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Masai Ujiri schafft Sprungbrett für Afrikas Basketball-Talente

Masai Ujiri steht als erster Afrikaner an der Spitze des NBA-Klubs Toronto Raptors. Mit seiner Stiftung “Giants of Africa” fördert der Nigerianer den Basketball auf dem Kontinent – und holt viele Kinder von der Straße.

“Als Scout in der NBA machst du dir Gedanken darüber, wie du das nächste große Talent findest, den nächsten Hakeem [Olajuwon, nigerianischer Ex-NBA-Star – Anm. d. Red.], den nächsten Dikembe [Mutombo, früherer kongolesischer NBA-Star], den nächsten Manute Bol [Ex-NBA-Star aus dem Sudan]”, sagt Masai Ujiri über seine Vision, junge Afrikaner durch den Basketball zu fördern. “Aber je öfter wir diese [Nachwuchs-]Camps veranstalteten, desto mehr wurde mir klar, dass nicht alle diese Kinder es in die NBA schaffen oder in den USA aufs College gehen werden. Wie kann man ihnen also Alltagskompetenzen vermitteln? Und so hat sich das Ganze zu mehr ausgeweitet.”

Sommer für Sommer reist Ujiri durch afrikanische Städte und predigt die Vorzüge des Basketballs, die Freude am Spiel, die persönliche Disziplin, die der Sport verlangt und fördert. Der 52 Jahre alte Nigerianer ist Präsident der Toronto Raptors, der einzigen Mannschaft in der besten Basketballliga der Welt, die nicht aus den USA kommt. 2019 schrieben die Raptors NBA-Geschichte, als sie erstmals die Meisterschaft nach Kanada holten.

“Als Scout in der NBA machst du dir Gedanken darüber, wie du das nächste große Talent findest, den nächsten Hakeem [Olajuwon, nigerianischer Ex-NBA-Star – Anm. d. Red.], den nächsten Dikembe [Mutombo, früherer kongolesischer NBA-Star], den nächsten Manute Bol [Ex-NBA-Star aus dem Sudan]”, sagt Masai Ujiri über seine Vision, junge Afrikaner durch den Basketball zu fördern. “Aber je öfter wir diese [Nachwuchs-]Camps veranstalteten, desto mehr wurde mir klar, dass nicht alle diese Kinder es in die NBA schaffen oder in den USA aufs College gehen werden. Wie kann man ihnen also Alltagskompetenzen vermitteln? Und so hat sich das Ganze zu mehr ausgeweitet.”

Ujiri, der als Sohn nigerianischer Eltern in Großbritannien geboren wurde und in seiner aktiven Zeit als Basketballer eher bescheidene Erfolge feierte, steht als erster Afrikaner an der Spitze eines NBA-Klubs. In dieser Pionier-Rolle sieht er sich auch in der Verantwortung, den Basketball in Afrika voranzubringen. Zunächst engagierte sich Ujiri in der NBA-Hilfsorganisation “Basketball Without Borders”. 2003 gehörte er dann zu den Gründern der Stiftung “Giants of Africa”, die sich auf die Fahnen geschrieben hat, den Basketball auf dem Kontinent zu fördern.

Nachwuchs-Camps auch für Mädchen

Als der Reporter Ujiri 2017 erstmals in einem seiner Nachwuchs-Camps in der nigerianischen Hauptstadt Lagos traf, befanden sich dort 60 Jungen im Training. Ujiri brachte ihnen nicht nur Basketball bei, sondern legte auch Wert auf Zeitmanagement, Ehrlichkeit, Integrität, Respekt vor Autoritäten und – für ihn ganz wichtig – Respekt vor Frauen. Inzwischen werden in den Camps von “Giants of Africa” auch junge Basketballerinnen trainiert.

Als früherer Basketball-Scout für verschiedene NBA-Teams hat Ujiri die Erfahrung gemacht, dass das Bildungssystem der USA Sportlerinnen und Sportlern viele Möglichkeiten eröffnet, im Leben Fuß zu fassen. Nicht alle Talente landen in der NBA, bleiben aber im Umfeld des Sports. “Es gibt einen Weg, den der Basketball vorgibt”, so Ujiri gegenüber DW. “Man kann ihn als Werkzeug nutzen, um sich weiterzubilden und seine Leidenschaft für den Sport zum Beruf zu machen: von Jura über Medizin bis hin zum Management und darüber hinaus.”

In den vergangenen fünf Jahren haben es zwei Talente aus nigerianischen “Giants of Africa”-Nachwuchs-Camps in die NBA geschafft. Precious Achiuwa, der mit 14 Jahren in eines der Camps kam, spielt jetzt in Toronto unter Ujiri als Center für die Raptors. Charles Bassey, der ebenfalls auf der Position des Centers spielt, wurde 2021 von den Philadelphia 76ers gedraftet. Viele andere Camp-Absolventeen spielen inzwischen in US-College-Teams.

“Es gibt so viele Talente in Afrika, und die Chancen, es zu schaffen, sind jetzt größer, weil das Spiel noch globaler geworden ist”, sagt Ujiri. “Allerdings durchlaufen viele Kinder unser Programm, und man weiß nicht, ob sie jemals NBA-Spieler werden.”

Wie überall in der Welt ist auch in Afrika das Interesse von Kindern und Jugendlichen am Basketball gestiegen, seitdem sie die Möglichkeit haben, über das Internet NBA-Spiele zu verfolgen. Es mangelt jedoch nach wie vor an Basketball-Infrastruktur. “Wir haben uns das Ziel gesetzt, in Afrika 100 Basketballplätze zu bauen”, sagt Ujiri. Der Sport könne nicht “auf der Müllhalde” ausgeübt werden, so der Chef der Toronto Raptors: “Im Westen hat jede High School eine Turnhalle, aber in Afrika ist das leider nicht der Fall. Dort müssen wir ansetzen. Dann können die Jugendlichen früher anfangen zu spielen.”

Im vergangenen August weihte “Giants of Africa” den 15. Basketballplatz seines Programms ein: in einer Schule in der Stadt Mbuji Mayi in der Demokratischen Republik Kongo, die von NBA-Legende Dikembe Mutombo gegründet wurde. Auch in Lagos, der kenianischen Hauptstadt Nairobi, in Kigali, der Hauptstadt Ruandas, sowie Ouagadougou, der Hauptstadt Burkina Fasos, entstanden bereits neue Plätze. Weitere sollen folgen.

“Für mich ist es das Größte, wenn mir jemand Videos von einem Platz schickt, zum Beispiel  von dem, den wir in Tansania gebaut haben. Dort spielen Kinder jeden Tag”, sagt Masai Ujiri. “Damit werden sie von der Straße geholt, wo sie Dinge tun würden, die sie nicht tun sollten.”

Dieser Artikel wurde von Stefan Nestler aus dem Englischen adaptiert. 

Junge Basketballerinnen trainieren in einem Giants of Africa-Camp in Cotonou in Benin
Mitglieder des Giants of Africa-Nachwuchs-Camps in Ougadougou in Burkina Faso sitzen in Reihen auf dem Boden der Trainingshalle, jede Spielerin und jeder Spieler mit einem Basketball vor dem Körper.

“Als Scout in der NBA machst du dir Gedanken darüber, wie du das nächste große Talent findest, den nächsten Hakeem [Olajuwon, nigerianischer Ex-NBA-Star – Anm. d. Red.], den nächsten Dikembe [Mutombo, früherer kongolesischer NBA-Star], den nächsten Manute Bol [Ex-NBA-Star aus dem Sudan]”, sagt Masai Ujiri über seine Vision, junge Afrikaner durch den Basketball zu fördern. “Aber je öfter wir diese [Nachwuchs-]Camps veranstalteten, desto mehr wurde mir klar, dass nicht alle diese Kinder es in die NBA schaffen oder in den USA aufs College gehen werden. Wie kann man ihnen also Alltagskompetenzen vermitteln? Und so hat sich das Ganze zu mehr ausgeweitet.”

Sommer für Sommer reist Ujiri durch afrikanische Städte und predigt die Vorzüge des Basketballs, die Freude am Spiel, die persönliche Disziplin, die der Sport verlangt und fördert. Der 52 Jahre alte Nigerianer ist Präsident der Toronto Raptors, der einzigen Mannschaft in der besten Basketballliga der Welt, die nicht aus den USA kommt. 2019 schrieben die Raptors NBA-Geschichte, als sie erstmals die Meisterschaft nach Kanada holten.

Nachwuchs-Camps auch für Mädchen

Ujiri, der als Sohn nigerianischer Eltern in Großbritannien geboren wurde und in seiner aktiven Zeit als Basketballer eher bescheidene Erfolge feierte, steht als erster Afrikaner an der Spitze eines NBA-Klubs. In dieser Pionier-Rolle sieht er sich auch in der Verantwortung, den Basketball in Afrika voranzubringen. Zunächst engagierte sich Ujiri in der NBA-Hilfsorganisation “Basketball Without Borders”. 2003 gehörte er dann zu den Gründern der Stiftung “Giants of Africa”, die sich auf die Fahnen geschrieben hat, den Basketball auf dem Kontinent zu fördern.

Als der Reporter Ujiri 2017 erstmals in einem seiner Nachwuchs-Camps in der nigerianischen Hauptstadt Lagos traf, befanden sich dort 60 Jungen im Training. Ujiri brachte ihnen nicht nur Basketball bei, sondern legte auch Wert auf Zeitmanagement, Ehrlichkeit, Integrität, Respekt vor Autoritäten und – für ihn ganz wichtig – Respekt vor Frauen. Inzwischen werden in den Camps von “Giants of Africa” auch junge Basketballerinnen trainiert.

Als früherer Basketball-Scout für verschiedene NBA-Teams hat Ujiri die Erfahrung gemacht, dass das Bildungssystem der USA Sportlerinnen und Sportlern viele Möglichkeiten eröffnet, im Leben Fuß zu fassen. Nicht alle Talente landen in der NBA, bleiben aber im Umfeld des Sports. “Es gibt einen Weg, den der Basketball vorgibt”, so Ujiri gegenüber DW. “Man kann ihn als Werkzeug nutzen, um sich weiterzubilden und seine Leidenschaft für den Sport zum Beruf zu machen: von Jura über Medizin bis hin zum Management und darüber hinaus.”

In den vergangenen fünf Jahren haben es zwei Talente aus nigerianischen “Giants of Africa”-Nachwuchs-Camps in die NBA geschafft. Precious Achiuwa, der mit 14 Jahren in eines der Camps kam, spielt jetzt in Toronto unter Ujiri als Center für die Raptors. Charles Bassey, der ebenfalls auf der Position des Centers spielt, wurde 2021 von den Philadelphia 76ers gedraftet. Viele andere Camp-Absolventeen spielen inzwischen in US-College-Teams.

Zwei NBA-Profis ausgebildet

“Es gibt so viele Talente in Afrika, und die Chancen, es zu schaffen, sind jetzt größer, weil das Spiel noch globaler geworden ist”, sagt Ujiri. “Allerdings durchlaufen viele Kinder unser Programm, und man weiß nicht, ob sie jemals NBA-Spieler werden.”

Kinder von der Straße holen

Wie überall in der Welt ist auch in Afrika das Interesse von Kindern und Jugendlichen am Basketball gestiegen, seitdem sie die Möglichkeit haben, über das Internet NBA-Spiele zu verfolgen. Es mangelt jedoch nach wie vor an Basketball-Infrastruktur. “Wir haben uns das Ziel gesetzt, in Afrika 100 Basketballplätze zu bauen”, sagt Ujiri. Der Sport könne nicht “auf der Müllhalde” ausgeübt werden, so der Chef der Toronto Raptors: “Im Westen hat jede High School eine Turnhalle, aber in Afrika ist das leider nicht der Fall. Dort müssen wir ansetzen. Dann können die Jugendlichen früher anfangen zu spielen.”

Im vergangenen August weihte “Giants of Africa” den 15. Basketballplatz seines Programms ein: in einer Schule in der Stadt Mbuji Mayi in der Demokratischen Republik Kongo, die von NBA-Legende Dikembe Mutombo gegründet wurde. Auch in Lagos, der kenianischen Hauptstadt Nairobi, in Kigali, der Hauptstadt Ruandas, sowie Ouagadougou, der Hauptstadt Burkina Fasos, entstanden bereits neue Plätze. Weitere sollen folgen.

“Für mich ist es das Größte, wenn mir jemand Videos von einem Platz schickt, zum Beispiel  von dem, den wir in Tansania gebaut haben. Dort spielen Kinder jeden Tag”, sagt Masai Ujiri. “Damit werden sie von der Straße geholt, wo sie Dinge tun würden, die sie nicht tun sollten.”

Dieser Artikel wurde von Stefan Nestler aus dem Englischen adaptiert. 

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