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Nachhaltigkeit: “Deutscher Profifußball nimmt international Vorreiterrolle ein”

Die Bundesliga verschreibt sich der Klimafreundlichkeit: Die 36 Vereine der 1. und 2. Liga sollen sich in Zukunft an bestimmte Nachhaltigkeitskriterien halten. Einige Vereine sind dabei schon gut aufgestellt.

Wenn in der Bundesliga an Wochenenden der Ball rollt, haben sich Zehntausende Fans oft kreuz und quer durch Deutschland auf den Weg ins Stadion gemacht – meist mit dem Auto. Das verursacht oft kilometerlange Staus vor dem Stadion, Luftverschmutzung, Lärm.

Dazu kommt die Bratwurst, die bei einem Stadionbesuch nicht fehlen darf und für massenhaften Verbrauch von Einweggeschirr sorgt. Vor der Saison hat sich der Verein noch dazu im Auslands-Trainingslager fit gemacht – begleitet von einem Tross von Fans, Sponsoren und Medienschaffenden. Das sind nur wenige Beispiele für die klimaschädlichen Auswirkungen, die mit dem deutschen Profifußball einhergehen.

Wenn in der Bundesliga an Wochenenden der Ball rollt, haben sich Zehntausende Fans oft kreuz und quer durch Deutschland auf den Weg ins Stadion gemacht – meist mit dem Auto. Das verursacht oft kilometerlange Staus vor dem Stadion, Luftverschmutzung, Lärm.

Zukünftig sollen die 36 Mannschaften der DFL in solchen Dingen besser aufgestellt sein und sowohl ökologische, ökonomische als auch soziale Nachhaltigkeitskriterien erfüllen. Ab der Saison 2023/24 werden diese Kriterien verpflichtender Teil des Lizenzierungsverfahrens. “Damit nimmt der deutsche Profifußball international eine Vorreiterrolle ein”, erklärte die Nachhaltigkeits-Expertin Tanja Ferkau der DW. Die Gründerin und Geschäftsführerin der deutschen Nichtregierungsorganisation IMPCT hat die Nachhaltigkeits-Standards für die DFL mitentwickelt. Diese sind in zwei Kategorien unterteilt und sollen schrittweise in Kraft treten – die ersten vollumfänglich schon für die kommende Spielzeit.

Profiklubs sollen Nachhaltigkeitskriterien erfüllen

Darunter fallen Mindestkriterien wie der Nachweis einer Nachhaltigkeitsstrategie, einer Umweltstrategie und eines Verhaltenskodex. Die Vereine sollen ihren CO2-Fußabdruck messen, langfristig das Spielfeld und die klubeigenen Gebäude nachhaltig bewirtschaften: Energie-, Wasser- und Wärmesysteme nachhaltig steuern, “smarte” Beleuchtung einführen und zum Beispiel auch nachhaltig den Rasen düngen. Auch sollen zukünftig die Zuschauer-Bewegungen in Anzahl, Uhrzeit und Nutzung der Verkehrsmittel analysiert und optimiert sowie ein Lebensmittelkonzept für nachhaltige Ernährung entwickelt werden.

“Entscheidend ist jetzt die Umsetzung, welche in einzelnen Schritten einer aufbauenden Konkretisierung und Schärfung der Kriterien erfolgt”, erläutert Ferkau. Es sei eine immense Herausforderung, eine derartige Organisation wie die 1. und 2. Bundesliga mit Milliarden-Umsätzen, unterschiedlichen Gesellschaftern und Stakeholdern zur Nachhaltigkeit zu transformieren.

“Je nach Reifegrad von Nachhaltigkeit in den jeweiligen Klubs, sind die Kriterien eher leichter oder auch schwieriger zu erfüllen. Sie sind sind aber für alle umsetzbar.” Einige Kriterien hätten schärfer sein können, aber man müsse  sicherstellen, dass sie auch für einen Drittliga-Aufsteiger umsetzbar seien, gibt Ferkau zu bedenken.

Einige Vereine sind bei dem Thema schon sehr weit, andere eher nicht. Für manche Kriterien bekommen die Klubs noch ein Jahr mehr Zeit. Sollten sie die Kriterien dann nicht umsetzen, müssen sie allerdings keine Strafen befürchten – die Lizenz sei also eigentlich nicht wirklich in Gefahr, kritisierte der ehemalige DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig im Deutschlandfunk: “Da hätte ich mir einen anderen Standard gewünscht. Ich erinnere an die damalige Einführung der Nachwuchsleistungszentren 2006. Da haben wir ein scharfes Schwert benutzt. Wir haben gesagt: Wer nicht in den Nachwuchs investiert und die Kriterien erfüllt, kriegt keine Lizenz. Das fehlt hier völlig.”

Die Klubs seien durch die Satzungsänderung “commited”, sprich verpflichtet, sich zu bewegen, entgegnet Ferkau der Kritik. “Die Eigenmotivation der Klubs ist gerade hoch, da die Anspruchsgruppen sowieso mehr Nachhaltigkeit fordern. Der Druck ist hier in den letzten 18 Monaten massiv gestiegen. On top wird das Thema Sanktion versus Belohnung noch diskutiert.”

International sei das Vorgehen jedenfalls einzigartig, so Ferkau: “Meines Wissens nach hat keine andere Liga einen eigenen Nachhaltigkeitsstandard entwickelt. Hierfür gebührt der DFL Lob für die Klarheit des Vorangehens.” Der deutsche Profifußball habe viele Vorreiter in einzelnen Themenfeldern: ökologische Ausrichtung des Stadions, Abfallmanagement, Merchandising oder soziales Engagement.

So sieht sich zum Beispiel der FSV Mainz 05 als einer dieser Vorreiter: “Die Prinzipien der Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung und Energieeinsparung sind bei Mainz 05 bereits seit 2010 fest verankert. Seit 2010 sind wir der erste klimaneutrale Verein der Fußball-Bundesliga, diesen Status erarbeiten wir uns seitdem in jedem Jahr aufs Neue”, sagte Tobias Rinauer von Mainz 05 der DW. Er teilt sich mit einem Kollegen die Aufgaben in dem Themenbereich Nachhaltigkeit.

Seit 2016 wurden die Beleuchtung im Stadion – auch das Flutlicht – auf LED umgestellt und für die Rasenheizung ein Wärmemengen-Zähler installiert. “Nachhaltigkeit in all ihren Facetten ist bei Mainz 05 schon länger Teil der DNA und damit immer sehr weit oben auf der Agenda”, so Rinauer.

Der 1. FC Köln kann als erster Bundesligist ein TÜV-Zertifikat für nachhaltige Unternehmensführung vorweisen. RB Leipzig stellte bereits ein Nachhaltigkeitskonzept vor. Und Zweitligist FC St. Pauli produziert laut eigener Aussage “die nachhaltigste Teamsport-Kollektion der Welt”.

All diese Maßnahmen würden den Vereinen auch angesichts der Energiekrise zugute kommen, sagt Tanja Ferkau: “Also sehe ich an dieser Stelle eher eine doppelte Motivation und Sinnhaftigkeit für die Klubs – unterstützt durch die Herausforderungen steigender Energiepreise. Für die Klubs zahlt sich eben genau jetzt die (Teil-)Energieautarkie aus: Wer vor Jahren auf erneuerbare Energien gesetzt hat, wird heute belohnt.”

Fußball - Bratwurst im Stadion
Mainzer Stadion mit neuem LED Licht

Wenn in der Bundesliga an Wochenenden der Ball rollt, haben sich Zehntausende Fans oft kreuz und quer durch Deutschland auf den Weg ins Stadion gemacht – meist mit dem Auto. Das verursacht oft kilometerlange Staus vor dem Stadion, Luftverschmutzung, Lärm.

Dazu kommt die Bratwurst, die bei einem Stadionbesuch nicht fehlen darf und für massenhaften Verbrauch von Einweggeschirr sorgt. Vor der Saison hat sich der Verein noch dazu im Auslands-Trainingslager fit gemacht – begleitet von einem Tross von Fans, Sponsoren und Medienschaffenden. Das sind nur wenige Beispiele für die klimaschädlichen Auswirkungen, die mit dem deutschen Profifußball einhergehen.

Profiklubs sollen Nachhaltigkeitskriterien erfüllen

Zukünftig sollen die 36 Mannschaften der DFL in solchen Dingen besser aufgestellt sein und sowohl ökologische, ökonomische als auch soziale Nachhaltigkeitskriterien erfüllen. Ab der Saison 2023/24 werden diese Kriterien verpflichtender Teil des Lizenzierungsverfahrens. “Damit nimmt der deutsche Profifußball international eine Vorreiterrolle ein”, erklärte die Nachhaltigkeits-Expertin Tanja Ferkau der DW. Die Gründerin und Geschäftsführerin der deutschen Nichtregierungsorganisation IMPCT hat die Nachhaltigkeits-Standards für die DFL mitentwickelt. Diese sind in zwei Kategorien unterteilt und sollen schrittweise in Kraft treten – die ersten vollumfänglich schon für die kommende Spielzeit.

Darunter fallen Mindestkriterien wie der Nachweis einer Nachhaltigkeitsstrategie, einer Umweltstrategie und eines Verhaltenskodex. Die Vereine sollen ihren CO2-Fußabdruck messen, langfristig das Spielfeld und die klubeigenen Gebäude nachhaltig bewirtschaften: Energie-, Wasser- und Wärmesysteme nachhaltig steuern, “smarte” Beleuchtung einführen und zum Beispiel auch nachhaltig den Rasen düngen. Auch sollen zukünftig die Zuschauer-Bewegungen in Anzahl, Uhrzeit und Nutzung der Verkehrsmittel analysiert und optimiert sowie ein Lebensmittelkonzept für nachhaltige Ernährung entwickelt werden.

“Entscheidend ist jetzt die Umsetzung, welche in einzelnen Schritten einer aufbauenden Konkretisierung und Schärfung der Kriterien erfolgt”, erläutert Ferkau. Es sei eine immense Herausforderung, eine derartige Organisation wie die 1. und 2. Bundesliga mit Milliarden-Umsätzen, unterschiedlichen Gesellschaftern und Stakeholdern zur Nachhaltigkeit zu transformieren.

“Je nach Reifegrad von Nachhaltigkeit in den jeweiligen Klubs, sind die Kriterien eher leichter oder auch schwieriger zu erfüllen. Sie sind sind aber für alle umsetzbar.” Einige Kriterien hätten schärfer sein können, aber man müsse  sicherstellen, dass sie auch für einen Drittliga-Aufsteiger umsetzbar seien, gibt Ferkau zu bedenken.

Kriterien auch für Drittliga-Aufsteiger umsetzbar 

Einige Vereine sind bei dem Thema schon sehr weit, andere eher nicht. Für manche Kriterien bekommen die Klubs noch ein Jahr mehr Zeit. Sollten sie die Kriterien dann nicht umsetzen, müssen sie allerdings keine Strafen befürchten – die Lizenz sei also eigentlich nicht wirklich in Gefahr, kritisierte der ehemalige DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig im Deutschlandfunk: “Da hätte ich mir einen anderen Standard gewünscht. Ich erinnere an die damalige Einführung der Nachwuchsleistungszentren 2006. Da haben wir ein scharfes Schwert benutzt. Wir haben gesagt: Wer nicht in den Nachwuchs investiert und die Kriterien erfüllt, kriegt keine Lizenz. Das fehlt hier völlig.”

Mainz 05 seit zwölf Jahren klimaneutral

Die Klubs seien durch die Satzungsänderung “commited”, sprich verpflichtet, sich zu bewegen, entgegnet Ferkau der Kritik. “Die Eigenmotivation der Klubs ist gerade hoch, da die Anspruchsgruppen sowieso mehr Nachhaltigkeit fordern. Der Druck ist hier in den letzten 18 Monaten massiv gestiegen. On top wird das Thema Sanktion versus Belohnung noch diskutiert.”

International sei das Vorgehen jedenfalls einzigartig, so Ferkau: “Meines Wissens nach hat keine andere Liga einen eigenen Nachhaltigkeitsstandard entwickelt. Hierfür gebührt der DFL Lob für die Klarheit des Vorangehens.” Der deutsche Profifußball habe viele Vorreiter in einzelnen Themenfeldern: ökologische Ausrichtung des Stadions, Abfallmanagement, Merchandising oder soziales Engagement.

So sieht sich zum Beispiel der FSV Mainz 05 als einer dieser Vorreiter: “Die Prinzipien der Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung und Energieeinsparung sind bei Mainz 05 bereits seit 2010 fest verankert. Seit 2010 sind wir der erste klimaneutrale Verein der Fußball-Bundesliga, diesen Status erarbeiten wir uns seitdem in jedem Jahr aufs Neue”, sagte Tobias Rinauer von Mainz 05 der DW. Er teilt sich mit einem Kollegen die Aufgaben in dem Themenbereich Nachhaltigkeit.

Seit 2016 wurden die Beleuchtung im Stadion – auch das Flutlicht – auf LED umgestellt und für die Rasenheizung ein Wärmemengen-Zähler installiert. “Nachhaltigkeit in all ihren Facetten ist bei Mainz 05 schon länger Teil der DNA und damit immer sehr weit oben auf der Agenda”, so Rinauer.

Der 1. FC Köln kann als erster Bundesligist ein TÜV-Zertifikat für nachhaltige Unternehmensführung vorweisen. RB Leipzig stellte bereits ein Nachhaltigkeitskonzept vor. Und Zweitligist FC St. Pauli produziert laut eigener Aussage “die nachhaltigste Teamsport-Kollektion der Welt”.

All diese Maßnahmen würden den Vereinen auch angesichts der Energiekrise zugute kommen, sagt Tanja Ferkau: “Also sehe ich an dieser Stelle eher eine doppelte Motivation und Sinnhaftigkeit für die Klubs – unterstützt durch die Herausforderungen steigender Energiepreise. Für die Klubs zahlt sich eben genau jetzt die (Teil-)Energieautarkie aus: Wer vor Jahren auf erneuerbare Energien gesetzt hat, wird heute belohnt.”

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