Wirtschaft

Portugals Traum vom europäischen LNG-Hub

Portugal möchte sein LNG-Terminal in Sines ausbauen und Mitteleuropa mit Fracking-Gas aus den USA versorgen. Fachleute warnen vor einem Milliardengrab.

Viel hat Sines an der Alentejo-Küste in Portugal eigentlich nicht zu bieten: Gerade mal 14.000 Einwohner, einen Tiefseehafen, feine Sandstrände und Vasco da Gama, den Mann, der den Seeweg nach Indien entdeckt hat und dort 1469 geboren wurde.

Aber weil der Hafen bereits über ein Terminal für Flüssiggas (LNG) verfügt, hat die portugiesische Regierung nun große Pläne für die kleine Stadt: Sines soll zu einem europäischen “Hub” werden, einem Drehkreuz für so ziemlich alles: Gas, Informatik und auch gleich noch für grünen Wasserstoff. Verglichen damit mutet Vasco da Gamas Reise nach Indien eher wie ein Picknickausflug an.

Viel hat Sines an der Alentejo-Küste in Portugal eigentlich nicht zu bieten: Gerade mal 14.000 Einwohner, einen Tiefseehafen, feine Sandstrände und Vasco da Gama, den Mann, der den Seeweg nach Indien entdeckt hat und dort 1469 geboren wurde.

Dabei scheint der Computer-Hub noch die einfachste Übung. Sines liegt an der Schnittstelle mehrerer Übersee-Glasfaserkabel, da bietet es sich förmlich an, dort Server-Zentren für internationale Internetkonzerne anzusiedeln. Der dafür nötige Strom soll aus riesigen Fotovoltaik- und Windenergie-Anlagen kommen, die dort geplant und zum Teil auch schon im Bau sind.

Regierung euphorisch, Fachleute skeptisch

Das mit dem Gas – so meinen viele Fachleute – ist dagegen schon schwieriger. Allerdings nicht, wenn es nach der Regierung geht. Die möchte, weil Erdgas seit dem Ukraine-Krieg knapp und teuer ist, die Länder in Mitteleuropa mit amerikanischem Fracking-Gas versorgen. “Deutschland braucht Gas. Und der Hafen von Sines kann dabei eine Hilfe sein”, erklärte vor kurzem Ministerpräsident António Costa.

Costas Hub-Vision: Erstens könnte in Sines Flüssiggas von Großtankern auf kleinere Schiffe umgeladen werden, die es dann weiter nach Deutschland oder Polen transportieren. Zumindest mit der polnischen Regierung werde darüber bereits verhandelt.

Zweitens könnte in Sines ein weiteres Flüssiggas-Terminal gebaut und das Gas dann über eine Pipeline nach Mitteleuropa geleitet werden. Und drittens – schließlich sei Flüssiggas ja nur eine Zwischenlösung – könnte durch die Pipeline später grüner Wasserstoff fließen, der in Portugal produziert werden könnte. “Portugal”, so schwärmte der Regierungschef, “hat einzigartige Voraussetzungen, eine Plattform für die Energieversorgung Europas zu werden.”

Ganz so leicht sei das nicht, findet der Energiefachmann Jorge Vasconcelos. Bei einem Symposium über die Zukunft von Sines Anfang Juni forderte er, alle Optionen genau durchzurechnen, um teure Fehlinvestitionen zu vermeiden. So würde der Ausbau des Gas-Terminals allein schon rund 30 Millionen Euro kosten und mindestens zwei Jahre dauern.

Ein Zeitraum, in dem Deutschland zum Beispiel bereits eigene Gasterminals haben will, stellt Francisco Ferreira von der Umweltschutzorganisation Zero fest. Er bezweifelt, ob das Gas-Umtanken auf kleinere Schiffe dann noch sinnvoll und wirtschaftlich sei. “Warum so viel Geld investieren, wenn wir sowieso vom Gas wegkommen wollen?”, fragt Ferreira.

Selbst wenn die Kapazität des Gas-Terminals in Sines verdoppelt würde, sieht der Umweltschützer eine weitere offene Frage: Wie kommt das Gas dann nach Mitteleuropa? Eine dafür nötige Pipeline durch die Pyrenäen sei extrem teuer und der Bau würde Jahre dauern. Obendrein weigere sich Frankreich bis jetzt hartnäckig, sie zu errichten. “Es lohnt sich aber nicht, viel Gas nach Portugal zu bringen, wenn es danach keine Pipeline gibt, um es weiter zu transportieren”, sagt auch der Energieexperte Vasconcelos.

Die Pipeline, die niemand finanzieren und bauen will, könnte später ja grünen Wasserstoff transportieren, meint Portugals Ministerpräsident António Costa. Die Voraussetzungen, den auf der Iberischen Halbinsel zu produzieren, seien schließlich ideal, der hohe Energiebedarf dafür könne durch umweltfreundliche Solarenergie gedeckt werden.

Umweltschützer Ferreira bleibt skeptisch: “Wir wollen nicht, dass die ganze Region Alentejo und ihre fruchtbaren Böden mit riesigen Solaranlagen zugebaut wird. Das ist Unsinn, schließlich haben wir seit dem Ukraine-Krieg auch ein Lebensmittelproblem in Europa, das wir lösen müssen.”

Ohne Felder voller Sonnenkollektoren aber fehlt der Öko-Strom für die Wasserstoffproduktion. Der Traum von einem Hub für die Lösung der Energieprobleme Europas in Sines könnte damit am Ende zum Alptraum werden. 

Portugal I LNG I Flüssiggas
Portugal Lissabon | Francisco Ferreira

Viel hat Sines an der Alentejo-Küste in Portugal eigentlich nicht zu bieten: Gerade mal 14.000 Einwohner, einen Tiefseehafen, feine Sandstrände und Vasco da Gama, den Mann, der den Seeweg nach Indien entdeckt hat und dort 1469 geboren wurde.

Aber weil der Hafen bereits über ein Terminal für Flüssiggas (LNG) verfügt, hat die portugiesische Regierung nun große Pläne für die kleine Stadt: Sines soll zu einem europäischen “Hub” werden, einem Drehkreuz für so ziemlich alles: Gas, Informatik und auch gleich noch für grünen Wasserstoff. Verglichen damit mutet Vasco da Gamas Reise nach Indien eher wie ein Picknickausflug an.

Regierung euphorisch, Fachleute skeptisch

Dabei scheint der Computer-Hub noch die einfachste Übung. Sines liegt an der Schnittstelle mehrerer Übersee-Glasfaserkabel, da bietet es sich förmlich an, dort Server-Zentren für internationale Internetkonzerne anzusiedeln. Der dafür nötige Strom soll aus riesigen Fotovoltaik- und Windenergie-Anlagen kommen, die dort geplant und zum Teil auch schon im Bau sind.

Das mit dem Gas – so meinen viele Fachleute – ist dagegen schon schwieriger. Allerdings nicht, wenn es nach der Regierung geht. Die möchte, weil Erdgas seit dem Ukraine-Krieg knapp und teuer ist, die Länder in Mitteleuropa mit amerikanischem Fracking-Gas versorgen. “Deutschland braucht Gas. Und der Hafen von Sines kann dabei eine Hilfe sein”, erklärte vor kurzem Ministerpräsident António Costa.

Costas Hub-Vision: Erstens könnte in Sines Flüssiggas von Großtankern auf kleinere Schiffe umgeladen werden, die es dann weiter nach Deutschland oder Polen transportieren. Zumindest mit der polnischen Regierung werde darüber bereits verhandelt.

Zweitens könnte in Sines ein weiteres Flüssiggas-Terminal gebaut und das Gas dann über eine Pipeline nach Mitteleuropa geleitet werden. Und drittens – schließlich sei Flüssiggas ja nur eine Zwischenlösung – könnte durch die Pipeline später grüner Wasserstoff fließen, der in Portugal produziert werden könnte. “Portugal”, so schwärmte der Regierungschef, “hat einzigartige Voraussetzungen, eine Plattform für die Energieversorgung Europas zu werden.”

Kein Anschluss nach Mitteleuropa

Ganz so leicht sei das nicht, findet der Energiefachmann Jorge Vasconcelos. Bei einem Symposium über die Zukunft von Sines Anfang Juni forderte er, alle Optionen genau durchzurechnen, um teure Fehlinvestitionen zu vermeiden. So würde der Ausbau des Gas-Terminals allein schon rund 30 Millionen Euro kosten und mindestens zwei Jahre dauern.

Ein Zeitraum, in dem Deutschland zum Beispiel bereits eigene Gasterminals haben will, stellt Francisco Ferreira von der Umweltschutzorganisation Zero fest. Er bezweifelt, ob das Gas-Umtanken auf kleinere Schiffe dann noch sinnvoll und wirtschaftlich sei. “Warum so viel Geld investieren, wenn wir sowieso vom Gas wegkommen wollen?”, fragt Ferreira.

Selbst wenn die Kapazität des Gas-Terminals in Sines verdoppelt würde, sieht der Umweltschützer eine weitere offene Frage: Wie kommt das Gas dann nach Mitteleuropa? Eine dafür nötige Pipeline durch die Pyrenäen sei extrem teuer und der Bau würde Jahre dauern. Obendrein weigere sich Frankreich bis jetzt hartnäckig, sie zu errichten. “Es lohnt sich aber nicht, viel Gas nach Portugal zu bringen, wenn es danach keine Pipeline gibt, um es weiter zu transportieren”, sagt auch der Energieexperte Vasconcelos.

Die Pipeline, die niemand finanzieren und bauen will, könnte später ja grünen Wasserstoff transportieren, meint Portugals Ministerpräsident António Costa. Die Voraussetzungen, den auf der Iberischen Halbinsel zu produzieren, seien schließlich ideal, der hohe Energiebedarf dafür könne durch umweltfreundliche Solarenergie gedeckt werden.

Umweltschützer Ferreira bleibt skeptisch: “Wir wollen nicht, dass die ganze Region Alentejo und ihre fruchtbaren Böden mit riesigen Solaranlagen zugebaut wird. Das ist Unsinn, schließlich haben wir seit dem Ukraine-Krieg auch ein Lebensmittelproblem in Europa, das wir lösen müssen.”

Ohne Felder voller Sonnenkollektoren aber fehlt der Öko-Strom für die Wasserstoffproduktion. Der Traum von einem Hub für die Lösung der Energieprobleme Europas in Sines könnte damit am Ende zum Alptraum werden. 

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