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Energiekrise: Warum wir von dunkleren Städten profitieren

Deutsche Städte werden dunkler, das spart nicht nur Strom und Geld, sondern könnte sich in Zukunft auch positiv auf die Gesundheit, das Klima und die Artenvielfalt auswirken.

Wegen hoher Energiepreise haben viele Städte bereits in den vergangenen Wochen darauf verzichtet Wahrzeichen, Denkmäler und prominenten Gebäude wie Rathäuser, Museen oder Bibliotheken bei Nacht zu beleuchten. In Berlin müssen bei rund 200 Objekten die Strahler abgeklemmt werden. Die Siegessäule oder der Berliner Dom stehen damit nachts im Dunkeln. Seit dem 1. September ist mit der Energiesparverordnung nun auch offiziell die Beleuchtung öffentlicher Gebäude von außen untersagt, Leuchtreklame darf nur wenige Stunden am Tag brennen.

Die Stadt Weimar macht morgens die Straßenbeleuchtung 30 Minuten später an und 30 Minuten früher aus. Im Dunkeln steht man deshalb nicht. Die möglichen positiven ”Nebeneffekte” von dunkleren Städten sind vielfältig.

Wegen hoher Energiepreise haben viele Städte bereits in den vergangenen Wochen darauf verzichtet Wahrzeichen, Denkmäler und prominenten Gebäude wie Rathäuser, Museen oder Bibliotheken bei Nacht zu beleuchten. In Berlin müssen bei rund 200 Objekten die Strahler abgeklemmt werden. Die Siegessäule oder der Berliner Dom stehen damit nachts im Dunkeln. Seit dem 1. September ist mit der Energiesparverordnung nun auch offiziell die Beleuchtung öffentlicher Gebäude von außen untersagt, Leuchtreklame darf nur wenige Stunden am Tag brennen.

Das Licht in Städten oder vor unserer eigenen Haustür auszuknipsen und nur dort zu beleuchten, wo es wirklich gebraucht wird, spart nämlich nicht nur Strom und Geld, sondern hat einen direkten Effekt auf das Klima und die Artenvielfalt.

Licht aus hilft gegen Luftverschmutzung

Die NGO International Dark Sky Association schätzt, dass jede Nacht etwa ein Drittel der gesamten Außenbeleuchtung in den USA ohne Nutzen brennt. Schon vor der Energiekrise und den gestiegenen Preisen ließen sich so 3 Milliarden Dollar pro Jahr sparen. Für Deutschland liegen uns keine Zahlen vor. Da fossile Brennstoffe weltweit immer noch Hauptenergiequelle sind, trägt allein das Ausschalten von unnützem Licht schon dazu bei Luftverschmutzung und schädliche Emissionen zu reduzieren.

In Indien beispielsweise stoße man durch extreme Beleuchtung pro Jahr 12 Millionen Tonnen CO2 aus, so Pavan Kumar von der Rhani Lakshmi Bai Central Landwirtschaftsuniversität in Indien zur DW. Das ist etwa halb so viel wie der gesamte Flug und Schiffsverkehr des Landes pro Jahr. Durch besseres Lichtmanagement ließe sich der Anteil erheblich verringern.

Heute leben über 80 Prozent der Menschen unter lichtverschmutzten Himmeln, in Europa und den USA sind es sogar 99 Prozent. Echte Dunkelheit existiert für die Menschen dort praktisch nicht mehr. In Singapur ist es für die gesamte Bevölkerung sogar so hell, dass sich die Augen im öffentlichen Raum überhaupt nicht mehr an echte Dunkelheit anpassen.

Es gibt aber längst Möglichkeiten, Lichtverschmutzung zu reduzieren und trotzdem nicht im Dunkeln zu sitzen. Dort wo Licht nicht gebraucht wird, kann es ausgeschaltet werden. Das gilt für Wohnungen aber auch für Straßen, Parks und den öffentlichen Raum. Bewegungsmelder könnten hier nützlich sein. Lampenschirme lenken das Licht auf die Stellen, wo es wirklich gebraucht wird und verhindern störendes Streulicht.

Ausreichend Dunkelheit bei Nacht ist auch gut für die Gesundheit. Studien zeigen, dass Augenkrankheiten, Schlaflosigkeit, Übergewicht und vermutlich sogar Depressionen in Zusammenhang mit künstlichem Licht stehen. Dazu gehören auch Einflüsse durch Bildschirme und weißes LED-Licht in Innenräumen vor dem Schlafengehen. Sie können den Schlafrhythmus stören.

Dabei ist vor allem ein Hormon von zentraler Bedeutung: Melatonin. “Wenn wir dieses Hormon nicht produzieren, weil wir in unserer Wohnung oder als Schichtarbeiter so viel Licht ausgesetzt sind, dann bekommt das System unserer biologischen Uhr ein Problem”, sagt Christopher Kyba.

Eine andere Studie deutet darauf hin, dass Kinder und Jugendliche, die in Gegenden mit viel künstlichem Licht leben weniger Schlaf bekommen und häufiger unter emotionalen Problemen leiden.

Künstliches Licht in der Nacht ist “eine der dramatischsten Eingriffe, die wir bisher in der Biosphäre vorgenommen haben”, sagt Dr. Christopher Kyba Geoinformatiker am GeoForschungs Zentrum Potsdam zur DW. Während der gesamten Evolution “gab es dieses ständige Signal, das aus der Umgebung kam. Das ist Tag, das ist Nacht, dies ist die Mondphase. In Gebieten mit starker Lichtverschmutzung hat sich dieses Signal verändert”, so Kyba weiter.

Die Straßenbeleuchtung zu dimmen oder teilweise auszuschalten könnte also auch in Zukunft hier ein erster Schritt sein dem entgegenzuwirken, auch wenn die neuen Regelungen nicht mehr greifen sollten. Wie hell oder dunkel ein Ort ist, hat laut einer 2015 in England und Wales durchgeführten Studie keinen Einfluss auf Unfall- oder Kriminalitätsraten.

Aber auch Tiere brauchen eine dunkle Nacht. Vögel, die über hellen Stadthimmeln vorher leicht die Orientierung verlieren konnten, hätten über dunkleren Städten eher die Chance den Durchblick zu behalten.

Das trifft vor allem auch auf Insekten zu. Ausgeschaltete Lampen könnten dabei im Sommer ganze Insektenpopulationen retten. Wie jeder weiß, hat Licht eine enorme Anziehung auf sämtliche nachtaktive Insekten, von Mücken über Fliegen und Nachtfalter. Durch die Anziehungskraft von künstlichem Licht auf Insekten sterben allein in Deutschland schätzungsweise pro Sommer 100 Milliarden Individuen. Eine helle Straßenlampe ersetzt dabei den Mond, an dem sie sich die Tiere normalerweise orientieren. Die Folge: Insekten können nicht anders als ununterbrochen um die Laterne zu fliegen. Am nächsten Tag sind sie dann so erschöpft das sie sich nicht mehr fortpflanzen können, sterben oder leichte Beute für Fressfeinde sind.

Das hat auch Folgen für die Bestäubung von Pflanzen. Eine in 2017 veröffentlichte Studie zeigte das Pflanzen, die in der Nähe von Straßenlaternen wachsen, nachts deutlich seltener bestäubt werden und weniger Früchte tragen als ihre unbeleuchteten Artgenossen. Auch Bäume spüren den Einfluss von Licht bei Nacht. Sie treiben früher aus, wenn sie neben Straßenlaternen stehen. 

Schloss Neuschwanstein bei Nacht
In Singapur bei Nacht
Satellitenbild Europa bei Nacht

Wegen hoher Energiepreise haben viele Städte bereits in den vergangenen Wochen darauf verzichtet Wahrzeichen, Denkmäler und prominenten Gebäude wie Rathäuser, Museen oder Bibliotheken bei Nacht zu beleuchten. In Berlin müssen bei rund 200 Objekten die Strahler abgeklemmt werden. Die Siegessäule oder der Berliner Dom stehen damit nachts im Dunkeln. Seit dem 1. September ist mit der Energiesparverordnung nun auch offiziell die Beleuchtung öffentlicher Gebäude von außen untersagt, Leuchtreklame darf nur wenige Stunden am Tag brennen.

Die Stadt Weimar macht morgens die Straßenbeleuchtung 30 Minuten später an und 30 Minuten früher aus. Im Dunkeln steht man deshalb nicht. Die möglichen positiven ”Nebeneffekte” von dunkleren Städten sind vielfältig.

Licht aus hilft gegen Luftverschmutzung

Das Licht in Städten oder vor unserer eigenen Haustür auszuknipsen und nur dort zu beleuchten, wo es wirklich gebraucht wird, spart nämlich nicht nur Strom und Geld, sondern hat einen direkten Effekt auf das Klima und die Artenvielfalt.

Die NGO International Dark Sky Association schätzt, dass jede Nacht etwa ein Drittel der gesamten Außenbeleuchtung in den USA ohne Nutzen brennt. Schon vor der Energiekrise und den gestiegenen Preisen ließen sich so 3 Milliarden Dollar pro Jahr sparen. Für Deutschland liegen uns keine Zahlen vor. Da fossile Brennstoffe weltweit immer noch Hauptenergiequelle sind, trägt allein das Ausschalten von unnützem Licht schon dazu bei Luftverschmutzung und schädliche Emissionen zu reduzieren.

In Indien beispielsweise stoße man durch extreme Beleuchtung pro Jahr 12 Millionen Tonnen CO2 aus, so Pavan Kumar von der Rhani Lakshmi Bai Central Landwirtschaftsuniversität in Indien zur DW. Das ist etwa halb so viel wie der gesamte Flug und Schiffsverkehr des Landes pro Jahr. Durch besseres Lichtmanagement ließe sich der Anteil erheblich verringern.

Heute leben über 80 Prozent der Menschen unter lichtverschmutzten Himmeln, in Europa und den USA sind es sogar 99 Prozent. Echte Dunkelheit existiert für die Menschen dort praktisch nicht mehr. In Singapur ist es für die gesamte Bevölkerung sogar so hell, dass sich die Augen im öffentlichen Raum überhaupt nicht mehr an echte Dunkelheit anpassen.

Warum wir Dunkelheit brauchen

Es gibt aber längst Möglichkeiten, Lichtverschmutzung zu reduzieren und trotzdem nicht im Dunkeln zu sitzen. Dort wo Licht nicht gebraucht wird, kann es ausgeschaltet werden. Das gilt für Wohnungen aber auch für Straßen, Parks und den öffentlichen Raum. Bewegungsmelder könnten hier nützlich sein. Lampenschirme lenken das Licht auf die Stellen, wo es wirklich gebraucht wird und verhindern störendes Streulicht.

Auch Tiere und Pflanzen mögen es dunkel

Ausreichend Dunkelheit bei Nacht ist auch gut für die Gesundheit. Studien zeigen, dass Augenkrankheiten, Schlaflosigkeit, Übergewicht und vermutlich sogar Depressionen in Zusammenhang mit künstlichem Licht stehen. Dazu gehören auch Einflüsse durch Bildschirme und weißes LED-Licht in Innenräumen vor dem Schlafengehen. Sie können den Schlafrhythmus stören.

Dabei ist vor allem ein Hormon von zentraler Bedeutung: Melatonin. “Wenn wir dieses Hormon nicht produzieren, weil wir in unserer Wohnung oder als Schichtarbeiter so viel Licht ausgesetzt sind, dann bekommt das System unserer biologischen Uhr ein Problem”, sagt Christopher Kyba.

Eine andere Studie deutet darauf hin, dass Kinder und Jugendliche, die in Gegenden mit viel künstlichem Licht leben weniger Schlaf bekommen und häufiger unter emotionalen Problemen leiden.

Künstliches Licht in der Nacht ist “eine der dramatischsten Eingriffe, die wir bisher in der Biosphäre vorgenommen haben”, sagt Dr. Christopher Kyba Geoinformatiker am GeoForschungs Zentrum Potsdam zur DW. Während der gesamten Evolution “gab es dieses ständige Signal, das aus der Umgebung kam. Das ist Tag, das ist Nacht, dies ist die Mondphase. In Gebieten mit starker Lichtverschmutzung hat sich dieses Signal verändert”, so Kyba weiter.

Die Straßenbeleuchtung zu dimmen oder teilweise auszuschalten könnte also auch in Zukunft hier ein erster Schritt sein dem entgegenzuwirken, auch wenn die neuen Regelungen nicht mehr greifen sollten. Wie hell oder dunkel ein Ort ist, hat laut einer 2015 in England und Wales durchgeführten Studie keinen Einfluss auf Unfall- oder Kriminalitätsraten.

Aber auch Tiere brauchen eine dunkle Nacht. Vögel, die über hellen Stadthimmeln vorher leicht die Orientierung verlieren konnten, hätten über dunkleren Städten eher die Chance den Durchblick zu behalten.

Das trifft vor allem auch auf Insekten zu. Ausgeschaltete Lampen könnten dabei im Sommer ganze Insektenpopulationen retten. Wie jeder weiß, hat Licht eine enorme Anziehung auf sämtliche nachtaktive Insekten, von Mücken über Fliegen und Nachtfalter. Durch die Anziehungskraft von künstlichem Licht auf Insekten sterben allein in Deutschland schätzungsweise pro Sommer 100 Milliarden Individuen. Eine helle Straßenlampe ersetzt dabei den Mond, an dem sie sich die Tiere normalerweise orientieren. Die Folge: Insekten können nicht anders als ununterbrochen um die Laterne zu fliegen. Am nächsten Tag sind sie dann so erschöpft das sie sich nicht mehr fortpflanzen können, sterben oder leichte Beute für Fressfeinde sind.

Insekten an Flutlicht

Das hat auch Folgen für die Bestäubung von Pflanzen. Eine in 2017 veröffentlichte Studie zeigte das Pflanzen, die in der Nähe von Straßenlaternen wachsen, nachts deutlich seltener bestäubt werden und weniger Früchte tragen als ihre unbeleuchteten Artgenossen. Auch Bäume spüren den Einfluss von Licht bei Nacht. Sie treiben früher aus, wenn sie neben Straßenlaternen stehen. 

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