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Ukraine aktuell: Selenskyj befürchtet russischen Schauprozess

Der ukrainische Staatschef richtet eine Warnung an Russland. Beide Kriegsparteien geben an, Attacken der Gegenseite abgewehrt zu haben. Die aktuellen Geschehnisse im Überblick.

 

Das Wichtigste in Kürze:

 

 

Selenskyj ehrt “Nationale Legenden der Ukraine”

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Russland davor gewarnt, Soldaten seines Landes anlässlich des ukrainischen Unabhängigkeitstages vor Gericht zu stellen. “Das wird die Grenze sein, ab der keine Verhandlungen mehr möglich sind”, sagte er in einer neuen Videoansprache. 

Selenskyj verwies auf Medienberichte, wonach es am Mittwoch (24. August) einen öffentlichen Prozess gegen ukrainische Kämpfer geben könnte, die während der Belagerung der Hafenstadt Mariupol gefangengenommen wurden. Das wäre “verabscheuungswürdig”.

Zuvor hatte der Staatschef bereits vor verstärkten russischen Angriffen rund um den Unabhängigkeitstag gewarnt. Sein Berater Mychailo Podoljak ergänzte, die Regierung rechne auch mit Attacken auf Kiew. In der Hauptstadt sind von Montag bis Donnerstag vorsorglich alle öffentlichen Versammlungen untersagt. In der zweitgrößten Stadt Charkiw gilt am Mittwoch sogar eine ganztägige Ausgangssperre.

Fast ein halbes Jahr nach Kriegsbeginn hat der ukrainische Präsident mehrere Landsleute für besondere Verdienste ausgezeichnet. Den Orden “Nationale Legende der Ukraine” erhielt unter anderem der frühere Fußballprofi Andrij Schewtschenko. Dieser nutze seine Berühmtheit, um der Ukraine zu helfen, erklärte Selenskyj.

Zu den Geehrten zählt außerdem ein Zugschaffner, der fliehende Menschen aus besonders umkämpften Gebieten brachte und dessen Frau bei einer der Fahrten getötet wurde. Der Orden war erstmals im vergangenen Jahr verliehen worden.

Die Ukraine hat nach eigener Darstellung mehrere russische Angriffe im Osten und Süden des Landes abgewehrt. So seien russische Vorstöße etwa im östlichen Gebiet Donezk in Richtung der Städte Slowjansk, Kramatorsk und Awdijiwka zurückgeschlagen worden, teilte der ukrainische Generalstab mit. Unabhängig überprüfen lassen sich die Angaben nicht.

Ein Abgeordneter der südlichen Region Cherson berichtete, den Ukrainern sei bei einer Gegenoffensive am Samstag die Zerstörung eines russischen Munitionslagers gelungen. Die russische Seite, die Teile Chersons besetzt hat, erklärte hingegen lediglich, die eigene Flugabwehr habe ihrerseits am Wochenende mehrere ukrainische Angriffe abgewehrt.

Über der Schwarzmeer-Halbinsel Krim habe die russische Flugabwehr “Objekte” getroffen, die im Anflug auf den Militärflugplatz Belbek bei Sewastopol gewesen seien, schrieb der Verwaltungschef der Stadt, Michail Raswoschajew, auf Telegram. In den vergangenen Wochen hatte es bereits mehrfach Explosionen und Angriffe auf Militäreinrichtungen auf der von Russland annektierten Krim gegeben.

Angesichts anhaltender Angriffe auf das Gelände des ukrainischen AKW Saporischschja haben Deutschland, Frankreich, Großbritannien und die USA eine rasche Inspektion durch die Internationale Atomenergie-Behörde (IAEA) verlangt. Gleichzeitig hätten Bundeskanzler Olaf Scholz, US-Präsident Joe Biden, dessen französischer Kollege Emmanuel Macron sowie der britische Premier Boris Johnson zur “militärischen Zurückhaltung” in der Umgebung des Atomkraftwerks aufgerufen, teilte Regierungssprecher Steffen Hebestreit in Berlin mit.

Das AKW Saporischschja wird seit März von der russischen Armee besetzt, seit Ende Juli wurde die Anlage wiederholt beschossen. Die Angriffe weckten Befürchtungen einer atomaren Katastrophe am größten Atomkraftwerk Europas. Für den Beschuss machen sich Moskau und Kiew gegenseitig verantwortlich.

Nach Hebestreits Worten waren sich die Staats- und Regierungschefs auch einig, ihre Unterstützung der Ukraine zur “Abwehr der russischen Aggression nachhaltig” fortzusetzen. Zuvor hatte Scholz dem russischen Präsidenten Wladimir Putin vorgeworfen, aus “völlig absurden” Gründen den Angriff auf die Ukraine begonnen zu haben. “Die NATO war für Russland niemals eine Bedrohung”, betonte der Kanzler. Er habe Putin in Gesprächen vor Kriegsbeginn zum Thema eines ukrainischen NATO-Beitritts versichert: “Die nächsten 30 Jahre steht das nicht an.”

Eine Öffnung der Erdgas-Pipeline Nord Stream 2 steht nach Ansicht von Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig nicht zur Debatte. “Diese Frage stellt sich nicht, die hat die Bundesregierung klar beantwortet”, betonte die SPD-Politikerin im Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF). Schwesig war auf eine entsprechende Forderung des stellvertretenden FDP-Vorsitzenden und Vizepräsidenten des Bundestages, Wolfgang Kubicki, angesprochen worden. Er hatte dafür plädiert, Nord Stream 2 zu öffnen, “um unsere Gasspeicher für den Winter zu füllen”.

Die Pipeline führt von Russland durch die Ostsee nach Mecklenburg-Vorpommern. Sie ist fertiggebaut, die Bundesregierung hatte nach dem russischen Angriff auf die Ukraine die Inbetriebnahme aber ausgeschlossen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) wirft Russland vor, die Gaslieferungen über die in Betrieb befindliche Pipeline Nord Stream 1 aus politischen Gründen gedrosselt zu haben.

In Italien senken energieintensive Branchen ihre Produktion zur Einsparung von Energie, da sie mit horrenden Rechnungen kämpfen. “Es gibt ganze industrielle Sektoren wie die Glasproduktion und die Konservendosenfabrikation, wo eine Form der Selbstrationierung bereits begonnen hat”, sagt ein Vertreter des Ministeriums für ökologischen Wandel in Rom. Italien bezog im vergangenen Jahr 40 Prozent seines Erdgases aus Russland.

wa/cw (dpa, afp, rtr)

Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus den Kampfgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

Ukraine, Borodjanka | Ex-Fussballspieler Andrij Schewtschenko
Ukraine | Kampfjet fliegt über Druschkiwka
Russischer Soldat vor dem AKW Saporischschja

 

Das Wichtigste in Kürze:

Selenskyj ehrt “Nationale Legenden der Ukraine”

 

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Russland davor gewarnt, Soldaten seines Landes anlässlich des ukrainischen Unabhängigkeitstages vor Gericht zu stellen. “Das wird die Grenze sein, ab der keine Verhandlungen mehr möglich sind”, sagte er in einer neuen Videoansprache. 

Selenskyj verwies auf Medienberichte, wonach es am Mittwoch (24. August) einen öffentlichen Prozess gegen ukrainische Kämpfer geben könnte, die während der Belagerung der Hafenstadt Mariupol gefangengenommen wurden. Das wäre “verabscheuungswürdig”.

Zuvor hatte der Staatschef bereits vor verstärkten russischen Angriffen rund um den Unabhängigkeitstag gewarnt. Sein Berater Mychailo Podoljak ergänzte, die Regierung rechne auch mit Attacken auf Kiew. In der Hauptstadt sind von Montag bis Donnerstag vorsorglich alle öffentlichen Versammlungen untersagt. In der zweitgrößten Stadt Charkiw gilt am Mittwoch sogar eine ganztägige Ausgangssperre.

Angriffe im Osten und Süden “zurückgeschlagen”

Fast ein halbes Jahr nach Kriegsbeginn hat der ukrainische Präsident mehrere Landsleute für besondere Verdienste ausgezeichnet. Den Orden “Nationale Legende der Ukraine” erhielt unter anderem der frühere Fußballprofi Andrij Schewtschenko. Dieser nutze seine Berühmtheit, um der Ukraine zu helfen, erklärte Selenskyj.

Westen sorgt sich um Atomkraftwerk

Zu den Geehrten zählt außerdem ein Zugschaffner, der fliehende Menschen aus besonders umkämpften Gebieten brachte und dessen Frau bei einer der Fahrten getötet wurde. Der Orden war erstmals im vergangenen Jahr verliehen worden.

Die Ukraine hat nach eigener Darstellung mehrere russische Angriffe im Osten und Süden des Landes abgewehrt. So seien russische Vorstöße etwa im östlichen Gebiet Donezk in Richtung der Städte Slowjansk, Kramatorsk und Awdijiwka zurückgeschlagen worden, teilte der ukrainische Generalstab mit. Unabhängig überprüfen lassen sich die Angaben nicht.

Ein Abgeordneter der südlichen Region Cherson berichtete, den Ukrainern sei bei einer Gegenoffensive am Samstag die Zerstörung eines russischen Munitionslagers gelungen. Die russische Seite, die Teile Chersons besetzt hat, erklärte hingegen lediglich, die eigene Flugabwehr habe ihrerseits am Wochenende mehrere ukrainische Angriffe abgewehrt.

Schwesig weist Kubicki-Vorstoß zurück

Über der Schwarzmeer-Halbinsel Krim habe die russische Flugabwehr “Objekte” getroffen, die im Anflug auf den Militärflugplatz Belbek bei Sewastopol gewesen seien, schrieb der Verwaltungschef der Stadt, Michail Raswoschajew, auf Telegram. In den vergangenen Wochen hatte es bereits mehrfach Explosionen und Angriffe auf Militäreinrichtungen auf der von Russland annektierten Krim gegeben.

Angesichts anhaltender Angriffe auf das Gelände des ukrainischen AKW Saporischschja haben Deutschland, Frankreich, Großbritannien und die USA eine rasche Inspektion durch die Internationale Atomenergie-Behörde (IAEA) verlangt. Gleichzeitig hätten Bundeskanzler Olaf Scholz, US-Präsident Joe Biden, dessen französischer Kollege Emmanuel Macron sowie der britische Premier Boris Johnson zur “militärischen Zurückhaltung” in der Umgebung des Atomkraftwerks aufgerufen, teilte Regierungssprecher Steffen Hebestreit in Berlin mit.

“Selbstrationierung” reduziert Energieverbrauch

Das AKW Saporischschja wird seit März von der russischen Armee besetzt, seit Ende Juli wurde die Anlage wiederholt beschossen. Die Angriffe weckten Befürchtungen einer atomaren Katastrophe am größten Atomkraftwerk Europas. Für den Beschuss machen sich Moskau und Kiew gegenseitig verantwortlich.

Nach Hebestreits Worten waren sich die Staats- und Regierungschefs auch einig, ihre Unterstützung der Ukraine zur “Abwehr der russischen Aggression nachhaltig” fortzusetzen. Zuvor hatte Scholz dem russischen Präsidenten Wladimir Putin vorgeworfen, aus “völlig absurden” Gründen den Angriff auf die Ukraine begonnen zu haben. “Die NATO war für Russland niemals eine Bedrohung”, betonte der Kanzler. Er habe Putin in Gesprächen vor Kriegsbeginn zum Thema eines ukrainischen NATO-Beitritts versichert: “Die nächsten 30 Jahre steht das nicht an.”

Deutschland Lubmin | Ministerpräsidentin Manuela Schwesig besucht Anlandestation für Nord Stream 2

Eine Öffnung der Erdgas-Pipeline Nord Stream 2 steht nach Ansicht von Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig nicht zur Debatte. “Diese Frage stellt sich nicht, die hat die Bundesregierung klar beantwortet”, betonte die SPD-Politikerin im Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF). Schwesig war auf eine entsprechende Forderung des stellvertretenden FDP-Vorsitzenden und Vizepräsidenten des Bundestages, Wolfgang Kubicki, angesprochen worden. Er hatte dafür plädiert, Nord Stream 2 zu öffnen, “um unsere Gasspeicher für den Winter zu füllen”.

Die Pipeline führt von Russland durch die Ostsee nach Mecklenburg-Vorpommern. Sie ist fertiggebaut, die Bundesregierung hatte nach dem russischen Angriff auf die Ukraine die Inbetriebnahme aber ausgeschlossen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) wirft Russland vor, die Gaslieferungen über die in Betrieb befindliche Pipeline Nord Stream 1 aus politischen Gründen gedrosselt zu haben.

In Italien senken energieintensive Branchen ihre Produktion zur Einsparung von Energie, da sie mit horrenden Rechnungen kämpfen. “Es gibt ganze industrielle Sektoren wie die Glasproduktion und die Konservendosenfabrikation, wo eine Form der Selbstrationierung bereits begonnen hat”, sagt ein Vertreter des Ministeriums für ökologischen Wandel in Rom. Italien bezog im vergangenen Jahr 40 Prozent seines Erdgases aus Russland.

wa/cw (dpa, afp, rtr)

Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus den Kampfgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

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