Kultur

Jugendorchester der Ukraine und Deutschland: “United for Future”

Zwei Spitzen-Jugendensembles – das Bundesjugendorchester und das Jugendorchester der Ukraine – gehen zusammen auf Tournee.

Sie sind alte Freunde: das  Nationale Jugendorchester der Bundesrepublik Deutschland (BJO) und das  Youth Symphony Orchestra of Ukraine (YSOU). Das Bundesjugendorchester stand nämlich Pate, als das ukrainische Orchester 2017 gegründet wurde und sein erstes internationales Projekt beim Beethovenfest präsentierte.

“Das BJO war seit der ersten Begegnung bis heute ein starkes Vorbild für die jungen ukrainischen Musikerinnen und Musiker”, so die ukrainische Stardirigentin Oksana Lyniv, die die Gründung von YSOU 2017 initiierte, im DW-Gespräch. “Immer wieder nehmen wir das BJO als Beispiel für die Motivation, für ein hohes musikalisches Niveau und die langjährige Tradition.”

Sie sind alte Freunde: das  Nationale Jugendorchester der Bundesrepublik Deutschland (BJO) und das  Youth Symphony Orchestra of Ukraine (YSOU). Das Bundesjugendorchester stand nämlich Pate, als das ukrainische Orchester 2017 gegründet wurde und sein erstes internationales Projekt beim Beethovenfest präsentierte.

Das fünfjährige Jubiläum der YSOU-Gründung und der Freundschaft beider Jugendensembles hätte gefeiert werden müssen: Für Mai 2022 war ein gemeinsames Konzert im legendären Opernhaus von Odessa geplant, als “Pendant” zum Europakonzert der Berliner Philharmoniker, die am 1. Mai dieses Jahres ebenso in Odessa spielen wollten.

Berlin statt Odessa

“Mitglieder des Bundesjugendorchesters sollten dort gemeinsam mit den ukrainischen Jugendlichen unter Anleitung von Berliner Philharmonikern proben und dann eben konzertieren”, erzählt BJO-Direktor Sönke Lentz der DW. “Der schreckliche Angriffskrieg hat das unmöglich gemacht. Aber immerhin haben wir es geschafft, eine gemeinsame Arbeitsphase in Deutschland zu organisieren, der drei Benefizkonzerte zugunsten des YSOU folgen.”

Am 3., 4. und 5. Juli spielt das Projektorchester, bestehend aus deutschen und geflüchteten ukrainischen Nachwuchsmusikerinnen und -musikern in der Berliner Philharmonie, dem Staatstheater in Hannover und schließlich der Philharmonie Köln.

Auf dem Programm stehen Werke Beethovens und Dvořáks, sowie die symphonische Ballade des ukrainischen Klassikers Borys Ljatoschynski “Grazhyna”, nach der gleichnamigen Dichtung des polnischen Barden Adam Mickiewicz. Das Werk feiert die mutige Heldin Grazhyna, eine Art lettische Janne d’Arc, die ihr Volk im Kampf gegen den übermächtigen Feind anführt. Das Berliner Konzert wird live in der Digital Concert Hall der Berliner Philharmonie übertragen. Die Leitung hat der junge ukrainische Dirigent Artem Lonhinov.

“Die Arbeit mit ungefähr 80 jungen deutschen und ukrainischen Musikerinnen und Musikern war emotional unglaublich bewegend”, sagte der junge Dirigent der DW. “Ich glaube, für alle ist es eine unvergessliche Erfahrung. Aber gerade für die Ukrainerinnen und Ukrainer genau die Therapie, die sie gerade brauchen.” 

80 aktive Mitglieder, junge ukrainische Spitzenmusiker aus dem ganzen Land, zählte das YSOU zu Beginn des Krieges am 24. Februar 2022. “Die ersten Tagen waren voll Schreck und Verzweiflung”, erzählt die Orchesterdirektorin und Violinistin Aleksandra Zaitseva. “Die Jugendlichen konnten physisch und psychisch nicht musizieren oder üben, konnten überhaupt kein Instrument anrühren. Viele mussten mehrere Tage oder Wochen in Bunkern ausharren. Wir haben versucht, möglichst viel in Kontakt zu bleiben, haben uns ständig geschrieben, sogar Zoom-Treffen organisiert.”

Viele der jungen Orchestermitglieder haben das Land verlassen, viele sind aber auch  geblieben. “Es sind vor allem die Jungs ab 18, die wehrpflichtig sind, aber auch andere, die ihre Familien und das Land unterstützen wollen”, so Zaitseva. 

Mit etwa 50 Musikerinnen und Musikern konnte sich das Orchester jedoch neu formieren und absolvierte in der Zwischenzeit wichtige Auftritte, unter anderem beim Bachfest in Leipzig. Der Tournee mit dem BJO folgen Konzerte bei den Münchner Opernfestspielen, dem Festival Junge Künstler Bayreuth, dem Lucerne Festival, dem Young Euro Classic Festival, der Festwoche Moers und dem Beethovenfest Bonn – ein regelrechter “Reigen der Solidarität”, so Aleksandra Zaitseva. “Unser Orchester bekommt, im Gegensatz zum BJO, keine staatliche Finanzierung, deswegen sind wir jedem Partner unglaublich dankbar.”

Eine ganz besondere Bedeutung wird aber jenem Konzert beigemessen, das am 29. August am  Eröffnungswochenende des Beethovenfestes in Bonn stattfinden soll. Das wird gewissermaßen die Geburtstagsparty des ukrainischen Jugendorchesters: Genau fünf Jahre nach dem ersten öffentlichen Auftritt ebenfalls in Bonn. Fünf Jahre, in denen die Welt eine ganz andere geworden ist.

Gruppenbild mit vielen jungen Musikern und ihren Instrumenten, zwischen ihnen stehen Erwachsene.
Junger Dirigent vor dem Orchester, Probe

Video ansehen 03:25

Die ukrainische Dirigentin Oksana Lyniv

Sie sind alte Freunde: das  Nationale Jugendorchester der Bundesrepublik Deutschland (BJO) und das  Youth Symphony Orchestra of Ukraine (YSOU). Das Bundesjugendorchester stand nämlich Pate, als das ukrainische Orchester 2017 gegründet wurde und sein erstes internationales Projekt beim Beethovenfest präsentierte.

“Das BJO war seit der ersten Begegnung bis heute ein starkes Vorbild für die jungen ukrainischen Musikerinnen und Musiker”, so die ukrainische Stardirigentin Oksana Lyniv, die die Gründung von YSOU 2017 initiierte, im DW-Gespräch. “Immer wieder nehmen wir das BJO als Beispiel für die Motivation, für ein hohes musikalisches Niveau und die langjährige Tradition.”

Berlin statt Odessa

Das fünfjährige Jubiläum der YSOU-Gründung und der Freundschaft beider Jugendensembles hätte gefeiert werden müssen: Für Mai 2022 war ein gemeinsames Konzert im legendären Opernhaus von Odessa geplant, als “Pendant” zum Europakonzert der Berliner Philharmoniker, die am 1. Mai dieses Jahres ebenso in Odessa spielen wollten.

“Mitglieder des Bundesjugendorchesters sollten dort gemeinsam mit den ukrainischen Jugendlichen unter Anleitung von Berliner Philharmonikern proben und dann eben konzertieren”, erzählt BJO-Direktor Sönke Lentz der DW. “Der schreckliche Angriffskrieg hat das unmöglich gemacht. Aber immerhin haben wir es geschafft, eine gemeinsame Arbeitsphase in Deutschland zu organisieren, der drei Benefizkonzerte zugunsten des YSOU folgen.”

Am 3., 4. und 5. Juli spielt das Projektorchester, bestehend aus deutschen und geflüchteten ukrainischen Nachwuchsmusikerinnen und -musikern in der Berliner Philharmonie, dem Staatstheater in Hannover und schließlich der Philharmonie Köln.

Auf dem Programm stehen Werke Beethovens und Dvořáks, sowie die symphonische Ballade des ukrainischen Klassikers Borys Ljatoschynski “Grazhyna”, nach der gleichnamigen Dichtung des polnischen Barden Adam Mickiewicz. Das Werk feiert die mutige Heldin Grazhyna, eine Art lettische Janne d’Arc, die ihr Volk im Kampf gegen den übermächtigen Feind anführt. Das Berliner Konzert wird live in der Digital Concert Hall der Berliner Philharmonie übertragen. Die Leitung hat der junge ukrainische Dirigent Artem Lonhinov.

Ein Solidaritätsreigen in schwierigen Zeiten

“Die Arbeit mit ungefähr 80 jungen deutschen und ukrainischen Musikerinnen und Musikern war emotional unglaublich bewegend”, sagte der junge Dirigent der DW. “Ich glaube, für alle ist es eine unvergessliche Erfahrung. Aber gerade für die Ukrainerinnen und Ukrainer genau die Therapie, die sie gerade brauchen.” 

…und eine Wiederbegegnung in Bonn

80 aktive Mitglieder, junge ukrainische Spitzenmusiker aus dem ganzen Land, zählte das YSOU zu Beginn des Krieges am 24. Februar 2022. “Die ersten Tagen waren voll Schreck und Verzweiflung”, erzählt die Orchesterdirektorin und Violinistin Aleksandra Zaitseva. “Die Jugendlichen konnten physisch und psychisch nicht musizieren oder üben, konnten überhaupt kein Instrument anrühren. Viele mussten mehrere Tage oder Wochen in Bunkern ausharren. Wir haben versucht, möglichst viel in Kontakt zu bleiben, haben uns ständig geschrieben, sogar Zoom-Treffen organisiert.”

Viele der jungen Orchestermitglieder haben das Land verlassen, viele sind aber auch  geblieben. “Es sind vor allem die Jungs ab 18, die wehrpflichtig sind, aber auch andere, die ihre Familien und das Land unterstützen wollen”, so Zaitseva. 

Mit etwa 50 Musikerinnen und Musikern konnte sich das Orchester jedoch neu formieren und absolvierte in der Zwischenzeit wichtige Auftritte, unter anderem beim Bachfest in Leipzig. Der Tournee mit dem BJO folgen Konzerte bei den Münchner Opernfestspielen, dem Festival Junge Künstler Bayreuth, dem Lucerne Festival, dem Young Euro Classic Festival, der Festwoche Moers und dem Beethovenfest Bonn – ein regelrechter “Reigen der Solidarität”, so Aleksandra Zaitseva. “Unser Orchester bekommt, im Gegensatz zum BJO, keine staatliche Finanzierung, deswegen sind wir jedem Partner unglaublich dankbar.”

Eine ganz besondere Bedeutung wird aber jenem Konzert beigemessen, das am 29. August am  Eröffnungswochenende des Beethovenfestes in Bonn stattfinden soll. Das wird gewissermaßen die Geburtstagsparty des ukrainischen Jugendorchesters: Genau fünf Jahre nach dem ersten öffentlichen Auftritt ebenfalls in Bonn. Fünf Jahre, in denen die Welt eine ganz andere geworden ist.

Junge Dirigentin in rotem T-Shirt, steht vor dem Orchester und dirigiert.

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