Wirtschaft

Wie Spanien aus Glauben ein Geschäft macht

Die Kirche mischt in Spanien überall mit: In Schule, Universitäten und auch im Tourismus. Dort spielen Heilige und Jungfrauen eine immer bedeutendere Rolle.

Zwei Jahre nach Pandemiebeginn verirren sich wieder Briten, Deutsche und Amerikaner nach Sahagún. Sie sind in der Provinz León auf dem Jakobsweg unterwegs und machen Halt in dem kleinen Ort, wo der Tod Jesus wie in fast allen spanischen Städten nach zwei Jahren Pause wieder als großes Fest mit Prozessionen, Kapelle und viel Alkohol und gutem Essen gefeiert wird. “Das mag für einige befremdlich sein. Aber durch seinen Tod wurden die Menschen von ihren Sünden erlöst, so sehen das die Spanier”, berichtet Enrique Sancho, spanischer Experte für religiöse Bräuche und ihre Bedeutung für den Tourismus.

Nach Daten der Erzbischöflichen Konferenz in Spanien gibt es 92 katholische Feste im Land, die das geschützte Prädikat “nationales touristisches Interesse” erworben haben, weitere 42 sogar das Siegel “internationales touristisches Interesse”. Dazu gehören die Oster-Prozessionen in Sevilla und Malaga, die Anbetung der Jungfrau aus Rocio in der Provinz Huelva sowie die Sanfermines in Pamplona, die vor allem für den Stierlauf weltweit bekannt sind. Der mit den religiösen Festen verbundene Umsatz macht nach Angaben der Bischofskonferenz mehr als drei Prozent des spanischen BIP aus.

Zwei Jahre nach Pandemiebeginn verirren sich wieder Briten, Deutsche und Amerikaner nach Sahagún. Sie sind in der Provinz León auf dem Jakobsweg unterwegs und machen Halt in dem kleinen Ort, wo der Tod Jesus wie in fast allen spanischen Städten nach zwei Jahren Pause wieder als großes Fest mit Prozessionen, Kapelle und viel Alkohol und gutem Essen gefeiert wird. “Das mag für einige befremdlich sein. Aber durch seinen Tod wurden die Menschen von ihren Sünden erlöst, so sehen das die Spanier”, berichtet Enrique Sancho, spanischer Experte für religiöse Bräuche und ihre Bedeutung für den Tourismus.

“Die pompösen religiösen Feste sind aber auch ein entscheidender Grund, warum nach einer Studie der Flugvergleichsseite Jetcost Spanien das beliebteste Reiseziel in diesen Osterferien für Europäer war,” sagt Religions-Experte Sancho. Pilger sind dabei bei Hotels, Geschäften und Restaurants besonders beliebt, da sie nach einer Untersuchung der galizischen Universität von Santiago de Compostela mehr als doppelt so viel ausgeben wie ein normaler Tourist. “Vor allem die Amerikaner und Koreaner,” erzählt Miguel Fernández, Mitglied der Brüderschaft in Sahagún, welche die Oster-Prozessionen finanzieren und organisieren.

Die enorme wirtschaftliche Kraft des Glaubens

Ob es nur Halb-Wahrheiten sind, die gewürdigt werden, das interessiert die meisten nicht. Der Stierzüchter-Verband “Unión de Criadores de Toros de Lidia” schätzt die Ausgaben der Touristen bei den Sanfermines jährlich auf rund 45 Millionen Euro. Die Geschichte des Heiligen Fermin, zu deren Ehren die Stiere durch die Stadt gejagt werden, ist dabei genauso unklar wie, ob der Apostel Jakob wirklich in der Kathedrale in Santiago de Compostela in Galizien begraben liegt. In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Zahl der Wanderer trotz der Zweifel auf dem Jakobsweg mehr als verdoppelt. Jährlich machen sich inzwischen rund 400.000 Menschen auf den Weg nach Santiago de Compostela.

“Es geht dabei um den Zusammenhalt und nicht so sehr um den Glauben. Den Ausländern gefällt das. Es gibt deswegen noch enormes Potenzial für Spanien in diesem Bereich”, glaubt Sancho.  Zusammen mit lateinamerikanischen Ländern hat Spanien den Kongress “Congreso Internacional de Turismo Religioso y Sustentable” auf die Beine gestellt, wo Priester und Geistliche die wirtschaftlichen Möglichkeiten der Religion als Urlaubsziel ausschöpfen. Letztes Jahr fand er in Pamplona statt, wohl einer der besten Beispiele, wie Religion zum Wirtschaftsfaktor für eine Stadt werden kann. Hier hat die ultrakatholische Prälatur Opus Deí die Universität von Navarra ins

Leben gerufen, die einer der besten des Landes ist. Zwar gibt es auch in Spanien über 600 Missbrauch-Fälle innerhalb der Kirche, die noch auf Aufklärung warten, aber geschadet haben diese wie vielfältige Korruptionsfälle in der Vergangenheit scheinbar dem Geschäft mit der Religion nicht.

Das liegt auch daran, dass die spanische Kirche nicht erst seit der Diktatur in Regierung und Monarchie aktiv mitwirkt, sondern auch in der Demokratie immer noch viele Aufgaben des Staates übernimmt. Ihre Schulen und Unis gelten als die besten des Landes. Eine Studie von EY aus dem Jahr 2016 hat ergeben, dass die spanische Kirche auch als viele Funktionen des Staates übernimmt und dem Steuerzahler damit Geld erspart. 2016 habe die Kirche demnach fast 1,4 Milliarden Euro ausgegeben – fünfmal mehr als die Spanier an Kirchensteuern gezahlt hätten.

69 Diozösen, 23.000 Pfarreien und 750 Klöster übernehmen Erziehung, Essensausgabe und viele andere sozialen Dienste. Sie haben zudem enorme Kunstschätze angesammelt, die nun auch national gefördert und touristisch genutzt werden sollen. Die Grundsteine für das Geschäft mit der Religion werden früh gelegt. Gemäß der Erzbischöflichen Konferenz gibt es mehr als 1,5 Millionen Kinder, die eine der 2586 katholischen Ausbildungszentren besuchen. Zum Vergleich: In Deutschland gibt es nicht mal die Hälfte an religiösen Schuleinrichtungen bei einer fast doppelt so großen Bevölkerung.

Bei der Beeinflussung von Wirtschaft und Politik sind aber vor allem die Business Schulen, geführt von Jesuiten (ESADE) und der ultrakatholischen Prälatur Opus Deí (IESE) entscheidend. Sympathisanten beider Denkrichtungen sitzen an allen Schaltstellen der spanischen Wirtschaft. So bekennt sich der ehemalige Wirtschaftsminister Luis de Guindos zum Opus Deí, genauso wie Isidro Fainé, Chairman der Bankstiftung La Caixa.

Die aktuelle spanische Linksregierung versucht, die Macht der Kirche zu beschneiden, aber das dürfte fast unmöglich sein. “Glaube ist in Spanien mehr als anderswo in Europa Teil der Kultur und auch des Tourismus. Auch Atheisten pilgern und machen bei den Prozessionen mit”, so Sancho.

Spanien | Oster-Prozession in Sahagún
San Fermin Festival in Pamplona - Stierlauf

Zwei Jahre nach Pandemiebeginn verirren sich wieder Briten, Deutsche und Amerikaner nach Sahagún. Sie sind in der Provinz León auf dem Jakobsweg unterwegs und machen Halt in dem kleinen Ort, wo der Tod Jesus wie in fast allen spanischen Städten nach zwei Jahren Pause wieder als großes Fest mit Prozessionen, Kapelle und viel Alkohol und gutem Essen gefeiert wird. “Das mag für einige befremdlich sein. Aber durch seinen Tod wurden die Menschen von ihren Sünden erlöst, so sehen das die Spanier”, berichtet Enrique Sancho, spanischer Experte für religiöse Bräuche und ihre Bedeutung für den Tourismus.

Nach Daten der Erzbischöflichen Konferenz in Spanien gibt es 92 katholische Feste im Land, die das geschützte Prädikat “nationales touristisches Interesse” erworben haben, weitere 42 sogar das Siegel “internationales touristisches Interesse”. Dazu gehören die Oster-Prozessionen in Sevilla und Malaga, die Anbetung der Jungfrau aus Rocio in der Provinz Huelva sowie die Sanfermines in Pamplona, die vor allem für den Stierlauf weltweit bekannt sind. Der mit den religiösen Festen verbundene Umsatz macht nach Angaben der Bischofskonferenz mehr als drei Prozent des spanischen BIP aus.

Die enorme wirtschaftliche Kraft des Glaubens

“Die pompösen religiösen Feste sind aber auch ein entscheidender Grund, warum nach einer Studie der Flugvergleichsseite Jetcost Spanien das beliebteste Reiseziel in diesen Osterferien für Europäer war,” sagt Religions-Experte Sancho. Pilger sind dabei bei Hotels, Geschäften und Restaurants besonders beliebt, da sie nach einer Untersuchung der galizischen Universität von Santiago de Compostela mehr als doppelt so viel ausgeben wie ein normaler Tourist. “Vor allem die Amerikaner und Koreaner,” erzählt Miguel Fernández, Mitglied der Brüderschaft in Sahagún, welche die Oster-Prozessionen finanzieren und organisieren.

Ob es nur Halb-Wahrheiten sind, die gewürdigt werden, das interessiert die meisten nicht. Der Stierzüchter-Verband “Unión de Criadores de Toros de Lidia” schätzt die Ausgaben der Touristen bei den Sanfermines jährlich auf rund 45 Millionen Euro. Die Geschichte des Heiligen Fermin, zu deren Ehren die Stiere durch die Stadt gejagt werden, ist dabei genauso unklar wie, ob der Apostel Jakob wirklich in der Kathedrale in Santiago de Compostela in Galizien begraben liegt. In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Zahl der Wanderer trotz der Zweifel auf dem Jakobsweg mehr als verdoppelt. Jährlich machen sich inzwischen rund 400.000 Menschen auf den Weg nach Santiago de Compostela.

“Es geht dabei um den Zusammenhalt und nicht so sehr um den Glauben. Den Ausländern gefällt das. Es gibt deswegen noch enormes Potenzial für Spanien in diesem Bereich”, glaubt Sancho.  Zusammen mit lateinamerikanischen Ländern hat Spanien den Kongress “Congreso Internacional de Turismo Religioso y Sustentable” auf die Beine gestellt, wo Priester und Geistliche die wirtschaftlichen Möglichkeiten der Religion als Urlaubsziel ausschöpfen. Letztes Jahr fand er in Pamplona statt, wohl einer der besten Beispiele, wie Religion zum Wirtschaftsfaktor für eine Stadt werden kann. Hier hat die ultrakatholische Prälatur Opus Deí die Universität von Navarra ins

Leben gerufen, die einer der besten des Landes ist. Zwar gibt es auch in Spanien über 600 Missbrauch-Fälle innerhalb der Kirche, die noch auf Aufklärung warten, aber geschadet haben diese wie vielfältige Korruptionsfälle in der Vergangenheit scheinbar dem Geschäft mit der Religion nicht.

Von Bildung bis Tourismus – Kirche übernimmt viele Aufgaben

Das liegt auch daran, dass die spanische Kirche nicht erst seit der Diktatur in Regierung und Monarchie aktiv mitwirkt, sondern auch in der Demokratie immer noch viele Aufgaben des Staates übernimmt. Ihre Schulen und Unis gelten als die besten des Landes. Eine Studie von EY aus dem Jahr 2016 hat ergeben, dass die spanische Kirche auch als viele Funktionen des Staates übernimmt und dem Steuerzahler damit Geld erspart. 2016 habe die Kirche demnach fast 1,4 Milliarden Euro ausgegeben – fünfmal mehr als die Spanier an Kirchensteuern gezahlt hätten.

Jesuiten und Opus Deí mit dem größten Einfluss

69 Diozösen, 23.000 Pfarreien und 750 Klöster übernehmen Erziehung, Essensausgabe und viele andere sozialen Dienste. Sie haben zudem enorme Kunstschätze angesammelt, die nun auch national gefördert und touristisch genutzt werden sollen. Die Grundsteine für das Geschäft mit der Religion werden früh gelegt. Gemäß der Erzbischöflichen Konferenz gibt es mehr als 1,5 Millionen Kinder, die eine der 2586 katholischen Ausbildungszentren besuchen. Zum Vergleich: In Deutschland gibt es nicht mal die Hälfte an religiösen Schuleinrichtungen bei einer fast doppelt so großen Bevölkerung.

Bei der Beeinflussung von Wirtschaft und Politik sind aber vor allem die Business Schulen, geführt von Jesuiten (ESADE) und der ultrakatholischen Prälatur Opus Deí (IESE) entscheidend. Sympathisanten beider Denkrichtungen sitzen an allen Schaltstellen der spanischen Wirtschaft. So bekennt sich der ehemalige Wirtschaftsminister Luis de Guindos zum Opus Deí, genauso wie Isidro Fainé, Chairman der Bankstiftung La Caixa.

Die aktuelle spanische Linksregierung versucht, die Macht der Kirche zu beschneiden, aber das dürfte fast unmöglich sein. “Glaube ist in Spanien mehr als anderswo in Europa Teil der Kultur und auch des Tourismus. Auch Atheisten pilgern und machen bei den Prozessionen mit”, so Sancho.

Jakobsweg in Spanien verzeichnet neuen Pilger-Rekord

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