Kultur

Mehr als nur Party: Geschichte und Architektur in Miami Beach

Springbreak, Strand, Palmen und Meer: dafür ist Miami Beach bekannt. Aber es gibt auch viel Geschichte und Architektur zu entdecken. So blieb die Party-Hochburg auch während der Pandemie ein attraktiver Urlaubsort.

Miami Beach im März: die vorgelagerte Insel im US-Bundestaat Florida ist brechend voll. Von allen Seiten dröhnt laute Musik aus Lautsprechern, an den Hotelbars bilden sich lange Schlangen, überall feiern junge Menschen – es ist Springbreak, die Zeit, in der partyhungrige Studenten hierher strömen, um ihre Ferien zu genießen. 

Aber nicht nur die Springbreaker zieht es nach Miami Beach – der weiße Sandstrand und das kristallklare Wasser üben eine geradezu magische Anziehungskraft auf Urlauber aus. Etwa auf ältere Ehepaare aus dem Mittleren Westen, die den ganzen Winter auf ihren Urlaub in der Sonne gewartet haben, oder Gutbetuchte, die in Miami Beach gern ihren Reichtum zur Schau tragen. Ein bei der High Society besonders beliebter Ort ist das Fünf-Sterne-Hotel Faena mit seiner schummrig beleuchteten Bar, in der oft Jazz-Bands spielen. Der Zutritt scheint allerdings vor allem Frauen mit Designerhandtaschen und hohen Absätzen gestattet zu sein.

Miami Beach im März: die vorgelagerte Insel im US-Bundestaat Florida ist brechend voll. Von allen Seiten dröhnt laute Musik aus Lautsprechern, an den Hotelbars bilden sich lange Schlangen, überall feiern junge Menschen – es ist Springbreak, die Zeit, in der partyhungrige Studenten hierher strömen, um ihre Ferien zu genießen. 

Es gibt aber auch viele Taco-Lokale und kubanische Restaurants in der Stadt, denn Miami Beach ist stark von kubanischen und lateinamerikanischen Einwanderern geprägt. Man kann so gut wie überall Spanisch sprechen.

Corona? Kein Hindernis für Touristen

Heute drängt sich am Strand ein Hotel ans nächste, ein Urlaubsparadies, das sogar der Corona-Pandemie trotzte. Die Touristen strömen nach wie vor in die Stadt. Am 10. April 2022 war die Zahl der gebuchten Hotelnächte im Großraum Miami sogar um 18 Prozent höher als am gleichen Tag im Jahr 2019, so das Greater Miami Convention & Visitors Bureau. Während des Höhepunkts der Pandemie sah Floridas republikanischer Gouverneur im Vergleich zu anderen US-Bundesstaaten weitgehend von Alltagseinschränkungen ab. So erreichten die Touristenzahlen schon im zweiten Quartal 2021 wieder das Niveau vor der Pandemie.

Abgesehen von den vielen Partys gibt es in Miami Beach die meisten Art-Déco-Gebäude in den USA. Mit über 800 farbenfrohen Häusern, die zwischen 1923 und 1943 erbaut wurden, steht Miami Beach im US National Register of Historic Places (Nationales Verzeichnis historischer Stätten). Die Entstehung der Stadt geht größtenteils auf die Initiative des Automobil-Pioniers Carl Fisher zurück, der Miami Beach in den 1920er Jahren zu einem Winterurlaubsziel für wohlhabende Industrielle aus dem Norden verwandeln wollte. Seine Werbekampagnen brachten der Stadt ihren Ruf für Strandschönheiten und Hedonismus ein.

Zu Fishers Zeiten wurden Golfclubs und Villen im Stil des “mediterranen Revivals” gebaut, also mit Säulengängen und Fenstern im venezianischen Stil, um ein südeuropäisches Flair zu kreieren.

In den 1930er Jahren schossen viele kleine Hotels im Art-Déco-Stil aus dem Boden. Die Architekten, von denen sich einige von der Bauhaus-Bewegung in Deutschland inspirieren ließen, wollten einfache Hotels bauen, die den Menschen aber dennoch Luxus suggerieren sollten. Einige Gebäude ähneln in ihrem Erscheinungsbild sogar Kreuzfahrtschiffen – Kreuzfahrten galten zu jener Zeit als besonders luxuriöse Urlaubsform. Dieser Architekturstil ist daher als “nautischer Art Déco” bekannt.

Der “tropische Art Déco” entstand ebenfalls in Miami und zeichnet sich durch verschnörkelte Motive und Abbildungen wie Sonnen, Monde und andere Symbolen aus.

Bei aller Schönheit hat das “Urlaubsparadies” aber auch eine Schattenseite. So gab es viel Antisemitismus in der Carl-Fisher-Zeit, und erst in den 1960er Jahren durften Afroamerikaner in Miami Beach übernachten – zuvor mussten sie die Insel bei Sonnenuntergang verlassen.

In den 70er und 80er Jahren erfasste Miami die Kokainkrise – die Stadt verarmte und Gebäude zerfielen zusehends. Eine engagierte Bürgerinitiative aber setzte sich dafür ein, dass die Häuser erhalten und renoviert wurden. Und so trug das wieder aufblühende Stadtbild dazu bei, dass Miami in den 80er Jahren erneut als Urlaubsziel attraktiv wurde. Seinen Anteil daran hatte bestimmt auch eine Calvin Klein-Werbung von 1985 mit nackten Models auf einem Art-Déco-Gebäude oder auch die aufmerksamkeitswirksame Besichtigungstour der Stadt von Künstler Andy Warhol. Wegen der vielen Sonnenstunden und niedriger Kosten zog es schließlich viele Modelagenturen aus New York nach Miami Beach. Auch die Filmbranche entdeckte die Stadt als Kulisse, so wurde hier “The Birdcage” (Ein Paradies für schrille Vögel, 1996) und “Scarface” (1983) gedreht. Interessanterweise überwinterte der echte Gangster Al Capone, auch bekannt als “Scarface”, ab 1927 in Miami Beach.

In den letzten Jahren hat Miami Beach versucht, sich als kulturelles Zentrum neu zu erfinden. Seit 2002 zieht die Art Basel Miami Beach jeden Dezember Galeristen und Liebhaber zeitgenössischer Kunst aus der ganzen Welt an. Die Stadt hat sich auch einen Ruf als Kryptowährungs-Hotspot erarbeitet: Die Konferenz Bitcoin 2022 brachte kürzlich Zehntausende in die Inselstadt.

Auch die historische Architektur von Miami Beach spielt bei der Neuausrichtung eine Rolle. So saniert die in New York ansässige Investmentgesellschaft Infinity Hospitality die historische Fußgängerzone Española Way. “Wir wollen die Straße in ihrer Ursprünglichkeit wieder herstellen. Sie soll ein kulturelles und künstlerisches Viertel werden, das Einheimische und Touristen gleichermaßen anspricht”, sagt David Berg, ein Partner bei Infinity Hospitality.

Die Gruppe kaufte ein Budget-Hotel und verwandelte es in das angesagte Luxushotel Esmé mit mehreren Bars und Restaurants. Zu seiner Stammkundschaft gehören digitale Nomaden, die sich im mediterranen Ambiente des Hotels sichtlich wohlfühlen. David Berg kann nur Gutes berichten: trotz Pandemie steigen die Touristenzahlen.

Aus dem Englischen übersetzt.

Das Breakwater Hotel in Miami Beach in der Abenddämmerung
Hotels in Miami Beach mit Palmen auf einer Postkarte von 1941
Ein rosa Rettungsschimmer-Häuschen am Strand von Miami Beach

Miami Beach im März: die vorgelagerte Insel im US-Bundestaat Florida ist brechend voll. Von allen Seiten dröhnt laute Musik aus Lautsprechern, an den Hotelbars bilden sich lange Schlangen, überall feiern junge Menschen – es ist Springbreak, die Zeit, in der partyhungrige Studenten hierher strömen, um ihre Ferien zu genießen. 

Aber nicht nur die Springbreaker zieht es nach Miami Beach – der weiße Sandstrand und das kristallklare Wasser üben eine geradezu magische Anziehungskraft auf Urlauber aus. Etwa auf ältere Ehepaare aus dem Mittleren Westen, die den ganzen Winter auf ihren Urlaub in der Sonne gewartet haben, oder Gutbetuchte, die in Miami Beach gern ihren Reichtum zur Schau tragen. Ein bei der High Society besonders beliebter Ort ist das Fünf-Sterne-Hotel Faena mit seiner schummrig beleuchteten Bar, in der oft Jazz-Bands spielen. Der Zutritt scheint allerdings vor allem Frauen mit Designerhandtaschen und hohen Absätzen gestattet zu sein.

Corona? Kein Hindernis für Touristen

Es gibt aber auch viele Taco-Lokale und kubanische Restaurants in der Stadt, denn Miami Beach ist stark von kubanischen und lateinamerikanischen Einwanderern geprägt. Man kann so gut wie überall Spanisch sprechen.

Heute drängt sich am Strand ein Hotel ans nächste, ein Urlaubsparadies, das sogar der Corona-Pandemie trotzte. Die Touristen strömen nach wie vor in die Stadt. Am 10. April 2022 war die Zahl der gebuchten Hotelnächte im Großraum Miami sogar um 18 Prozent höher als am gleichen Tag im Jahr 2019, so das Greater Miami Convention & Visitors Bureau. Während des Höhepunkts der Pandemie sah Floridas republikanischer Gouverneur im Vergleich zu anderen US-Bundesstaaten weitgehend von Alltagseinschränkungen ab. So erreichten die Touristenzahlen schon im zweiten Quartal 2021 wieder das Niveau vor der Pandemie.

Abgesehen von den vielen Partys gibt es in Miami Beach die meisten Art-Déco-Gebäude in den USA. Mit über 800 farbenfrohen Häusern, die zwischen 1923 und 1943 erbaut wurden, steht Miami Beach im US National Register of Historic Places (Nationales Verzeichnis historischer Stätten). Die Entstehung der Stadt geht größtenteils auf die Initiative des Automobil-Pioniers Carl Fisher zurück, der Miami Beach in den 1920er Jahren zu einem Winterurlaubsziel für wohlhabende Industrielle aus dem Norden verwandeln wollte. Seine Werbekampagnen brachten der Stadt ihren Ruf für Strandschönheiten und Hedonismus ein.

Zu Fishers Zeiten wurden Golfclubs und Villen im Stil des “mediterranen Revivals” gebaut, also mit Säulengängen und Fenstern im venezianischen Stil, um ein südeuropäisches Flair zu kreieren.

Miamis Art Déco-Architektur

In den 1930er Jahren schossen viele kleine Hotels im Art-Déco-Stil aus dem Boden. Die Architekten, von denen sich einige von der Bauhaus-Bewegung in Deutschland inspirieren ließen, wollten einfache Hotels bauen, die den Menschen aber dennoch Luxus suggerieren sollten. Einige Gebäude ähneln in ihrem Erscheinungsbild sogar Kreuzfahrtschiffen – Kreuzfahrten galten zu jener Zeit als besonders luxuriöse Urlaubsform. Dieser Architekturstil ist daher als “nautischer Art Déco” bekannt.

Der Mythos Miami Beach entsteht neu

Der “tropische Art Déco” entstand ebenfalls in Miami und zeichnet sich durch verschnörkelte Motive und Abbildungen wie Sonnen, Monde und andere Symbolen aus.

Bei aller Schönheit hat das “Urlaubsparadies” aber auch eine Schattenseite. So gab es viel Antisemitismus in der Carl-Fisher-Zeit, und erst in den 1960er Jahren durften Afroamerikaner in Miami Beach übernachten – zuvor mussten sie die Insel bei Sonnenuntergang verlassen.

In den 70er und 80er Jahren erfasste Miami die Kokainkrise – die Stadt verarmte und Gebäude zerfielen zusehends. Eine engagierte Bürgerinitiative aber setzte sich dafür ein, dass die Häuser erhalten und renoviert wurden. Und so trug das wieder aufblühende Stadtbild dazu bei, dass Miami in den 80er Jahren erneut als Urlaubsziel attraktiv wurde. Seinen Anteil daran hatte bestimmt auch eine Calvin Klein-Werbung von 1985 mit nackten Models auf einem Art-Déco-Gebäude oder auch die aufmerksamkeitswirksame Besichtigungstour der Stadt von Künstler Andy Warhol. Wegen der vielen Sonnenstunden und niedriger Kosten zog es schließlich viele Modelagenturen aus New York nach Miami Beach. Auch die Filmbranche entdeckte die Stadt als Kulisse, so wurde hier “The Birdcage” (Ein Paradies für schrille Vögel, 1996) und “Scarface” (1983) gedreht. Interessanterweise überwinterte der echte Gangster Al Capone, auch bekannt als “Scarface”, ab 1927 in Miami Beach.

Kulturelle Neuausrichtung?

In den letzten Jahren hat Miami Beach versucht, sich als kulturelles Zentrum neu zu erfinden. Seit 2002 zieht die Art Basel Miami Beach jeden Dezember Galeristen und Liebhaber zeitgenössischer Kunst aus der ganzen Welt an. Die Stadt hat sich auch einen Ruf als Kryptowährungs-Hotspot erarbeitet: Die Konferenz Bitcoin 2022 brachte kürzlich Zehntausende in die Inselstadt.

Auch die historische Architektur von Miami Beach spielt bei der Neuausrichtung eine Rolle. So saniert die in New York ansässige Investmentgesellschaft Infinity Hospitality die historische Fußgängerzone Española Way. “Wir wollen die Straße in ihrer Ursprünglichkeit wieder herstellen. Sie soll ein kulturelles und künstlerisches Viertel werden, das Einheimische und Touristen gleichermaßen anspricht”, sagt David Berg, ein Partner bei Infinity Hospitality.

Die Gruppe kaufte ein Budget-Hotel und verwandelte es in das angesagte Luxushotel Esmé mit mehreren Bars und Restaurants. Zu seiner Stammkundschaft gehören digitale Nomaden, die sich im mediterranen Ambiente des Hotels sichtlich wohlfühlen. David Berg kann nur Gutes berichten: trotz Pandemie steigen die Touristenzahlen.

Aus dem Englischen übersetzt.

Art Déco-Verzierungen in Miami Beach

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