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Fußball inspiriert Arbeitsmigrantinnen in Singapur

Im Stadtstaat Singapur spielen ausländische Hausangestellte ihre eigene Futsal-Meisterschaft aus. Den Spielerinnen bietet die Liga Abwechslung, neue soziale Kontakte – und möglicherweise sogar noch mehr.

Ihre Freizeit ist knapp bemessen. Doch sie treffen sich neuerdings einmal pro Woche, um organisiert Fußball zu spielen. Meistens am Sonntag, am Gemeindezentrum Kembangan-Chia Chee in Singapur, etwa auf halbem Weg zwischen dem Flughafen Changi und der berühmten Marina Bay. Arbeitsmigrantinnen aus Myanmar, Indien, den Philippinen, Indonesien und anderen asiatischen Ländern, die als Hausangestellte oder Pflegerinnen in Singapur ihr Geld verdienen.

Aye Aye Aung konnte ihr Heimatland Myanmar zuletzt 2019 besuchen: “Wegen Covid – und jetzt wegen der politischen Situation im Land”, sagt Aung mit Blick auf den Militärputsch von 2021. “Ich telefoniere jede Woche mit meiner Familie.” Sie vermisse ihre Angehörigen, so die Myanmarin gegenüber der DW. Der Fußball spende ihr etwas Trost. “Ich habe mehr Freundinnen und Freunde hier in Singapur als zu Hause. Sie unterstützen uns bei unseren Spielen und in den sozialen Medien. Ich habe schon früher Fußball gespielt, aber das ist das erste Mal, dass ich in einer Liga spiele. Das ist ein besonderes Gefühl.” Vor allem, weil sich ihre Mannschaft “Golden Myanmar” im März den ersten Meistertitel gesichert hat – in der neuen Futsal-Liga der als Hausangestellte arbeitenden Migrantinnen.

Ihre Freizeit ist knapp bemessen. Doch sie treffen sich neuerdings einmal pro Woche, um organisiert Fußball zu spielen. Meistens am Sonntag, am Gemeindezentrum Kembangan-Chia Chee in Singapur, etwa auf halbem Weg zwischen dem Flughafen Changi und der berühmten Marina Bay. Arbeitsmigrantinnen aus Myanmar, Indien, den Philippinen, Indonesien und anderen asiatischen Ländern, die als Hausangestellte oder Pflegerinnen in Singapur ihr Geld verdienen.

Sie wurde 2022 ins Leben gerufen, acht Mannschaften mit je 13 Spielerinnen traten in der ersten Saison gegeneinander an. Unterstützt wird die Futsal-Liga von D2D Sports, einem Unternehmen, das Sportevents veranstaltet. “Schwer zu sagen, ob die Auftaktsaison ein Erfolg war”, meint Rasvinder Singh, Geschäftsführer der Firma. “Die Menschen in Singapur tragen ihr Herz nicht unbedingt auf der Zunge, sind aber schnell dabei, wenn es darum geht, Kritik zu äußern. Von daher bin angenehm überrascht, wie gut die Liga angenommen wurde.”

Die Liga

Seit Jahren strömen Frauen aus ärmeren Teilen Asiens auf der Suche nach Arbeit in den wohlhabenden Stadtstaat. Die Zahl der Arbeitsmigrantinnen in Singapur wird auf 245.000 geschätzt. Für sie alle gilt: Die Arbeit ist hart und oft unterbezahlt. Und sie dauert lang, die freien Tage sind kostbar. “Es gibt negative Berichte über die Behandlung von Hausangestellten [durch ihre Arbeitgeber – Anm. d. Red.] in Singapur, und es gibt auch negative Berichte über die Freizeitaktivitäten von Hausangestellten in Singapur”, sagt Singh. “Diese Geschichte wird also sicherlich einen positiveren Blick auf das werfen, was sie an ihren freien Tagen machen.”

Wohl auch bei ihren Arbeitgebern. Ching Ching Kipgen kam nach Singapur, um ihre Familie in der Stadt Tamu im Nordwesten Myanmars zu unterstützen. “Natürlich vermisse ich meine Familie, aber ich habe aufgrund der politischen Situation Angst, nach Hause zurückzukehren”, sagt die Fußball-Spielerin der DW. Die Liga helfe ihr, sich in Singapur einzuleben: “Ich glaube, meine Arbeitgeber sind wirklich stolz auf mich, dass ich so weit gekommen bin. Und wie alle anderen behandeln sie mich sehr freundlich.”

Aung arbeitet seit 2020 in ihrem jetzigen Job. “Meine Arbeitgeber haben kein Problem damit, dass ich Fußball spiele”, sagt sie. “Manchmal muss ich meinen freien Tag wegen eines Spiels verlegen. Sie haben Verständnis dafür. Und sie wünschen mir viel Glück.”

Lolita Torate Fabroa schätzt vor allem die soziale Komponente der Liga. 2008 zog sie von den Philippinen nach Singapur. “Wegen meiner zerrütteten Ehe beschloss ich, hier als Hausangestellte zu arbeiten. Ich wollte meinem Sohn eine bessere Zukunft ermöglichen”, sagt sie der DW. Seit sechs Jahren arbeitet Torate Fabroa bei einer chinesischen Familie. “Am Anfang war mein Leben hier nicht einfach. Ich hatte Heimweh.” Sie genieße es, für die Mannschaft Ladies Eagles Fußball zu spielen. “Für mich ist es neben der sportlichen Aktivität einfach eine soziale Aktivität, die mich motiviert.”

Aung träumt sogar von einer Fußballerinnen-Karriere: “Zuerst bin ich der Liga nur beigetreten, um zu spielen. Ich habe auf dem Platz einiges dazugelernt.” Sie wurde als eine der besten Spielerinnen der Liga ausgewählt und erhielt zusätzliches Training. “Das ist meine neue Karriere und eine Chance für die Zukunft”, glaubt Aung.

Zunächst geht es nach Angaben der Organisatoren darum, die Futsal-Liga zu erhalten. Wenn sich jedoch der Schwung der vergangenen sechs Monate fortsetzt, könnte mehr möglich sein. “Uns schweben zwei Spielklassen vor, mit Auf- und Abstieg”, sagt Rasvinder Singh. “Es wäre ein Traum, wenn wir mit dieser Liga finanzielle Mittel aufbringen könnten, um die Existenzgrundlage der Spielerinnen zu verbessern.” Der Geschäftsführer von D2D Sports hält auch internationale Vergleiche für denkbar. “Wir wären offen dafür, gegen Migrantinnen in anderen Ländern zu spielen und entsprechende Wettbewerbe auszutragen. Wir würden uns auch freuen, eine ähnliche Liga in der südostasiatischen Region zu organisieren und zu fördern.”

Was auch immer in Zukunft geschieht, schon jetzt war die Liga eine positive Erfahrung für alle Beteiligten. Lubis Ratno hat bei der Organisation mitgeholfen und stellt, wie andere auch, seine Zeit unentgeltlich zur Verfügung. “Wir wollten der Öffentlichkeit zeigen, dass diese Frauen Menschen wie alle anderen sind”, sagt Ratno der DW. “Wir sollten nicht auf sie hinabschauen, es sei denn, wir wollen ihn aufhelfen. Sie haben Hoffnungen und Wünsche, genau wie wir.”

Der Artikel wurde aus dem Englischen adaptiert.

Spielerin Aye Aye Aung vom Team Golden Myanmar präsentiert ihre Goldmedaille und den Meisterpokal.
Ligaspiel auf Kleinfeld und Kunstrasen

Ihre Freizeit ist knapp bemessen. Doch sie treffen sich neuerdings einmal pro Woche, um organisiert Fußball zu spielen. Meistens am Sonntag, am Gemeindezentrum Kembangan-Chia Chee in Singapur, etwa auf halbem Weg zwischen dem Flughafen Changi und der berühmten Marina Bay. Arbeitsmigrantinnen aus Myanmar, Indien, den Philippinen, Indonesien und anderen asiatischen Ländern, die als Hausangestellte oder Pflegerinnen in Singapur ihr Geld verdienen.

Aye Aye Aung konnte ihr Heimatland Myanmar zuletzt 2019 besuchen: “Wegen Covid – und jetzt wegen der politischen Situation im Land”, sagt Aung mit Blick auf den Militärputsch von 2021. “Ich telefoniere jede Woche mit meiner Familie.” Sie vermisse ihre Angehörigen, so die Myanmarin gegenüber der DW. Der Fußball spende ihr etwas Trost. “Ich habe mehr Freundinnen und Freunde hier in Singapur als zu Hause. Sie unterstützen uns bei unseren Spielen und in den sozialen Medien. Ich habe schon früher Fußball gespielt, aber das ist das erste Mal, dass ich in einer Liga spiele. Das ist ein besonderes Gefühl.” Vor allem, weil sich ihre Mannschaft “Golden Myanmar” im März den ersten Meistertitel gesichert hat – in der neuen Futsal-Liga der als Hausangestellte arbeitenden Migrantinnen.

Die Liga

Sie wurde 2022 ins Leben gerufen, acht Mannschaften mit je 13 Spielerinnen traten in der ersten Saison gegeneinander an. Unterstützt wird die Futsal-Liga von D2D Sports, einem Unternehmen, das Sportevents veranstaltet. “Schwer zu sagen, ob die Auftaktsaison ein Erfolg war”, meint Rasvinder Singh, Geschäftsführer der Firma. “Die Menschen in Singapur tragen ihr Herz nicht unbedingt auf der Zunge, sind aber schnell dabei, wenn es darum geht, Kritik zu äußern. Von daher bin angenehm überrascht, wie gut die Liga angenommen wurde.”

Seit Jahren strömen Frauen aus ärmeren Teilen Asiens auf der Suche nach Arbeit in den wohlhabenden Stadtstaat. Die Zahl der Arbeitsmigrantinnen in Singapur wird auf 245.000 geschätzt. Für sie alle gilt: Die Arbeit ist hart und oft unterbezahlt. Und sie dauert lang, die freien Tage sind kostbar. “Es gibt negative Berichte über die Behandlung von Hausangestellten [durch ihre Arbeitgeber – Anm. d. Red.] in Singapur, und es gibt auch negative Berichte über die Freizeitaktivitäten von Hausangestellten in Singapur”, sagt Singh. “Diese Geschichte wird also sicherlich einen positiveren Blick auf das werfen, was sie an ihren freien Tagen machen.”

Wohl auch bei ihren Arbeitgebern. Ching Ching Kipgen kam nach Singapur, um ihre Familie in der Stadt Tamu im Nordwesten Myanmars zu unterstützen. “Natürlich vermisse ich meine Familie, aber ich habe aufgrund der politischen Situation Angst, nach Hause zurückzukehren”, sagt die Fußball-Spielerin der DW. Die Liga helfe ihr, sich in Singapur einzuleben: “Ich glaube, meine Arbeitgeber sind wirklich stolz auf mich, dass ich so weit gekommen bin. Und wie alle anderen behandeln sie mich sehr freundlich.”

Aung arbeitet seit 2020 in ihrem jetzigen Job. “Meine Arbeitgeber haben kein Problem damit, dass ich Fußball spiele”, sagt sie. “Manchmal muss ich meinen freien Tag wegen eines Spiels verlegen. Sie haben Verständnis dafür. Und sie wünschen mir viel Glück.”

Die Spielerinnen

Lolita Torate Fabroa schätzt vor allem die soziale Komponente der Liga. 2008 zog sie von den Philippinen nach Singapur. “Wegen meiner zerrütteten Ehe beschloss ich, hier als Hausangestellte zu arbeiten. Ich wollte meinem Sohn eine bessere Zukunft ermöglichen”, sagt sie der DW. Seit sechs Jahren arbeitet Torate Fabroa bei einer chinesischen Familie. “Am Anfang war mein Leben hier nicht einfach. Ich hatte Heimweh.” Sie genieße es, für die Mannschaft Ladies Eagles Fußball zu spielen. “Für mich ist es neben der sportlichen Aktivität einfach eine soziale Aktivität, die mich motiviert.”

Aung träumt sogar von einer Fußballerinnen-Karriere: “Zuerst bin ich der Liga nur beigetreten, um zu spielen. Ich habe auf dem Platz einiges dazugelernt.” Sie wurde als eine der besten Spielerinnen der Liga ausgewählt und erhielt zusätzliches Training. “Das ist meine neue Karriere und eine Chance für die Zukunft”, glaubt Aung.

Zunächst geht es nach Angaben der Organisatoren darum, die Futsal-Liga zu erhalten. Wenn sich jedoch der Schwung der vergangenen sechs Monate fortsetzt, könnte mehr möglich sein. “Uns schweben zwei Spielklassen vor, mit Auf- und Abstieg”, sagt Rasvinder Singh. “Es wäre ein Traum, wenn wir mit dieser Liga finanzielle Mittel aufbringen könnten, um die Existenzgrundlage der Spielerinnen zu verbessern.” Der Geschäftsführer von D2D Sports hält auch internationale Vergleiche für denkbar. “Wir wären offen dafür, gegen Migrantinnen in anderen Ländern zu spielen und entsprechende Wettbewerbe auszutragen. Wir würden uns auch freuen, eine ähnliche Liga in der südostasiatischen Region zu organisieren und zu fördern.”

Was auch immer in Zukunft geschieht, schon jetzt war die Liga eine positive Erfahrung für alle Beteiligten. Lubis Ratno hat bei der Organisation mitgeholfen und stellt, wie andere auch, seine Zeit unentgeltlich zur Verfügung. “Wir wollten der Öffentlichkeit zeigen, dass diese Frauen Menschen wie alle anderen sind”, sagt Ratno der DW. “Wir sollten nicht auf sie hinabschauen, es sei denn, wir wollen ihn aufhelfen. Sie haben Hoffnungen und Wünsche, genau wie wir.”

Der Artikel wurde aus dem Englischen adaptiert.

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