotional alles sehr schwierig”, sagt Natalia. “Dieses Jahr ist das Weihnachtsfest sicher ganz anders für mich.” Eigentlich kommt sie aus Charkiw, der Millionenstadt im Osten der Ukraine, in der es im Frühjahr bei russischen Angriffen Zerstörungen und hunderte Tote gab. Vor drei Monaten flüchtete sie mit ihrer Tochter gen Westen und landete in Berlin. Die Tochter hat mittlerweile in Köln Arbeit gefunden.
“Ich kann mir nicht vorstellen, was wäre, wenn ich das hier nicht gefunden hätte. Dann wäre alles unglaublich schwierig für mich”, erzählt sie der Deutschen Welle. “Hier habe ich Halt, hier kann ich erzählen, treffe andere Flüchtlinge. Und ich bete viel.” Mittlerweile arbeitet Natalia ehrenamtlich in der Gemeinde mit und bereitet Kinder auf die Beichte vor.
“Hier habe ich Halt”
Es ist ein Festtag in St. Nikolaus. Bischof Bohdan Dzyurakh ist aus München gekommen. Ein kleiner Chor begleitet die Messe mit mehrstimmigem Gesang. Die Bänke sind vollbesetzt, hinten im Kirchenraum drängen sich die Gläubigen, darunter viele Frauen, viele mit Kindern. Auch im Vorraum stehen sie und beten, einige warten sogar auf der Straße. Und als der Bischof gegen Ende der gut zweistündigen Feier umhergeht und die Menschen mit Weihwasser besprengt, führt seine Tour auch noch hinauf in die Pfarrsäle in der ersten Etage. Auch dort folgten Menschen per Lautsprecher der Feier und beteten mit.
Bohdan Dzyurakh ist Bischof der “Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche” (UGKK), sein korrekter Titel lautet Exarch von Deutschland und Skandinavien. Die Exarchie entspricht einem großen Bistum. Dazu zählen in Deutschland bislang Gemeinden an rund 50 Orten, von Hamburg bis Rosenheim, von Krefeld bis Görlitz, und auch Berlin, Dresden, Stuttgart. Für die Gemeinden, für den Bischof, für die Seelsorger ist seit dem 24. Februar – dem Tag des russischen Angriffs auf die Ukraine – Ausnahmezustand. Die Priester dieser mit Rom unierten Kirche dürfen übrigens verheiratet sein.
Und die Gemeinden wachsen. Um wie viel Menschen, das weiß niemand genau: gewiss werden es einige Tausend sein. In Berlin sprechen viele der Gäste an diesem Sonntag kein Deutsch oder nur einige Brocken. Aber nach dem Gottesdienst feiern sie zusammen. Im Hof gibt es Bograch vom offenen Feuer, ukrainische Suppe. Daneben zischt der Grill.
Der Bischof selbst sitzt noch knapp zwei Stunden in der Kirche, hört die Beichte, führt Einzelgespräche. Lange steht er bei einer jungen Frau, die, gestützt auf eine ältere Begleiterin, ihm unentwegt weinend erzählt und ein Foto auf dem Handy zeigt.
“Jeder und jede fragt sich, ob sie das Recht haben, sich zu freuen”, sagt Dzyurakh später der Deutschen Welle. “Wir als Seelsorger ermutigen die Menschen, die weihnachtliche Freude in unseren Herzen zuzulassen. Aber dazu ist Gottes Sohn in die Welt gekommen, damit wir Freude und Hoffnung spüren. Wir brauchen diese Freude. Wir beten für den Frieden in der Ukraine, wir beten für unsere Verteidiger. Aber wir wollen dieses Fest auch in Freude feiern.”
Vielerorts ermutigen die Pfarrer die Gemeinden, an Heiligabend zunächst per Video mit den Verwandten in der Ukraine, häufig den Männern, zu feiern, und im Anschluss zum Gottesdienst und zum Miteinander zusammenzukommen. Die katholische Kirche in Stuttgart veröffentlichte während des Advents online mehrere Texte, um den Menschen in den deutschen Gemeinden ukrainische Bräuche zu erklären oder ein Weihnachtslied vorzustellen.
Und sie schildert Schicksale wie das der Familie von Svitlana Hnativ (36), die mit ihrer Mutter und ihrem Sohn vor dem Krieg floh. Sie wollen wenigstens per Video-Schalte mit Hnativs Brüdern und dem Vater in Polyany im Nordwesten der Ukraine feiern, die sich dort um Binnenflüchtlinge kümmern. “Mit dem Herzen sind wir zuhause und dennoch freuen wir uns auf Weihnachten hier”, sagt Svitlana Hnativ. Ausdrücklich dankt die 36-Jährige der Familie, die sie im Raum Stuttgart aufgenommen hat und sich kümmert.
Dieser Gedanke ist auch Natalia in Berlin wichtig. Als das Gespräch mit ihr endet, will sie noch einen Punkt ansprechen, der bislang unerwähnt blieb. “Es ist so schön, dass mich so viele Deutsche unterstützen, Menschen, die ich kaum kenne, auch beim Ausfüllen von Papieren bei Behörden. Da helfen viele unbekannte Menschen, faszinierend”, sagt sie.
Auch Myroslaw (43) und Anna (42) betonen das, Geflüchtete mit vier Kindern. “Wir haben so beeindruckende Erfahrungen gemacht. Oft haben uns unbekannte Menschen geholfen oder Leute, die wir zufällig getroffen haben”, sagt sie. “Nun bekommen wir hier in der Gemeinde jeden Tag Unterstützung.”
Getrennt voneinander reisten sie aus Iwano-Frankiwsk im Westen bis nach Tschechien, die Mutter mit einem Kind, der Vater mit drei Kindern. Dort, in Sicherheit, orientierten sie sich, in welcher Stadt in Deutschland eine sehr aktive kirchliche Gemeinde sei. “Wir haben uns bewusst für Berlin entschieden”, sagt Myroslaw der Deutschen Welle. Die Kinder gehen mittlerweile zur Schule, beide Elternteile lernen Deutsch, er leitet den kleinen Chor der Gemeinde. Aber er sagt auch: “Es wird sehr viel trauriger sein in diesem Jahr. Unsere Eltern und viele Freunde sind noch dort. Hier wird es viel einsamer sein.”
Die Angst vor der Einsamkeit. Auch die Seelsorger der rund 50 Gemeinden beschäftigt dieses Thema. “Wir sind alle nur Menschen”, sagt Bischof Dzyurakh. Die Berichte, die “an uns herangetragen werden, fordern uns”. Aber es gelte: “Wenn wir anderen Trost geben, erfahren auch wir den göttlichen Trost.”
Eigentlich wollten die eingesessenen UGKK-Gemeinden in Deutschland ab dem Jahr 2023 einheitlich ihren kirchlichen Kalender den christlichen Kirchen des Landes anpassen und zeitgleich mit Katholiken und Protestanten Weihnachten und Ostern feiern. Nun warten sie ab mit der Vereinheitlichung. Denn die Geflüchteten feierten in der Ukraine nach dem Kalender der östlichen Tradition und der Orthodoxie. Und das will man ihnen nicht nehmen. So feiern derzeit einige UGKK-Gemeinden am 24. Dezember Weihnachten, andere, wie in Berlin, am 6. Januar.
Gerade in den ersten Monaten nach Beginn des Krieges kamen viele Gemeinden an ihre Grenzen. In Berlin suchte der Gemeindepfarrer bereits im März nach psychologischer Unterstützung. Nun arbeitet Serhiy Oliynichuk mit. Der 48-Jährige Priester der UGKK ist studierter Theologe und promovierter Psychologe. Und führt auch viele Einzelgespräche. Mal ist er Geistlicher im Gottesdienst, mal Ansprechpartner in psychosozialen Einrichtungen der Caritas. “Und es kam auch schon vor, dass ich als Notfallseelsorger gebraucht wurde”, sagt er der DW. Er leistet Trauerarbeit. Die meisten Flüchtlinge erlebten den Verlust ihres früheren friedlichen Lebens, die Trennung von ihren Ehemännern und Eltern, sagt er. Schlimm sei es, wenn der brutale Krieg den liebsten Menschen das Leben nehme. “Und der absolute Albtraum ist es, wenn Verwandte ohne Spur einfach verschwunden sind.”
Oliynichuk stammt aus Lemberg. Seine Eltern und die Geschwister leben dort. Der Geistliche betont die Bedeutung, die Weihnachten für ukrainische Christen als Familienfest habe. “Man feiert das immer in der Großfamilie, mit Eltern und Großeltern.” Wenn all das fehle, sei es traurig. So werde es “in diesem Jahr schwierig” und die Gemeinden seien gefordert. “Sicher, wir können all das nicht ersetzen. Aber durch die Gottesdienste und das gemeinsame Gebet sind wir doch vereint.”
In Berlin-Johannisthal stehen sie noch lange zusammen beim Essen aus der Heimat und Erzählungen über die Flucht. Die Kinder bekommen – es ist schließlich Nikolaus – kleine Päckchen voll Schokolade. Natalia genießt die Gespräche mit Leidensgenossen. Was sie sich wünscht? “Es ist mein einziger Wunsch, dass der Krieg zu Ende geht. Das wäre das Schönste, was zu Weihnachten passieren könnte.”
“Es ist emotional alles sehr schwierig”, sagt Natalia. “Dieses Jahr ist das Weihnachtsfest sicher ganz anders für mich.” Eigentlich kommt sie aus Charkiw, der Millionenstadt im Osten der Ukraine, in der es im Frühjahr bei russischen Angriffen Zerstörungen und hunderte Tote gab. Vor drei Monaten flüchtete sie mit ihrer Tochter gen Westen und landete in Berlin. Die Tochter hat mittlerweile in Köln Arbeit gefunden.
Am Sonntagmittag steht Natalia im trubeligen Pfarrsaal der St. Nikolaus Kirche in Berlin-Johannisthal, weit im Osten der deutschen Hauptstadt. Seit vielen Jahren nutzen katholische Christen ukrainischer Herkunft das Gotteshaus. An diesem Tag, zwei Wochen nach dem westlichen Termin, feiern sie Nikolaus, das Namensfest dieser Kirche. Sie ist nun für Natalia aus Charkiw so etwas wie Heimat.
“Hier habe ich Halt”
“Ich kann mir nicht vorstellen, was wäre, wenn ich das hier nicht gefunden hätte. Dann wäre alles unglaublich schwierig für mich”, erzählt sie der Deutschen Welle. “Hier habe ich Halt, hier kann ich erzählen, treffe andere Flüchtlinge. Und ich bete viel.” Mittlerweile arbeitet Natalia ehrenamtlich in der Gemeinde mit und bereitet Kinder auf die Beichte vor.
Es ist ein Festtag in St. Nikolaus. Bischof Bohdan Dzyurakh ist aus München gekommen. Ein kleiner Chor begleitet die Messe mit mehrstimmigem Gesang. Die Bänke sind vollbesetzt, hinten im Kirchenraum drängen sich die Gläubigen, darunter viele Frauen, viele mit Kindern. Auch im Vorraum stehen sie und beten, einige warten sogar auf der Straße. Und als der Bischof gegen Ende der gut zweistündigen Feier umhergeht und die Menschen mit Weihwasser besprengt, führt seine Tour auch noch hinauf in die Pfarrsäle in der ersten Etage. Auch dort folgten Menschen per Lautsprecher der Feier und beteten mit.
Bohdan Dzyurakh ist Bischof der “Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche” (UGKK), sein korrekter Titel lautet Exarch von Deutschland und Skandinavien. Die Exarchie entspricht einem großen Bistum. Dazu zählen in Deutschland bislang Gemeinden an rund 50 Orten, von Hamburg bis Rosenheim, von Krefeld bis Görlitz, und auch Berlin, Dresden, Stuttgart. Für die Gemeinden, für den Bischof, für die Seelsorger ist seit dem 24. Februar – dem Tag des russischen Angriffs auf die Ukraine – Ausnahmezustand. Die Priester dieser mit Rom unierten Kirche dürfen übrigens verheiratet sein.
Und die Gemeinden wachsen. Um wie viel Menschen, das weiß niemand genau: gewiss werden es einige Tausend sein. In Berlin sprechen viele der Gäste an diesem Sonntag kein Deutsch oder nur einige Brocken. Aber nach dem Gottesdienst feiern sie zusammen. Im Hof gibt es Bograch vom offenen Feuer, ukrainische Suppe. Daneben zischt der Grill.
“Wir beten für unsere Verteidiger”
Der Bischof selbst sitzt noch knapp zwei Stunden in der Kirche, hört die Beichte, führt Einzelgespräche. Lange steht er bei einer jungen Frau, die, gestützt auf eine ältere Begleiterin, ihm unentwegt weinend erzählt und ein Foto auf dem Handy zeigt.
“Viele Deutsche unterstützen”
“Jeder und jede fragt sich, ob sie das Recht haben, sich zu freuen”, sagt Dzyurakh später der Deutschen Welle. “Wir als Seelsorger ermutigen die Menschen, die weihnachtliche Freude in unseren Herzen zuzulassen. Aber dazu ist Gottes Sohn in die Welt gekommen, damit wir Freude und Hoffnung spüren. Wir brauchen diese Freude. Wir beten für den Frieden in der Ukraine, wir beten für unsere Verteidiger. Aber wir wollen dieses Fest auch in Freude feiern.”
Vielerorts ermutigen die Pfarrer die Gemeinden, an Heiligabend zunächst per Video mit den Verwandten in der Ukraine, häufig den Männern, zu feiern, und im Anschluss zum Gottesdienst und zum Miteinander zusammenzukommen. Die katholische Kirche in Stuttgart veröffentlichte während des Advents online mehrere Texte, um den Menschen in den deutschen Gemeinden ukrainische Bräuche zu erklären oder ein Weihnachtslied vorzustellen.
Und sie schildert Schicksale wie das der Familie von Svitlana Hnativ (36), die mit ihrer Mutter und ihrem Sohn vor dem Krieg floh. Sie wollen wenigstens per Video-Schalte mit Hnativs Brüdern und dem Vater in Polyany im Nordwesten der Ukraine feiern, die sich dort um Binnenflüchtlinge kümmern. “Mit dem Herzen sind wir zuhause und dennoch freuen wir uns auf Weihnachten hier”, sagt Svitlana Hnativ. Ausdrücklich dankt die 36-Jährige der Familie, die sie im Raum Stuttgart aufgenommen hat und sich kümmert.
“Wenn Menschen spurlos verschwunden sind”
Dieser Gedanke ist auch Natalia in Berlin wichtig. Als das Gespräch mit ihr endet, will sie noch einen Punkt ansprechen, der bislang unerwähnt blieb. “Es ist so schön, dass mich so viele Deutsche unterstützen, Menschen, die ich kaum kenne, auch beim Ausfüllen von Papieren bei Behörden. Da helfen viele unbekannte Menschen, faszinierend”, sagt sie.
Auch Myroslaw (43) und Anna (42) betonen das, Geflüchtete mit vier Kindern. “Wir haben so beeindruckende Erfahrungen gemacht. Oft haben uns unbekannte Menschen geholfen oder Leute, die wir zufällig getroffen haben”, sagt sie. “Nun bekommen wir hier in der Gemeinde jeden Tag Unterstützung.”
Getrennt voneinander reisten sie aus Iwano-Frankiwsk im Westen bis nach Tschechien, die Mutter mit einem Kind, der Vater mit drei Kindern. Dort, in Sicherheit, orientierten sie sich, in welcher Stadt in Deutschland eine sehr aktive kirchliche Gemeinde sei. “Wir haben uns bewusst für Berlin entschieden”, sagt Myroslaw der Deutschen Welle. Die Kinder gehen mittlerweile zur Schule, beide Elternteile lernen Deutsch, er leitet den kleinen Chor der Gemeinde. Aber er sagt auch: “Es wird sehr viel trauriger sein in diesem Jahr. Unsere Eltern und viele Freunde sind noch dort. Hier wird es viel einsamer sein.”
Die Angst vor der Einsamkeit. Auch die Seelsorger der rund 50 Gemeinden beschäftigt dieses Thema. “Wir sind alle nur Menschen”, sagt Bischof Dzyurakh. Die Berichte, die “an uns herangetragen werden, fordern uns”. Aber es gelte: “Wenn wir anderen Trost geben, erfahren auch wir den göttlichen Trost.”
Eigentlich wollten die eingesessenen UGKK-Gemeinden in Deutschland ab dem Jahr 2023 einheitlich ihren kirchlichen Kalender den christlichen Kirchen des Landes anpassen und zeitgleich mit Katholiken und Protestanten Weihnachten und Ostern feiern. Nun warten sie ab mit der Vereinheitlichung. Denn die Geflüchteten feierten in der Ukraine nach dem Kalender der östlichen Tradition und der Orthodoxie. Und das will man ihnen nicht nehmen. So feiern derzeit einige UGKK-Gemeinden am 24. Dezember Weihnachten, andere, wie in Berlin, am 6. Januar.
Gerade in den ersten Monaten nach Beginn des Krieges kamen viele Gemeinden an ihre Grenzen. In Berlin suchte der Gemeindepfarrer bereits im März nach psychologischer Unterstützung. Nun arbeitet Serhiy Oliynichuk mit. Der 48-Jährige Priester der UGKK ist studierter Theologe und promovierter Psychologe. Und führt auch viele Einzelgespräche. Mal ist er Geistlicher im Gottesdienst, mal Ansprechpartner in psychosozialen Einrichtungen der Caritas. “Und es kam auch schon vor, dass ich als Notfallseelsorger gebraucht wurde”, sagt er der DW. Er leistet Trauerarbeit. Die meisten Flüchtlinge erlebten den Verlust ihres früheren friedlichen Lebens, die Trennung von ihren Ehemännern und Eltern, sagt er. Schlimm sei es, wenn der brutale Krieg den liebsten Menschen das Leben nehme. “Und der absolute Albtraum ist es, wenn Verwandte ohne Spur einfach verschwunden sind.”
Oliynichuk stammt aus Lemberg. Seine Eltern und die Geschwister leben dort. Der Geistliche betont die Bedeutung, die Weihnachten für ukrainische Christen als Familienfest habe. “Man feiert das immer in der Großfamilie, mit Eltern und Großeltern.” Wenn all das fehle, sei es traurig. So werde es “in diesem Jahr schwierig” und die Gemeinden seien gefordert. “Sicher, wir können all das nicht ersetzen. Aber durch die Gottesdienste und das gemeinsame Gebet sind wir doch vereint.”
In Berlin-Johannisthal stehen sie noch lange zusammen beim Essen aus der Heimat und Erzählungen über die Flucht. Die Kinder bekommen – es ist schließlich Nikolaus – kleine Päckchen voll Schokolade. Natalia genießt die Gespräche mit Leidensgenossen. Was sie sich wünscht? “Es ist mein einziger Wunsch, dass der Krieg zu Ende geht. Das wäre das Schönste, was zu Weihnachten passieren könnte.”