Wirtschaft

Russlands Finanzbranche hofft auf China

Mit dem Ausschluss russischer Banken aus Swift wird es für russische Unternehmen immer schwerer, internationale Geschäfte abzuwickeln. Viele Unternehmen reagieren, indem sie auf chinesische Bezahlsysteme umschwenken.

“Solide wie ein Fels”, so stabil ist nach den Worten von Wang Yi die Freundschaft seines Landes mit Russland. Die Aussichten für eine Zusammenarbeit seien sehr groß, erklärte unlängst der chinesische Außenminister; eine Kooperation bringe Vorteile und Wohlstand für beide Völker.

Die blumigen Bekenntnisse der russisch-chinesischen Völkerfreundschaft unterstreichen die Zurückhaltung Pekings, dem Westen dabei zu helfen, Russlands Wirtschaft vom globalen Finanzsystem zu isolieren.

“Solide wie ein Fels”, so stabil ist nach den Worten von Wang Yi die Freundschaft seines Landes mit Russland. Die Aussichten für eine Zusammenarbeit seien sehr groß, erklärte unlängst der chinesische Außenminister; eine Kooperation bringe Vorteile und Wohlstand für beide Völker.

Doch zu enge Bindungen zu Russland sind für das Reich der Mitte äußerst heikel. Je mehr russische Unternehmen Konten bei chinesischen Banken eröffnen, desto nervöser wird in Peking durchgerechnet, welche Risiken damit für das eigene Bankensystem verbunden sind.

Hunderte neue Konten bei chinesischen Banken in Moskau

Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete am Montag, das staatliche Devisenamt Chinas (SAFE) habe Banken nach deren möglicher Belastung durch die Russland-Ukraine-Krise gefragt. Es sei dabei um Geschäfte mit russischen Geldhäusern und den Umgang mit Risiken gegangen, teilten Branchen-Insider mit. Ein weiteres Thema sei eine mögliche Ausweitung von Sanktionen auch auf Banken in der Volksrepublik und Vorbereitungen auf solche Szenarien gewesen.

Insider hatten laut Reuters in der vergangenen Woche beobachtet, wie russische Unternehmen versuchten, wegen der westlichen Sanktionen auf chinesische Bankkonten auszuweichen.

“In den letzten Tagen sind 200 bis 300 Unternehmen an uns herangetreten, die neue Konten eröffnen wollen”, wurde ein Banker eine Woche nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine zitiert. Er arbeitet nach Reuters-Angaben in der Moskauer Filiale einer chinesischen Staatsbank.

Noch sei nicht klar, wie weit verbreitet dieser Schwenk russischer Firmen hin zu chinesischen Finanzinstituten ist. Aber der Trend zeige, so der anonyme Banker, dass viele der Unternehmen, die neue Konten suchen, Geschäfte mit China machen. Es sei also zu erwarten, dass die Yuan-Transaktionen solcher Firmen zunehmen werden.

Aktuell ist eine Handvoll chinesischer Staatsbanken in Moskau tätig, darunter die Industrial & Commercial Bank of China, die Agricultural Bank of China, die Bank of China und die China Construction Bank. Die genannten Banken hatten die Berichte weder bestätigt noch dementiert.

Ein chinesischer Geschäftsmann mit langjährigen Beziehungen zu Russland, der ebenfalls nicht genannt werden wollte, sagte, dass mehrere russische Unternehmen, mit denen er zusammenarbeitet, planen, Yuan-Konten zu eröffnen. “Es ist eine ziemlich einfache Logik. Wenn Sie keinen US-Dollar oder Euro verwenden können und die USA und Europa Ihnen viele Produkte nicht mehr verkaufen, haben Sie keine andere Wahl, als sich an China zu wenden. Dieser Trend ist unvermeidlich”, so die Quelle gegenüber Reuters.

Aber wie realistisch ist es, dass Russland seinen weitgehenden Ausschluss aus internationalen Geschäften in Dollar oder Euro damit ausgleicht, stärker auf die chinesische Währung zu setzen? China versucht seit Jahren, seine Währung Yuan international als Alternative zu US-Dollar und Euro zu etablieren.

Die Kräfteverhältnisse sprechen aber eine deutliche Sprache: Mehr als 77 Prozent aller bargeldlosen Transaktionen weltweit wurden 2021 in Dollar oder Euro abgewickelt. Der chinesische Yuan kommt gerade einmal auf einen Anteil von 2,7 Prozent.

Auch bei den globalen Devisenreserven führt der chinesische Yuan oder auch Renminbi, was “Währung des Volkes” bedeutet, ein Schattendasein.

Rund 60 Prozent aller Währungsreserven weltweit entfallen auf den Dollar, etwa 20 Prozent auf den Euro. An dritter Stelle lag Ende 2021 der japanische Yen mit knapp sechs Prozent, vor dem britischen Pfund mit knapp fünf Prozent. Platz fünf belegt der Yuan mit einem Anteil von rund 3 Prozent. Die Bedeutung der chinesischen Währung legte zwar im Vergleich zum Vorjahr um ein halbes Prozent zu und wird international als Reserve-Währung wichtiger. Doch das ist bei weitem kein Vergleich zu den satten 80 Prozent der globalen Devisenreserven in Dollar und Euro.

Die chinesische Zentralbank, die People’s Bank of China, versucht seit Jahren, ihre Devisenreserven zu diversifizieren und das Gewicht von US-Staatsanleihen zu reduzieren. Aber mit einem Anteil von knapp 1,1 Billionen Dollar ist China nach wie vor der nach Japan zweitgrößte Inhaber von US-Treasuries. Das zeigen aktuelle Zahlen vom 15. Februar, die von der US-Notenbank Federal Reserve veröffentlicht wurden.

Nach dem Ausstieg der US-Kreditkartenriesen Mastercard, Visa und American Express aus dem russischen Markt haben russische Banken erklärt, dass sie jetzt verstärkt auf das chinesische UnionPay-System (siehe Artikelbild) ausweichen. Die Sberbank und Russlands größte Privatbank Alfa Bank hatten am Sonntag angekündigt, sie arbeiteten bereits an der Einführung von Karten des chinesischen Anbieters UnionPay. “Mit dieser Karte kann man Zahlungen in 180 Ländern der Welt tätigen”, erklärte die Alfa-Bank-Gruppe. Den Angaben der Bank zufolge funktionieren russische Karten von Visa und Mastercard ab dem 8. März nicht mehr.

Russen, die sich derzeit außer Landes befinden, stehen somit vor einem Problem. “Wenn Sie sich im Ausland befinden, empfehlen wir Ihnen, Bargeld abzuheben”, erklärte die Alfa Bank. Russischen Nachrichtenagenturen zufolge wollen auch die Rosbank, Tinkoff Bank und die Credit Bank of Moscow (MKB) auf Chinas Kreditkartensystem ausweichen.

Schon jetzt ist der chinesische Anbieter in Russland weit verbreitet, berichtet das “Handelsblatt”. Nach Unternehmensangaben werden UnionPay-Karten an 85 Prozent aller Geldautomaten in Russland sowie Kreditkartenlesegeräten etwa in Geschäften, Supermärkten und Restaurants akzeptiert. Auch der größte russische E-Commerce-Anbieter Ozon ermögliche seit Mitte 2021 Zahlungen via UnionPay.

Allerdings könnten die USA und die EU bei den Sanktionen nachschärfen, falls sich herausstellt, dass Russen über die UnionPay-Karte bisherige Zwangsmaßnahmen umgehen können. Dann, wenn etwa UnionPay russischen Kunden dabei hilft, aus dem Ausland auf ihr Vermögen in Russland zuzugreifen oder von Russland aus auf ihr Vermögen im Ausland, berichtet das “Handelsblatt”.

UnionPay wird von einer Vereinigung von Banken in China betrieben, die Kreditkarten ausgeben. Nach eigenen Angaben gibt es mehr als neun Milliarden Karteninhaber weltweit, die mit der UnionPay-Kreditkarte bei mehr als 2500 Partnern in 180 Ländern bezahlen können. Mit einem Transaktionsvolumen von umgerechnet rund 150 Milliarden US-Dollar war UnionPay 2020 nach Visa die Nummer Zwei. Der Großteil des Umsatzes entfällt allerdings auf Debit-Karten chinesischer Kunden. Diese Bezahlkarten verfügen in der Regel über keinen Kreditrahmen.

Seit 2015 sind Bargeldabhebungen im Ausland mit UnionPay für Kunden chinesischer Banken auf den Gegenwert von rund 16.000 Dollar pro Jahr gedeckelt. Ob ein ähnliches Limit auch bei Transaktionen mit russischen Kunden greifen könnte, ist unklar. Dann würde UnionPay nämlich für russische Unternehmen und Oligarchen als Ersatz für American Express & Co. eher wenig taugen.

Russland | Rubel-Wechselkurse
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“Solide wie ein Fels”, so stabil ist nach den Worten von Wang Yi die Freundschaft seines Landes mit Russland. Die Aussichten für eine Zusammenarbeit seien sehr groß, erklärte unlängst der chinesische Außenminister; eine Kooperation bringe Vorteile und Wohlstand für beide Völker.

Die blumigen Bekenntnisse der russisch-chinesischen Völkerfreundschaft unterstreichen die Zurückhaltung Pekings, dem Westen dabei zu helfen, Russlands Wirtschaft vom globalen Finanzsystem zu isolieren.

Hunderte neue Konten bei chinesischen Banken in Moskau

Doch zu enge Bindungen zu Russland sind für das Reich der Mitte äußerst heikel. Je mehr russische Unternehmen Konten bei chinesischen Banken eröffnen, desto nervöser wird in Peking durchgerechnet, welche Risiken damit für das eigene Bankensystem verbunden sind.

Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete am Montag, das staatliche Devisenamt Chinas (SAFE) habe Banken nach deren möglicher Belastung durch die Russland-Ukraine-Krise gefragt. Es sei dabei um Geschäfte mit russischen Geldhäusern und den Umgang mit Risiken gegangen, teilten Branchen-Insider mit. Ein weiteres Thema sei eine mögliche Ausweitung von Sanktionen auch auf Banken in der Volksrepublik und Vorbereitungen auf solche Szenarien gewesen.

Insider hatten laut Reuters in der vergangenen Woche beobachtet, wie russische Unternehmen versuchten, wegen der westlichen Sanktionen auf chinesische Bankkonten auszuweichen.

“In den letzten Tagen sind 200 bis 300 Unternehmen an uns herangetreten, die neue Konten eröffnen wollen”, wurde ein Banker eine Woche nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine zitiert. Er arbeitet nach Reuters-Angaben in der Moskauer Filiale einer chinesischen Staatsbank.

Dollar und Euro dominieren globale Finanzströme

Noch sei nicht klar, wie weit verbreitet dieser Schwenk russischer Firmen hin zu chinesischen Finanzinstituten ist. Aber der Trend zeige, so der anonyme Banker, dass viele der Unternehmen, die neue Konten suchen, Geschäfte mit China machen. Es sei also zu erwarten, dass die Yuan-Transaktionen solcher Firmen zunehmen werden.

Yuan, UnionPay und CIPS

Aktuell ist eine Handvoll chinesischer Staatsbanken in Moskau tätig, darunter die Industrial & Commercial Bank of China, die Agricultural Bank of China, die Bank of China und die China Construction Bank. Die genannten Banken hatten die Berichte weder bestätigt noch dementiert.

Ein chinesischer Geschäftsmann mit langjährigen Beziehungen zu Russland, der ebenfalls nicht genannt werden wollte, sagte, dass mehrere russische Unternehmen, mit denen er zusammenarbeitet, planen, Yuan-Konten zu eröffnen. “Es ist eine ziemlich einfache Logik. Wenn Sie keinen US-Dollar oder Euro verwenden können und die USA und Europa Ihnen viele Produkte nicht mehr verkaufen, haben Sie keine andere Wahl, als sich an China zu wenden. Dieser Trend ist unvermeidlich”, so die Quelle gegenüber Reuters.

Aber wie realistisch ist es, dass Russland seinen weitgehenden Ausschluss aus internationalen Geschäften in Dollar oder Euro damit ausgleicht, stärker auf die chinesische Währung zu setzen? China versucht seit Jahren, seine Währung Yuan international als Alternative zu US-Dollar und Euro zu etablieren.

Russland setzt auf chinesisches Kredit-Kartensystem

Die Kräfteverhältnisse sprechen aber eine deutliche Sprache: Mehr als 77 Prozent aller bargeldlosen Transaktionen weltweit wurden 2021 in Dollar oder Euro abgewickelt. Der chinesische Yuan kommt gerade einmal auf einen Anteil von 2,7 Prozent.

Auch bei den globalen Devisenreserven führt der chinesische Yuan oder auch Renminbi, was “Währung des Volkes” bedeutet, ein Schattendasein.

11.000 Nutzer bei Swift, 76 bei Chinas CIPS

Rund 60 Prozent aller Währungsreserven weltweit entfallen auf den Dollar, etwa 20 Prozent auf den Euro. An dritter Stelle lag Ende 2021 der japanische Yen mit knapp sechs Prozent, vor dem britischen Pfund mit knapp fünf Prozent. Platz fünf belegt der Yuan mit einem Anteil von rund 3 Prozent. Die Bedeutung der chinesischen Währung legte zwar im Vergleich zum Vorjahr um ein halbes Prozent zu und wird international als Reserve-Währung wichtiger. Doch das ist bei weitem kein Vergleich zu den satten 80 Prozent der globalen Devisenreserven in Dollar und Euro.

“Träges Währungssystem”

Die chinesische Zentralbank, die People’s Bank of China, versucht seit Jahren, ihre Devisenreserven zu diversifizieren und das Gewicht von US-Staatsanleihen zu reduzieren. Aber mit einem Anteil von knapp 1,1 Billionen Dollar ist China nach wie vor der nach Japan zweitgrößte Inhaber von US-Treasuries. Das zeigen aktuelle Zahlen vom 15. Februar, die von der US-Notenbank Federal Reserve veröffentlicht wurden.

G20 Rom | Antony Blinken trifft Wang Yi

Nach dem Ausstieg der US-Kreditkartenriesen Mastercard, Visa und American Express aus dem russischen Markt haben russische Banken erklärt, dass sie jetzt verstärkt auf das chinesische UnionPay-System (siehe Artikelbild) ausweichen. Die Sberbank und Russlands größte Privatbank Alfa Bank hatten am Sonntag angekündigt, sie arbeiteten bereits an der Einführung von Karten des chinesischen Anbieters UnionPay. “Mit dieser Karte kann man Zahlungen in 180 Ländern der Welt tätigen”, erklärte die Alfa-Bank-Gruppe. Den Angaben der Bank zufolge funktionieren russische Karten von Visa und Mastercard ab dem 8. März nicht mehr.

Russen, die sich derzeit außer Landes befinden, stehen somit vor einem Problem. “Wenn Sie sich im Ausland befinden, empfehlen wir Ihnen, Bargeld abzuheben”, erklärte die Alfa Bank. Russischen Nachrichtenagenturen zufolge wollen auch die Rosbank, Tinkoff Bank und die Credit Bank of Moscow (MKB) auf Chinas Kreditkartensystem ausweichen.

Schon jetzt ist der chinesische Anbieter in Russland weit verbreitet, berichtet das “Handelsblatt”. Nach Unternehmensangaben werden UnionPay-Karten an 85 Prozent aller Geldautomaten in Russland sowie Kreditkartenlesegeräten etwa in Geschäften, Supermärkten und Restaurants akzeptiert. Auch der größte russische E-Commerce-Anbieter Ozon ermögliche seit Mitte 2021 Zahlungen via UnionPay.

Allerdings könnten die USA und die EU bei den Sanktionen nachschärfen, falls sich herausstellt, dass Russen über die UnionPay-Karte bisherige Zwangsmaßnahmen umgehen können. Dann, wenn etwa UnionPay russischen Kunden dabei hilft, aus dem Ausland auf ihr Vermögen in Russland zuzugreifen oder von Russland aus auf ihr Vermögen im Ausland, berichtet das “Handelsblatt”.

UnionPay wird von einer Vereinigung von Banken in China betrieben, die Kreditkarten ausgeben. Nach eigenen Angaben gibt es mehr als neun Milliarden Karteninhaber weltweit, die mit der UnionPay-Kreditkarte bei mehr als 2500 Partnern in 180 Ländern bezahlen können. Mit einem Transaktionsvolumen von umgerechnet rund 150 Milliarden US-Dollar war UnionPay 2020 nach Visa die Nummer Zwei. Der Großteil des Umsatzes entfällt allerdings auf Debit-Karten chinesischer Kunden. Diese Bezahlkarten verfügen in der Regel über keinen Kreditrahmen.

Seit 2015 sind Bargeldabhebungen im Ausland mit UnionPay für Kunden chinesischer Banken auf den Gegenwert von rund 16.000 Dollar pro Jahr gedeckelt. Ob ein ähnliches Limit auch bei Transaktionen mit russischen Kunden greifen könnte, ist unklar. Dann würde UnionPay nämlich für russische Unternehmen und Oligarchen als Ersatz für American Express & Co. eher wenig taugen.

China versucht seit Jahren, eine eigene digitale Währung zu etablieren, mit der künftig grenzüberschreitende Zahlungen abgewickelt werden sollen. Das ist aber Zukunftsmusik und wird Russland beim Umgehen aktueller Sanktionen kaum helfen, betonen Experten.

In den Kinderschuhen steckt auch Pekings Alternative zum westlich kontrollierten Zahlungssystem Swift, das Chinas Zentralbank 2015 unter dem Namen CIPS aus der Taufe gehoben hat und für Cross-Border Interbank Payment System steht.

In den Kinderschuhen steckt auch Pekings Alternative zum westlich kontrollierten Zahlungssystem Swift, das Chinas Zentralbank 2015 unter dem Namen CIPS aus der Taufe gehoben hat und für Cross-Border Interbank Payment System steht.

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