Kultur

Im Trend: Vanlife – Freiheit auf vier Rädern

Warum ein teures Wohnmobil kaufen, wenn man seinen Kleinbus oder Kastenwagen auch selbst zu einem Campervan umbauen kann? Vanlife ist ein Lifestyle-Trend, der immer mehr Anhänger findet.

Heute soll es Tony noch in die Schweiz schaffen. Tony, so nennen Hauke (44) und Stefanie (39) liebevoll ihren Citroen Jumper, den sie in nur sieben Wochen intensiver Bastelarbeit zu einem Campervan umgerüstet haben. Ein Jahr lang wollen sie durch Europa reisen. Stefanie hat gekündigt, Hauke ein Sabbatical genommen. Seit dem 8. Juli genießen sie ihr Leben im Van, waren schon in Spanien und Frankreich und sind auf dem Weg in die Alpen.

“Neulich parkte unser Tony auf einer Klippe über dem Meer, ich lag im Bett und schaute durch die geöffnete Heckklappe aufs Wasser. Hauke spielte Gitarre. Das war schon fast kitschig schön”, erzählt Stefanie. Mit Sicherheit ein instagramtauglicher Moment, den das Paar aber nicht gepostet, sondern ganz bewusst für sich behalten hat. Anders als viele andere, die im Van unterwegs sind und jeden besonderen Moment ihrer Reise mit ihren Followern teilen.

Heute soll es Tony noch in die Schweiz schaffen. Tony, so nennen Hauke (44) und Stefanie (39) liebevoll ihren Citroen Jumper, den sie in nur sieben Wochen intensiver Bastelarbeit zu einem Campervan umgerüstet haben. Ein Jahr lang wollen sie durch Europa reisen. Stefanie hat gekündigt, Hauke ein Sabbatical genommen. Seit dem 8. Juli genießen sie ihr Leben im Van, waren schon in Spanien und Frankreich und sind auf dem Weg in die Alpen.

Frei und unabhängig sein, Reisen wohin und wann man will – und das in einem rollenden Zuhause, das perfekt auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnitten ist. Weil man es selbst gebaut hat. Das Reisen und Leben im DIY-Caravan findet immer mehr Anhänger. Es wird in der Welt von Instagram als #vanlife inszeniert. Über 10 Millionen posts findet man dort. Der selbst umgebaute Van ist längst mehr als ein Fahrzeug, er ist ein Statement. Ein Lifestyle-Trend mit einer wachsenden Community.

Die Community wächst

Stefanie und Hauke sind Teil dieser riesigen Fangemeinde. Die Anregungen und Anleitungen zum Umbau ihres Transporters in ein Reisemobil holten sie sich aus YouTube, Blogs und Instagram. “Es ist unglaublich wie viele Leute wir unterwegs treffen, die wie wir im Van unterwegs sind. Wir glauben, dass Corona dem ganzen einen ordentlichen Schub gegeben hat.”

Damit liegen die beiden richtig. Zwar waren Camper schon vor der Corona-Pandemie im steten Aufwärtstrend. Die Pandemie jedoch ließ die Verkaufszahlen von Freizeitfahrzeugen in ganz Europa regelrecht explodieren. 2021 war das erfolgreichste Jahr der Branche jemals: Mit 106.138 Neuzulassungen setzte sich Deutschland im europäischen Vergleich an die Spitze, gefolgt von Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden und der Schweiz.

Zwei Millionen Neueinsteiger sind laut einer Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach während der Pandemie hinzugekommen. “Der Trend hin zum individuellen, naturnahen Urlaub hat lange vor der Pandemie eingesetzt und wird auch in Zukunft das Reiseverhalten vieler Menschen beeinflussen”, merkt Daniel Onggowinarso an, Geschäftsführer des Caravaning Industrie Verbandes (CIVD).

Die Nachfrage nach Reisemobilen und Caravans ist auch 2022 ungebrochen hoch. Besonders die kleinen Ausführungen der Freizeitfahrzeuge, die Campervans, erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Kompakte Modelle machten 2021 rund 53 Prozent aller Reisemobil-Neuzulassungen aus, ermittelte der CIVD. 

Sie bieten deutlich mehr Komfort als ein Zelt, aber auch mehr Beweglichkeit und Spontanität als ein großes Wohnmobil. Die Ausstattung reicht von spartanisch bis luxuriös. Teuer sind sie alle. Selbst ein Basismodell eines VW California kostet locker 60.000 Euro. Inzwischen kann man Vans bei immer mehr Anbietern mieten. In Deutschland haben sich Start-Ups wie Roadsurfer oder Indie Campers auf dieses Segment spezialisiert. Mittlerweise gibt es sogar ein Festival für “Anderscamper”, das Vanlife Ferropolis. Im Juli erlebten in Gräfenhainichen (Sachsen-Anhalt) über 1000 Camper-Fans Workshops, Vorträge, Bespaßung und Gedankenaustausch.

Immer mehr bauen sich ihren Campervan einfach selbst aus. So hat es auch Oliver Lein (40) gemacht. 2017 erfüllte er sich seinen Traum vom eigenen Van und baute einen VW T4 Kleinbus um – gemeinsam mit seiner Frau, einer Innenarchitektin. Bett, Schränke, Deckenverkleidung, Küchenmodul, alles ist selbst entworfen und zum größten Teil auch selbst gebaut. 12.000 Euro hat Lein investiert. Ein Schnäppchen. Zumal der Bus nur 6000 Euro kostete.

“Es entstehen tolle Dinge, wenn man auf kleinstem Raum nach smarten Lösungen sucht. Daran zu tüfteln macht meiner Frau und mir echt Spaß. Alles, was es von der Stange gibt, ist nicht unser Ding. Wir haben sogar eine Mini-Dusche eingebaut, man kann sich am Heck wenigstens mal die Füße abbrausen. Das ist aber noch ausbaufähig.”

Einen gebrauchten Kastenwagen zu kaufen und zum DIY-Van umzubauen, spart deutlich Geld gegenüber der Anschaffung eines Neuwagens. Billig ist es jedoch nicht. Die Investition kann sich je nach Ausstattung auf den Wert mehrerer Fernreisen summieren. Wenn dann das Freizeitmobil die meiste Zeit des Jahres ungenutzt in der Garage steht, man dafür Steuer und Versicherung bezahlt und zusätzlich einen Zweitwagen für die City braucht, ist der DIY-Van jedoch ein vergleichsweise teures Hobby.

Nicht so bei Oliver Lein. Sein Bus arbeitet als Cafémobil, wenn er nicht damit verreist. Dann baut er das Heck zur voll funktionsfähigen Barrista-Station um und verkauft auf Wochenmärkten Kaffeespezialitäten. Natürlich ist auch dafür alles selbst entworfen und zusammengeschraubt. Ein Transporter, zwei Funktionen. 

Wie kann man es schaffen, dass jeder, der möchte, seinen Transporter mit wenigen Handgriffen zu einem Campingbus umbauen kann? Und wieder zurück? Die Berliner Firma Plug Van hat daraus eine Geschäftsidee entwickelt.

Die Idee: Passgenaue Module in Kastenform, die in den leeren 3,5 t Transporter geschoben werden. Eine Person schafft das in fünf Minuten, verspricht die Firma. Schubkästen an den Seiten sorgen für Stauraum. Abends werden sie zu Schlafplätzen. Wer will, kann weiter aufrüsten mit Kühlbox, Gaskartuschenkocher, mobilem Stromspeicher oder Solarmodul. Das einfachste Modell kostet knapp unter 11.000 Euro. 

Oliver Lein zehrt noch von den letzten Reiseeindrücken, dem Italienurlaub im Sommer. Es war die letzte Reise mit dem umgebauten Familien-VWT4 für diese Saison. Für Stefanie und Hauke hingegen fängt die Reise gerade erst an. 

“Einen Plan haben wir nicht. Wir tun das, was wir am liebsten machen: Klettern und Paddeln. Wo und wann wir Lust haben. Wir entscheiden spontan, leben im Hier und Jetzt. Deshalb lieben wir es, im Van unterwegs zu sein. Er macht uns frei und unabhängig.”

Mann spielt in Campervan Gitarre
Frau bei Ausbau eines Campervans, Deutschland

Heute soll es Tony noch in die Schweiz schaffen. Tony, so nennen Hauke (44) und Stefanie (39) liebevoll ihren Citroen Jumper, den sie in nur sieben Wochen intensiver Bastelarbeit zu einem Campervan umgerüstet haben. Ein Jahr lang wollen sie durch Europa reisen. Stefanie hat gekündigt, Hauke ein Sabbatical genommen. Seit dem 8. Juli genießen sie ihr Leben im Van, waren schon in Spanien und Frankreich und sind auf dem Weg in die Alpen.

“Neulich parkte unser Tony auf einer Klippe über dem Meer, ich lag im Bett und schaute durch die geöffnete Heckklappe aufs Wasser. Hauke spielte Gitarre. Das war schon fast kitschig schön”, erzählt Stefanie. Mit Sicherheit ein instagramtauglicher Moment, den das Paar aber nicht gepostet, sondern ganz bewusst für sich behalten hat. Anders als viele andere, die im Van unterwegs sind und jeden besonderen Moment ihrer Reise mit ihren Followern teilen.

Die Community wächst

Frei und unabhängig sein, Reisen wohin und wann man will – und das in einem rollenden Zuhause, das perfekt auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnitten ist. Weil man es selbst gebaut hat. Das Reisen und Leben im DIY-Caravan findet immer mehr Anhänger. Es wird in der Welt von Instagram als #vanlife inszeniert. Über 10 Millionen posts findet man dort. Der selbst umgebaute Van ist längst mehr als ein Fahrzeug, er ist ein Statement. Ein Lifestyle-Trend mit einer wachsenden Community.

Stefanie und Hauke sind Teil dieser riesigen Fangemeinde. Die Anregungen und Anleitungen zum Umbau ihres Transporters in ein Reisemobil holten sie sich aus YouTube, Blogs und Instagram. “Es ist unglaublich wie viele Leute wir unterwegs treffen, die wie wir im Van unterwegs sind. Wir glauben, dass Corona dem ganzen einen ordentlichen Schub gegeben hat.”

Damit liegen die beiden richtig. Zwar waren Camper schon vor der Corona-Pandemie im steten Aufwärtstrend. Die Pandemie jedoch ließ die Verkaufszahlen von Freizeitfahrzeugen in ganz Europa regelrecht explodieren. 2021 war das erfolgreichste Jahr der Branche jemals: Mit 106.138 Neuzulassungen setzte sich Deutschland im europäischen Vergleich an die Spitze, gefolgt von Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden und der Schweiz.

Zwei Millionen Neueinsteiger sind laut einer Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach während der Pandemie hinzugekommen. “Der Trend hin zum individuellen, naturnahen Urlaub hat lange vor der Pandemie eingesetzt und wird auch in Zukunft das Reiseverhalten vieler Menschen beeinflussen”, merkt Daniel Onggowinarso an, Geschäftsführer des Caravaning Industrie Verbandes (CIVD).

Naturnaher Urlaub im Trend

Die Nachfrage nach Reisemobilen und Caravans ist auch 2022 ungebrochen hoch. Besonders die kleinen Ausführungen der Freizeitfahrzeuge, die Campervans, erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Kompakte Modelle machten 2021 rund 53 Prozent aller Reisemobil-Neuzulassungen aus, ermittelte der CIVD. 

Lieber eine Nummer kleiner

Sie bieten deutlich mehr Komfort als ein Zelt, aber auch mehr Beweglichkeit und Spontanität als ein großes Wohnmobil. Die Ausstattung reicht von spartanisch bis luxuriös. Teuer sind sie alle. Selbst ein Basismodell eines VW California kostet locker 60.000 Euro. Inzwischen kann man Vans bei immer mehr Anbietern mieten. In Deutschland haben sich Start-Ups wie Roadsurfer oder Indie Campers auf dieses Segment spezialisiert. Mittlerweise gibt es sogar ein Festival für “Anderscamper”, das Vanlife Ferropolis. Im Juli erlebten in Gräfenhainichen (Sachsen-Anhalt) über 1000 Camper-Fans Workshops, Vorträge, Bespaßung und Gedankenaustausch.

Immer mehr bauen sich ihren Campervan einfach selbst aus. So hat es auch Oliver Lein (40) gemacht. 2017 erfüllte er sich seinen Traum vom eigenen Van und baute einen VW T4 Kleinbus um – gemeinsam mit seiner Frau, einer Innenarchitektin. Bett, Schränke, Deckenverkleidung, Küchenmodul, alles ist selbst entworfen und zum größten Teil auch selbst gebaut. 12.000 Euro hat Lein investiert. Ein Schnäppchen. Zumal der Bus nur 6000 Euro kostete.

“Es entstehen tolle Dinge, wenn man auf kleinstem Raum nach smarten Lösungen sucht. Daran zu tüfteln macht meiner Frau und mir echt Spaß. Alles, was es von der Stange gibt, ist nicht unser Ding. Wir haben sogar eine Mini-Dusche eingebaut, man kann sich am Heck wenigstens mal die Füße abbrausen. Das ist aber noch ausbaufähig.”

Campervan Marke Eigenbau

Einen gebrauchten Kastenwagen zu kaufen und zum DIY-Van umzubauen, spart deutlich Geld gegenüber der Anschaffung eines Neuwagens. Billig ist es jedoch nicht. Die Investition kann sich je nach Ausstattung auf den Wert mehrerer Fernreisen summieren. Wenn dann das Freizeitmobil die meiste Zeit des Jahres ungenutzt in der Garage steht, man dafür Steuer und Versicherung bezahlt und zusätzlich einen Zweitwagen für die City braucht, ist der DIY-Van jedoch ein vergleichsweise teures Hobby.

Nicht so bei Oliver Lein. Sein Bus arbeitet als Cafémobil, wenn er nicht damit verreist. Dann baut er das Heck zur voll funktionsfähigen Barrista-Station um und verkauft auf Wochenmärkten Kaffeespezialitäten. Natürlich ist auch dafür alles selbst entworfen und zusammengeschraubt. Ein Transporter, zwei Funktionen. 

Das Two-in-One-Prinzip

Wie kann man es schaffen, dass jeder, der möchte, seinen Transporter mit wenigen Handgriffen zu einem Campingbus umbauen kann? Und wieder zurück? Die Berliner Firma Plug Van hat daraus eine Geschäftsidee entwickelt.

Freiheit auf Rädern

Die Idee: Passgenaue Module in Kastenform, die in den leeren 3,5 t Transporter geschoben werden. Eine Person schafft das in fünf Minuten, verspricht die Firma. Schubkästen an den Seiten sorgen für Stauraum. Abends werden sie zu Schlafplätzen. Wer will, kann weiter aufrüsten mit Kühlbox, Gaskartuschenkocher, mobilem Stromspeicher oder Solarmodul. Das einfachste Modell kostet knapp unter 11.000 Euro. 

Wohnmobile auf Kastenwagen Basis stehen auf dem 60. Caravan Salon der Messe Düsseldorf

Oliver Lein zehrt noch von den letzten Reiseeindrücken, dem Italienurlaub im Sommer. Es war die letzte Reise mit dem umgebauten Familien-VWT4 für diese Saison. Für Stefanie und Hauke hingegen fängt die Reise gerade erst an. 

“Einen Plan haben wir nicht. Wir tun das, was wir am liebsten machen: Klettern und Paddeln. Wo und wann wir Lust haben. Wir entscheiden spontan, leben im Hier und Jetzt. Deshalb lieben wir es, im Van unterwegs zu sein. Er macht uns frei und unabhängig.”

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