Kultur

Kontroverse um einen Hit: 40 Jahre “Ebony And Ivory”

Paul McCartney und Stevie Wonder sitzen zusammen am Klavier und singen über die schwarz-weißen Tasten. Eine Botschaft gegen Rassismus, die nicht überall gut ankam.

Ebony & Ivory,
live together in perfect harmony,
side by side on my piano keyboard,
oh Lord, why don’t we

“Ebenholz und Elfenbein, leben in perfekter Harmonie zusammen, Seite an Seite auf meiner Klaviertastatur, lieber Gott, warum können wir das nicht?” Diese Frage stellen 1982 zwei der berühmtesten Musiker ihrer Zeit, der weiße Ex-Beatle Paul McCartney und der blinde schwarze Soulsänger Stevie Wonder.

Ebony & Ivory,
live together in perfect harmony,
side by side on my piano keyboard,
oh Lord, why don’t we

McCartney hat dieses Lied auf der Grundlage eines Zitates geschrieben. In einer Fernsehshow hatte der irische Komiker Spike Milligan folgenden Satz gesagt: “Black notes, white notes, and you need to play the two to make harmony folks.” – (“Schwarze Noten, weiße Noten, und du brauchst alle um Harmonie herzustellen.”) Dies inspirierte den britischen Sänger zu seinem Text. Zudem war Paul McCartney mit den Beatles Mitte der 1960er in den USA gewesen, wo er die Bürgerrechtsbewegung der Schwarzen hautnah mitbekam, die sich zu diesem Zeitpunkt unter der Führung von Martin Luther King auf dem Höhepunkt befand. 

Ein friedliches Zusammenleben

McCartney ging also 1981 mit seiner Idee ins Studio und fand, dass es nicht reicht, wenn er alleine diesen Song singt. So fragte er Stevie Wonder, der gerade zu Ehren des 1968 ermordeten Martin Luther King den Song “Happy Birthday” veröffentlicht hatte. Wonder sagte sofort zu – und so kam es zur gemeinsamen Aufnahme.

Der Song und das dazugehörige Musikvideo bestehen aus Metaphern, die das friedliche und harmonische Zusammenleben zwischen schwarzen und weißen Menschen herbeisehnen.

Im Video wird mit schwarz und weiß gespielt, etwa in der Kleidung von McCartney und Wonder, die immer komplementär zu den Klaviertasten steht. Interessant ist, dass beide Protagonisten alle Instrumente spielen. Eine weitere Metapher für eine harmonische Zusammenarbeit. Das Video kam zu Beginn der MTV-Ära, und war damals eines der wenigen, in dem ein schwarzer und ein weißer Künstler gemeinsam auftraten.

“Es gibt Gutes und Böses in jedem von uns, aber wir lernen, einander zu geben, was wir brauchen, um zu überleben,” heißt es in dem Lied. Der recht einfache Text und viele Wiederholungen sorgen dafür, dass die Botschaft von Harmonie zwischen Menschen unterschiedlicher Hautfarbe im Vordergrund steht und schließlich im Gedächtnis bleibt.

Soweit, so gut. Die Absicht hinter dem Song ist keine schlechte – jedoch wird das Lied mit gemischten Gefühlen beim Publikum aufgenommen: Einerseits ist es kurz nach der Veröffentlichung am 29. März 1982 ein Riesenhit, kommt in den USA, in England und Deutschland auf Platz 1 und für beide Musiker ist es ein sensationeller Erfolg und Karriereschub.

Andererseits gibt es Kritik: Eine zuckersüße Schnulze sei das, heißt es in den Diskussionen, die vor allem in den Musikzeitschriften geführt werden. McCartney habe versucht die Spannungen zwischen Schwarz und Weiß auf die banalste und einfachste Weise zu lösen, die man sich vorstellen kann, heißt es etwa in dem Musikblog “Stereogum”. Und weiter: In “Ebony And Ivory” werde nicht eingeräumt, dass die Differenzen zwischen Menschen unterschiedlicher Hautfarbe das Ergebnis historischer Verbrechen und Gräueltaten seien.

In der Fernsehshow “Saturday Night Live” wird der Song von Eddie Murphy und Joe Piscopo bitterböse parodiert.

In Südafrika darf das Lied jahrelang nicht gespielt werden. Hier herrscht zu jener Zeit noch das Apartheidsregime und Nelson Mandela sitzt im Gefängnis. Stevie Wonder hat ihm seinen Oscar gewidmet, den er 1985 für den besten Song “I Just Called to Say I Love You” aus dem Film “Die Frau in Rot” erhalten hat. Erst mit Mandelas Freilassung im Jahr 1990 und dem Ende der Apartheid wird das Verbot für “Ebony And Ivory” aufgehoben.

Obwohl das Lied für beide Künstler zu den erfolgreichsten Hits ihrer Karriere zählt, hat es die 40 Jahre nicht überdauert – die Realität hat den Traum, der dort besungen wird, längst eingeholt.

Von einem friedlichen Zusammenleben von Menschen mit verschiedenen Hautfarben kann bis heute nicht die Rede sein. Der Rassismus – versteckt oder offen – ist immer noch allgegenwärtig; die #blacklivesmatter-Bewegung begann vor gerade mal zwei Jahren nach einem rassistischen Übergriff durch einen weißen US-Polizisten. Der hatte den Schwarzen George Floyd während einer Festnahme so lange auf den Boden gedrückt, bis dieser starb.

Immer wieder taucht “Ebony & Ivory” noch in Rankings verschiedener Musikmedien auf: 2007 etwa wählten ihn die Hörer des Senders “BBC Radio 6 Music” zum schlechtesten Duett aller Zeiten. 2009 landete das Lied beim Magazin “Blender” auf Platz 10 der schlechtesten Songs überhaupt.

Bildkombo: Stevie Wonder und Paul McCartney.

Ebony & Ivory,
live together in perfect harmony,
side by side on my piano keyboard,
oh Lord, why don’t we

“Ebenholz und Elfenbein, leben in perfekter Harmonie zusammen, Seite an Seite auf meiner Klaviertastatur, lieber Gott, warum können wir das nicht?” Diese Frage stellen 1982 zwei der berühmtesten Musiker ihrer Zeit, der weiße Ex-Beatle Paul McCartney und der blinde schwarze Soulsänger Stevie Wonder.

Ein friedliches Zusammenleben

McCartney hat dieses Lied auf der Grundlage eines Zitates geschrieben. In einer Fernsehshow hatte der irische Komiker Spike Milligan folgenden Satz gesagt: “Black notes, white notes, and you need to play the two to make harmony folks.” – (“Schwarze Noten, weiße Noten, und du brauchst alle um Harmonie herzustellen.”) Dies inspirierte den britischen Sänger zu seinem Text. Zudem war Paul McCartney mit den Beatles Mitte der 1960er in den USA gewesen, wo er die Bürgerrechtsbewegung der Schwarzen hautnah mitbekam, die sich zu diesem Zeitpunkt unter der Führung von Martin Luther King auf dem Höhepunkt befand. 

McCartney ging also 1981 mit seiner Idee ins Studio und fand, dass es nicht reicht, wenn er alleine diesen Song singt. So fragte er Stevie Wonder, der gerade zu Ehren des 1968 ermordeten Martin Luther King den Song “Happy Birthday” veröffentlicht hatte. Wonder sagte sofort zu – und so kam es zur gemeinsamen Aufnahme.

Der Song und das dazugehörige Musikvideo bestehen aus Metaphern, die das friedliche und harmonische Zusammenleben zwischen schwarzen und weißen Menschen herbeisehnen.

Im Video wird mit schwarz und weiß gespielt, etwa in der Kleidung von McCartney und Wonder, die immer komplementär zu den Klaviertasten steht. Interessant ist, dass beide Protagonisten alle Instrumente spielen. Eine weitere Metapher für eine harmonische Zusammenarbeit. Das Video kam zu Beginn der MTV-Ära, und war damals eines der wenigen, in dem ein schwarzer und ein weißer Künstler gemeinsam auftraten.

Zuckersüße Schnulze

“Es gibt Gutes und Böses in jedem von uns, aber wir lernen, einander zu geben, was wir brauchen, um zu überleben,” heißt es in dem Lied. Der recht einfache Text und viele Wiederholungen sorgen dafür, dass die Botschaft von Harmonie zwischen Menschen unterschiedlicher Hautfarbe im Vordergrund steht und schließlich im Gedächtnis bleibt.

Die Realität hat den Song eingeholt

Soweit, so gut. Die Absicht hinter dem Song ist keine schlechte – jedoch wird das Lied mit gemischten Gefühlen beim Publikum aufgenommen: Einerseits ist es kurz nach der Veröffentlichung am 29. März 1982 ein Riesenhit, kommt in den USA, in England und Deutschland auf Platz 1 und für beide Musiker ist es ein sensationeller Erfolg und Karriereschub.

Andererseits gibt es Kritik: Eine zuckersüße Schnulze sei das, heißt es in den Diskussionen, die vor allem in den Musikzeitschriften geführt werden. McCartney habe versucht die Spannungen zwischen Schwarz und Weiß auf die banalste und einfachste Weise zu lösen, die man sich vorstellen kann, heißt es etwa in dem Musikblog “Stereogum”. Und weiter: In “Ebony And Ivory” werde nicht eingeräumt, dass die Differenzen zwischen Menschen unterschiedlicher Hautfarbe das Ergebnis historischer Verbrechen und Gräueltaten seien.

In der Fernsehshow “Saturday Night Live” wird der Song von Eddie Murphy und Joe Piscopo bitterböse parodiert.

In Südafrika darf das Lied jahrelang nicht gespielt werden. Hier herrscht zu jener Zeit noch das Apartheidsregime und Nelson Mandela sitzt im Gefängnis. Stevie Wonder hat ihm seinen Oscar gewidmet, den er 1985 für den besten Song “I Just Called to Say I Love You” aus dem Film “Die Frau in Rot” erhalten hat. Erst mit Mandelas Freilassung im Jahr 1990 und dem Ende der Apartheid wird das Verbot für “Ebony And Ivory” aufgehoben.

Obwohl das Lied für beide Künstler zu den erfolgreichsten Hits ihrer Karriere zählt, hat es die 40 Jahre nicht überdauert – die Realität hat den Traum, der dort besungen wird, längst eingeholt.

Von einem friedlichen Zusammenleben von Menschen mit verschiedenen Hautfarben kann bis heute nicht die Rede sein. Der Rassismus – versteckt oder offen – ist immer noch allgegenwärtig; die #blacklivesmatter-Bewegung begann vor gerade mal zwei Jahren nach einem rassistischen Übergriff durch einen weißen US-Polizisten. Der hatte den Schwarzen George Floyd während einer Festnahme so lange auf den Boden gedrückt, bis dieser starb.

Immer wieder taucht “Ebony & Ivory” noch in Rankings verschiedener Musikmedien auf: 2007 etwa wählten ihn die Hörer des Senders “BBC Radio 6 Music” zum schlechtesten Duett aller Zeiten. 2009 landete das Lied beim Magazin “Blender” auf Platz 10 der schlechtesten Songs überhaupt.

Denkmal für George Floyd, ein großes Bild mit seinem Konterfei steht vor Säulen mit weiteren Fotos schwarzer Frauen und Männer.

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