Wirtschaft

Niedrigwasser auf dem Rhein bedroht auch Flusskreuzfahrt

Neben den Frachtschiffen ist auch die Passagierschifffahrt auf dem Rhein durch das Niedrigwasser bedroht. Bei der Flusskreuzfahrt drohen massive Verluste, sollte es durch weiter sinkende Pegel zu Stornierungen kommen.

Es ist Viertel vor zehn auf der Moby Dick, einem Passagierschiff, dass vom Alten Zoll in Bonn über den Rhein nach Koblenz fährt. In vier Minuten wird der Schiffskapitän die Glocke läuten, dann heißt es Abfahrt. Auf dem Sonnendeck scheint die Sonne, es wird ausgelassen geplaudert und gelacht. Eine Familie schafft es gerade noch rechtzeitig an Deck. Mutter und Kinder tragen Sonnenhut, der Vater trägt Glatze. Es riecht nach Sonnencreme.

Nach zwei Jahren Corona-Pandemie profitiert die Passagierschifffahrt nun von der großen Reiselust der Menschen und dem guten Wetter, berichtet Johannes Krumpen, Geschäftsführer von Phoenixreisen, einem Anbieter für Hochsee- und Flusskreuzfahrten aus Bonn im Gespräch mit der DW. Nun ist die Branche jedoch vom Niedrigwasser im Rhein bedroht.

Es ist Viertel vor zehn auf der Moby Dick, einem Passagierschiff, dass vom Alten Zoll in Bonn über den Rhein nach Koblenz fährt. In vier Minuten wird der Schiffskapitän die Glocke läuten, dann heißt es Abfahrt. Auf dem Sonnendeck scheint die Sonne, es wird ausgelassen geplaudert und gelacht. Eine Familie schafft es gerade noch rechtzeitig an Deck. Mutter und Kinder tragen Sonnenhut, der Vater trägt Glatze. Es riecht nach Sonnencreme.

Johannes Krumpen ist besorgt. Momentan sei noch alles in Ordnung, jedoch spitze sich die Lage seit dem vergangenen Wochenende zu. Acht Schiffe aus seiner Flotte hätten momentan Anpassungen wie leichte Routenänderungen vornehmen müssen, Stornierungen hat es zum Glück noch nicht gegeben. Sollte es jedoch dazu kommen, dann lägen die Verluste im Millionenbereich. Denn Fahrten umbuchen und aus Köln statt nach Rotterdam einfach nach Basel und wieder zurück zu fahren, dass geht bei einer Flusskreuzfahrt logischerweise nicht. Schließlich haben sich die Gäste für ein bestimmtes Angebot an Bord, die zu besuchenden Städte und nicht zuletzt die Landschaft, durch die sie fahren wollen, entschieden – und die unterscheidet sich je nach Reise eben deutlich.

Die Lage verschärft sich

Schon seit Tagen führt der Rhein Niedrigwasser. Seit Wochen hat es kaum geregnet, die Pegel sinken immer weiter. Kleine Inseln entstehen, an einigen Stellen tauchen Autoreifen, Fahrräder oder sogar Grabsteine und Weltkriegsmunition auf. Dabei ist der Rhein eine der verkehrsreichsten Wasserstraßen der Welt und von großer Bedeutung für die deutsche Wirtschaft. Wichtige Rohstoffe wie Getreide, Chemikalien, Mineralien, Kohle und Ölprodukte gelangen über die Binnenschifffahrt zu Abnehmern wie Chemiefabriken oder Kraftwerken.

Als es 2018 zu vergleichbaren Problemen durch Niedrigwasser im Rhein kam, kostete das der deutschen Wirtschaft  0,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Vor dem Hintergrund der aktuellen Energiekrise könnten die Auswirkungen noch verheerender sein, wenn Kohle, Gas, Diesel und Öl nicht mehr geliefert werden können. Noch fahren die Schiffe aber. Zwar nur mit etwa einem Drittel der üblichen Fracht, um möglichst wenig Tiefgang zu haben, aber sie fahren. Da der Wasserstand des Rheins weiter sinkt, steht die Frage im Raum, ob der Schiffsverkehr vollständig zum Erliegen kommen könnte. Der Präsident der Wasserstraßen- und Schiffsverwaltung des Bundes, Hans-Heinrich Witte, sagte gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, dass er davon allerdings nicht ausgehe: “Theoretisch ist das möglich, aber ich halte es nicht für wahrscheinlich.”

Lässt man die Bedrohung durch den niedrigen Wasserstand einmal außen vor, stellt man fest, dass es der Flusskreuzfahrt momentan richtig gut geht. Nachdem der Umsatz bei den Flussreisen im In- und Ausland während der Pandemie um zwei Drittel eingebrochen ist und die Passagierzahlen von 727.400 vor Corona auf 209.400 im letzten Jahr gesunken waren, erlebe man jetzt ein regelrechtes Comeback, sagt Krumpen. Die Anbieter rechnen jetzt mit Umsätzen wie 2019, also vor der Pandemie.rheinLaut einer Studie des Deutschen Reiseverbandes (DRV) zum Reisemarkt im Jahr 2021 waren die Passagiere vor Corona im Schnitt 8,3 Nächte auf deutschen Schiffen unterwegs und zahlten einen Preis von knapp 1200 Euro. Allgemein verzeichnete die gesamte Kreuzfahrtbranche ein beeindruckendes Wachstum. Waren es 2010 noch weltweit 1,7 Millionen Gäste, die auf Flüssen und Meeren unterwegs waren, so waren es 2019 schon 3,7 Millionen. Laut DRV wächst auch der Markt für Flusskreuzfahrten jährlich um zehn Prozent. Um der Zuwachs gerecht werden zu können, verzeichnen die Werften auch eine höhere Nachfrage nach Schiffen.

In den kommenden Jahren wird es durch den Klimawandel häufiger zu Extremwetterereignissen, also auch zu Niedrigwasser im Rhein kommen. Bleibt also die Frage, ob das beim Bau neuer Schiffe eine Rolle spielt. Ob neue Flusskreuzfahrtschiffe zum Beispiel weniger Tiefgang haben sollten, um auch bei niedrigem Pegel länger fahren zu können.  Das könne man nicht pauschal so sagen, antwortet Krumpen und verweist dabei auf das Hochwasser im letzten Sommer, welches unter anderem im Ahrtal zu katastrophalen Überschwemmungen führte und auch den Rhein zeitweise unbefahrbar machte. Man habe mit unterschiedlichen Arten von Extremwetterereignissen zu rechnen, dementsprechend sei ein geringerer Tiefgang beim Bau neuer Schiffe zu kurz gegriffen. Außerdem müsse man marktgerecht bleiben, also weiterhin genügend Gäste aufnehmen können. Weniger Tiefgang bei Flusskreuzfahrtschiffen sei schwierig.

Am Anleger in Bonn ist es mittlerweile soweit: Die Moby Dick – eher so etwas wie ein kleiner Verwandter der großen Pötte – legt ab. Der Kapitän läutet die Glocke. Das Schiff ist unterwegs. Auf dem Weg nach Koblenz wird es an mehreren Anlegern nicht halten können, aber noch fährt es.

 Passagierschiff Moby Dick am Anleger in Bonn
Deutschland I Niedrigwasser des Rheins

Es ist Viertel vor zehn auf der Moby Dick, einem Passagierschiff, dass vom Alten Zoll in Bonn über den Rhein nach Koblenz fährt. In vier Minuten wird der Schiffskapitän die Glocke läuten, dann heißt es Abfahrt. Auf dem Sonnendeck scheint die Sonne, es wird ausgelassen geplaudert und gelacht. Eine Familie schafft es gerade noch rechtzeitig an Deck. Mutter und Kinder tragen Sonnenhut, der Vater trägt Glatze. Es riecht nach Sonnencreme.

Nach zwei Jahren Corona-Pandemie profitiert die Passagierschifffahrt nun von der großen Reiselust der Menschen und dem guten Wetter, berichtet Johannes Krumpen, Geschäftsführer von Phoenixreisen, einem Anbieter für Hochsee- und Flusskreuzfahrten aus Bonn im Gespräch mit der DW. Nun ist die Branche jedoch vom Niedrigwasser im Rhein bedroht.

Die Lage verschärft sich

Johannes Krumpen ist besorgt. Momentan sei noch alles in Ordnung, jedoch spitze sich die Lage seit dem vergangenen Wochenende zu. Acht Schiffe aus seiner Flotte hätten momentan Anpassungen wie leichte Routenänderungen vornehmen müssen, Stornierungen hat es zum Glück noch nicht gegeben. Sollte es jedoch dazu kommen, dann lägen die Verluste im Millionenbereich. Denn Fahrten umbuchen und aus Köln statt nach Rotterdam einfach nach Basel und wieder zurück zu fahren, dass geht bei einer Flusskreuzfahrt logischerweise nicht. Schließlich haben sich die Gäste für ein bestimmtes Angebot an Bord, die zu besuchenden Städte und nicht zuletzt die Landschaft, durch die sie fahren wollen, entschieden – und die unterscheidet sich je nach Reise eben deutlich.

Schon seit Tagen führt der Rhein Niedrigwasser. Seit Wochen hat es kaum geregnet, die Pegel sinken immer weiter. Kleine Inseln entstehen, an einigen Stellen tauchen Autoreifen, Fahrräder oder sogar Grabsteine und Weltkriegsmunition auf. Dabei ist der Rhein eine der verkehrsreichsten Wasserstraßen der Welt und von großer Bedeutung für die deutsche Wirtschaft. Wichtige Rohstoffe wie Getreide, Chemikalien, Mineralien, Kohle und Ölprodukte gelangen über die Binnenschifffahrt zu Abnehmern wie Chemiefabriken oder Kraftwerken.

Als es 2018 zu vergleichbaren Problemen durch Niedrigwasser im Rhein kam, kostete das der deutschen Wirtschaft  0,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Vor dem Hintergrund der aktuellen Energiekrise könnten die Auswirkungen noch verheerender sein, wenn Kohle, Gas, Diesel und Öl nicht mehr geliefert werden können. Noch fahren die Schiffe aber. Zwar nur mit etwa einem Drittel der üblichen Fracht, um möglichst wenig Tiefgang zu haben, aber sie fahren. Da der Wasserstand des Rheins weiter sinkt, steht die Frage im Raum, ob der Schiffsverkehr vollständig zum Erliegen kommen könnte. Der Präsident der Wasserstraßen- und Schiffsverwaltung des Bundes, Hans-Heinrich Witte, sagte gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, dass er davon allerdings nicht ausgehe: “Theoretisch ist das möglich, aber ich halte es nicht für wahrscheinlich.”

Lässt man die Bedrohung durch den niedrigen Wasserstand einmal außen vor, stellt man fest, dass es der Flusskreuzfahrt momentan richtig gut geht. Nachdem der Umsatz bei den Flussreisen im In- und Ausland während der Pandemie um zwei Drittel eingebrochen ist und die Passagierzahlen von 727.400 vor Corona auf 209.400 im letzten Jahr gesunken waren, erlebe man jetzt ein regelrechtes Comeback, sagt Krumpen. Die Anbieter rechnen jetzt mit Umsätzen wie 2019, also vor der Pandemie.rheinLaut einer Studie des Deutschen Reiseverbandes (DRV) zum Reisemarkt im Jahr 2021 waren die Passagiere vor Corona im Schnitt 8,3 Nächte auf deutschen Schiffen unterwegs und zahlten einen Preis von knapp 1200 Euro. Allgemein verzeichnete die gesamte Kreuzfahrtbranche ein beeindruckendes Wachstum. Waren es 2010 noch weltweit 1,7 Millionen Gäste, die auf Flüssen und Meeren unterwegs waren, so waren es 2019 schon 3,7 Millionen. Laut DRV wächst auch der Markt für Flusskreuzfahrten jährlich um zehn Prozent. Um der Zuwachs gerecht werden zu können, verzeichnen die Werften auch eine höhere Nachfrage nach Schiffen.

Deutschland braucht den Rhein

In den kommenden Jahren wird es durch den Klimawandel häufiger zu Extremwetterereignissen, also auch zu Niedrigwasser im Rhein kommen. Bleibt also die Frage, ob das beim Bau neuer Schiffe eine Rolle spielt. Ob neue Flusskreuzfahrtschiffe zum Beispiel weniger Tiefgang haben sollten, um auch bei niedrigem Pegel länger fahren zu können.  Das könne man nicht pauschal so sagen, antwortet Krumpen und verweist dabei auf das Hochwasser im letzten Sommer, welches unter anderem im Ahrtal zu katastrophalen Überschwemmungen führte und auch den Rhein zeitweise unbefahrbar machte. Man habe mit unterschiedlichen Arten von Extremwetterereignissen zu rechnen, dementsprechend sei ein geringerer Tiefgang beim Bau neuer Schiffe zu kurz gegriffen. Außerdem müsse man marktgerecht bleiben, also weiterhin genügend Gäste aufnehmen können. Weniger Tiefgang bei Flusskreuzfahrtschiffen sei schwierig.

Die Kreuzfahrt boomt

Am Anleger in Bonn ist es mittlerweile soweit: Die Moby Dick – eher so etwas wie ein kleiner Verwandter der großen Pötte – legt ab. Der Kapitän läutet die Glocke. Das Schiff ist unterwegs. Auf dem Weg nach Koblenz wird es an mehreren Anlegern nicht halten können, aber noch fährt es.

Blick in die Zukunft

Drei Flusskreuzfahrtschiffe liegen in Bingen am Rhein vor Anker

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