Kultur

Claudia Roth geht auf Distanz zur documenta-Leitung

Nach dem Eklat um ein antisemitisches Kunstwerk bei der documenta wächst der Druck auf Sabine Schormann, die Generaldirektorin der Kasseler Weltkunstschau.

Gegenwind bekommt die documenta-Chefin Sabine Schormann jetzt auch von Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne). Roth zeigte sich am Donnerstag nach Angaben eines Sprechers “sehr erstaunt und befremdet” über eine von Schormann zuvor veröffentlichte Erklärung. Darin hatte diese ihren Umgang mit den Antisemitismus-Vorwürfen verteidigt.

Eine lückenlose Aufklärung, wie es zur Aufstellung des antisemitischen Kunstwerkes bei der Weltkunstschau in Kassel kommen konnte, stehe weiter aus, teilte der Sprecher Roths in Berlin mit. Gleiches gelte für die Notwendigkeit, Konsequenzen zu ziehen. “Es ist zunehmend fraglich, ob die documenta-Generaldirektorin das leisten kann oder will”, so der Sprecher.

Gegenwind bekommt die documenta-Chefin Sabine Schormann jetzt auch von Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne). Roth zeigte sich am Donnerstag nach Angaben eines Sprechers “sehr erstaunt und befremdet” über eine von Schormann zuvor veröffentlichte Erklärung. Darin hatte diese ihren Umgang mit den Antisemitismus-Vorwürfen verteidigt.

Schormann hatte den Umgang der Weltkunstschau mit den Antisemitismus-Vorwürfen zwei Tage zuvor gerechtfertigt. In Erklärung auf der documenta-Website betonte die Kulturmanagerin die Freiheit der Künstlerischen Leitung. Auch berichtete sie von der Sorge des indonesischen Kollektivs Ruangrupa, in Deutschland nicht willkommen zu sein.

Schormann verteidigt Vorgehen der documenta

Seit Bekanntwerden der ersten Vorwürfe im Januar habe es viele Gespräche gegeben – mit den Kuratoren und Künstlern, externen Experten, dem Aufsichtsrat, dem Zentralrat der Juden in Deutschland sowie mit Kulturstaatsministerin Roth. Schon damals hätten Kuratorinnen und Künstler “Zensur befürchtet und deswegen ein externes Expert*innengremium abgelehnt”, schrieb sie.

Schormanns Darstellungen zu den Abläufen in den vergangenen Monaten seien “so nicht zutreffend”, hieß es nun vom Sprecher Roths. “Über das Statement von Frau Schormann war die Kulturstaatsministerin sehr erstaunt und befremdet.”

Kurz nach der Eröffnung der Schau war im Juni eine Arbeit mit antisemitischer Bildsprache entdeckt worden. Das Banner “People’s Justice” des indonesischen Kunstkollektivs Taring Padi war daraufhin abgehängt worden. Das Künstlerkollektiv entschuldigte sich öffentlich.

Im Zuge der Debattewaren zuletzt auch Meron Mendel, Leiter der Bildungsstätte Anne Frank, und die Künstlerin Hito Steyerl auf Distanz zur documenta-Leitung gegangen. Mendel, der bei der Aufarbeitung des Antisemitismus-Eklats hatte helfen wollen, gab sein Berater-Mandat zurück. Die deutsch-japanische Medienkünstlerin und Autorin Hito Steyerl ließ aus Protest ihre Film-Arbeit aus der Ausstellung entfernen.

Unterdessen forderte Daniel Botmann, Geschäftsführer des Zentralrats der Juden in Deutschland, die Rücktritte Schormanns und des Kasseler Oberbürgermeisters Christian Geselle (SPD), der Aufsichtsratsvorsitzender der documenta gGmbH ist. Schormann und Geselle hätten “den Skandal zu verantworten” und stünden jetzt “einer Aufarbeitung aktiv im Wege”, so Botmann gegenüber der “Jüdischen Allgemeinen”.
 

sd/pj/al  (dpa/KNA)

Sabine Schormann, Generaldirektorin der documenta
Leeres Gerüst mit Leuten davor
Meron Mendel, Leiter der Bildungsstätte Anne Frank

Gegenwind bekommt die documenta-Chefin Sabine Schormann jetzt auch von Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne). Roth zeigte sich am Donnerstag nach Angaben eines Sprechers “sehr erstaunt und befremdet” über eine von Schormann zuvor veröffentlichte Erklärung. Darin hatte diese ihren Umgang mit den Antisemitismus-Vorwürfen verteidigt.

Eine lückenlose Aufklärung, wie es zur Aufstellung des antisemitischen Kunstwerkes bei der Weltkunstschau in Kassel kommen konnte, stehe weiter aus, teilte der Sprecher Roths in Berlin mit. Gleiches gelte für die Notwendigkeit, Konsequenzen zu ziehen. “Es ist zunehmend fraglich, ob die documenta-Generaldirektorin das leisten kann oder will”, so der Sprecher.

Schormann verteidigt Vorgehen der documenta

Schormann hatte den Umgang der Weltkunstschau mit den Antisemitismus-Vorwürfen zwei Tage zuvor gerechtfertigt. In Erklärung auf der documenta-Website betonte die Kulturmanagerin die Freiheit der Künstlerischen Leitung. Auch berichtete sie von der Sorge des indonesischen Kollektivs Ruangrupa, in Deutschland nicht willkommen zu sein.

Seit Bekanntwerden der ersten Vorwürfe im Januar habe es viele Gespräche gegeben – mit den Kuratoren und Künstlern, externen Experten, dem Aufsichtsrat, dem Zentralrat der Juden in Deutschland sowie mit Kulturstaatsministerin Roth. Schon damals hätten Kuratorinnen und Künstler “Zensur befürchtet und deswegen ein externes Expert*innengremium abgelehnt”, schrieb sie.

Schormanns Darstellungen zu den Abläufen in den vergangenen Monaten seien “so nicht zutreffend”, hieß es nun vom Sprecher Roths. “Über das Statement von Frau Schormann war die Kulturstaatsministerin sehr erstaunt und befremdet.”

Kurz nach der Eröffnung der Schau war im Juni eine Arbeit mit antisemitischer Bildsprache entdeckt worden. Das Banner “People’s Justice” des indonesischen Kunstkollektivs Taring Padi war daraufhin abgehängt worden. Das Künstlerkollektiv entschuldigte sich öffentlich.

Claudia Roth “erstaunt und befremdet”

Im Zuge der Debattewaren zuletzt auch Meron Mendel, Leiter der Bildungsstätte Anne Frank, und die Künstlerin Hito Steyerl auf Distanz zur documenta-Leitung gegangen. Mendel, der bei der Aufarbeitung des Antisemitismus-Eklats hatte helfen wollen, gab sein Berater-Mandat zurück. Die deutsch-japanische Medienkünstlerin und Autorin Hito Steyerl ließ aus Protest ihre Film-Arbeit aus der Ausstellung entfernen.

Zentralrat der Juden fordert Rücktritte

Unterdessen forderte Daniel Botmann, Geschäftsführer des Zentralrats der Juden in Deutschland, die Rücktritte Schormanns und des Kasseler Oberbürgermeisters Christian Geselle (SPD), der Aufsichtsratsvorsitzender der documenta gGmbH ist. Schormann und Geselle hätten “den Skandal zu verantworten” und stünden jetzt “einer Aufarbeitung aktiv im Wege”, so Botmann gegenüber der “Jüdischen Allgemeinen”.
 

sd/pj/al  (dpa/KNA)

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