Meinung: Boris, Schluss mit Luftikus!
Boris Becker muss in Großbritannien ins Gefängnis. Für ihn persönlich eine Tragödie, dennoch ein folgerichtiges Urteil, meint DW-Redakteur Jens Krepela.
Scheitern macht sympathisch, weil menschlich – sagt man gemeinhin. Wahrscheinlich ist Boris Becker deshalb so beliebt. Und der 54-Jährige ist ein Mann mit Schwächen. Seit Jahrzehnten fiebern und leiden die Menschen mit ihm: Zuerst auf dem Tenniscourt, wo er aus deutscher Sicht bis heute unerreicht ist. Später dann beim Auf und Ab des Lebens: Bei neuen Affären, gescheiterten Ehen, Jobwechseln und geschäftlichen (Miss-)Erfolg. Boris, der gutmütige Luftikus. Diesem Image hat das Urteil von London böse Kratzer verpasst.
Es ist ein Urteil mit langem Anlauf. Schon 2017 rieb man sich verwundert die Augen: Zu seinem 50. Geburtstag war im deutschen TV eine Dokumentation über Becker zu sehen. Darin sieht man ihn im teuren SUV vor seinem gediegenen Haus im ebenso gediegenen Londoner Stadtteil Wimbledon parken, oder im Helikopter über Monaco schweben. Jemanden, der eigentlich Pleite ist, hatte man sich irgendwie anders vorgestellt. Just zu dieser Zeit eröffnete ein Londoner Gericht das Insolvenzverfahren gegen ihn, dessen Folgen ihn nun eingeholt haben.
Scheitern macht sympathisch, weil menschlich – sagt man gemeinhin. Wahrscheinlich ist Boris Becker deshalb so beliebt. Und der 54-Jährige ist ein Mann mit Schwächen. Seit Jahrzehnten fiebern und leiden die Menschen mit ihm: Zuerst auf dem Tenniscourt, wo er aus deutscher Sicht bis heute unerreicht ist. Später dann beim Auf und Ab des Lebens: Bei neuen Affären, gescheiterten Ehen, Jobwechseln und geschäftlichen (Miss-)Erfolg. Boris, der gutmütige Luftikus. Diesem Image hat das Urteil von London böse Kratzer verpasst.
War er da wieder, der Luftikus, der den Ernst der Lage unterschätzt und einfach weiter macht wie bisher? Nein, denn Becker versuchte bewusst, einen Ausweg zu finden. Er scheiterte mit dem Versuch, sich mittels eines Diplomatenpasses der Zentralafrikanischen Republik dem Verfahren zu entziehen. Dass von Seiten der Justiz großer Ärger drohen kann, wusste Becker aber bereits spätestens seit 2002, als er in München wegen Steuerhinterziehung zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt wurde. Es ist nicht das einzige Verfahren gegen ihn.
Realitätsverweigerung oder Arroganz?
Deshalb war Beckers Verteidigungsstrategie vor Gericht auch so schwach: ein unbedarfter Mann, der sich nicht um seine Geschäfte kümmert, hätte sich wohl irgendwann erschrocken und sich intensiv darum bemüht, etwas zu ändern. Boris Becker aber, so scheint es, ging davon aus, sich irgendwie durchschlawinern zu können – wie schon so oft. Das zeugt von einer gewissen Arroganz. Ähnlich wie sie Steuerstraftäter Uli Hoeneß an den Tag legte.
Die Behauptung, von gierigen Geschäftsleuten und falschen Freunden schlecht beraten worden zu sein, ist als Ausflucht natürlich ebenso schwach. Die Geschworenen haben Becker gerade in den Anklagepunkten schuldig gesprochen, bei denen es darum geht, Vermögen aktiv verschleiert und verschoben zu haben. So soll widerrechtlich Geld an seine beiden Ex-Frauen geflossen sein. Die Entscheidung dürfte wohl kaum jemand anderes gefällt haben als Becker selbst.
Recht und Gesetz gelten jedoch auch für eine Tennislegende. Das Urteil von London ist deshalb richtig. Und im besten Fall hat es auch eine Wirkung: nämlich die, dass sich das Idol überdenkt. “Get real, Boris!”, mag man ihm als Fan zurufen. An Sympathien für einen – auch geschäftlichen – Neuanfang wird es ihm dennoch wohl nicht mangeln.
Scheitern macht sympathisch, weil menschlich – sagt man gemeinhin. Wahrscheinlich ist Boris Becker deshalb so beliebt. Und der 54-Jährige ist ein Mann mit Schwächen. Seit Jahrzehnten fiebern und leiden die Menschen mit ihm: Zuerst auf dem Tenniscourt, wo er aus deutscher Sicht bis heute unerreicht ist. Später dann beim Auf und Ab des Lebens: Bei neuen Affären, gescheiterten Ehen, Jobwechseln und geschäftlichen (Miss-)Erfolg. Boris, der gutmütige Luftikus. Diesem Image hat das Urteil von London böse Kratzer verpasst.
Es ist ein Urteil mit langem Anlauf. Schon 2017 rieb man sich verwundert die Augen: Zu seinem 50. Geburtstag war im deutschen TV eine Dokumentation über Becker zu sehen. Darin sieht man ihn im teuren SUV vor seinem gediegenen Haus im ebenso gediegenen Londoner Stadtteil Wimbledon parken, oder im Helikopter über Monaco schweben. Jemanden, der eigentlich Pleite ist, hatte man sich irgendwie anders vorgestellt. Just zu dieser Zeit eröffnete ein Londoner Gericht das Insolvenzverfahren gegen ihn, dessen Folgen ihn nun eingeholt haben.
Realitätsverweigerung oder Arroganz?
War er da wieder, der Luftikus, der den Ernst der Lage unterschätzt und einfach weiter macht wie bisher? Nein, denn Becker versuchte bewusst, einen Ausweg zu finden. Er scheiterte mit dem Versuch, sich mittels eines Diplomatenpasses der Zentralafrikanischen Republik dem Verfahren zu entziehen. Dass von Seiten der Justiz großer Ärger drohen kann, wusste Becker aber bereits spätestens seit 2002, als er in München wegen Steuerhinterziehung zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt wurde. Es ist nicht das einzige Verfahren gegen ihn.
Deshalb war Beckers Verteidigungsstrategie vor Gericht auch so schwach: ein unbedarfter Mann, der sich nicht um seine Geschäfte kümmert, hätte sich wohl irgendwann erschrocken und sich intensiv darum bemüht, etwas zu ändern. Boris Becker aber, so scheint es, ging davon aus, sich irgendwie durchschlawinern zu können – wie schon so oft. Das zeugt von einer gewissen Arroganz. Ähnlich wie sie Steuerstraftäter Uli Hoeneß an den Tag legte.
Die Behauptung, von gierigen Geschäftsleuten und falschen Freunden schlecht beraten worden zu sein, ist als Ausflucht natürlich ebenso schwach. Die Geschworenen haben Becker gerade in den Anklagepunkten schuldig gesprochen, bei denen es darum geht, Vermögen aktiv verschleiert und verschoben zu haben. So soll widerrechtlich Geld an seine beiden Ex-Frauen geflossen sein. Die Entscheidung dürfte wohl kaum jemand anderes gefällt haben als Becker selbst.
Recht und Gesetz gelten jedoch auch für eine Tennislegende. Das Urteil von London ist deshalb richtig. Und im besten Fall hat es auch eine Wirkung: nämlich die, dass sich das Idol überdenkt. “Get real, Boris!”, mag man ihm als Fan zurufen. An Sympathien für einen – auch geschäftlichen – Neuanfang wird es ihm dennoch wohl nicht mangeln.