Olympia-Attentat 1972: Witwen wollen Gedenkfeier fernbleiben
Aus Verärgerung über den deutschen Umgang mit den Ereignissen in München vor 50 Jahren wollen die Angehörigen der israelischen Opfer die Gedenkfeier im September boykottieren. Die deutsche Regierung äußert Bedauern.
Nach einem wochenlangen Streit über weitere Entschädigungszahlungen haben die rund zwei Dutzend Angehörigen der israelischen Opfer des Münchner Olympia-Attentats von 1972 ihre Teilnahme an der Gedenkfeier in München am 5. September abgesagt. Die Hinterbliebenen riefen zudem den israelischen Staat zum Boykott auf, sagte Ankie Spitzer, Sprecherin der Opferfamilien, der französischen Nachrichtenagentur AFP.
In einem Brief an den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder schreiben die Hinterbliebenen zu ihrer Entscheidung, “50 Jahre Schmähung, Lügen, Erniedrigung und Abweisung durch die deutsche Regierung und insbesondere bayerische Behörden” seien “wirklich mehr als genug für uns”.
Nach einem wochenlangen Streit über weitere Entschädigungszahlungen haben die rund zwei Dutzend Angehörigen der israelischen Opfer des Münchner Olympia-Attentats von 1972 ihre Teilnahme an der Gedenkfeier in München am 5. September abgesagt. Die Hinterbliebenen riefen zudem den israelischen Staat zum Boykott auf, sagte Ankie Spitzer, Sprecherin der Opferfamilien, der französischen Nachrichtenagentur AFP.
Bei dem Attentat vor 50 Jahren war ein palästinensisches Terrorkommando in das Münchner Olympiagelände eingedrungen und hatte dort Mitglieder der israelischen Mannschaft als Geiseln genommen. Bei der Geiselnahme und einer missratenen Befreiungsaktion starben elf israelische Sportler sowie ein deutscher Polizist.
Bundesregierung zu weiteren Gesprächen bereit
Die deutsche Bundesregierung reagiert mit Bedauern auf die Absage. Regierungssprecher Steffen Hebestreit sagte in Berlin, man sei zu weiteren Gesprächen bereit. Die Bundesregierung hoffe, dass ein Weg gefunden werde, damit sich die Hinterbliebenen doch noch entschließen könnten, an der Gedenkveranstaltung teilzunehmen.
In den vergangenen Wochen war ein Streit über die Höhe von Entschädigungszahlungen des deutschen Staats an Hinterbliebene eskaliert. Hinterbliebenen-Vertreterin Spitzer, deren Ehemann Andre 1972 als Teil des israelischen Teams ermordet wurde, sagte, die deutschen Behörden hätten zwar eine öffentliche Entschuldigung und eine Öffnung der Archive zum Anschlag zugesagt. Es gebe aber noch keine Einigung über eine Entschädigung nach “internationalen Standards”.
Das neue deutsche Entschädigungsangebot belaufe sich auf zehn Millionen Euro, die auf 23 unmittelbare Angehörige zu verteilen wären und die die bereits ausgezahlte Summe von 4,5 Millionen Euro beinhalteten. Die Behörden hätten den Hinterbliebenen gesagt, die Entschädigung müsse “verhältnismäßig” im Vergleich zu den Summen sein, die Opfer von Anschlägen in Deutschland erhielten. Spitzer hält den Vergleich für nicht angemessen, da nach ihrer Auffassung bei anderen Terroranschlägen die deutschen Behörden – anders als 1972 – keine Schuld treffe.
Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, spricht dagegen von einem fairen Angebot der Bundesregierung. “Es ist an der oberen Grenze dessen, was man heute als Opfer einer terroristischen Straftat bekäme”, sagte Klein dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Hinzu komme die Bereitschaft, eine Historiker-Kommission einzurichten und die damaligen Ereignisse nochmals historisch-politisch aufzuarbeiten. Dabei sei die Bundesregierung bereit, für die Zusammensetzung der Kommission personelle Vorschläge anzunehmen.
uh/sti (afp, sid, dpa)
Nach einem wochenlangen Streit über weitere Entschädigungszahlungen haben die rund zwei Dutzend Angehörigen der israelischen Opfer des Münchner Olympia-Attentats von 1972 ihre Teilnahme an der Gedenkfeier in München am 5. September abgesagt. Die Hinterbliebenen riefen zudem den israelischen Staat zum Boykott auf, sagte Ankie Spitzer, Sprecherin der Opferfamilien, der französischen Nachrichtenagentur AFP.
In einem Brief an den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder schreiben die Hinterbliebenen zu ihrer Entscheidung, “50 Jahre Schmähung, Lügen, Erniedrigung und Abweisung durch die deutsche Regierung und insbesondere bayerische Behörden” seien “wirklich mehr als genug für uns”.
Bundesregierung zu weiteren Gesprächen bereit
Bei dem Attentat vor 50 Jahren war ein palästinensisches Terrorkommando in das Münchner Olympiagelände eingedrungen und hatte dort Mitglieder der israelischen Mannschaft als Geiseln genommen. Bei der Geiselnahme und einer missratenen Befreiungsaktion starben elf israelische Sportler sowie ein deutscher Polizist.
Die deutsche Bundesregierung reagiert mit Bedauern auf die Absage. Regierungssprecher Steffen Hebestreit sagte in Berlin, man sei zu weiteren Gesprächen bereit. Die Bundesregierung hoffe, dass ein Weg gefunden werde, damit sich die Hinterbliebenen doch noch entschließen könnten, an der Gedenkveranstaltung teilzunehmen.
In den vergangenen Wochen war ein Streit über die Höhe von Entschädigungszahlungen des deutschen Staats an Hinterbliebene eskaliert. Hinterbliebenen-Vertreterin Spitzer, deren Ehemann Andre 1972 als Teil des israelischen Teams ermordet wurde, sagte, die deutschen Behörden hätten zwar eine öffentliche Entschuldigung und eine Öffnung der Archive zum Anschlag zugesagt. Es gebe aber noch keine Einigung über eine Entschädigung nach “internationalen Standards”.
Das neue deutsche Entschädigungsangebot belaufe sich auf zehn Millionen Euro, die auf 23 unmittelbare Angehörige zu verteilen wären und die die bereits ausgezahlte Summe von 4,5 Millionen Euro beinhalteten. Die Behörden hätten den Hinterbliebenen gesagt, die Entschädigung müsse “verhältnismäßig” im Vergleich zu den Summen sein, die Opfer von Anschlägen in Deutschland erhielten. Spitzer hält den Vergleich für nicht angemessen, da nach ihrer Auffassung bei anderen Terroranschlägen die deutschen Behörden – anders als 1972 – keine Schuld treffe.
Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, spricht dagegen von einem fairen Angebot der Bundesregierung. “Es ist an der oberen Grenze dessen, was man heute als Opfer einer terroristischen Straftat bekäme”, sagte Klein dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Hinzu komme die Bereitschaft, eine Historiker-Kommission einzurichten und die damaligen Ereignisse nochmals historisch-politisch aufzuarbeiten. Dabei sei die Bundesregierung bereit, für die Zusammensetzung der Kommission personelle Vorschläge anzunehmen.
uh/sti (afp, sid, dpa)