Kultur

Stardirigent Daniel Barenboim ist 80 Jahre alt

Daniel Barenboim ist eine Legende – als Dirigent, als Pianist, als Versöhner im Nahost-Konflikt. Nun ist er erkrankt und die Feierlichkeiten zu seinem 80. Geburtstag müssen ausfallen. Wir gratulieren trotzdem.

Eigentlich wollte Daniel Barenboim seinen Geburtstag an diesem 15. November mit einem musikalischen Feuerwerk feiern, doch seine angeschlagene Gesundheit lässt das nicht zu. Er sei so schwer erkrankt, dass er das Konzert zu seinem 80. Geburtstag absagen müsse, teilte die Berliner Staatsoper Unter den Linden mit.

Gemeinsam mit seinem Jugendfreund, dem indischen Dirigenten Zubin Mehta, wollte er eine Wagner-Ouvertüre sowie Klavierkonzerte von Beethoven und Chopin – mit Zubin Mehta am Dirigentenpult – aufführen. Barenboim selbst wollte am Klavier sitzen. Das soll nun später nachgeholt werden.

Eigentlich wollte Daniel Barenboim seinen Geburtstag an diesem 15. November mit einem musikalischen Feuerwerk feiern, doch seine angeschlagene Gesundheit lässt das nicht zu. Er sei so schwer erkrankt, dass er das Konzert zu seinem 80. Geburtstag absagen müsse, teilte die Berliner Staatsoper Unter den Linden mit.

Bereits Anfang Oktober hatte Daniel Barenboim über die sozialen Netzwerke mitgeteilt, dass eine “schwere neurologische Erkrankung” ihn zwinge, sich vorerst zurückzuziehen. “Ich muss mich jetzt so weit wie möglich auf mein körperliches Wohlbefinden konzentrieren”, schrieb er in den Sozialen Netzwerken.

Umtriebiger Weltbürger

Dieser Schritt dürfte einem gefragten Dirigenten wie ihm nicht gerade leichtfallen. Barenboim ist es gewohnt, für seine Konzerte als Pianist und Dirigent quer durch Europa und die Welt zu reisen. Für sein musikalisches und soziales Engagement wurde er vielerorts mit Preisen und Auszeichnungen geehrt.

“Er hat schon immer fünf Leben gleichzeitig geführt: Als Dirigent, als Pianist, als Initiator von Projekten wie dem West-Eastern Divan Orchestra, als Familienmensch und als Weltkünstlerpersönlichkeit”, sagt Matthias Schulz, Intendant der Berliner Staatsoper Unter den Linden. 

Seit 1992 ist Daniel Barenboim Generalmusikdirektor der Staatsoper Unter den Linden. Die Staatskapelle Berlin ernannte ihn 2000 zum Chefdirigenten auf Lebenszeit. So feiert sie jetzt nicht nur Barenboims 80. Geburtstag, sondern auch die gemeinsame 30-jährige Zusammenarbeit.

Das West-Eastern Divan Orchestra gründete Barenboim 1999 gemeinsam mit dem amerikanisch-palästinensischen Literaturwissenschaftler Edward Said, der 2003 verstorben ist. Beide wollten zu einer friedlichen Lösung im Nahostkonflikt zwischen Israelis und Palästinensern beitragen. Das Ensemble bringt junge Musiker aus Israel und aus arabischen Ländern zusammen. 2016 gründete Daniel Barenboim dann die Barenboim-Said Akademie, die jungen Musizierenden aus dem Nahen Osten sowohl eine musikalische, als auch eine geisteswissenschaftliche Ausbildung anbietet.

Barenboims jüdische Großeltern stammen aus Belarus und der Ukraine. “Sie flohen Anfang des 20. Jahrhunderts vor antisemitischen Pogromen nach Argentinien”, erzählte Barenboim im März 2022 bei einem Solidaritätskonzert der Staatkapelle Berlin für Ukrainische Flüchtlinge. Geboren wurde Daniel Barenboim am 15. November 1942 in Argentinien. Schon mit fünf Jahren erhielt er Klavierunterricht bei seinem Vater. Mit sieben spielte er sein erstes Konzert. “Musik war mir immer eine Freude, nie Pflicht”, schreibt er anlässlich seines Geburtstags in einem Artikel über seine Kindheit in der Wochenzeitung “Die Zeit”.

1952 zog die Familie nach Israel. Auch, weil der Vater seinen Sohn in das europäische Musikleben einführen wollte. Gestandene Musikgrößen wie der Pianist Arthur Rubinstein oder der Dirigent Wilhelm Furtwängler waren vom Talent des jungen Pianisten fasziniert. Furtwängler wurde für Barenboim zum Vorbild: “Seine Freiheit im Tempo war von einer Einfachheit, die war erstaunlich. Man hatte das Gefühl, er komponierte es, während er dirigierte”, erzählt Barenboim im Rahmen der DW-Dokumentation “Klassik unterm Hakenkreuz”, die soeben in Berlin Premiere gefeiert hat.

Barenboim galt schnell als Ausnahmetalent. Als Jugendlicher studierte er in Rom an der Akademie des Pianisten und Musikpädagogen Carlo Zecci. Mit fünfzehn Jahren spielte er bereits mit den New Yorker Philharmonikern. Fünf Jahre später dirigierte er das London Symphony Orchestra in New York. Die Türen zu den großen Bühnen der Welt standen ihm nun offen.

Ob Orchestre de Paris, Chicago Symphonie Orchestra oder Mailänder Scala – Daniel Barenboim war nicht aufzuhalten. Bei den Salzburger Festspielen ist Barenboim ein ebenso gern gesehener Gast wie bei den Berliner Philharmonikern und den Wiener Philharmonikern, deren berühmte Neujahrskonzerte weltweit im Fernsehen ausgestrahlt werden. Bei den Bayreuther Festspielen dirigierte er regelmäßig Wagner Opern und interpretierte unter anderem 2020 die gefeierte Neuinszenierung des “Ring des Nibelungen” von Harry Kupfer.

Zu seinem 80. Geburtstag hatte Barenboim gerade Wagners Ring mit der Staatskapelle Berlin einstudiert, doch nur die ersten drei Teile konnte er noch dirigieren, für die letzte Aufführung wurde er von Christian Thielemann vertreten.

Daniel Barenboim ist nicht nur mit Leib und Seele Musiker, sondern mischt sich auch gesellschaftlich und politisch ein, in Schriften, Vorträgen und in seinen Konzertansprachen, etwa wenn er den Mut der ukrainischen Flüchtlinge lobt oder über Corona als Chance für mehr gesellschaftliches Miteinander spricht.

Dabei ist seine Haltung zuweilen auch umstritten. Heftige Kritik gab es 2001 in Israel, als Barenboim bei einem Gastspiel der Staatskapelle Berlin als Zugabe Musik von Richard Wagner spielte. Wagner war bekennender Antisemit und hatte auch antijüdische Hetzschriften verfasst, weshalb seine Musik in Israel nicht erwünscht ist. Zu einem Eklat kam es 2004, als Barenboim vor dem israelischen Parlament die Besetzung Palästinas durch die Israelis kritisierte.

Doch auch an ihm als Person gab es Kritik. 2019 beschwerten sich mehrere, zum Teil ehemalige Mitarbeitende der Staatsoper Berlin im Online-Klassikmagazin “Van” über Barenboims Umgangston und seinen autoritären Führungsstil. Barenboim widersprach und sah das Ganze vor dem Hintergrund seiner anstehenden Vertragsverhandlung als Generalmusikdirektor. Mittlerweile wurde sein Vertrag bis zum Jahr 2027 verlängert.

Auch wenn Daniel Barenboim selbst musikalisch nicht feiern kann, so tun es andere für ihn. Die Berliner Staatsoper Unter den Linden postet Erinnerungsfotos in den sozialen Medien und der Fernsehsender Arte gratuliert dem Weltbürger mit einer Reihe von Konzerten und Dokumentationen. Die Deutsche Grammophon veröffentlicht pünktlich zum 80. Geburtstag am 15. November seine neue Einspielung aller vier Sinfonien von Robert Schumann mit der Staatskapelle Berlin.

Barenboim selbst hofft, dass er bald wieder genesen wird. Auf Instagram und Twitter schreibt er: “Ich habe mein ganzes Leben in und durch die Musik gelebt und werde dies auch weiterhin tun, solange es mir meine Gesundheit erlaubt. Wenn ich zurück und nach vorne blicke, bin ich nicht nur zufrieden, sondern zutiefst erfüllt.”

Musiker Daniel Barenboim und Zubin Mehta verbeugen sich vor dem Publikum.
Daniel Barenboim steht im Saal der Berliner Staatsoper.
Daniel Barenboim steht dirigierend im Kreise seiner Musiker.

Eigentlich wollte Daniel Barenboim seinen Geburtstag an diesem 15. November mit einem musikalischen Feuerwerk feiern, doch seine angeschlagene Gesundheit lässt das nicht zu. Er sei so schwer erkrankt, dass er das Konzert zu seinem 80. Geburtstag absagen müsse, teilte die Berliner Staatsoper Unter den Linden mit.

Gemeinsam mit seinem Jugendfreund, dem indischen Dirigenten Zubin Mehta, wollte er eine Wagner-Ouvertüre sowie Klavierkonzerte von Beethoven und Chopin – mit Zubin Mehta am Dirigentenpult – aufführen. Barenboim selbst wollte am Klavier sitzen. Das soll nun später nachgeholt werden.

Umtriebiger Weltbürger

Bereits Anfang Oktober hatte Daniel Barenboim über die sozialen Netzwerke mitgeteilt, dass eine “schwere neurologische Erkrankung” ihn zwinge, sich vorerst zurückzuziehen. “Ich muss mich jetzt so weit wie möglich auf mein körperliches Wohlbefinden konzentrieren”, schrieb er in den Sozialen Netzwerken.

Dieser Schritt dürfte einem gefragten Dirigenten wie ihm nicht gerade leichtfallen. Barenboim ist es gewohnt, für seine Konzerte als Pianist und Dirigent quer durch Europa und die Welt zu reisen. Für sein musikalisches und soziales Engagement wurde er vielerorts mit Preisen und Auszeichnungen geehrt.

“Er hat schon immer fünf Leben gleichzeitig geführt: Als Dirigent, als Pianist, als Initiator von Projekten wie dem West-Eastern Divan Orchestra, als Familienmensch und als Weltkünstlerpersönlichkeit”, sagt Matthias Schulz, Intendant der Berliner Staatsoper Unter den Linden. 

Seit 1992 ist Daniel Barenboim Generalmusikdirektor der Staatsoper Unter den Linden. Die Staatskapelle Berlin ernannte ihn 2000 zum Chefdirigenten auf Lebenszeit. So feiert sie jetzt nicht nur Barenboims 80. Geburtstag, sondern auch die gemeinsame 30-jährige Zusammenarbeit.

Barenboim und seine Orchester

Das West-Eastern Divan Orchestra gründete Barenboim 1999 gemeinsam mit dem amerikanisch-palästinensischen Literaturwissenschaftler Edward Said, der 2003 verstorben ist. Beide wollten zu einer friedlichen Lösung im Nahostkonflikt zwischen Israelis und Palästinensern beitragen. Das Ensemble bringt junge Musiker aus Israel und aus arabischen Ländern zusammen. 2016 gründete Daniel Barenboim dann die Barenboim-Said Akademie, die jungen Musizierenden aus dem Nahen Osten sowohl eine musikalische, als auch eine geisteswissenschaftliche Ausbildung anbietet.

Eine musikalische Kindheit

Barenboims jüdische Großeltern stammen aus Belarus und der Ukraine. “Sie flohen Anfang des 20. Jahrhunderts vor antisemitischen Pogromen nach Argentinien”, erzählte Barenboim im März 2022 bei einem Solidaritätskonzert der Staatkapelle Berlin für Ukrainische Flüchtlinge. Geboren wurde Daniel Barenboim am 15. November 1942 in Argentinien. Schon mit fünf Jahren erhielt er Klavierunterricht bei seinem Vater. Mit sieben spielte er sein erstes Konzert. “Musik war mir immer eine Freude, nie Pflicht”, schreibt er anlässlich seines Geburtstags in einem Artikel über seine Kindheit in der Wochenzeitung “Die Zeit”.

1952 zog die Familie nach Israel. Auch, weil der Vater seinen Sohn in das europäische Musikleben einführen wollte. Gestandene Musikgrößen wie der Pianist Arthur Rubinstein oder der Dirigent Wilhelm Furtwängler waren vom Talent des jungen Pianisten fasziniert. Furtwängler wurde für Barenboim zum Vorbild: “Seine Freiheit im Tempo war von einer Einfachheit, die war erstaunlich. Man hatte das Gefühl, er komponierte es, während er dirigierte”, erzählt Barenboim im Rahmen der DW-Dokumentation “Klassik unterm Hakenkreuz”, die soeben in Berlin Premiere gefeiert hat.

Barenboim galt schnell als Ausnahmetalent. Als Jugendlicher studierte er in Rom an der Akademie des Pianisten und Musikpädagogen Carlo Zecci. Mit fünfzehn Jahren spielte er bereits mit den New Yorker Philharmonikern. Fünf Jahre später dirigierte er das London Symphony Orchestra in New York. Die Türen zu den großen Bühnen der Welt standen ihm nun offen.

Barenboim das “Ausnahmetalent”

Ob Orchestre de Paris, Chicago Symphonie Orchestra oder Mailänder Scala – Daniel Barenboim war nicht aufzuhalten. Bei den Salzburger Festspielen ist Barenboim ein ebenso gern gesehener Gast wie bei den Berliner Philharmonikern und den Wiener Philharmonikern, deren berühmte Neujahrskonzerte weltweit im Fernsehen ausgestrahlt werden. Bei den Bayreuther Festspielen dirigierte er regelmäßig Wagner Opern und interpretierte unter anderem 2020 die gefeierte Neuinszenierung des “Ring des Nibelungen” von Harry Kupfer.

Zu seinem 80. Geburtstag hatte Barenboim gerade Wagners Ring mit der Staatskapelle Berlin einstudiert, doch nur die ersten drei Teile konnte er noch dirigieren, für die letzte Aufführung wurde er von Christian Thielemann vertreten.

Barenboim, ein unbequemer Streiter

Daniel Barenboim ist nicht nur mit Leib und Seele Musiker, sondern mischt sich auch gesellschaftlich und politisch ein, in Schriften, Vorträgen und in seinen Konzertansprachen, etwa wenn er den Mut der ukrainischen Flüchtlinge lobt oder über Corona als Chance für mehr gesellschaftliches Miteinander spricht.

Den Geburtstag feiern andere

Dabei ist seine Haltung zuweilen auch umstritten. Heftige Kritik gab es 2001 in Israel, als Barenboim bei einem Gastspiel der Staatskapelle Berlin als Zugabe Musik von Richard Wagner spielte. Wagner war bekennender Antisemit und hatte auch antijüdische Hetzschriften verfasst, weshalb seine Musik in Israel nicht erwünscht ist. Zu einem Eklat kam es 2004, als Barenboim vor dem israelischen Parlament die Besetzung Palästinas durch die Israelis kritisierte.

Daniel Barenboim als Junge. Er spielt auf dem schwarz weiß Foto an einem Flügel.

Doch auch an ihm als Person gab es Kritik. 2019 beschwerten sich mehrere, zum Teil ehemalige Mitarbeitende der Staatsoper Berlin im Online-Klassikmagazin “Van” über Barenboims Umgangston und seinen autoritären Führungsstil. Barenboim widersprach und sah das Ganze vor dem Hintergrund seiner anstehenden Vertragsverhandlung als Generalmusikdirektor. Mittlerweile wurde sein Vertrag bis zum Jahr 2027 verlängert.

Auch wenn Daniel Barenboim selbst musikalisch nicht feiern kann, so tun es andere für ihn. Die Berliner Staatsoper Unter den Linden postet Erinnerungsfotos in den sozialen Medien und der Fernsehsender Arte gratuliert dem Weltbürger mit einer Reihe von Konzerten und Dokumentationen. Die Deutsche Grammophon veröffentlicht pünktlich zum 80. Geburtstag am 15. November seine neue Einspielung aller vier Sinfonien von Robert Schumann mit der Staatskapelle Berlin.

Barenboim selbst hofft, dass er bald wieder genesen wird. Auf Instagram und Twitter schreibt er: “Ich habe mein ganzes Leben in und durch die Musik gelebt und werde dies auch weiterhin tun, solange es mir meine Gesundheit erlaubt. Wenn ich zurück und nach vorne blicke, bin ich nicht nur zufrieden, sondern zutiefst erfüllt.”

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