Kultur

“Fauda”-Star Idan Amedi baut kulturelle Brücken

Viele kennen ihn aus der Netflix-Serie “Fauda”. Dabei ist der Sänger Idan Amedi in Israel ein Popstar. Dieses Jahr hat er die Jüdischen Kulturtage in Berlin eröffnet.

Konzerte, Comedy-Abende, Filmvorführungen, Ausstellungen oder Tage der offenen Tür in Synagogen: Die 35. Jüdischen Kulturtage Berlin, die noch bis 18. September in Berlin stattfinden, zeigen die Vielfalt des modernen jüdischen Lebens in der deutschen Hauptstadt. 

Zum Auftakt gab es am Samstag ein Konzert des israelischen Singer-Songwriters Idan Amedi. Außerhalb Israels kennt man ihn vor allem durch seine Rolle in der Netflix-Serie “Fauda”. Was bewegt diesen Künstler?

Konzerte, Comedy-Abende, Filmvorführungen, Ausstellungen oder Tage der offenen Tür in Synagogen: Die 35. Jüdischen Kulturtage Berlin, die noch bis 18. September in Berlin stattfinden, zeigen die Vielfalt des modernen jüdischen Lebens in der deutschen Hauptstadt. 

Amedi stieß zu Beginn der zweiten Staffel zum Ensemble der Actionserie. Nachdem die TV-Serie 2016 von Netflix übernommen wurde, entwickelte sich “Fauda” zu einem internationalen Hit. Die vierte Staffel soll noch in diesem Jahr starten.

“Fauda”: Israels Action-Serie

“Fauda”, was auf Arabisch “Chaos” bedeutet, folgt einem Team von Undercover-Agenten der israelischen Verteidigungsstreitkräfte. Ihre Mission: palästinensische Terroristen aufspüren. Amedi verkörpert Sagi Tzur, einen neuen Rekruten im Team des Hauptprotagonisten Doron Kavillio, der vom Co-Autor der Serie, Lior Raz, gespielt wird. 

Raz und sein Co-Autor, der Journalist Avi Issacharoff, schrieben “Fauda” auf der Grundlage ihrer Erfahrungen im wirklichen Leben. Beide dienten in einer Spezialeinheit der israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF).

Zwar wird die Serie klar aus israelischer Sicht erzählt, was zu einiger Kritik geführt hat. Zugleich erntete sie Lob dafür, dass sie den Figuren auf beiden Seiten des Konflikts Tiefe und Menschlichkeit verleiht. Das könnte erklären, warum “Fauda” auch in vielen arabischen Ländern erfolgreich ist.

Auch Idan Amedi glaubt, dass gerade die Darstellung der Schwächen ihrer Protagonisten die Serie besonders auszeichnet. Für das Publikum biete das “eine neue Art, die Dinge zu sehen; zu sehen, wie beide Seiten kämpfen, aber auch wie beide Seiten weinen und mit allen Aspekten und allen Farben des Lebens umgehen”, sagte er der Deutschen Welle. “Und ich denke, es ist auch für uns Israelis interessant, die andere Seite als Menschen zu sehen, nicht als Feinde.”

Obwohl die Schauspieler Szenen extremer Gewalt darstellen, ist Amedis Rolle für ihn vor allem ein “wahr gewordener Traum”. “Schließlich”, sagt er, “träumt doch jeder kleine Junge davon, ein Actionstar zu werden.”

Doch schon bevor er Schauspieler wurde, war Idan Amedi in Israel ein angesagter Popstar. Der Durchbruch gelang ihm 2010 mit seiner Teilnahme an der Talentshow “Kokhav Nolad” (Ein Star wird geboren). Dabei trug er den Song “Pain of Warriors” (Schmerz der Krieger) vor, den er während seines Militärdienstes geschrieben hatte.

Das Lied erzählt von Albträumen, blutigen Uniformen und der Sehnsucht der Soldaten nach ihren Angehörigen. In Israel, wo Militärdienst Pflicht ist und das – den Streitkräften unterstehende – Radionetz viel gehört wird, wurde der Song schnell zu einem Hit..

Seither hat Amedi vier Alben veröffentlicht, ein weiteres ist in Arbeit. Er konzentriert sich hauptsächlich auf seine Musikkarriere, verfolgt aber neben “Fauda” auch noch andere Schauspielprojekte. “Ich gehe ab und zu ein bisschen fremd”, sagt, er charmant lächelnd, mit Blick auf seine Musik.

Eines seiner Lieder, “Menasim” (Versuchen), das Hebräisch und Arabisch kombiniert, floss als Thema in “Fauda” ein. Die Verwendung beider Sprachen spiegelt denn auch einen der Aspekte der Serie wider: Die Undercover-Agenten müssen Arabisch und die Gewohnheiten der Palästinenser lernen, um nicht aufzufliegen.

“Sprache ist wie eine Brücke”, sagt Amedi. “Ich glaube, wenn wir diese Sprachen kombinieren, können wir unsere Kulturen miteinander verbinden und uns näherkommen.”

Amedi, der am 19. Februar 1988 geboren wurde, wuchs in Jerusalem auf. Auch hier half ihm der Mix der Kulturen, sich als Künstler zu entwickeln. Als er begann, andere Länder zu bereisen, sei ihm klargeworden, wie “einzigartig und aufgeschlossen” die Stadt als “Zentrum jeder großen Religion” sei. Dort aufzuwachsen, habe es ihm ermöglicht, nicht nur Arabisch und Englisch, sondern auch die Kultur dieser Religionen zu verstehen.

Seine Vorfahren stammen aus Kurdistan, aus dem Irak und dem Iran. Und Amedi zelebriert seine jüdisch-kurdischen Wurzeln auch, indem er bei seinen Konzerten Lieder auf Kurdisch singt.

Viele der Lieder von Idan Amedi sind romantischer Pop. Aber da er Israeli ist, geht es in seinen scheinbar leichten Liedern über Liebe und Verlust immer um mehr als nur um Herzschmerz.

“Hier in Israel gehören Liebe und Politik zum Alltag. Es gehört alles zusammen, es ist alles ein großer Salat”, sagt er. Ob seine Familie oder seine arabischen Freunde – sie alle wissen, dass jeder Tag mit einem Raketenangriff beginnen kann, der womöglich alles verändert.

Doch trotz der Konflikte belegt Israel, wie Amedi betont, im Weltglücksindex der Vereinten Nationen Platz 9: “Wir wissen das Leben zu schätzen und jeden Moment so zu leben, als wäre er unser letzter. Ich weiß, das klingt groß. Aber es gibt dem Leben eine Menge Sinn.” Sein Konzert bei den Jüdischen Kulturtagen in Berlin würde für ihn eine “Mischung von Emotionen”, sagte er vor seinem Konzert, das Singen über seine Heimat, seine Frau und seine Freunde, etwas ganz Besonderes: “Aufgrund der Geschichte haben alle Israelis und alle Juden eine Hassliebe zu Deutschland. Aber man kann es nicht vermeiden. Du kannst der Geschichte nicht ausweichen.”

Adaption aus dem Englischen: Stefan Dege

Fünf bewaffnete Männern stehen in einer Reihe nebeneinander und blicken in die Kamera. Szene aus aus der Netflix-Serie Fauda.

Jung, jüdisch, deutsch: Eine Generation im Aufbruch

Konzerte, Comedy-Abende, Filmvorführungen, Ausstellungen oder Tage der offenen Tür in Synagogen: Die 35. Jüdischen Kulturtage Berlin, die noch bis 18. September in Berlin stattfinden, zeigen die Vielfalt des modernen jüdischen Lebens in der deutschen Hauptstadt. 

Zum Auftakt gab es am Samstag ein Konzert des israelischen Singer-Songwriters Idan Amedi. Außerhalb Israels kennt man ihn vor allem durch seine Rolle in der Netflix-Serie “Fauda”. Was bewegt diesen Künstler?

“Fauda”: Israels Action-Serie

Amedi stieß zu Beginn der zweiten Staffel zum Ensemble der Actionserie. Nachdem die TV-Serie 2016 von Netflix übernommen wurde, entwickelte sich “Fauda” zu einem internationalen Hit. Die vierte Staffel soll noch in diesem Jahr starten.

“Fauda”, was auf Arabisch “Chaos” bedeutet, folgt einem Team von Undercover-Agenten der israelischen Verteidigungsstreitkräfte. Ihre Mission: palästinensische Terroristen aufspüren. Amedi verkörpert Sagi Tzur, einen neuen Rekruten im Team des Hauptprotagonisten Doron Kavillio, der vom Co-Autor der Serie, Lior Raz, gespielt wird. 

Raz und sein Co-Autor, der Journalist Avi Issacharoff, schrieben “Fauda” auf der Grundlage ihrer Erfahrungen im wirklichen Leben. Beide dienten in einer Spezialeinheit der israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF).

Zwar wird die Serie klar aus israelischer Sicht erzählt, was zu einiger Kritik geführt hat. Zugleich erntete sie Lob dafür, dass sie den Figuren auf beiden Seiten des Konflikts Tiefe und Menschlichkeit verleiht. Das könnte erklären, warum “Fauda” auch in vielen arabischen Ländern erfolgreich ist.

Ein israelischer Star wird geboren

Auch Idan Amedi glaubt, dass gerade die Darstellung der Schwächen ihrer Protagonisten die Serie besonders auszeichnet. Für das Publikum biete das “eine neue Art, die Dinge zu sehen; zu sehen, wie beide Seiten kämpfen, aber auch wie beide Seiten weinen und mit allen Aspekten und allen Farben des Lebens umgehen”, sagte er der Deutschen Welle. “Und ich denke, es ist auch für uns Israelis interessant, die andere Seite als Menschen zu sehen, nicht als Feinde.”

Kombination von Kulturen

Obwohl die Schauspieler Szenen extremer Gewalt darstellen, ist Amedis Rolle für ihn vor allem ein “wahr gewordener Traum”. “Schließlich”, sagt er, “träumt doch jeder kleine Junge davon, ein Actionstar zu werden.”

Doch schon bevor er Schauspieler wurde, war Idan Amedi in Israel ein angesagter Popstar. Der Durchbruch gelang ihm 2010 mit seiner Teilnahme an der Talentshow “Kokhav Nolad” (Ein Star wird geboren). Dabei trug er den Song “Pain of Warriors” (Schmerz der Krieger) vor, den er während seines Militärdienstes geschrieben hatte.

Das Lied erzählt von Albträumen, blutigen Uniformen und der Sehnsucht der Soldaten nach ihren Angehörigen. In Israel, wo Militärdienst Pflicht ist und das – den Streitkräften unterstehende – Radionetz viel gehört wird, wurde der Song schnell zu einem Hit..

Liebe und Politik

Seither hat Amedi vier Alben veröffentlicht, ein weiteres ist in Arbeit. Er konzentriert sich hauptsächlich auf seine Musikkarriere, verfolgt aber neben “Fauda” auch noch andere Schauspielprojekte. “Ich gehe ab und zu ein bisschen fremd”, sagt, er charmant lächelnd, mit Blick auf seine Musik.

Eines seiner Lieder, “Menasim” (Versuchen), das Hebräisch und Arabisch kombiniert, floss als Thema in “Fauda” ein. Die Verwendung beider Sprachen spiegelt denn auch einen der Aspekte der Serie wider: Die Undercover-Agenten müssen Arabisch und die Gewohnheiten der Palästinenser lernen, um nicht aufzufliegen.

“Sprache ist wie eine Brücke”, sagt Amedi. “Ich glaube, wenn wir diese Sprachen kombinieren, können wir unsere Kulturen miteinander verbinden und uns näherkommen.”

Amedi, der am 19. Februar 1988 geboren wurde, wuchs in Jerusalem auf. Auch hier half ihm der Mix der Kulturen, sich als Künstler zu entwickeln. Als er begann, andere Länder zu bereisen, sei ihm klargeworden, wie “einzigartig und aufgeschlossen” die Stadt als “Zentrum jeder großen Religion” sei. Dort aufzuwachsen, habe es ihm ermöglicht, nicht nur Arabisch und Englisch, sondern auch die Kultur dieser Religionen zu verstehen.

Seine Vorfahren stammen aus Kurdistan, aus dem Irak und dem Iran. Und Amedi zelebriert seine jüdisch-kurdischen Wurzeln auch, indem er bei seinen Konzerten Lieder auf Kurdisch singt.

Viele der Lieder von Idan Amedi sind romantischer Pop. Aber da er Israeli ist, geht es in seinen scheinbar leichten Liedern über Liebe und Verlust immer um mehr als nur um Herzschmerz.

“Hier in Israel gehören Liebe und Politik zum Alltag. Es gehört alles zusammen, es ist alles ein großer Salat”, sagt er. Ob seine Familie oder seine arabischen Freunde – sie alle wissen, dass jeder Tag mit einem Raketenangriff beginnen kann, der womöglich alles verändert.

Doch trotz der Konflikte belegt Israel, wie Amedi betont, im Weltglücksindex der Vereinten Nationen Platz 9: “Wir wissen das Leben zu schätzen und jeden Moment so zu leben, als wäre er unser letzter. Ich weiß, das klingt groß. Aber es gibt dem Leben eine Menge Sinn.” Sein Konzert bei den Jüdischen Kulturtagen in Berlin würde für ihn eine “Mischung von Emotionen”, sagte er vor seinem Konzert, das Singen über seine Heimat, seine Frau und seine Freunde, etwas ganz Besonderes: “Aufgrund der Geschichte haben alle Israelis und alle Juden eine Hassliebe zu Deutschland. Aber man kann es nicht vermeiden. Du kannst der Geschichte nicht ausweichen.”

Adaption aus dem Englischen: Stefan Dege

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