Wirtschaft

Inflation: Was rollt da auf die Verbraucher zu?

Immer mehr Preissteigerungen kündigen sich an. Die Preise für Vorprodukte sind seit Monaten gestiegen – nun erreichen die Preissteigerungen die Verbraucher. Das kommt zu den drastisch gestiegenen Energiekosten hinzu.

Die Preise im Euroraum sind so hoch wie nie – im Juli lagen sie bei 8,9 Prozent verglichen mit dem Sommer 2021. In Deutschland ist die Dynamik wegen staatlicher Eingriffe etwas abgeschwächt mit einer Preissteigerungsrate von zuletzt 7,5 Prozent. Doch Tankrabatt und Neun-Euro-Ticket werden im September abgeschafft, die Löhne dürften anziehen. Und freilich werden viele Dienstleister – der Friseur zum Beispiel und andere – die hohen Energiepreise auf ihre Preise aufschlagen müssen. Dazu kommen saftige Nebenkosten-Nachzahlungen im kommenden Jahr, wenn die Vermieter die Abrechnungen für 2022 verschicken. Besserung ist definitiv nicht in Sicht.   

Denn auch die vorgelagerten Erzeugerpreise (das sind die Preise, die ein Hersteller für seine Produkte verlangt, beispielsweise der Landwirt von seinem Abnehmer) steigen weiter kräftig. Hatten Experten damit gerechnet, dass sich deren Teuerung auf Jahressicht verlangsamen würde, so sahen sie sich getäuscht. Um 37,2 Prozent stiegen sie nach einem Plus um 32,7 Prozent im Juni, das war auf Monatssicht noch ein Zuwachs um 5,3 Prozent. Hauptgrund dafür waren einmal mehr die stark gestiegenen Energiekosten, die im Vergleich zum Vorjahr um 105 Prozent stiegen. Dabei war Erdgas knapp 164 Prozent teurer als ein Jahr zuvor, Strom legte um 125 Prozent zu, Mineralölerzeugnisse um knapp 42 Prozent. Sie sind die Hauptpreistreiber.

Die Preise im Euroraum sind so hoch wie nie – im Juli lagen sie bei 8,9 Prozent verglichen mit dem Sommer 2021. In Deutschland ist die Dynamik wegen staatlicher Eingriffe etwas abgeschwächt mit einer Preissteigerungsrate von zuletzt 7,5 Prozent. Doch Tankrabatt und Neun-Euro-Ticket werden im September abgeschafft, die Löhne dürften anziehen. Und freilich werden viele Dienstleister – der Friseur zum Beispiel und andere – die hohen Energiepreise auf ihre Preise aufschlagen müssen. Dazu kommen saftige Nebenkosten-Nachzahlungen im kommenden Jahr, wenn die Vermieter die Abrechnungen für 2022 verschicken. Besserung ist definitiv nicht in Sicht.   

Rechnet man sie heraus, dann lagen die Erzeugerpreise nur noch um gut 14 Prozent höher. Das sei immer noch eine hohe Steigerungsrate, aber der Trend stimme allmählich, meint Ralph Solveen, Konjunkturexperte der Commerzbank. Denn einzelne Rohstoffe wie Stahl seien inzwischen sogar im Preis gesunken. Und das deute darauf hin, dass in den nächsten Monaten wahrscheinlich der Hochpunkt erreicht werde. Das wertet er auch als “erstes vorsichtiges Signal, dass wir im kommenden Jahr eher wieder etwas niedrigere Teuerungsraten sehen werden.”

Höhepunkt überschritten?

Bis dahin aber rechnen Ökonomen mit weiter steigenden Preisen, auf neun Prozent oder sogar mehr könnten sie klettern. “Das bedeutet aber nicht, dass das alles nur ein vorübergehender Spuk war,” warnt Solveen. “Wir gehen vielmehr davon aus, dass die Inflationsrate auch danach nachhaltig über zwei Prozent bleibt, also wir weiterhin eine Phase ziemlich hoher Inflation sehen werden.” Einer Inflation jedenfalls, die damit weiterhin das Preisstabilitätsziel der EZB weit übertrifft. Dieses Ziel habe für die Notenbank Priorität, hört man inzwischen immer häufiger von deren Vertretern.

Die EZB hatte im Juli zum ersten Mal seit elf Jahren die Leitzinsen im Euroraum wieder erhöht. Für die nächste Sitzung rechnen Beobachter mit einem nächsten Schritt, wahrscheinlich wieder um 50 Basispunkte. “Wir gehen davon aus, dass der Schritt, der für den September zu erwarten ist, nicht der letzte Zwischenschritt sein wird, sondern dass die EZB bis ins nächste Jahr hinein die Zinsen anheben wird um dann wirklich sicher zu sein, dass wir bei der Inflationsrate zumindest wieder in eine Abwärtsentwicklung eingetreten sind”, sagt etwa Michael Holstein, Chefvolkswirt der DZ-Bank. Doch die Wirtschaft werde im Winter wahrscheinlich in eine Rezession fallen, deshalb dürfte sie dann wohl erst einmal eine Pause einlegen, vermutet Commerzbank-Volkswirt Solveen.

Auch die Bürger müssen sich nach dem aktuellen Anstieg der Erzeugerpreise auf steigende Verbraucherpreise einstellen. So sind die Erzeugerpreise für Nahrungsmittel im Juli gegenüber dem Vorjahr allein um 21 Prozent geklettert. Diese Steigerung dürften die Hersteller an die Konsumenten weitergeben. Das aber geschieht nicht immer transparent, beobachtet die Verbraucherzentrale Hamburg. Denn immer mehr Hersteller bedienen sich eines Tricks: Sie verkleinern die Verpackungen, verkaufen also weniger Inhalt zum gleichen Preis. Shrinkflation heißt dieses Phänomen im Englischen, ‘Mogelpackungen’ im Deutschen. Die hat Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg seit Jahren im Blick. Doch gerade jetzt häuften sich die Beschwerden der Verbraucher. Denn diese versteckten Preiserhöhungen liegen nach seiner Beobachtung zwischen elf und 33 Prozent.

Solche Mogelpackungen gab es bisher meist bei Markenprodukten, immer häufiger seien inzwischen aber auch die eigentlich preisgünstigeren Eigenmarken betroffen Zudem werde oft nicht nur die Füllmenge reduziert, sondern zusätzlich der Preis noch erhöht. Die meisten Mogelpackungen finde man bei Genusslebensmitteln, also etwa Süßwaren oder Snacks, aber auch bei Drogerieartikeln, während Grundnahrungsmittel eher ausgenommen seien: “Der Liter Milch ist tatsächlich noch der Liter Milch”, sagt Valet. Er rechnet damit, dass diese Entwicklung noch eine Zeitlang so dynamisch bleibe: “Das wird uns bestimmt im Herbst und Winter noch sehr beschäftigen.”

Pressekonferenz der EZB - Christine Lagarde

Die Preise im Euroraum sind so hoch wie nie – im Juli lagen sie bei 8,9 Prozent verglichen mit dem Sommer 2021. In Deutschland ist die Dynamik wegen staatlicher Eingriffe etwas abgeschwächt mit einer Preissteigerungsrate von zuletzt 7,5 Prozent. Doch Tankrabatt und Neun-Euro-Ticket werden im September abgeschafft, die Löhne dürften anziehen. Und freilich werden viele Dienstleister – der Friseur zum Beispiel und andere – die hohen Energiepreise auf ihre Preise aufschlagen müssen. Dazu kommen saftige Nebenkosten-Nachzahlungen im kommenden Jahr, wenn die Vermieter die Abrechnungen für 2022 verschicken. Besserung ist definitiv nicht in Sicht.   

Denn auch die vorgelagerten Erzeugerpreise (das sind die Preise, die ein Hersteller für seine Produkte verlangt, beispielsweise der Landwirt von seinem Abnehmer) steigen weiter kräftig. Hatten Experten damit gerechnet, dass sich deren Teuerung auf Jahressicht verlangsamen würde, so sahen sie sich getäuscht. Um 37,2 Prozent stiegen sie nach einem Plus um 32,7 Prozent im Juni, das war auf Monatssicht noch ein Zuwachs um 5,3 Prozent. Hauptgrund dafür waren einmal mehr die stark gestiegenen Energiekosten, die im Vergleich zum Vorjahr um 105 Prozent stiegen. Dabei war Erdgas knapp 164 Prozent teurer als ein Jahr zuvor, Strom legte um 125 Prozent zu, Mineralölerzeugnisse um knapp 42 Prozent. Sie sind die Hauptpreistreiber.

Höhepunkt überschritten?

Rechnet man sie heraus, dann lagen die Erzeugerpreise nur noch um gut 14 Prozent höher. Das sei immer noch eine hohe Steigerungsrate, aber der Trend stimme allmählich, meint Ralph Solveen, Konjunkturexperte der Commerzbank. Denn einzelne Rohstoffe wie Stahl seien inzwischen sogar im Preis gesunken. Und das deute darauf hin, dass in den nächsten Monaten wahrscheinlich der Hochpunkt erreicht werde. Das wertet er auch als “erstes vorsichtiges Signal, dass wir im kommenden Jahr eher wieder etwas niedrigere Teuerungsraten sehen werden.”

Bis dahin aber rechnen Ökonomen mit weiter steigenden Preisen, auf neun Prozent oder sogar mehr könnten sie klettern. “Das bedeutet aber nicht, dass das alles nur ein vorübergehender Spuk war,” warnt Solveen. “Wir gehen vielmehr davon aus, dass die Inflationsrate auch danach nachhaltig über zwei Prozent bleibt, also wir weiterhin eine Phase ziemlich hoher Inflation sehen werden.” Einer Inflation jedenfalls, die damit weiterhin das Preisstabilitätsziel der EZB weit übertrifft. Dieses Ziel habe für die Notenbank Priorität, hört man inzwischen immer häufiger von deren Vertretern.

Die EZB hatte im Juli zum ersten Mal seit elf Jahren die Leitzinsen im Euroraum wieder erhöht. Für die nächste Sitzung rechnen Beobachter mit einem nächsten Schritt, wahrscheinlich wieder um 50 Basispunkte. “Wir gehen davon aus, dass der Schritt, der für den September zu erwarten ist, nicht der letzte Zwischenschritt sein wird, sondern dass die EZB bis ins nächste Jahr hinein die Zinsen anheben wird um dann wirklich sicher zu sein, dass wir bei der Inflationsrate zumindest wieder in eine Abwärtsentwicklung eingetreten sind”, sagt etwa Michael Holstein, Chefvolkswirt der DZ-Bank. Doch die Wirtschaft werde im Winter wahrscheinlich in eine Rezession fallen, deshalb dürfte sie dann wohl erst einmal eine Pause einlegen, vermutet Commerzbank-Volkswirt Solveen.

Auch die Bürger müssen sich nach dem aktuellen Anstieg der Erzeugerpreise auf steigende Verbraucherpreise einstellen. So sind die Erzeugerpreise für Nahrungsmittel im Juli gegenüber dem Vorjahr allein um 21 Prozent geklettert. Diese Steigerung dürften die Hersteller an die Konsumenten weitergeben. Das aber geschieht nicht immer transparent, beobachtet die Verbraucherzentrale Hamburg. Denn immer mehr Hersteller bedienen sich eines Tricks: Sie verkleinern die Verpackungen, verkaufen also weniger Inhalt zum gleichen Preis. Shrinkflation heißt dieses Phänomen im Englischen, ‘Mogelpackungen’ im Deutschen. Die hat Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg seit Jahren im Blick. Doch gerade jetzt häuften sich die Beschwerden der Verbraucher. Denn diese versteckten Preiserhöhungen liegen nach seiner Beobachtung zwischen elf und 33 Prozent.

Währungshüter in der Zwickmühle

Solche Mogelpackungen gab es bisher meist bei Markenprodukten, immer häufiger seien inzwischen aber auch die eigentlich preisgünstigeren Eigenmarken betroffen Zudem werde oft nicht nur die Füllmenge reduziert, sondern zusätzlich der Preis noch erhöht. Die meisten Mogelpackungen finde man bei Genusslebensmitteln, also etwa Süßwaren oder Snacks, aber auch bei Drogerieartikeln, während Grundnahrungsmittel eher ausgenommen seien: “Der Liter Milch ist tatsächlich noch der Liter Milch”, sagt Valet. Er rechnet damit, dass diese Entwicklung noch eine Zeitlang so dynamisch bleibe: “Das wird uns bestimmt im Herbst und Winter noch sehr beschäftigen.”

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