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Das perfekte Tier – nachhaltige Fleischproduktion durch Gentechnik?

Klimafreundliche Schafe und Lachse, die weniger fressen und trotzdem schneller wachsen. Mit Hilfe der Gentechnik arbeiten Forscher daran, Tiere für Viehhaltung der Zukunft zu designen.

Angefangen hat alles 1990 mit Herman dem Bullen. Herman war das erste transgenetische Rind der Welt, dem artenfremde Gene eingepflanzt wurden und das den Eingriff überlebte und Nachkommen zeugte. Herman wurde ein Gen für ein spezielles Protein eingepflanzt, das in menschlicher Muttermilch vorkommt.

Die Idee: von Herman gezeugte Kühe sollten Milch geben, die auch dieses Protein enthalten. Damit wollten die Wissenschaftler Medikamente etwa gegen Aids entwickeln. Das Projekt scheiterte. Doch der Traum von maßgeschneiderten Nutztieren hatte da erst begonnen.

Angefangen hat alles 1990 mit Herman dem Bullen. Herman war das erste transgenetische Rind der Welt, dem artenfremde Gene eingepflanzt wurden und das den Eingriff überlebte und Nachkommen zeugte. Herman wurde ein Gen für ein spezielles Protein eingepflanzt, das in menschlicher Muttermilch vorkommt.

Seitdem wird fieberhaft an der Optimierung von Tieren gearbeitet, auch für mehrNachhaltigkeit.

Klima-Schafe und das Ökoschwein

Auf Herman folgte das in Kanada entwickelte “Enviropig”- Ökoschwein. Wissenschaftler veränderten die Verdauung des Tieres, und dessen Ausscheidungen enthielten danach bis zu 66 Prozent weniger Phosphat als bei gewöhnlichen Schweinen. So sollte die Belastung von Grundwasser und Flüssen durch Überdüngung mit Tiergülle verringert werden. Das Projekt wurde 2012 aber wegen fehlender Finanzierung eingestellt. 

Die Viehhaltung erzeugt weltweit 14,5 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen, so die Welternährungsorganisation FAO. Allein die Milch- und Fleischproduktion mit Rindern verursacht über neun Prozent der gesamten menschengemachten Emissionen. Besonders im Fokus: das Treibhausgas Methan, das bei der Verdauung pflanzlicher Nahrung entsteht.

Der Methanausstoß von Kühen wird zu rund 20% genetisch gesteuert. Sobald die entsprechenden Gene identifiziert sein, werde es bald ”ein Leichtes sein”, mit Hilfe von Gentechnik den Methanausstoß zu optimieren, heißt es von Seiten der US-amerikanische Stiftung Information Technology and Innovation Foundation. Der Durchbruch ist aber noch nicht gelungen.

Eine kürzlich in Neuseeland gezüchtete Schafsrasse stößt immerhin schon 13 Prozent weniger Methan aus als das heutige Durchschnittschaf. Die Züchter haben errechnet: wenn sämtliche 25 Millionen Schafe Neuseelands mit dieser Rasse ersetzt würden, könnte das die Methanemissionen der Schafsindustrie um bis zu ein Prozent senken.

Weltweit gibt es bisher nur zwei für den Verzehr zugelassene und gentechnisch veränderte Tierarten: das “GalSafe” Schwein und der “AquAdvantage” Lachs, beide in den USA. Das Schweinefleisch enthält keine Alpha-Zucker, die bei manchen Menschen allergische Reaktionen hervorrufen. Bisher gibt es das GalSafe-Schweinefleisch allerdings noch nicht an der Ladentheke. Das Unternehmen will die Tiere vor allem zur Herstellung von Medikamenten nutzen und zur Erzeugung von Alpha-zuckerfreien Organen für die Transplantation in Menschen.

Den “Aqua Advantage” Lachs dagegen kann man heute schon in Nordamerika kaufen. Ihm wurden Gene anderer Meeresfische eingesetzt. Statt nur im Frühling und Sommer wächst er nun das ganze Jahre über und erreicht sein Schlachtgewicht doppelt so schnell wie gewöhnliche Lachse. Dafür braucht der Genlachs ein Fünftel weniger Futter. Etwa 70 Prozent des weltweit gefangenen Fisches wird derzeit zu Fischfutter verarbeitet. Die Forscher hoffen, dass sich dieser Anteil dank Gentechnik verringern könnte.

Doch Kritiker fürchten Risiken. Mute Schimpf, Lebensmittelaktivistin bei der Umweltorganisation Friends of the Earth Europe, findet Gentechnik bei Tieren unverantwortlich. “Es besteht ein hohes Risiko, dass sich wilder Lachs mit dem manipuliertem Lachs vermischt. Und in 20 Jahren wird man dann herausfinden, dass der Lachs gesundheitliche Probleme haben könnte, dann ist aber vielleicht schon die ganze Population mit den Genen verseucht.” 

Falls Genmanipulation überhaupt eingesetzt wird, sollte sie nicht zur Produktionssteigerung dienen, sondern “das Wohlergehen der Tiere, mit denen wir zu tun haben, verbessern,” so John Dupré, Wissenschaftsphilosoph und Vorsitzender des Nuffield Council on Bioethics. Forscher haben es bereits geschafft, Schweine gegen eine extrem gefährliche Atemwegserkrankung (PRRS) immun zu machen. Hier könnte Gentechnik vertretbar sein, so Dupré.

Doch auch mögliche Vorteile der Gentechnik haben ihren Preis. Etwa bei Versuchen in China, besonders muskulöse Schweine zu designen: viele Tiere starben gleich nach der Geburt wegen ihrer hohen Stressanfälligkeit oder durch Nabelbrüche. Und da sich das Muskelgen auf den ganzen Körper auswirkt, hatten manche Tiere extrem vergrößerte Zungen, andere zusätzliche Wirbel. 

Für Mute Schimpf ist Gentechnik für die Nachhaltigkeit der falsche Ansatz. Um Ressourcen bei der Fleischproduktion zu reduzieren “brauchen wir nicht mehr Intensivtierhaltung. Wir brauchen genau das Gegenteil,” so Schimpf.

In Europa sind genetisch veränderte Tiere nicht für den Konsum zugelassen. John Dupré geht zwar davon, dass es in Großbritannien in ein paar Jahren soweit sein könnte. Gleichzeitig warnt er davor, dass die erhöhte Produktion genetisch veränderter Tiere auch zu mehr Fleischkonsum führen könnte. Dabei weisen Wissenschaftler schon lange darauf hin, dass vor allem Menschen in Industrieländern aus gesundheitlichen Gründen und wegen der Nachhaltigkeit insgesamt weniger Fleisch essen sollten.

Schwein in Stall
Schaf auf einer Wiese in Neuseeland
DW Sendung Euromaxx | Räucherlachs

Angefangen hat alles 1990 mit Herman dem Bullen. Herman war das erste transgenetische Rind der Welt, dem artenfremde Gene eingepflanzt wurden und das den Eingriff überlebte und Nachkommen zeugte. Herman wurde ein Gen für ein spezielles Protein eingepflanzt, das in menschlicher Muttermilch vorkommt.

Die Idee: von Herman gezeugte Kühe sollten Milch geben, die auch dieses Protein enthalten. Damit wollten die Wissenschaftler Medikamente etwa gegen Aids entwickeln. Das Projekt scheiterte. Doch der Traum von maßgeschneiderten Nutztieren hatte da erst begonnen.

Klima-Schafe und das Ökoschwein

Seitdem wird fieberhaft an der Optimierung von Tieren gearbeitet, auch für mehrNachhaltigkeit.

Auf Herman folgte das in Kanada entwickelte “Enviropig”- Ökoschwein. Wissenschaftler veränderten die Verdauung des Tieres, und dessen Ausscheidungen enthielten danach bis zu 66 Prozent weniger Phosphat als bei gewöhnlichen Schweinen. So sollte die Belastung von Grundwasser und Flüssen durch Überdüngung mit Tiergülle verringert werden. Das Projekt wurde 2012 aber wegen fehlender Finanzierung eingestellt. 

Die Viehhaltung erzeugt weltweit 14,5 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen, so die Welternährungsorganisation FAO. Allein die Milch- und Fleischproduktion mit Rindern verursacht über neun Prozent der gesamten menschengemachten Emissionen. Besonders im Fokus: das Treibhausgas Methan, das bei der Verdauung pflanzlicher Nahrung entsteht.

Der Methanausstoß von Kühen wird zu rund 20% genetisch gesteuert. Sobald die entsprechenden Gene identifiziert sein, werde es bald ”ein Leichtes sein”, mit Hilfe von Gentechnik den Methanausstoß zu optimieren, heißt es von Seiten der US-amerikanische Stiftung Information Technology and Innovation Foundation. Der Durchbruch ist aber noch nicht gelungen.

Der Superfisch und mehr Tierwohl? 

Eine kürzlich in Neuseeland gezüchtete Schafsrasse stößt immerhin schon 13 Prozent weniger Methan aus als das heutige Durchschnittschaf. Die Züchter haben errechnet: wenn sämtliche 25 Millionen Schafe Neuseelands mit dieser Rasse ersetzt würden, könnte das die Methanemissionen der Schafsindustrie um bis zu ein Prozent senken.

Bei Risiken und Nebenwirkungen

Weltweit gibt es bisher nur zwei für den Verzehr zugelassene und gentechnisch veränderte Tierarten: das “GalSafe” Schwein und der “AquAdvantage” Lachs, beide in den USA. Das Schweinefleisch enthält keine Alpha-Zucker, die bei manchen Menschen allergische Reaktionen hervorrufen. Bisher gibt es das GalSafe-Schweinefleisch allerdings noch nicht an der Ladentheke. Das Unternehmen will die Tiere vor allem zur Herstellung von Medikamenten nutzen und zur Erzeugung von Alpha-zuckerfreien Organen für die Transplantation in Menschen.

Den “Aqua Advantage” Lachs dagegen kann man heute schon in Nordamerika kaufen. Ihm wurden Gene anderer Meeresfische eingesetzt. Statt nur im Frühling und Sommer wächst er nun das ganze Jahre über und erreicht sein Schlachtgewicht doppelt so schnell wie gewöhnliche Lachse. Dafür braucht der Genlachs ein Fünftel weniger Futter. Etwa 70 Prozent des weltweit gefangenen Fisches wird derzeit zu Fischfutter verarbeitet. Die Forscher hoffen, dass sich dieser Anteil dank Gentechnik verringern könnte.

Doch Kritiker fürchten Risiken. Mute Schimpf, Lebensmittelaktivistin bei der Umweltorganisation Friends of the Earth Europe, findet Gentechnik bei Tieren unverantwortlich. “Es besteht ein hohes Risiko, dass sich wilder Lachs mit dem manipuliertem Lachs vermischt. Und in 20 Jahren wird man dann herausfinden, dass der Lachs gesundheitliche Probleme haben könnte, dann ist aber vielleicht schon die ganze Population mit den Genen verseucht.” 

Falls Genmanipulation überhaupt eingesetzt wird, sollte sie nicht zur Produktionssteigerung dienen, sondern “das Wohlergehen der Tiere, mit denen wir zu tun haben, verbessern,” so John Dupré, Wissenschaftsphilosoph und Vorsitzender des Nuffield Council on Bioethics. Forscher haben es bereits geschafft, Schweine gegen eine extrem gefährliche Atemwegserkrankung (PRRS) immun zu machen. Hier könnte Gentechnik vertretbar sein, so Dupré.

Doch auch mögliche Vorteile der Gentechnik haben ihren Preis. Etwa bei Versuchen in China, besonders muskulöse Schweine zu designen: viele Tiere starben gleich nach der Geburt wegen ihrer hohen Stressanfälligkeit oder durch Nabelbrüche. Und da sich das Muskelgen auf den ganzen Körper auswirkt, hatten manche Tiere extrem vergrößerte Zungen, andere zusätzliche Wirbel. 

Für Mute Schimpf ist Gentechnik für die Nachhaltigkeit der falsche Ansatz. Um Ressourcen bei der Fleischproduktion zu reduzieren “brauchen wir nicht mehr Intensivtierhaltung. Wir brauchen genau das Gegenteil,” so Schimpf.

In Europa sind genetisch veränderte Tiere nicht für den Konsum zugelassen. John Dupré geht zwar davon, dass es in Großbritannien in ein paar Jahren soweit sein könnte. Gleichzeitig warnt er davor, dass die erhöhte Produktion genetisch veränderter Tiere auch zu mehr Fleischkonsum führen könnte. Dabei weisen Wissenschaftler schon lange darauf hin, dass vor allem Menschen in Industrieländern aus gesundheitlichen Gründen und wegen der Nachhaltigkeit insgesamt weniger Fleisch essen sollten.

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