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Ukraine aktuell: Kreml meldet die Einnahme der Stadt Lyman

Russland hat die Einnahme der strategisch wichtigen Stadt Lyman bestätigt. Eine der orthodoxen Kirchen erklärt sich für “selbstständig”. Ukrainische Truppen in Siewierodonezk stehen vor Rückzug. Ein Überblick.

 

Das Wichtigste in Kürze:

 

 

Lyman ist als Eisenbahnknoten wichtig

Das russische Militär hat nach eigenen Angaben die vollständige Kontrolle über die strategisch wichtige Kleinstadt Lyman im ostukrainischen Donbass-Gebiet erlangt. “Durch das gemeinsame Vorgehen von Einheiten der Donezker Volksrepublik und der russischen Streitkräfte wurde die Stadt Krasny Liman vollständig von ukrainischen Nationalisten befreit”, sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow.

Krasny Liman ist die noch aus sowjetischer Zeit stammende Bezeichnung für Lyman. Die mit Moskau verbündeten Separatisten hatten die Eroberung schon am Freitag vermeldet. Am Samstag hatte auch der ukrainische Generalstab indirekt den Fall der Kleinstadt eingestanden. Lyman ist als Eisenbahnknoten und Straßenverbindung zu den Ballungsräumen Sjewjerodonezk – Lyssytschansk im Osten und Slowjansk – Kramatorsk im Südwesten strategisch wichtig.

Die Lage für die ukrainischen Truppen in Siewierodonezk wird nach Angaben des Gouverneurs der Provinz Luhansk, Serhij Gaidai, immer bedrohlicher. Russische Einheiten seien in die Stadt eingedrungen, schreibt er im Kurznachrichtendienst Telegram. Zwar hätten die ukrainischen Soldaten genügend Kraft und Ressourcen, um sich zu verteidigen. “Trotzdem ist es möglich, dass wir uns zurückziehen müssen, um uns nicht ergeben zu müssen.”

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Situation im umkämpften Donbass angesichts russischer Angriffe als sehr schwierig bezeichnet. Moskau setze dort ein Maximum an Artillerie und Reserven ein, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. Es gebe Raketen- und Luftangriffe. Die ukrainische Armee verteidige das Land mit allen derzeit verfügbaren Ressourcen.

Die Regierung in Moskau rechnet in diesem Jahr mit zusätzlichen Einnahmen in Höhe von umgerechnet 13,7 Milliarden Euro durch den Export von fossilen Brennstoffen. “Wir erwarten bis zu eine Billion Rubel mehr an Öl- und Gaseinnahmen”, sagte Finanzminister Anton Siluanow im staatlichen Fernsehen mit Verweis auf die jüngste Prognose des Ministeriums für wirtschaftliche Entwicklung. Ein Teil der Mehreinnahmen könne für die Fortsetzung der russischen Offensive in der Ukraine ausgegeben werden.

Der Westen hat eine Reihe von Sanktionen gegen Moskau verhängt, um den Kreml für die Entsendung von Soldaten in die Ukraine zu bestrafen. Die Öl- und Gaslieferungen Russlands sind bislang von den Sanktionen ausgenommen. Russland streicht wegen des sehr hohen Gaspreises derzeit Rekordeinnahmen ein.

Finnland drängt auf eine zügige Lösung des Streits um seine NATO-Mitgliedschaft. Es sei sehr wichtig, dass die Vorbehalte der Türkei gegen einen Beitritt Finnlands zu dem Militärbündnis vor dem NATO-Gipfel Ende Juni beseitigt seien, sagt Außenminister Pekka Haavisto nach einem Treffen mit seinem US-Kollegen Antony Blinken.

Der US-Außenminister äußerte sich zuversichtlich, dass es vor dem in vier Wochen geplanten Gipfel möglich sei, die türkischen Einwände gegen einen Beitritt der beiden skandinavischen Länder zur NATO auszuräumen. Er freue sich darauf, “Finnland und Schweden unsere Alliierten” nennen zu können, so Blinken.

Zuvor hatte der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu betont, die beiden Länder müssten “konkrete Schritte” unternehmen, ehe Ankara ihre Mitgliedschaft unterstützen könne.

Dem Beitritt neuer Mitglieder müssen alle 30 NATO-Staaten zustimmen. Die Türkei, die im Bündnis die zweitgrößte Armee besitzt, stellt sich jedoch dagegen. Sie wirft den beiden Kandidatenländern vor, kurdische Milizen zu unterstützen, die von Ankara als Terroristen klassifiziert werden. Außerdem hätten sich Finnland und Schweden in der Vergangenheit für Restriktionen auf Waffenverkäufe an die Türkei ausgesprochen.

Eine der christlich-orthodoxen Kirchen der Ukraine hat angekündigt, ihre seit Jahrhunderten bestehende Verbindung nach Russland zu kappen. Die ukrainisch-orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats unter Leitung von Kirchenvorsteher Onufrij erklärte am Freitag infolge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine ihre “vollständige Unabhängigkeit” von geistlichen Autoritäten in Russland. Was den Konflikt angehe, sei man uneins mit der Position des Moskauer Patriarchen Kirill, teilte die Kirche in Kiew mit. Man verurteile den Krieg und appelliere an die Ukraine und Russland, den Verhandlungsprozess fortzusetzen und das Blutvergießen zu stoppen, hieß es.

Kirill, Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, steht im Ukraine-Krieg fest hinter dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. Zuletzt war der innerkirchliche Druck gestiegen, sich von Moskau loszusagen. Hunderte Priester hatten gar ein Kirchentribunal gegen den Patriarchen gefordert.

In der Ukraine gibt es mehrere Kirchen orthodoxer Christen: Dazu gehören die ukrainisch-orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats, die nach der Zahl der Gemeinden größte Kirche im Land, und die 2018 entstandene Orthodoxe Kirche der Ukraine.

Eine Loslösung der ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats wäre die dritte religiöse Abspaltung der Ukraine von Russland binnen weniger Jahre. Nach Russlands Annexion der Krim im Jahr 2014 und der anhaltenden Unterstützung Moskaus für separatistische Rebellen in der Ostukraine wurde im Dezember 2018 die von Russland unabhängige Orthodoxe Kirche in der Ukraine gegründet.

Innerhalb des anderen Zweiges, der ukrainisch-orthodoxen Kirche, hatte es danach eine weitere tiefe Spaltung gegeben: zwischen den Gläubigen Moskauer Patriarchats, die der russischen Hauptstadt treu blieben und denjeingen, die sich lossagten – und seither als Orthodoxe Kiewer Patriarchats bezeichnet werden.

mak/cw/nob/pg (dpa, rtr, afp, ap, kna)

Eine Lehrerin vor dem zerstörten Schulgebäude in Verkhnokmayanske, im Osten der Ukraine
Ukraine | Kriegsgeschehen in Siewierodonezk
Russland, Petschorasee | Bohrinsel

 

Das Wichtigste in Kürze:

Lyman ist als Eisenbahnknoten wichtig

 

Das russische Militär hat nach eigenen Angaben die vollständige Kontrolle über die strategisch wichtige Kleinstadt Lyman im ostukrainischen Donbass-Gebiet erlangt. “Durch das gemeinsame Vorgehen von Einheiten der Donezker Volksrepublik und der russischen Streitkräfte wurde die Stadt Krasny Liman vollständig von ukrainischen Nationalisten befreit”, sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow.

Krasny Liman ist die noch aus sowjetischer Zeit stammende Bezeichnung für Lyman. Die mit Moskau verbündeten Separatisten hatten die Eroberung schon am Freitag vermeldet. Am Samstag hatte auch der ukrainische Generalstab indirekt den Fall der Kleinstadt eingestanden. Lyman ist als Eisenbahnknoten und Straßenverbindung zu den Ballungsräumen Sjewjerodonezk – Lyssytschansk im Osten und Slowjansk – Kramatorsk im Südwesten strategisch wichtig.

Die Lage für die ukrainischen Truppen in Siewierodonezk wird nach Angaben des Gouverneurs der Provinz Luhansk, Serhij Gaidai, immer bedrohlicher. Russische Einheiten seien in die Stadt eingedrungen, schreibt er im Kurznachrichtendienst Telegram. Zwar hätten die ukrainischen Soldaten genügend Kraft und Ressourcen, um sich zu verteidigen. “Trotzdem ist es möglich, dass wir uns zurückziehen müssen, um uns nicht ergeben zu müssen.”

Selenskyj: Situation ist sehr schwierig

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Situation im umkämpften Donbass angesichts russischer Angriffe als sehr schwierig bezeichnet. Moskau setze dort ein Maximum an Artillerie und Reserven ein, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. Es gebe Raketen- und Luftangriffe. Die ukrainische Armee verteidige das Land mit allen derzeit verfügbaren Ressourcen.

Russland will Milliarden-Mehreinnahmen in die “Offensive” stecken

Die Regierung in Moskau rechnet in diesem Jahr mit zusätzlichen Einnahmen in Höhe von umgerechnet 13,7 Milliarden Euro durch den Export von fossilen Brennstoffen. “Wir erwarten bis zu eine Billion Rubel mehr an Öl- und Gaseinnahmen”, sagte Finanzminister Anton Siluanow im staatlichen Fernsehen mit Verweis auf die jüngste Prognose des Ministeriums für wirtschaftliche Entwicklung. Ein Teil der Mehreinnahmen könne für die Fortsetzung der russischen Offensive in der Ukraine ausgegeben werden.

Der Westen hat eine Reihe von Sanktionen gegen Moskau verhängt, um den Kreml für die Entsendung von Soldaten in die Ukraine zu bestrafen. Die Öl- und Gaslieferungen Russlands sind bislang von den Sanktionen ausgenommen. Russland streicht wegen des sehr hohen Gaspreises derzeit Rekordeinnahmen ein.

Finnland drängt auf eine zügige Lösung des Streits um seine NATO-Mitgliedschaft. Es sei sehr wichtig, dass die Vorbehalte der Türkei gegen einen Beitritt Finnlands zu dem Militärbündnis vor dem NATO-Gipfel Ende Juni beseitigt seien, sagt Außenminister Pekka Haavisto nach einem Treffen mit seinem US-Kollegen Antony Blinken.

Streit um NATO-Beitritt Finnlands und Schwedens spitzt sich zu

Der US-Außenminister äußerte sich zuversichtlich, dass es vor dem in vier Wochen geplanten Gipfel möglich sei, die türkischen Einwände gegen einen Beitritt der beiden skandinavischen Länder zur NATO auszuräumen. Er freue sich darauf, “Finnland und Schweden unsere Alliierten” nennen zu können, so Blinken.

Zuvor hatte der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu betont, die beiden Länder müssten “konkrete Schritte” unternehmen, ehe Ankara ihre Mitgliedschaft unterstützen könne.

Ukrainisch-orthodoxe Kirche sagt sich von Moskau los

Dem Beitritt neuer Mitglieder müssen alle 30 NATO-Staaten zustimmen. Die Türkei, die im Bündnis die zweitgrößte Armee besitzt, stellt sich jedoch dagegen. Sie wirft den beiden Kandidatenländern vor, kurdische Milizen zu unterstützen, die von Ankara als Terroristen klassifiziert werden. Außerdem hätten sich Finnland und Schweden in der Vergangenheit für Restriktionen auf Waffenverkäufe an die Türkei ausgesprochen.

Eine der christlich-orthodoxen Kirchen der Ukraine hat angekündigt, ihre seit Jahrhunderten bestehende Verbindung nach Russland zu kappen. Die ukrainisch-orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats unter Leitung von Kirchenvorsteher Onufrij erklärte am Freitag infolge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine ihre “vollständige Unabhängigkeit” von geistlichen Autoritäten in Russland. Was den Konflikt angehe, sei man uneins mit der Position des Moskauer Patriarchen Kirill, teilte die Kirche in Kiew mit. Man verurteile den Krieg und appelliere an die Ukraine und Russland, den Verhandlungsprozess fortzusetzen und das Blutvergießen zu stoppen, hieß es.

US-Außenminister Antony Blinken und Finnlands Außenminister Pekka Haavisto

Kirill, Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, steht im Ukraine-Krieg fest hinter dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. Zuletzt war der innerkirchliche Druck gestiegen, sich von Moskau loszusagen. Hunderte Priester hatten gar ein Kirchentribunal gegen den Patriarchen gefordert.

In der Ukraine gibt es mehrere Kirchen orthodoxer Christen: Dazu gehören die ukrainisch-orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats, die nach der Zahl der Gemeinden größte Kirche im Land, und die 2018 entstandene Orthodoxe Kirche der Ukraine.

Eine Loslösung der ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats wäre die dritte religiöse Abspaltung der Ukraine von Russland binnen weniger Jahre. Nach Russlands Annexion der Krim im Jahr 2014 und der anhaltenden Unterstützung Moskaus für separatistische Rebellen in der Ostukraine wurde im Dezember 2018 die von Russland unabhängige Orthodoxe Kirche in der Ukraine gegründet.

Innerhalb des anderen Zweiges, der ukrainisch-orthodoxen Kirche, hatte es danach eine weitere tiefe Spaltung gegeben: zwischen den Gläubigen Moskauer Patriarchats, die der russischen Hauptstadt treu blieben und denjeingen, die sich lossagten – und seither als Orthodoxe Kiewer Patriarchats bezeichnet werden.

mak/cw/nob/pg (dpa, rtr, afp, ap, kna)

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