Gefahr für geflüchtete Ukrainerinnen: Dubiose Übernachtungsangebote in Berlin
Deutschland empfängt die ukrainischen Flüchtlinge mit einer Welle der Hilfsbereitschaft. Doch es gibt auch erste Hinweise, dass Menschenhändler die Situation der allein reisenden Frauen und Jugendlichen ausnutzen wollen.
Da ist der 55-jährige Mann, der besonders jungen Frauen aus der Ukraine eine Mitfahrgelegenheit nach Hamburg verspricht und der wegen sexueller Nötigung bereits der Polizei bekannt ist. Da sind ein 29-Jähriger und sein 21 Jahre alter Freund, die gezielt allein reisende oder mit Kindern reisende Frauen ansprechen. Und da sind zwei Männer, 50 und 53, die im Bereich der Erstversorgung für Flüchtlinge jungen Frauen Geld anbieten, wenn sie mit ihnen nach Hause kommen.
“Es gibt leider Menschen, die die Verzweiflung und Not der ankommenden Flüchtlinge ausnutzen möchten. Sie sind so auffällig, dass sie sowohl den freiwilligen Helfern als auch unseren eigenen Mitarbeitern der Bundespolizei ins Auge stechen. Diese Fälle bewegen sich im unteren zweistelligen Bereich, aber wir haben bislang noch keine Straftaten, dass also so ein Versuch von Erfolg gekrönt war”, sagt ein Sprecher der Bundespolizei gegenüber der DW.
Da ist der 55-jährige Mann, der besonders jungen Frauen aus der Ukraine eine Mitfahrgelegenheit nach Hamburg verspricht und der wegen sexueller Nötigung bereits der Polizei bekannt ist. Da sind ein 29-Jähriger und sein 21 Jahre alter Freund, die gezielt allein reisende oder mit Kindern reisende Frauen ansprechen. Und da sind zwei Männer, 50 und 53, die im Bereich der Erstversorgung für Flüchtlinge jungen Frauen Geld anbieten, wenn sie mit ihnen nach Hause kommen.
Durch Deutschland schwappt gerade eine riesige Welle der Solidarität und Hilfsbereitschaft für die ukrainischen Flüchtlinge. Doch angesichts von mehr als 80.000 Menschen, die bis jetzt vor dem russischen Angriffskrieg nach Deutschland geflohen sind, wittern auch Menschenhändler hierzulande ihre Chance. Das tägliche Chaos am Berliner Hauptbahnhof bietet ihnen dazu fast schon perfekte Bedingungen, Frauen zu bedrängen.
Registrierung und Aufklärung als Gegenmittel
“Wir hatten jetzt eine völlig aufgelöste Ukrainerin, der genau dies passiert ist. Es mussten deswegen auch schon Platzverweise ausgesprochen werden. Wir haben also derzeit eine riesengroße Zahl von Menschen, die mit ehrlichen Absichten helfen möchten und auf der anderen Seite Personen, welche diese Umbruchsituation für sich nutzen wollen”, so die Bundespolizei.
Freiwillige Helfer berichten, sie seien den mutmaßlichen Menschenhändlern gefolgt, bis diese von den Frauen abgelassen hätten. Die Polizei hat reagiert und in den sozialen Medien Warnhinweise geschaltet, auch auf Ukrainisch, Russisch und Englisch. Bei den morgendlichen Besprechungen am Bahnhof mit den Helferteams werden die Unterstützer jetzt auch für die Thematik sensibilisiert. Doch reicht das alles, um die ankommenden ukrainischen Frauen und Jugendlichen zu schützen?
“Es wäre besser, wenn sich diejenigen registrieren müssten, die eine ukrainische Frau oder Familie bei sich aufnehmen”, sagt Monika Cissek-Evans, “leider versuchen auch Menschen hier, andere auszubeuten, die gerade fremd sind. Und es sind auch nicht nur Männer, welche die Flüchtlinge ansprechen, auch Frauen sollte man nicht blind vertrauen.”
Die Sozialpädagogin hat vor mehr als 20 Jahren in München “Jadwiga” gegründet, eine Beratungsstelle für Betroffene von Menschenhandel. Die polnische Übersetzung für “Hedwig” als Name der Organisation ist bewusst gewählt, weil vor allem Frauen aus Osteuropa hierzulande in die Fänge der Kriminellen geraten. Cissek-Evans und ihr Team basteln gerade an einem Flyer auf Ukrainisch, der in den nächsten Tagen an den Bahnhöfen ausliegen wird.
“Da stehen so Sachen drin wie: Geben Sie Ihren Pass nicht aus der Hand. Behalten Sie Ihr Telefon jederzeit bei sich. Fotografieren Sie das Autokennzeichen, bevor Sie in einen Wagen einsteigen. Lassen Sie sich den Ausweis zeigen, wenn Ihnen eine Wohnung oder ein Zimmer angeboten wird. Schreiben Sie Name und Adresse auf. Seien Sie vorsichtig, wenn Ihnen jemand schnell viel Geld verspricht.”
Wenn jemand erklären kann, wie schnell Frauen in die Zwangsprostitution hereinrutschen können, dann ist das Huschke Mau. Die Autorin und Aktivistin, deren Name ein Pseudonym ist, hat selbst zehn Jahre lang als Prostituierte gearbeitet und nun ein autobiografisches Buch geschrieben. Der Titel steht sinnbildlich für ihren Kampf: “Entmenschlicht – warum wir Prostitution abschaffen müssen”. Sie sagt:
“Jeden Tag gehen hier 1,2 Millionen Männer zu einer Prostituierten. Deutschland ist das Zielland Nummer Eins für den EU-weiten Menschenhandel. Wir sind das Bordell Europas, das sollte uns peinlich sein. Und weil der Markt und die Nachfrage so groß sind, sprechen die Menschenhändler und Zuhälter die ukrainischen Frauen schon am Bahnsteig an, weil sie wissen, dass ihnen die Flüchtlinge sehr viel Geld bringen können.”
Auf Twitter und in sogenannten Freier-Foren machen jetzt schon öffentlich nachlesbare Äußerungen deutscher Männer über neue “ukrainische Nutten” für ihr Stammbordell und Fantasien von Vergewaltigungen ukrainischer “Sexsklavinnen” die Runde.
“Mir hat eine Helferin erzählt, dass sich eine Ukrainerin nicht mal getraut hat, am Bahnsteig etwas zu trinken, weil sie Angst hatte, durch ein Schlafmittel im Bordell zu landen. Wir werden bald sehen, dass diese voll mit Ukrainerinnen sein werden und das ist beschämend”, sagt Huschke Mai. “Viele Menschen mögen einfach nur hilfsbereit sein, aber die ukrainischen Frau sollten, wenn sie hier ankommen, hinter jedem Mann zunächst einmal einen Freier vermuten.” Die Aktivistin befürchtet, dass allein reisenden Frauen und Mädchen nach den schrecklichen Erfahrungen im Krieg in Deutschland das nächste Trauma drohen könnte.
Da ist der 55-jährige Mann, der besonders jungen Frauen aus der Ukraine eine Mitfahrgelegenheit nach Hamburg verspricht und der wegen sexueller Nötigung bereits der Polizei bekannt ist. Da sind ein 29-Jähriger und sein 21 Jahre alter Freund, die gezielt allein reisende oder mit Kindern reisende Frauen ansprechen. Und da sind zwei Männer, 50 und 53, die im Bereich der Erstversorgung für Flüchtlinge jungen Frauen Geld anbieten, wenn sie mit ihnen nach Hause kommen.
“Es gibt leider Menschen, die die Verzweiflung und Not der ankommenden Flüchtlinge ausnutzen möchten. Sie sind so auffällig, dass sie sowohl den freiwilligen Helfern als auch unseren eigenen Mitarbeitern der Bundespolizei ins Auge stechen. Diese Fälle bewegen sich im unteren zweistelligen Bereich, aber wir haben bislang noch keine Straftaten, dass also so ein Versuch von Erfolg gekrönt war”, sagt ein Sprecher der Bundespolizei gegenüber der DW.
Registrierung und Aufklärung als Gegenmittel
Durch Deutschland schwappt gerade eine riesige Welle der Solidarität und Hilfsbereitschaft für die ukrainischen Flüchtlinge. Doch angesichts von mehr als 80.000 Menschen, die bis jetzt vor dem russischen Angriffskrieg nach Deutschland geflohen sind, wittern auch Menschenhändler hierzulande ihre Chance. Das tägliche Chaos am Berliner Hauptbahnhof bietet ihnen dazu fast schon perfekte Bedingungen, Frauen zu bedrängen.
“Wir hatten jetzt eine völlig aufgelöste Ukrainerin, der genau dies passiert ist. Es mussten deswegen auch schon Platzverweise ausgesprochen werden. Wir haben also derzeit eine riesengroße Zahl von Menschen, die mit ehrlichen Absichten helfen möchten und auf der anderen Seite Personen, welche diese Umbruchsituation für sich nutzen wollen”, so die Bundespolizei.
Freiwillige Helfer berichten, sie seien den mutmaßlichen Menschenhändlern gefolgt, bis diese von den Frauen abgelassen hätten. Die Polizei hat reagiert und in den sozialen Medien Warnhinweise geschaltet, auch auf Ukrainisch, Russisch und Englisch. Bei den morgendlichen Besprechungen am Bahnhof mit den Helferteams werden die Unterstützer jetzt auch für die Thematik sensibilisiert. Doch reicht das alles, um die ankommenden ukrainischen Frauen und Jugendlichen zu schützen?
“Es wäre besser, wenn sich diejenigen registrieren müssten, die eine ukrainische Frau oder Familie bei sich aufnehmen”, sagt Monika Cissek-Evans, “leider versuchen auch Menschen hier, andere auszubeuten, die gerade fremd sind. Und es sind auch nicht nur Männer, welche die Flüchtlinge ansprechen, auch Frauen sollte man nicht blind vertrauen.”
Deutschland, das Bordell Europas
Die Sozialpädagogin hat vor mehr als 20 Jahren in München “Jadwiga” gegründet, eine Beratungsstelle für Betroffene von Menschenhandel. Die polnische Übersetzung für “Hedwig” als Name der Organisation ist bewusst gewählt, weil vor allem Frauen aus Osteuropa hierzulande in die Fänge der Kriminellen geraten. Cissek-Evans und ihr Team basteln gerade an einem Flyer auf Ukrainisch, der in den nächsten Tagen an den Bahnhöfen ausliegen wird.
“Da stehen so Sachen drin wie: Geben Sie Ihren Pass nicht aus der Hand. Behalten Sie Ihr Telefon jederzeit bei sich. Fotografieren Sie das Autokennzeichen, bevor Sie in einen Wagen einsteigen. Lassen Sie sich den Ausweis zeigen, wenn Ihnen eine Wohnung oder ein Zimmer angeboten wird. Schreiben Sie Name und Adresse auf. Seien Sie vorsichtig, wenn Ihnen jemand schnell viel Geld verspricht.”
Wenn jemand erklären kann, wie schnell Frauen in die Zwangsprostitution hereinrutschen können, dann ist das Huschke Mau. Die Autorin und Aktivistin, deren Name ein Pseudonym ist, hat selbst zehn Jahre lang als Prostituierte gearbeitet und nun ein autobiografisches Buch geschrieben. Der Titel steht sinnbildlich für ihren Kampf: “Entmenschlicht – warum wir Prostitution abschaffen müssen”. Sie sagt:
“Jeden Tag gehen hier 1,2 Millionen Männer zu einer Prostituierten. Deutschland ist das Zielland Nummer Eins für den EU-weiten Menschenhandel. Wir sind das Bordell Europas, das sollte uns peinlich sein. Und weil der Markt und die Nachfrage so groß sind, sprechen die Menschenhändler und Zuhälter die ukrainischen Frauen schon am Bahnsteig an, weil sie wissen, dass ihnen die Flüchtlinge sehr viel Geld bringen können.”
Auf Twitter und in sogenannten Freier-Foren machen jetzt schon öffentlich nachlesbare Äußerungen deutscher Männer über neue “ukrainische Nutten” für ihr Stammbordell und Fantasien von Vergewaltigungen ukrainischer “Sexsklavinnen” die Runde.
“Mir hat eine Helferin erzählt, dass sich eine Ukrainerin nicht mal getraut hat, am Bahnsteig etwas zu trinken, weil sie Angst hatte, durch ein Schlafmittel im Bordell zu landen. Wir werden bald sehen, dass diese voll mit Ukrainerinnen sein werden und das ist beschämend”, sagt Huschke Mai. “Viele Menschen mögen einfach nur hilfsbereit sein, aber die ukrainischen Frau sollten, wenn sie hier ankommen, hinter jedem Mann zunächst einmal einen Freier vermuten.” Die Aktivistin befürchtet, dass allein reisenden Frauen und Mädchen nach den schrecklichen Erfahrungen im Krieg in Deutschland das nächste Trauma drohen könnte.