Katholische Kirche Deutschland spart unten, nicht oben
Überall in Deutschland schließt die katholische Kirche Gotteshäuser und fusioniert Gemeinden. Die höhere Struktur der Bistümer aber bleibt ausgespart. Warum?
Die katholische Kirche in Deutschland steckt im Abwärtsstrudel. Seit 1990, seit der deutschen Wiedervereinigung, sank die Zahl der Katholikinnen und Katholiken im Land von 28,3 Millionen auf 21,6 Millionen im Jahr 2021, ein Minus von 23,7 Prozent. Noch krasser – um 37,7 Prozent – sank die Zahl der Priester im Land.
Schon jetzt macht sich die sinkende Kurve bei den Kirchensteuereinnahmen bemerkbar. Die 27 katholischen Bistümer streichen munter zusammen, wo man streichen kann. Hier werden Schulen, dort katholische Büchereien, da Tagungshäuser geschlossen. Und vor allem wird die Zusammenlegung von Pfarrgemeinden und die Schließung von Gotteshäusern beschworen und praktiziert, als sei sie schon in einem der Evangelien empfohlen.
Die katholische Kirche in Deutschland steckt im Abwärtsstrudel. Seit 1990, seit der deutschen Wiedervereinigung, sank die Zahl der Katholikinnen und Katholiken im Land von 28,3 Millionen auf 21,6 Millionen im Jahr 2021, ein Minus von 23,7 Prozent. Noch krasser – um 37,7 Prozent – sank die Zahl der Priester im Land.
Zwei Belege, beide vom vergangenen Wochenende: “Fusionen in der Kirche setzen Ressourcen frei”, verkündet der Generalvikar des Bistums Eichstätt. Und in Fulda, wo seit Montag die 69 katholischen deutschen Bischöfe und ihre Generalsekretärin bei ihrer Vollversammlung beraten, verkündete passend zu diesem Termin die örtliche Zeitung: “Bistum stellt sich neu auf – aus 200 Gemeinden werden 28 Pfarreien”.
“Fusionen setzen Ressourcen frei”
Aber nicht alles wird für neue Ressourcen fusioniert. 27 Diözesen bleiben 27 Diözesen – mit Bischof und seinem persönlichen Mitarbeiterstab, Behörde, Verwaltung. “Die Frage, wie viele Diözesen es in Deutschland gibt, haben wir, ehrlich gesagt, noch nie wirklich in einer sachlichen Weise besprochen”, sagte vor Beginn der Vollversammlung der Bischöfe deren Vorsitzender, Bischof Georg Bätzing, auf eine Frage der Deutschen Welle.
Indes: Wenn man mit vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in dieser Kirche spricht, ohne sie namentlich zu zitieren, hört man ganz andere Stimmen. Dass Bischöfe die Dramatik der gegenwärtigen kirchlichen Situation nicht ernst nähmen, beispielsweise. Und einer sagt, halb im Scherz: “Wenn Sie den Sumpf trockenlegen wollen, dürfen sie nicht die Frösche fragen.”
Man müsste eh nicht Frösche, sondern den Vatikan fragen. Denn über die Errichtung oder Abschaffung einer Diözese entscheidet letztlich der Papst. Vereinfacht gesagt: Wo genügend Gläubige sind, da kann das Kirchenoberhaupt eine Diözese errichten. Oder umgekehrt. Vor sechs Jahren beispielsweise forderte Rom die italienische Kirche auf, die Zahl der Bistümer drastisch zu reduzieren. Aus 226 Bistümern sollen 119 werden – bei damals 48,5 Millionen Katholiken im Land. Umgekehrt errichtete Papst Johannes Paul II. in seiner polnischen Heimat diverse Diözesen. Zur Freude der Gläubigen.
In Deutschland ist die Situation komplizierter, und zwar aufgrund vieler Verträge zwischen Staat und Kirche und Regelungen in sogenannten Konkordaten, völkerrechtlichen Regelungen zwischen dem Heiligen Stuhl und den Bundesländern. Dennoch gelangen seit dem Zweiten Weltkrieg Bistumsgründungen in Essen (1958) und Hamburg (1994), in Magdeburg, Erfurt und Görlitz (jeweils 1994). Umgekehrt wurden im Laufe der langen Geschichte – die ältesten deutschen Bistümer sind über 1700 Jahre alt – rund 20 Bistümer abgeschafft. So stand auch in Konstanz oder Worms mal ein katholischer Bischofsstuhl. Und selbst ein Bistum Chiemsee findet sich in der Geschichte.
Der Politikwissenschaftler, Kirchenkenner und Autor Andreas Püttmann findet den Gedanken an Zusammenlegung von Diözesen “nicht abwegig”. “Wenn Gemeinden fusioniert werden, faktisch ja wegen Priestermangel, dann sollte entsprechend auch oben ausgedünnt werden. Sonst gilt wie in anderen überkommenen Organisationen: ‘Viele Häuptlinge, wenige Indianer'”, sagt er der Deutschen Welle. Der Sprecher des Erzbistums Berlin, Stefan Förner, findet die Überlegung, Bistümer oder Erzbistümer zusammenzulegen, “naheliegend, wo doch auch überall in unterschiedlichen Prozessen Pfarreien zusammengelegt werden”. Für kleinere Bistümer sei der Aufwand hinsichtlich Verwaltung und Repräsentanz “ungleich größer”. Die Frage der Äußerlichkeiten sei das eine; von innen her betrachtet gebe es aber doch “eine hohe Verbundenheit mit dem Bistum”.
Auch der Bochumer Theologe Matthias Sellmann hält im DW-Gespräch ein Nachdenken für angebracht. Auftrag eines Bischofs sei es nicht, unbedingt den Fortbestand seines Bistums zu sichern. Vielmehr solle er dafür Sorge tragen, dass Gemeindemitglieder ihren Glauben praktizieren könnten, dass ihnen die Teilnahme an der Eucharistie möglich sei, dass sie Kirche erleben könnten.
Klar, für Änderungen gebe es kirchenrechtliche und staatskirchenrechtliche Hürden, sagt Sellmann, der an der Universität Bochum das Zentrum für angewandte Pastoralforschung leitet, der Deutschen Welle. Auch habe das Zweite Vatikanische Konzil (1962 bis 1965) die Rolle des Bistums und des Bischofs neu betont. “Aber wenn es soweit kommt, dass ein Bischof sich für eine Fusion oder eine Integration in ein anderes Bistum entscheiden muss, kann das auch theologisch gesehen ein sehr verantwortungsvoller Schritt sein.”
Westdeutsche Katholiken nennen als Beispiele für Bistümer, die wegfallen könnten, die ostdeutschen Diözesen Görlitz (mit weniger als 30.000 Gläubigen) und Magdeburg (mit knapp 80.000 Gläubigen, aber flächenmäßig das viertgrößte deutsche Bistum, dreimal so groß wie das Erzbistum Köln). Zu den eher ärmeren Diözesen zählen aber auch Speyer und Trier, Hildesheim, Essen und Limburg.
Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige, vom Typ her Seelsorger und nicht Verwaltungschef, sprach im Sommer vorigen Jahres vor einem Gremium des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) davon, es gelinge “zwischen Ost und West nicht immer, sich wirklich zu verstehen oder verständlich zu machen”. Die deutschen Bistümer seien “personell, finanziell, strukturell und kontextuell sehr ungleich”. Sein Bistum spiele insgesamt in einer anderen Liga. Und manchmal komme er sich vor “wie ein Hartz-IV-Empfänger im Kaufhaus des Westens”.
Auch wenn die Bischöfe offiziell nicht über Fusionen reden, so beschwören sie seit langem Zusammenarbeit in einzelnen Bereichen. Seien es Kirchengerichte, die Zuständigkeit von Datenschutz- oder Missbrauchspräventions-Beauftragten, Arbeitsrechtskommissionen oder klassische Verwaltung. Es gibt im deutschen Recht immer mehr Vorgaben, die jede Bistumsverwaltung, wie jede andere Behörde auch, erfüllen muss. “Ob die Verwaltungsbehörde eines Bistums 1000 Mitarbeitende hat oder – wie wir in Magdeburg – nur 40, ist nicht unerheblich”, so Feige im vorigen Jahr. Deshalb gelte: Je kleiner ein Bistum ist, umso größer sind auch die Pro-Kopf-Ausgaben.
Aber die stärkere Zusammenarbeit ist nicht wirklich vorgesehen. In der medialen Wahrnehmung in Deutschland ist der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, der Chef der deutschen Bischöfe und der Spitzenmann der Kirche in Deutschland. Aber weit gefehlt. Für den Vatikan und eigentlich auch für viele Mitbrüder im Bischofsamt ist Bätzing einfach der Bischof von Limburg. Um es allgemeinverständlich zu vergleichen: Einzelne Bischöfe haben formell nicht viel mehr miteinander zu tun als einzelne Franchise-Nehmer beim Burger-Brater McDonalds, die alle miteinander halt für den selben Konzern arbeiten. Ein Beispiel: Über Jahre berieten die Bischöfe über eine Konzentration der Priesterausbildung. Schließlich gab es zwar Schritte in diese Richtung, aber keine bundesweit gemeinsame Linie.
Und auffallend ist: Das Miteinander hakt oft, oder es scheitert auch, vor allem, wenn es ums Geld oder die Besitzstände der reichen Diözesen geht. Ein aktuelles Beispiel: Vor einem Jahr titelten Fachblätter oder regionale Tageszeitungen in Westfalen “Kirchenbankehe zwischen Paderborn und Münster” oder auch “Milliarden-Fusion: In NRW entsteht die größte deutsche Kirchenbank”. Es ging um Gespräche zur Zusammenlegung der Darlehenskasse Münster und der Bank für Kirche und Caritas mit Sitz in Paderborn. Im Frühjahr 2022 folgte die kleinere Überschrift “Kirchenbanken unterbrechen Fusionsgespräche”. Und derzeit schaut es so aus, als würde das Ganze leise im Sande verlaufen. Man bleibt lieber ganz bei sich. Auch bei seinem Geld.
So geht alles weiter seinen Gang. 1990 wurden in Deutschland übrigens noch 295 meist junge Männer zu katholischen Priestern geweiht, 2021 noch 48. Achtundvierzig. Die Chance für jeden von ihnen steigt, Bischof zu werden. Aber wie sagte einer im Gespräch dieser Tage. “Wenn wir noch zehn Jahre so weitermachen, fährt der Karren vor die Wand.”
Die katholische Kirche in Deutschland steckt im Abwärtsstrudel. Seit 1990, seit der deutschen Wiedervereinigung, sank die Zahl der Katholikinnen und Katholiken im Land von 28,3 Millionen auf 21,6 Millionen im Jahr 2021, ein Minus von 23,7 Prozent. Noch krasser – um 37,7 Prozent – sank die Zahl der Priester im Land.
Schon jetzt macht sich die sinkende Kurve bei den Kirchensteuereinnahmen bemerkbar. Die 27 katholischen Bistümer streichen munter zusammen, wo man streichen kann. Hier werden Schulen, dort katholische Büchereien, da Tagungshäuser geschlossen. Und vor allem wird die Zusammenlegung von Pfarrgemeinden und die Schließung von Gotteshäusern beschworen und praktiziert, als sei sie schon in einem der Evangelien empfohlen.
“Fusionen setzen Ressourcen frei”
Zwei Belege, beide vom vergangenen Wochenende: “Fusionen in der Kirche setzen Ressourcen frei”, verkündet der Generalvikar des Bistums Eichstätt. Und in Fulda, wo seit Montag die 69 katholischen deutschen Bischöfe und ihre Generalsekretärin bei ihrer Vollversammlung beraten, verkündete passend zu diesem Termin die örtliche Zeitung: “Bistum stellt sich neu auf – aus 200 Gemeinden werden 28 Pfarreien”.
Aber nicht alles wird für neue Ressourcen fusioniert. 27 Diözesen bleiben 27 Diözesen – mit Bischof und seinem persönlichen Mitarbeiterstab, Behörde, Verwaltung. “Die Frage, wie viele Diözesen es in Deutschland gibt, haben wir, ehrlich gesagt, noch nie wirklich in einer sachlichen Weise besprochen”, sagte vor Beginn der Vollversammlung der Bischöfe deren Vorsitzender, Bischof Georg Bätzing, auf eine Frage der Deutschen Welle.
Indes: Wenn man mit vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in dieser Kirche spricht, ohne sie namentlich zu zitieren, hört man ganz andere Stimmen. Dass Bischöfe die Dramatik der gegenwärtigen kirchlichen Situation nicht ernst nähmen, beispielsweise. Und einer sagt, halb im Scherz: “Wenn Sie den Sumpf trockenlegen wollen, dürfen sie nicht die Frösche fragen.”
Man müsste eh nicht Frösche, sondern den Vatikan fragen. Denn über die Errichtung oder Abschaffung einer Diözese entscheidet letztlich der Papst. Vereinfacht gesagt: Wo genügend Gläubige sind, da kann das Kirchenoberhaupt eine Diözese errichten. Oder umgekehrt. Vor sechs Jahren beispielsweise forderte Rom die italienische Kirche auf, die Zahl der Bistümer drastisch zu reduzieren. Aus 226 Bistümern sollen 119 werden – bei damals 48,5 Millionen Katholiken im Land. Umgekehrt errichtete Papst Johannes Paul II. in seiner polnischen Heimat diverse Diözesen. Zur Freude der Gläubigen.
Der Vatikan entscheidet
In Deutschland ist die Situation komplizierter, und zwar aufgrund vieler Verträge zwischen Staat und Kirche und Regelungen in sogenannten Konkordaten, völkerrechtlichen Regelungen zwischen dem Heiligen Stuhl und den Bundesländern. Dennoch gelangen seit dem Zweiten Weltkrieg Bistumsgründungen in Essen (1958) und Hamburg (1994), in Magdeburg, Erfurt und Görlitz (jeweils 1994). Umgekehrt wurden im Laufe der langen Geschichte – die ältesten deutschen Bistümer sind über 1700 Jahre alt – rund 20 Bistümer abgeschafft. So stand auch in Konstanz oder Worms mal ein katholischer Bischofsstuhl. Und selbst ein Bistum Chiemsee findet sich in der Geschichte.
Der Auftrag des Bischofs
Der Politikwissenschaftler, Kirchenkenner und Autor Andreas Püttmann findet den Gedanken an Zusammenlegung von Diözesen “nicht abwegig”. “Wenn Gemeinden fusioniert werden, faktisch ja wegen Priestermangel, dann sollte entsprechend auch oben ausgedünnt werden. Sonst gilt wie in anderen überkommenen Organisationen: ‘Viele Häuptlinge, wenige Indianer'”, sagt er der Deutschen Welle. Der Sprecher des Erzbistums Berlin, Stefan Förner, findet die Überlegung, Bistümer oder Erzbistümer zusammenzulegen, “naheliegend, wo doch auch überall in unterschiedlichen Prozessen Pfarreien zusammengelegt werden”. Für kleinere Bistümer sei der Aufwand hinsichtlich Verwaltung und Repräsentanz “ungleich größer”. Die Frage der Äußerlichkeiten sei das eine; von innen her betrachtet gebe es aber doch “eine hohe Verbundenheit mit dem Bistum”.
Auch der Bochumer Theologe Matthias Sellmann hält im DW-Gespräch ein Nachdenken für angebracht. Auftrag eines Bischofs sei es nicht, unbedingt den Fortbestand seines Bistums zu sichern. Vielmehr solle er dafür Sorge tragen, dass Gemeindemitglieder ihren Glauben praktizieren könnten, dass ihnen die Teilnahme an der Eucharistie möglich sei, dass sie Kirche erleben könnten.
Klar, für Änderungen gebe es kirchenrechtliche und staatskirchenrechtliche Hürden, sagt Sellmann, der an der Universität Bochum das Zentrum für angewandte Pastoralforschung leitet, der Deutschen Welle. Auch habe das Zweite Vatikanische Konzil (1962 bis 1965) die Rolle des Bistums und des Bischofs neu betont. “Aber wenn es soweit kommt, dass ein Bischof sich für eine Fusion oder eine Integration in ein anderes Bistum entscheiden muss, kann das auch theologisch gesehen ein sehr verantwortungsvoller Schritt sein.”
Sollten kleinere Diözesen wegfallen?
Westdeutsche Katholiken nennen als Beispiele für Bistümer, die wegfallen könnten, die ostdeutschen Diözesen Görlitz (mit weniger als 30.000 Gläubigen) und Magdeburg (mit knapp 80.000 Gläubigen, aber flächenmäßig das viertgrößte deutsche Bistum, dreimal so groß wie das Erzbistum Köln). Zu den eher ärmeren Diözesen zählen aber auch Speyer und Trier, Hildesheim, Essen und Limburg.
Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige, vom Typ her Seelsorger und nicht Verwaltungschef, sprach im Sommer vorigen Jahres vor einem Gremium des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) davon, es gelinge “zwischen Ost und West nicht immer, sich wirklich zu verstehen oder verständlich zu machen”. Die deutschen Bistümer seien “personell, finanziell, strukturell und kontextuell sehr ungleich”. Sein Bistum spiele insgesamt in einer anderen Liga. Und manchmal komme er sich vor “wie ein Hartz-IV-Empfänger im Kaufhaus des Westens”.
Beim Geld hört es auf
Auch wenn die Bischöfe offiziell nicht über Fusionen reden, so beschwören sie seit langem Zusammenarbeit in einzelnen Bereichen. Seien es Kirchengerichte, die Zuständigkeit von Datenschutz- oder Missbrauchspräventions-Beauftragten, Arbeitsrechtskommissionen oder klassische Verwaltung. Es gibt im deutschen Recht immer mehr Vorgaben, die jede Bistumsverwaltung, wie jede andere Behörde auch, erfüllen muss. “Ob die Verwaltungsbehörde eines Bistums 1000 Mitarbeitende hat oder – wie wir in Magdeburg – nur 40, ist nicht unerheblich”, so Feige im vorigen Jahr. Deshalb gelte: Je kleiner ein Bistum ist, umso größer sind auch die Pro-Kopf-Ausgaben.
Aber die stärkere Zusammenarbeit ist nicht wirklich vorgesehen. In der medialen Wahrnehmung in Deutschland ist der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, der Chef der deutschen Bischöfe und der Spitzenmann der Kirche in Deutschland. Aber weit gefehlt. Für den Vatikan und eigentlich auch für viele Mitbrüder im Bischofsamt ist Bätzing einfach der Bischof von Limburg. Um es allgemeinverständlich zu vergleichen: Einzelne Bischöfe haben formell nicht viel mehr miteinander zu tun als einzelne Franchise-Nehmer beim Burger-Brater McDonalds, die alle miteinander halt für den selben Konzern arbeiten. Ein Beispiel: Über Jahre berieten die Bischöfe über eine Konzentration der Priesterausbildung. Schließlich gab es zwar Schritte in diese Richtung, aber keine bundesweit gemeinsame Linie.
Und auffallend ist: Das Miteinander hakt oft, oder es scheitert auch, vor allem, wenn es ums Geld oder die Besitzstände der reichen Diözesen geht. Ein aktuelles Beispiel: Vor einem Jahr titelten Fachblätter oder regionale Tageszeitungen in Westfalen “Kirchenbankehe zwischen Paderborn und Münster” oder auch “Milliarden-Fusion: In NRW entsteht die größte deutsche Kirchenbank”. Es ging um Gespräche zur Zusammenlegung der Darlehenskasse Münster und der Bank für Kirche und Caritas mit Sitz in Paderborn. Im Frühjahr 2022 folgte die kleinere Überschrift “Kirchenbanken unterbrechen Fusionsgespräche”. Und derzeit schaut es so aus, als würde das Ganze leise im Sande verlaufen. Man bleibt lieber ganz bei sich. Auch bei seinem Geld.
So geht alles weiter seinen Gang. 1990 wurden in Deutschland übrigens noch 295 meist junge Männer zu katholischen Priestern geweiht, 2021 noch 48. Achtundvierzig. Die Chance für jeden von ihnen steigt, Bischof zu werden. Aber wie sagte einer im Gespräch dieser Tage. “Wenn wir noch zehn Jahre so weitermachen, fährt der Karren vor die Wand.”