Der Pomp und die Umstände: Queen Elizabeth ist beigesetzt
Ein langer Tag mit Gottesdiensten und Prozessionen markiert das Ende von zehn Tagen Trauer für Elizabeth II. Nun ist die Queen beigesetzt und der Alltag soll wieder einkehren im Königreich. Bernd Riegert aus London.
Ihr Sohn blieb stumm, als die 2000 Ehrengäste in der Westminister Abbey zum Abschluss des Staatsaktes für die verstorbene Königin Elizabeth II. die Nationalhymne sangen: “God save the King!” heißt sie nun, und damit ist er gemeint, König Charles III. Der Monarch selbst singt de Hymne nicht mit.
An die neue Zeile müsse man sich erst noch gewöhnen, meint Joanna Hughes, die als Professorin der Queen’s Unversity in Belfast und als Repräsentation für das nordirische Bildungswesen am Gottesdienst teilnahm: “Viele wollen immer noch ‘God save the Queen’ singen.”
Ihr Sohn blieb stumm, als die 2000 Ehrengäste in der Westminister Abbey zum Abschluss des Staatsaktes für die verstorbene Königin Elizabeth II. die Nationalhymne sangen: “God save the King!” heißt sie nun, und damit ist er gemeint, König Charles III. Der Monarch selbst singt de Hymne nicht mit.
“Es war sehr bewegend und schön und würdevoll”, sagte Hughes der DW. “Viele Gäste hatten Tränen in den Augen, auch Könige und Präsidenten.” Rund 500 Staatsoberhäupter, Regierungschefs, regierende Monarchen und adelige Verwandte der Windsors waren in London versammelt. “Diesen Tag werde ich nicht vergessen. Das gebe ich meinen Kindern und Enkeln weiter”, sagt Hughes.
Ein langer Abschied
Der Tag des endgültigen Abschieds von Elizabeth II., zehn Tage nach ihrem Tod, war lang: Eine Prozession aus Westminister Hall, in der ihr Sarg vier Tage lang aufgebahrt war, hinüber zur Westminster Abbey. Der erste Gottesdienst dort. Dann eine weitere Prozession samt Sarg mit 4000 Soldaten und Militärkapellen von Westminister über den Buckingham-Palast bis zum Wellington Arch am Hydepark.
Es folgt eine zweistündige Fahrt im gläsernen Leichenwagen nach Windsor Castle und wieder eine Prozession zur St. George’s Chapel, in der ein weiterer Gottesdienst abgehalten wird, bei dem die Insignien der Macht – Krone, Zepter und Reichsapfel – vom Sarg genommen werden. Schließlich die private Beisetzung im Familiengrab der Windsors, in dem bereits die Eltern und die Schwester der Queen sowie ihr Ehemann Prinz Philip ihre letzte Ruhe gefunden haben. Und immer säumen Zehntausende, Hunderttausende Menschen den letzten Weg der beliebten Monarchin nach 70 Jahren Regentschaft. Der Erzbischof von Canterbury Justin Welby lobte bei seiner Predigt in London, was viele Briten an der Queen mochten: “Sie diente selbstlos und sie gab Hoffnung.”
“Die Briten sind sehr gut in diesen Dingen”, meint Richard Logan, ein Tourist aus Australien, der zufällig kurz nach dem Tod der Königin in London ankam. “Die Königin hat auch uns in Australien viel bedeutet.” Manche Traditionen und Symbole seien ein bisschen skurril, deshalb durften wohl auch die Lieblingshunde der Queen, Mick und Sandy, sowie ihr Pony Emma der Trauerfeier in Windsor beiwohnen. Aber das, meint Logan, sei halt die Art der Menschen in Großbritannien, der “Großmutter der Welt” Lebewohl zu sagen.
“Für uns war es sehr wichtig, der Königin einen letzten Dienst zu erweisen”, erzählt Nathalie Hickson. Deshalb habe sie zusammen mit ihrem Nachbarn Kenneth Taylor zwölf Stunden über Nacht in der Kilometer langen Schlange vor Westminister Hall ausgeharrt, um den aufgebahrten Sarg der Queen zu sehen. Sie sei ein ausgesprochener Fan der Royals, gesteht Hickson der DW: “Es war unheimlich ergreifend in dieser Stille der Königin noch einmal nahe sein zu können.” Und ihr Nachbar ergänzt: “Jede Minuten Warten hat sich gelohnt.”
Rund 380.000 Menschen waren über vier Tage in die Westminster Hall gekommen, um die Königin ein letztes Mal zu sehen und der königlichen Familie zu kondolieren, die gemeinsam die Totenwache hielt. Die ungewöhnliche Menschenschlange beherrschte tagelang die Schlagzeilen und wurde in manchen britischen Zeitungen zur eigenen Kunstform der Hommage an die Königin
erhoben.
So begeistert sind allerdings nicht alle Briten. Der Anwalt und Umweltaktivist Paul Powlesland setzt sich dafür ein, dass auch Proteste gegen den neuen König und eine Diskussion über die Zukunft der konstitutionellen Monarchie nach dem Ende der Trauerzeit möglich werden. Rund ein Viertel der Briten ist laut Umfragen für die Abschaffung der Monarchie.
Charles hatte noch vor seiner offiziellen Proklamation am 10. September in einer Fernsehrede gelobt, dass er wie seine Mutter lebenslang dienen werde. Doch angesichts seines Alters dürfte seine Regentschaft deutlich kürzer ausfallen. Charles III. ist erst mit 73 Jahren König geworden. Die neue Königin, Camilla, ist bereits 75 Jahre alt.
Sie geben ein ganz anderes Bild ab als vor 70 Jahren mit Elizabeth und Philip, die als junges Paar blendend aussehend und dynamisch die Krone übernahmen, um Großbritannien nach dem Zweiten Weltkrieg wieder Optimismus
einzuflößen.
Vielleicht auch um die Skeptiker zu beruhigen hat Charles angekündigt, den aktiven Teil der königlichen Familie zu verkleinern und die monarchischen Traditionen etwas zu entstauben. Vor allem aber wird seine Aufgabe sein, die vier Nationen seines heimischen Königreiches vereinigt zu halten.
In Schottland, Wales und Nordirland gibt es unterschiedlich starke Unabhängigkeitsbewegungen. Auch das Commonwealth, die lose Vereinigung ehemaliger britischer Kolonien, die Elizabeth II. sehr am Herzen lag, könnte bröckeln. Noch ist Charles auch König in 15 der 56 Commonwealth-Staaten. Doch einige davon, zum Beispiel Antigua und Barbuda, Neuseeland oder Australien, könnten sich schon bald zu Republiken erklären.
Nach dem Ende der zehn Trauertage, die vom Protokoll des Palastes und der Queen selbst minutiös durchgeplant worden waren, soll am Dienstag wieder der Alltag losgehen. Die britische Premierministerin Lis Truss, die nur zwei Tage vor dem Tod der Monarchin von Elizabeth II. eingeladen worden war, eine Regierung zu bilden, muss nun liefern. Bislang war das Land durch den Tod der Queen abgelenkt, doch diesen Freitag wird Liz Truss ihren Haushalt vorlegen. Die Wählerinnen und Wähler erwarten Maßnahmen gegen die hohe Inflation, vor allem bei den Energiepreisen und gleichzeitig die versprochenen Steuersenkungen.
Die Trauerfeiern waren für Truss eine Gelegenheit, als neue Premierministerin Verbindungen zu den versammelten Staatsgästen zu knüpfen. Nie zuvor waren so viele Regierungschefs, Präsidenten und Könige in London versammelt wie an diesem Montag. Ganz oben auf ihrer To-do-Liste steht auch der Zollstreit mit der EU um die Grenze zwischen Irland und Nordirland, der sich durch den Brexit ergab.
“Wir haben einen neuen König und eine neue Regierung inmitten vieler Krisen. Das ist vielleicht ein bisschen viel”, gibt Royal-Fan Nathalie Hickson zu bedenken. Die Queen habe für sie Stabilität bedeutet, “aber Charles wird sicher auch ein guter König, schließlich wurde er von seiner Mutter geformt.”
Ihr Sohn blieb stumm, als die 2000 Ehrengäste in der Westminister Abbey zum Abschluss des Staatsaktes für die verstorbene Königin Elizabeth II. die Nationalhymne sangen: “God save the King!” heißt sie nun, und damit ist er gemeint, König Charles III. Der Monarch selbst singt de Hymne nicht mit.
An die neue Zeile müsse man sich erst noch gewöhnen, meint Joanna Hughes, die als Professorin der Queen’s Unversity in Belfast und als Repräsentation für das nordirische Bildungswesen am Gottesdienst teilnahm: “Viele wollen immer noch ‘God save the Queen’ singen.”
Ein langer Abschied
“Es war sehr bewegend und schön und würdevoll”, sagte Hughes der DW. “Viele Gäste hatten Tränen in den Augen, auch Könige und Präsidenten.” Rund 500 Staatsoberhäupter, Regierungschefs, regierende Monarchen und adelige Verwandte der Windsors waren in London versammelt. “Diesen Tag werde ich nicht vergessen. Das gebe ich meinen Kindern und Enkeln weiter”, sagt Hughes.
Der Tag des endgültigen Abschieds von Elizabeth II., zehn Tage nach ihrem Tod, war lang: Eine Prozession aus Westminister Hall, in der ihr Sarg vier Tage lang aufgebahrt war, hinüber zur Westminster Abbey. Der erste Gottesdienst dort. Dann eine weitere Prozession samt Sarg mit 4000 Soldaten und Militärkapellen von Westminister über den Buckingham-Palast bis zum Wellington Arch am Hydepark.
Es folgt eine zweistündige Fahrt im gläsernen Leichenwagen nach Windsor Castle und wieder eine Prozession zur St. George’s Chapel, in der ein weiterer Gottesdienst abgehalten wird, bei dem die Insignien der Macht – Krone, Zepter und Reichsapfel – vom Sarg genommen werden. Schließlich die private Beisetzung im Familiengrab der Windsors, in dem bereits die Eltern und die Schwester der Queen sowie ihr Ehemann Prinz Philip ihre letzte Ruhe gefunden haben. Und immer säumen Zehntausende, Hunderttausende Menschen den letzten Weg der beliebten Monarchin nach 70 Jahren Regentschaft. Der Erzbischof von Canterbury Justin Welby lobte bei seiner Predigt in London, was viele Briten an der Queen mochten: “Sie diente selbstlos und sie gab Hoffnung.”
Pomp and Circumstance
“Die Briten sind sehr gut in diesen Dingen”, meint Richard Logan, ein Tourist aus Australien, der zufällig kurz nach dem Tod der Königin in London ankam. “Die Königin hat auch uns in Australien viel bedeutet.” Manche Traditionen und Symbole seien ein bisschen skurril, deshalb durften wohl auch die Lieblingshunde der Queen, Mick und Sandy, sowie ihr Pony Emma der Trauerfeier in Windsor beiwohnen. Aber das, meint Logan, sei halt die Art der Menschen in Großbritannien, der “Großmutter der Welt” Lebewohl zu sagen.
Skepsis gegen die Krone
“Für uns war es sehr wichtig, der Königin einen letzten Dienst zu erweisen”, erzählt Nathalie Hickson. Deshalb habe sie zusammen mit ihrem Nachbarn Kenneth Taylor zwölf Stunden über Nacht in der Kilometer langen Schlange vor Westminister Hall ausgeharrt, um den aufgebahrten Sarg der Queen zu sehen. Sie sei ein ausgesprochener Fan der Royals, gesteht Hickson der DW: “Es war unheimlich ergreifend in dieser Stille der Königin noch einmal nahe sein zu können.” Und ihr Nachbar ergänzt: “Jede Minuten Warten hat sich gelohnt.”
Rund 380.000 Menschen waren über vier Tage in die Westminster Hall gekommen, um die Königin ein letztes Mal zu sehen und der königlichen Familie zu kondolieren, die gemeinsam die Totenwache hielt. Die ungewöhnliche Menschenschlange beherrschte tagelang die Schlagzeilen und wurde in manchen britischen Zeitungen zur eigenen Kunstform der Hommage an die Königin
Aufgaben für Charles III.
erhoben.
So begeistert sind allerdings nicht alle Briten. Der Anwalt und Umweltaktivist Paul Powlesland setzt sich dafür ein, dass auch Proteste gegen den neuen König und eine Diskussion über die Zukunft der konstitutionellen Monarchie nach dem Ende der Trauerzeit möglich werden. Rund ein Viertel der Briten ist laut Umfragen für die Abschaffung der Monarchie.
Jetzt geht es wieder um Politik
Charles hatte noch vor seiner offiziellen Proklamation am 10. September in einer Fernsehrede gelobt, dass er wie seine Mutter lebenslang dienen werde. Doch angesichts seines Alters dürfte seine Regentschaft deutlich kürzer ausfallen. Charles III. ist erst mit 73 Jahren König geworden. Die neue Königin, Camilla, ist bereits 75 Jahre alt.
Sie geben ein ganz anderes Bild ab als vor 70 Jahren mit Elizabeth und Philip, die als junges Paar blendend aussehend und dynamisch die Krone übernahmen, um Großbritannien nach dem Zweiten Weltkrieg wieder Optimismus
einzuflößen.
Vielleicht auch um die Skeptiker zu beruhigen hat Charles angekündigt, den aktiven Teil der königlichen Familie zu verkleinern und die monarchischen Traditionen etwas zu entstauben. Vor allem aber wird seine Aufgabe sein, die vier Nationen seines heimischen Königreiches vereinigt zu halten.
In Schottland, Wales und Nordirland gibt es unterschiedlich starke Unabhängigkeitsbewegungen. Auch das Commonwealth, die lose Vereinigung ehemaliger britischer Kolonien, die Elizabeth II. sehr am Herzen lag, könnte bröckeln. Noch ist Charles auch König in 15 der 56 Commonwealth-Staaten. Doch einige davon, zum Beispiel Antigua und Barbuda, Neuseeland oder Australien, könnten sich schon bald zu Republiken erklären.
Nach dem Ende der zehn Trauertage, die vom Protokoll des Palastes und der Queen selbst minutiös durchgeplant worden waren, soll am Dienstag wieder der Alltag losgehen. Die britische Premierministerin Lis Truss, die nur zwei Tage vor dem Tod der Monarchin von Elizabeth II. eingeladen worden war, eine Regierung zu bilden, muss nun liefern. Bislang war das Land durch den Tod der Queen abgelenkt, doch diesen Freitag wird Liz Truss ihren Haushalt vorlegen. Die Wählerinnen und Wähler erwarten Maßnahmen gegen die hohe Inflation, vor allem bei den Energiepreisen und gleichzeitig die versprochenen Steuersenkungen.
Die Trauerfeiern waren für Truss eine Gelegenheit, als neue Premierministerin Verbindungen zu den versammelten Staatsgästen zu knüpfen. Nie zuvor waren so viele Regierungschefs, Präsidenten und Könige in London versammelt wie an diesem Montag. Ganz oben auf ihrer To-do-Liste steht auch der Zollstreit mit der EU um die Grenze zwischen Irland und Nordirland, der sich durch den Brexit ergab.
“Wir haben einen neuen König und eine neue Regierung inmitten vieler Krisen. Das ist vielleicht ein bisschen viel”, gibt Royal-Fan Nathalie Hickson zu bedenken. Die Queen habe für sie Stabilität bedeutet, “aber Charles wird sicher auch ein guter König, schließlich wurde er von seiner Mutter geformt.”