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Afrika bereitet sich auf den legalen Cannabis-Ansturm vor

In Afrika entwickelt sich eine gigantische Cannabis-Industrie, die bald die ganze Welt versorgen könnte. Bereits jetzt wird in Uganda medizinisches Cannabis für den deutschen Arzneimittelmarkt angebaut.

Über drei Hektar erstreckt sich die einzige, legale Cannabisplantage in Uganda. Sie liegt am Fuße des gewaltigen Rwenzori-Gebirges im Westen des Landes, fast direkt am Äquator. 

Über 40.000 Pflanzen gedeihen hier in weißen Gewächshäusern unter strikten, hygienischen Bedingungen. Sie sind bestimmt für den Export nach Europa. Seit Anfang Januar ist das ugandische Cannabis in deutschen Apotheken gemäß dem Deutschen Arzneibuch, dem offiziellen Regelwerk zur Qualitätssicherung bei Medikamenten, erhältlich: in weißen, luftdichten 10-Gramm-Packungen.

Über drei Hektar erstreckt sich die einzige, legale Cannabisplantage in Uganda. Sie liegt am Fuße des gewaltigen Rwenzori-Gebirges im Westen des Landes, fast direkt am Äquator. 

Benjamin Cadet steht im weißen Poloshirt mit seinem Firmenlogo inmitten seiner Pflanzen. Er trägt Chirurgenhandschuhe und fasst die Blüten nur vorsichtig an. Sie sind voller Blütenstaub – reif für die Ernte.

Israelisches Know-How und Unternehmergeist

Cadet macht ein zufriedenes Gesicht. Der ugandische Unternehmer und ehemalige Parlamentsabgeordnete ist der Geschäftsführer der einzigen Firma, die in Uganda über eine Lizenz verfügt, Cannabis legal anzubauen und zu exportieren. “Als wir 2011 die Idee entwickelten, haben wir verschiedene Sorten ausprobiert. Die ersten Sorten kamen aus den Niederlanden”, berichtet Cadet. “Aber uns fehlten die Finanzen und die Kontakte auf dem Weltmarkt. Das war der Zeitpunkt, an dem wir begannen, potentielle Partner zu kontaktieren.”

Zur selben Zeit baute Firmengründer Nir Sosinsky gerade seine Gewächshäuser im Süden Israels auf. Er wollte expandieren, an die Börse gehen und weltweit neue Anbauflächen erschließen. Über befreundete Geschäftskontakte erfuhr er von der einzigen Anbaulizenz in Uganda – und lud Benjamin Cadet glattweg nach Israel ein.

Gemeinsam reisten sie dann nach Uganda, an den Äquator. Nahe der Stadt Kasese am Fuße der hohen Berge fanden sie die perfekten Anbaubedingungen für die Pflanze. “Es ist wie Gottes Garten – mitten in einer grünen Gegend, umgeben von den Bergen rund um Kasese”, schwärmt Sosinsky. Die Lage am Äquator sei für den Cannabisanbau entscheidend, erklärt er. “Cannabis ist eine photoperiodische Pflanze, das heißt, um zu blühen, braucht sie 12 Stunden Sonnenschein und genau 12 Stunden Dunkelheit.”

Über fünf Millionen Euro hat Sosinsky in Uganda investiert. Er musste eine eigene Stromversorgung aufbauen, über hundert Arbeiter*innen aus den umliegenden Gemeinden anheuern. Gleichzeitig suchte er nach neuen Abnehmern, vor allem in Europa. Doch die europäischen Einfuhrbestimmengen waren eine enorme Hürde.

Da konnte ihm Patrick Hoffmann helfen. Der 43-jährige Politologe war einer der ersten, der 2015 Cannabis legal für medizinische Zwecke nach Deutschland importierte. Damals gab es gerade einmal ein paar Dutzend deutsche Patienten, die Cannabis auf Rezept erhalten durften. Diese geringe Nachfrage wurde aus den Niederlanden gedeckt.

2016 entschied jedoch das Bundesverwaltungsgericht, dass Patienten ein Recht auf Zugang zu Cannabis haben. Die Zahl der Arztpraxen, die diese Rezepte ausstellen, hat sich in den vergangenen drei Jahren verzehnfacht. Doch schon bei derzeit 300.000 Patienten in Deutschland kommt es derzeit zu Lieferengpässen.

In ihrem Koalitionsvertrag auf Seite 87 hat die neue Ampelregierung nun angekündigt, eine “kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene zu Genusszwecken in lizensierten Geschäften” zuzulassen. Für den Start-Up-Gründer Hoffmann klar, dass das Versorgungsnetzwerk bald nicht mehr ausreicht. Seine Idee: Weltweit gibt es über 25.000 Cannabis-Anbaulizenzen, aber nur rund 20 Lizenzen für die Einfuhr in den deutschen Markt. Eine davon hatte die Firma Cantourage, die Hoffmann 2019 mitgründete. “Warum nicht diesen 25.000 Anbaufirmen ein Angebot machen, dass sie uns den Rohstoff liefern und wir machen daraus in Deutschland das zertifizierte Arzneimittel?” Damit sparen sich ausländische Unternehmen den aufwendigen Prozess, eine Einfuhrlizenz nach Deutschland zu erhalten. 

Mittlerweile bezieht Cantourage als Plattform von 19 Partnern aus 14 Ländern, darunter nicht nur traditionelle Anbauländer wie Kanada und Israel, sondern vor allem aus Afrika: Südafrika, Lesotho, Zimbabwe und Uganda. Für Hoffmann steht fest: In den kommenden Jahren wird es sowohl in Deutschland aber auch in der Europäischen Union einen starken Bedarf an Cannabis-Arzneimitteln und sogar Genussmitteln geben. Da spielt Afrika eine entscheidende Rolle.

“Afrika hat quasi die Verantwortung, eine führende Rolle bei der Kultivierung und Verarbeitung von Cannabis zu spielen”, sagt Hoffmann. “Wenn wir gleichzeitig auch Umweltschutz betreiben wollen, können wir nicht diese großen Mengen indoor kultivieren”, warnt er. Diese müssen unter günstigen Bedingungen kultivieren und das geht sinnvoll “am besten in Äquatornähe.”

Benjamin Cadet in der Cannabisplantage
 Legale Cannabisplantage in Uganda
Benjamin Cadet betrachtet die Blüten

Über drei Hektar erstreckt sich die einzige, legale Cannabisplantage in Uganda. Sie liegt am Fuße des gewaltigen Rwenzori-Gebirges im Westen des Landes, fast direkt am Äquator. 

Über 40.000 Pflanzen gedeihen hier in weißen Gewächshäusern unter strikten, hygienischen Bedingungen. Sie sind bestimmt für den Export nach Europa. Seit Anfang Januar ist das ugandische Cannabis in deutschen Apotheken gemäß dem Deutschen Arzneibuch, dem offiziellen Regelwerk zur Qualitätssicherung bei Medikamenten, erhältlich: in weißen, luftdichten 10-Gramm-Packungen.

Israelisches Know-How und Unternehmergeist

Benjamin Cadet steht im weißen Poloshirt mit seinem Firmenlogo inmitten seiner Pflanzen. Er trägt Chirurgenhandschuhe und fasst die Blüten nur vorsichtig an. Sie sind voller Blütenstaub – reif für die Ernte.

Cadet macht ein zufriedenes Gesicht. Der ugandische Unternehmer und ehemalige Parlamentsabgeordnete ist der Geschäftsführer der einzigen Firma, die in Uganda über eine Lizenz verfügt, Cannabis legal anzubauen und zu exportieren. “Als wir 2011 die Idee entwickelten, haben wir verschiedene Sorten ausprobiert. Die ersten Sorten kamen aus den Niederlanden”, berichtet Cadet. “Aber uns fehlten die Finanzen und die Kontakte auf dem Weltmarkt. Das war der Zeitpunkt, an dem wir begannen, potentielle Partner zu kontaktieren.”

Zur selben Zeit baute Firmengründer Nir Sosinsky gerade seine Gewächshäuser im Süden Israels auf. Er wollte expandieren, an die Börse gehen und weltweit neue Anbauflächen erschließen. Über befreundete Geschäftskontakte erfuhr er von der einzigen Anbaulizenz in Uganda – und lud Benjamin Cadet glattweg nach Israel ein.

Gemeinsam reisten sie dann nach Uganda, an den Äquator. Nahe der Stadt Kasese am Fuße der hohen Berge fanden sie die perfekten Anbaubedingungen für die Pflanze. “Es ist wie Gottes Garten – mitten in einer grünen Gegend, umgeben von den Bergen rund um Kasese”, schwärmt Sosinsky. Die Lage am Äquator sei für den Cannabisanbau entscheidend, erklärt er. “Cannabis ist eine photoperiodische Pflanze, das heißt, um zu blühen, braucht sie 12 Stunden Sonnenschein und genau 12 Stunden Dunkelheit.”

Wo soll das ganze Cannabis herkommen?

Über fünf Millionen Euro hat Sosinsky in Uganda investiert. Er musste eine eigene Stromversorgung aufbauen, über hundert Arbeiter*innen aus den umliegenden Gemeinden anheuern. Gleichzeitig suchte er nach neuen Abnehmern, vor allem in Europa. Doch die europäischen Einfuhrbestimmengen waren eine enorme Hürde.

Da konnte ihm Patrick Hoffmann helfen. Der 43-jährige Politologe war einer der ersten, der 2015 Cannabis legal für medizinische Zwecke nach Deutschland importierte. Damals gab es gerade einmal ein paar Dutzend deutsche Patienten, die Cannabis auf Rezept erhalten durften. Diese geringe Nachfrage wurde aus den Niederlanden gedeckt.

2016 entschied jedoch das Bundesverwaltungsgericht, dass Patienten ein Recht auf Zugang zu Cannabis haben. Die Zahl der Arztpraxen, die diese Rezepte ausstellen, hat sich in den vergangenen drei Jahren verzehnfacht. Doch schon bei derzeit 300.000 Patienten in Deutschland kommt es derzeit zu Lieferengpässen.

In ihrem Koalitionsvertrag auf Seite 87 hat die neue Ampelregierung nun angekündigt, eine “kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene zu Genusszwecken in lizensierten Geschäften” zuzulassen. Für den Start-Up-Gründer Hoffmann klar, dass das Versorgungsnetzwerk bald nicht mehr ausreicht. Seine Idee: Weltweit gibt es über 25.000 Cannabis-Anbaulizenzen, aber nur rund 20 Lizenzen für die Einfuhr in den deutschen Markt. Eine davon hatte die Firma Cantourage, die Hoffmann 2019 mitgründete. “Warum nicht diesen 25.000 Anbaufirmen ein Angebot machen, dass sie uns den Rohstoff liefern und wir machen daraus in Deutschland das zertifizierte Arzneimittel?” Damit sparen sich ausländische Unternehmen den aufwendigen Prozess, eine Einfuhrlizenz nach Deutschland zu erhalten. 

Mittlerweile bezieht Cantourage als Plattform von 19 Partnern aus 14 Ländern, darunter nicht nur traditionelle Anbauländer wie Kanada und Israel, sondern vor allem aus Afrika: Südafrika, Lesotho, Zimbabwe und Uganda. Für Hoffmann steht fest: In den kommenden Jahren wird es sowohl in Deutschland aber auch in der Europäischen Union einen starken Bedarf an Cannabis-Arzneimitteln und sogar Genussmitteln geben. Da spielt Afrika eine entscheidende Rolle.

“Afrika hat quasi die Verantwortung, eine führende Rolle bei der Kultivierung und Verarbeitung von Cannabis zu spielen”, sagt Hoffmann. “Wenn wir gleichzeitig auch Umweltschutz betreiben wollen, können wir nicht diese großen Mengen indoor kultivieren”, warnt er. Diese müssen unter günstigen Bedingungen kultivieren und das geht sinnvoll “am besten in Äquatornähe.”

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