3×3-Basketball auf dem Sprung?
Würfe, Korbleger, Dunks – im 3×3-Basketball geht es permanent zur Sache. Bei der WM in Antwerpen messen sich die deutschen Teams mit der Weltelite. Das Fernziel ist klar: bei Olympia 2024 um Medaillen mitspielen.
Was sich Maler Peter Paul Rubens wohl denken würde? Unter den Augen der Statue des genialen Barock-Künstlers wummern die Beats auf dem Groeneplaats im Herzen von Antwerpen. Im Gegensatz zu Rubens opulentem Körperideal sind es drahtige und große Athletinnen und Athleten, die sich bei Weltmeisterschaft im 3×3-Basketball messen. Darunter, zum ersten Mal seit 2014, auch wieder beide deutschen Teams.
“Die Stimmung ist fantastisch. Die Spiele werden hier absolut gefeiert”, freut sich Bundestrainer Mathias Weber im Gespräch mit der DW. Sein Ziel: mit beiden Teams soweit kommen wie möglich, sich mit der Weltelite messen. Die deutschen Frauen sind sogar als Weltranglisten-Erste nach Belgien angereist. “Das ehrt uns und wir nehmen es gerne mit”, ordnet Weber die Aussagekraft des Rankings ein, “aber es bedeutet nicht automatisch, dass wir das beste Team sind.”
Was sich Maler Peter Paul Rubens wohl denken würde? Unter den Augen der Statue des genialen Barock-Künstlers wummern die Beats auf dem Groeneplaats im Herzen von Antwerpen. Im Gegensatz zu Rubens opulentem Körperideal sind es drahtige und große Athletinnen und Athleten, die sich bei Weltmeisterschaft im 3×3-Basketball messen. Darunter, zum ersten Mal seit 2014, auch wieder beide deutschen Teams.
Denkt man an die Wurzeln im Streetball, ist das Format Drei-gegen-Drei nicht radikal neu, eines jedoch verändert alles: 3×3 ist olympisch. 2021 wurden in Tokio erstmals Medaillen vergeben. Bis zu den kommenden Spielen in Paris im Sommer 2024 durchläuft die Sportart einen enormen Schub in Sachen Professionalisierung. “Da ist vieles im Fluss”, bestätigt Weber, “taktisch, aber auch was die Athletik betrifft, werden wir einen Sprung nach vorn erleben.”
Sprung nach vorn
Wer wirklich um Olympiamedaillen spielen will, darf nicht auf zusammengewürfelte Teams aus “normalen” Basketballern setzen, sondern es braucht echte 3×3-Spezialisten. Bei knapper Sportförderung sind die deutschen Teams dabei auf Kreativität angewiesen: der Kern des deutschen Frauenteams um Svenja Brunckhorst, Sonja Greinacher und Luana Rodefeld wird von der Bundeswehr unterstützt, bei den Männern greift ein anderes Konzept.
Düsseldorf stellt das Männer-Nationalteam. “Wir haben 3×3 als sehr junge, dynamische, zukunftsfähige Sportart identifiziert, in der wir gerne präsent sein möchten”, erklärt die Stadt ihr Engagement. 2021 leistete Düsseldorf Anschubhilfe für das Profi-Männer-Team und holte eine Modemarke als Hauptsponsor an Bord. Emre Atsür, früherer türkischer Jugend-Nationalspieler, leitet das Projekt: “Es ist eine Sensation für uns, dass wir als Team Düsseldorf bei dieser WM die Nationalmannschaft stellen.”
Als Vorteil des 3×3 sieht Atsür die Tatsache, dass es mit vergleichsweise kleinem Aufwand möglich ist, auf der ganz großen Bühne dabei zu sein. Bei den Frauen sei das “ungleich schwieriger” betont Atsür, weil es noch keine weltweite Turnierserie gibt. Dennoch wird es in Düsseldorf demnächst auch ein Frauen-Profi-Team geben, in Zusammenarbeit mit einem japanischen Unternehmen. Deutsche und japanische Top-Spielerinnen sollen sich gemeinsam weiter entwickeln können.
Die WM in Antwerpen und die gleichzeitig stattfindenden Wettkämpfe um die Deutsche Meisterschaft im Rahmen der “Finals” in Berlin sind ein Gradmesser für die Popularität der Basketball-Variante. Die Hoffnungen sind groß, die Parallelen zum Erfolg von Beachvolleyball drängen sich auf. Mit Wettkämpfen in den Städten bietet die Sportart Event-Charakter. Musik, Lifestyle und Spitzensport mischen sich und bieten ein attraktives Umfeld für Sponsoren.
Genug Action bekommen die Zuschauer sowieso – auch die 1800 in der eigens errichteten Arena in Antwerpen. Die Duelle kennen quasi keinen Leerlauf. Gewinner ist, wer zuerst 21 Punkte erreicht oder nach Ablauf von zehn Minuten Spielzeit führt. Vielseitige Spielerinnen sind gefragt, die verteidigen, dribbeln und werfen können. “Ganz entscheidend ist der Biss, der Wille sich permanent reinzuhängen” , beschreibt Bundestrainer Weber das mentale Anforderungsprofil, “es ist schneller als normales Basketball. Fehler, die ich gemacht habe, muss ich auch ganz schnell vergessen können und sofort weiter machen.”
Spannend ist die junge Sportart auch, weil es noch keine Teams gibt, die über Jahre hinweg dominieren. Serbien gilt zwar als das am weitesten entwickelte Land im 3×3, bei Olympia in Tokio reichte es dennoch nur für Bronze. Basketball-Supermacht USA war bei den Männern noch nicht einmal qualifiziert, die Frauen gewannen dafür die Goldmedaille.
Für einen Erfolg in der Spitze wird mittelfristig auch die Basis entscheidend sein. Da sieht es in Deutschland allerdings noch dürftig aus, erzählt Dr. Karsten Schul der DW: “Nur ein Drittel der Sportlehrer in den Schulen kennt 3×3 überhaupt.” Der Dozent vom Institut für Sportspielforschung der Deutschen Sporthochschule in Köln hält die Basketball-Variante aber gerade im Schulsport für ideal. “Ich bekomme auf gleicher Fläche mehr Kinder in Bewegung. Alle haben mehr Ballaktionen, mehr Würfe und können ihr Spiel selbst besser organisieren. Das sind durchweg positive Effekte.”
Während damit in den Schulen eine Grundlage für künftige Erfolge gelegt werden könnte, lockt der Traum von Olympia schon jetzt gestandene Basketball-Spielerinnen von der regulären Variante zum 3×3. Nationalspielerin Leonie Fiebich ist in Antwerpen für Deutschland aktiv.
Vor den Olympischen Spielen in Tokio war WNBA-Spielerin Satou Sabally von den Dallas Wings Teil des deutschen 3×3-Teams. Bundestrainer Weber glaubt aber, dass nicht nur die Aussicht auf Olympia-Teilnahme eine Rolle spielt. “Sie lieben einfach diese Form des Spiels. Die Grundidee, das ‘Zocken’ ohne die starren Strukturen wie beim Fünf-gegen-Fünf.”
Schneiden die deutschen 3×3-Basketball-Teams bei der WM in Antwerpen erfolgreich ab, steigen ihre Chancen, auch in 2024 in Paris dabei zu sein. Denn schon jetzt geht es um die Qualifikation für Olympia, die eng mit Ranglistenplätzen verknüpft ist. Um Medaillen “gezockt” wird in Paris dann allerdings nicht unter den Augen von Peter Paul Rubens, sondern im Schatten des Obelisken auf der Place de la Concorde.
Was sich Maler Peter Paul Rubens wohl denken würde? Unter den Augen der Statue des genialen Barock-Künstlers wummern die Beats auf dem Groeneplaats im Herzen von Antwerpen. Im Gegensatz zu Rubens opulentem Körperideal sind es drahtige und große Athletinnen und Athleten, die sich bei Weltmeisterschaft im 3×3-Basketball messen. Darunter, zum ersten Mal seit 2014, auch wieder beide deutschen Teams.
“Die Stimmung ist fantastisch. Die Spiele werden hier absolut gefeiert”, freut sich Bundestrainer Mathias Weber im Gespräch mit der DW. Sein Ziel: mit beiden Teams soweit kommen wie möglich, sich mit der Weltelite messen. Die deutschen Frauen sind sogar als Weltranglisten-Erste nach Belgien angereist. “Das ehrt uns und wir nehmen es gerne mit”, ordnet Weber die Aussagekraft des Rankings ein, “aber es bedeutet nicht automatisch, dass wir das beste Team sind.”
Sprung nach vorn
Denkt man an die Wurzeln im Streetball, ist das Format Drei-gegen-Drei nicht radikal neu, eines jedoch verändert alles: 3×3 ist olympisch. 2021 wurden in Tokio erstmals Medaillen vergeben. Bis zu den kommenden Spielen in Paris im Sommer 2024 durchläuft die Sportart einen enormen Schub in Sachen Professionalisierung. “Da ist vieles im Fluss”, bestätigt Weber, “taktisch, aber auch was die Athletik betrifft, werden wir einen Sprung nach vorn erleben.”
Wer wirklich um Olympiamedaillen spielen will, darf nicht auf zusammengewürfelte Teams aus “normalen” Basketballern setzen, sondern es braucht echte 3×3-Spezialisten. Bei knapper Sportförderung sind die deutschen Teams dabei auf Kreativität angewiesen: der Kern des deutschen Frauenteams um Svenja Brunckhorst, Sonja Greinacher und Luana Rodefeld wird von der Bundeswehr unterstützt, bei den Männern greift ein anderes Konzept.
Düsseldorf stellt das Männer-Nationalteam. “Wir haben 3×3 als sehr junge, dynamische, zukunftsfähige Sportart identifiziert, in der wir gerne präsent sein möchten”, erklärt die Stadt ihr Engagement. 2021 leistete Düsseldorf Anschubhilfe für das Profi-Männer-Team und holte eine Modemarke als Hauptsponsor an Bord. Emre Atsür, früherer türkischer Jugend-Nationalspieler, leitet das Projekt: “Es ist eine Sensation für uns, dass wir als Team Düsseldorf bei dieser WM die Nationalmannschaft stellen.”
Als Vorteil des 3×3 sieht Atsür die Tatsache, dass es mit vergleichsweise kleinem Aufwand möglich ist, auf der ganz großen Bühne dabei zu sein. Bei den Frauen sei das “ungleich schwieriger” betont Atsür, weil es noch keine weltweite Turnierserie gibt. Dennoch wird es in Düsseldorf demnächst auch ein Frauen-Profi-Team geben, in Zusammenarbeit mit einem japanischen Unternehmen. Deutsche und japanische Top-Spielerinnen sollen sich gemeinsam weiter entwickeln können.
Als Team Düsseldorf bei der WM
Die WM in Antwerpen und die gleichzeitig stattfindenden Wettkämpfe um die Deutsche Meisterschaft im Rahmen der “Finals” in Berlin sind ein Gradmesser für die Popularität der Basketball-Variante. Die Hoffnungen sind groß, die Parallelen zum Erfolg von Beachvolleyball drängen sich auf. Mit Wettkämpfen in den Städten bietet die Sportart Event-Charakter. Musik, Lifestyle und Spitzensport mischen sich und bieten ein attraktives Umfeld für Sponsoren.
Parallelen zur Entwicklung von Beachvolleyball
Genug Action bekommen die Zuschauer sowieso – auch die 1800 in der eigens errichteten Arena in Antwerpen. Die Duelle kennen quasi keinen Leerlauf. Gewinner ist, wer zuerst 21 Punkte erreicht oder nach Ablauf von zehn Minuten Spielzeit führt. Vielseitige Spielerinnen sind gefragt, die verteidigen, dribbeln und werfen können. “Ganz entscheidend ist der Biss, der Wille sich permanent reinzuhängen” , beschreibt Bundestrainer Weber das mentale Anforderungsprofil, “es ist schneller als normales Basketball. Fehler, die ich gemacht habe, muss ich auch ganz schnell vergessen können und sofort weiter machen.”
Spannend ist die junge Sportart auch, weil es noch keine Teams gibt, die über Jahre hinweg dominieren. Serbien gilt zwar als das am weitesten entwickelte Land im 3×3, bei Olympia in Tokio reichte es dennoch nur für Bronze. Basketball-Supermacht USA war bei den Männern noch nicht einmal qualifiziert, die Frauen gewannen dafür die Goldmedaille.
Für einen Erfolg in der Spitze wird mittelfristig auch die Basis entscheidend sein. Da sieht es in Deutschland allerdings noch dürftig aus, erzählt Dr. Karsten Schul der DW: “Nur ein Drittel der Sportlehrer in den Schulen kennt 3×3 überhaupt.” Der Dozent vom Institut für Sportspielforschung der Deutschen Sporthochschule in Köln hält die Basketball-Variante aber gerade im Schulsport für ideal. “Ich bekomme auf gleicher Fläche mehr Kinder in Bewegung. Alle haben mehr Ballaktionen, mehr Würfe und können ihr Spiel selbst besser organisieren. Das sind durchweg positive Effekte.”
Interesse auch von Top-Spielerinnen
Während damit in den Schulen eine Grundlage für künftige Erfolge gelegt werden könnte, lockt der Traum von Olympia schon jetzt gestandene Basketball-Spielerinnen von der regulären Variante zum 3×3. Nationalspielerin Leonie Fiebich ist in Antwerpen für Deutschland aktiv.
Vor den Olympischen Spielen in Tokio war WNBA-Spielerin Satou Sabally von den Dallas Wings Teil des deutschen 3×3-Teams. Bundestrainer Weber glaubt aber, dass nicht nur die Aussicht auf Olympia-Teilnahme eine Rolle spielt. “Sie lieben einfach diese Form des Spiels. Die Grundidee, das ‘Zocken’ ohne die starren Strukturen wie beim Fünf-gegen-Fünf.”
Schneiden die deutschen 3×3-Basketball-Teams bei der WM in Antwerpen erfolgreich ab, steigen ihre Chancen, auch in 2024 in Paris dabei zu sein. Denn schon jetzt geht es um die Qualifikation für Olympia, die eng mit Ranglistenplätzen verknüpft ist. Um Medaillen “gezockt” wird in Paris dann allerdings nicht unter den Augen von Peter Paul Rubens, sondern im Schatten des Obelisken auf der Place de la Concorde.