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Theresa Goh: Von der Parasportlerin zur Aktivistin

Bereits während ihrer Karriere als Para-Schwimmerin lebt Theresa Goh offen homosexuell. Ihrem Weg sind in ihrer Heimat Singapur bis heute nur wenige Sportler und Sportlerinnen gefolgt. Doch Goh bleibt unermüdlich.

Offene Homosexualität im Sport ist noch immer eine Ausnahme, gerade unter aktiven Sportlern und Sportlerinnen. Und ganz besonders wenige bekennend homosexuelle Sportler und Sportlerinnen gibt es im asiatischen Raum. Eine davon ist die ehemalige Schwimmerin Theresa Goh. Die Paralympics-Bronzegewinnerin hat auf ihr Coming-out unerwartet positive Reaktionen erhalten – ihr Heimatland Singapur gilt in Bezug auf Familienbild und Sexualität als besonders konservativ. 

Doch Goh machte bei internationalen Wettbewerben in Ländern, in denen man der LGBTQ-Community nicht offen gegenübersteht, auch andere Erfahrungen. “Als ich das erste Mal in Russland war, hatte ich schon ein bisschen Angst”, erinnert sich Goh im Gespräch mit der DW. “Ich hatte gehört, dass Homosexuelle dort im Gefängnis landen können. Ich wusste einfach nicht, was mich erwartet und davor habe ich mich gefürchtet.”

Offene Homosexualität im Sport ist noch immer eine Ausnahme, gerade unter aktiven Sportlern und Sportlerinnen. Und ganz besonders wenige bekennend homosexuelle Sportler und Sportlerinnen gibt es im asiatischen Raum. Eine davon ist die ehemalige Schwimmerin Theresa Goh. Die Paralympics-Bronzegewinnerin hat auf ihr Coming-out unerwartet positive Reaktionen erhalten – ihr Heimatland Singapur gilt in Bezug auf Familienbild und Sexualität als besonders konservativ. 

Am Ende sei die Angst unbegründet gewesen, erzählt die 35-Jährige. Doch es blieb ein Beigeschmack. Und die Frage: “Unterstütze ich damit am Ende ein Land, das Menschen wie mich nicht unterstützt?”

Rückhalt der Eltern

Goh spricht von einer “wirklich eine schwierige Situation”, doch der Sport habe nach wie vor die Kraft, sprichwörtliche Mauern einzureißen. “Man muss Schritt für Schritt denken und den Menschen auch etwas Zeit geben, wenngleich ich der Meinung bin, dass Menschenrechte nicht unter Zeitplänen betrachtet werden dürfen”, sagt Theresa Goh. 

In Singapur ist Goh eine Pionierin und hat viele dieser Mauern eingerissen. Als sie als junges Mädchen mit dem Schwimmen begann, hätte sie sich nicht vorstellen können, eines Tages eine Ikone im Aktivismus für Menschrechte zu sein. Heute ist die 35-Jährige ein Vorbild in dem südostasiatischen Stadtstaat, der äußerlich als moderne Geschäfts- und Reisemetropole gilt, hinter den Kulissen aber traditionell bis erzkonservativ ist. 

“Ich habe meine sexuelle Orientierung nie aktiv verheimlicht”, sagt die vierfache Paralympics-Teilnehmerin und Bronzegewinnerin der Spiele 2016 in Rio de Janeiro. Auf ihrem Weg zum Coming-out war sie “eher passiv”, beschreibt Goh den öffentlichen Umgang mit ihrer Sexualität: “Bis die Leute gefragt haben.”

Ein Schlüsselerlebnis habe sie dann mit ihren Eltern gehabt. “Als ich 16 war fuhr ich mit meinen Eltern zu einer Tankstelle. Mein Vater ging rein, um das Benzin zu bezahlen, als sich meine Mutter zu mir umdrehte und sagte: ‘ Du weißt, dein Vater und ich wünschen uns nur, dass du jemanden findest, der dich liebt und auf dich aufpasst. Und es ist egal, ob das ein Junge oder ein Mädchen ist.'” 

Doch damit in der Öffentlichkeit umzugehen, seit weitaus schwieriger gewesen. 2017 kontaktierte sie Singapurs staatsnahe und größte Tageszeitung “The Strait Times”. “Das war für mich etwas nervenaufreibender. Die überregionalen Zeitungen sind bekannt dafür, dass sie recht konservativ sind”, sagt Goh. Heute ist sie stolz auf diesen Schritt und das Ergebnis – der Artikel hängt gerahmt bei ihr zu Hause.

Die Reaktionen in ihrem Umfeld waren entgegen ihrer Erwartungen ausschließlich positiv und ermutigend. “Zwei Eltern kamen auf mich zu und meinten: ‘Was du gemacht hast, war sehr mutig.’ Sie waren wirklich stolz auf mich”, sagt Goh. 

Aus Gohs Sicht mangele es “sicher nicht” an LGBTQ-Athleten, sondern vielmehr an deren Bereitschaft, öffentlich über ihre Sexualität zu sprechen. Dennoch respektiere sie “die Entscheidung jedes Einzelnen” im Umgang damit und schätze Unterstützung in “jeder erdenklichen Weise”. 

Einige Sportler und Sportlerinnen nehmen laut Goh beispielsweise an der jährlichen Gay Pride-Veranstaltung in Singapur teil oder bringen ihre Unterstützung in den sozialen Medien zum Ausdruck. “Wenigstens sind sie nicht völlig still, obwohl ich mir wünschte, sie würden mehr tun”, sagt die ehemalige Schwimmerin.

Goh geht als Botschafterin der Gay Games 2022 in Hong Kong weiter ihren Weg: “Ich muss sagen, dass ich bis heute keine negativen Reaktionen oder Kritik erhalten habe, die mich an meiner Entscheidung hätten zweifeln lassen. Aber dieses große Glück haben andere vielleicht auch nicht gehabt.”

Aus dem Englischen adaptiert von David Vorholt

2004 Athen Paralympics | Theresa Goh
Singapur | Prinz William mit Jouin Tan, Theresa Goh and Laurentia Tan

Offene Homosexualität im Sport ist noch immer eine Ausnahme, gerade unter aktiven Sportlern und Sportlerinnen. Und ganz besonders wenige bekennend homosexuelle Sportler und Sportlerinnen gibt es im asiatischen Raum. Eine davon ist die ehemalige Schwimmerin Theresa Goh. Die Paralympics-Bronzegewinnerin hat auf ihr Coming-out unerwartet positive Reaktionen erhalten – ihr Heimatland Singapur gilt in Bezug auf Familienbild und Sexualität als besonders konservativ. 

Doch Goh machte bei internationalen Wettbewerben in Ländern, in denen man der LGBTQ-Community nicht offen gegenübersteht, auch andere Erfahrungen. “Als ich das erste Mal in Russland war, hatte ich schon ein bisschen Angst”, erinnert sich Goh im Gespräch mit der DW. “Ich hatte gehört, dass Homosexuelle dort im Gefängnis landen können. Ich wusste einfach nicht, was mich erwartet und davor habe ich mich gefürchtet.”

Rückhalt der Eltern

Am Ende sei die Angst unbegründet gewesen, erzählt die 35-Jährige. Doch es blieb ein Beigeschmack. Und die Frage: “Unterstütze ich damit am Ende ein Land, das Menschen wie mich nicht unterstützt?”

Goh spricht von einer “wirklich eine schwierige Situation”, doch der Sport habe nach wie vor die Kraft, sprichwörtliche Mauern einzureißen. “Man muss Schritt für Schritt denken und den Menschen auch etwas Zeit geben, wenngleich ich der Meinung bin, dass Menschenrechte nicht unter Zeitplänen betrachtet werden dürfen”, sagt Theresa Goh. 

In Singapur ist Goh eine Pionierin und hat viele dieser Mauern eingerissen. Als sie als junges Mädchen mit dem Schwimmen begann, hätte sie sich nicht vorstellen können, eines Tages eine Ikone im Aktivismus für Menschrechte zu sein. Heute ist die 35-Jährige ein Vorbild in dem südostasiatischen Stadtstaat, der äußerlich als moderne Geschäfts- und Reisemetropole gilt, hinter den Kulissen aber traditionell bis erzkonservativ ist. 

“Ich habe meine sexuelle Orientierung nie aktiv verheimlicht”, sagt die vierfache Paralympics-Teilnehmerin und Bronzegewinnerin der Spiele 2016 in Rio de Janeiro. Auf ihrem Weg zum Coming-out war sie “eher passiv”, beschreibt Goh den öffentlichen Umgang mit ihrer Sexualität: “Bis die Leute gefragt haben.”

Coming-out im Interview

Ein Schlüsselerlebnis habe sie dann mit ihren Eltern gehabt. “Als ich 16 war fuhr ich mit meinen Eltern zu einer Tankstelle. Mein Vater ging rein, um das Benzin zu bezahlen, als sich meine Mutter zu mir umdrehte und sagte: ‘ Du weißt, dein Vater und ich wünschen uns nur, dass du jemanden findest, der dich liebt und auf dich aufpasst. Und es ist egal, ob das ein Junge oder ein Mädchen ist.'” 

“Keine Zweifel” 

Doch damit in der Öffentlichkeit umzugehen, seit weitaus schwieriger gewesen. 2017 kontaktierte sie Singapurs staatsnahe und größte Tageszeitung “The Strait Times”. “Das war für mich etwas nervenaufreibender. Die überregionalen Zeitungen sind bekannt dafür, dass sie recht konservativ sind”, sagt Goh. Heute ist sie stolz auf diesen Schritt und das Ergebnis – der Artikel hängt gerahmt bei ihr zu Hause.

Die Reaktionen in ihrem Umfeld waren entgegen ihrer Erwartungen ausschließlich positiv und ermutigend. “Zwei Eltern kamen auf mich zu und meinten: ‘Was du gemacht hast, war sehr mutig.’ Sie waren wirklich stolz auf mich”, sagt Goh. 

Aus Gohs Sicht mangele es “sicher nicht” an LGBTQ-Athleten, sondern vielmehr an deren Bereitschaft, öffentlich über ihre Sexualität zu sprechen. Dennoch respektiere sie “die Entscheidung jedes Einzelnen” im Umgang damit und schätze Unterstützung in “jeder erdenklichen Weise”. 

Einige Sportler und Sportlerinnen nehmen laut Goh beispielsweise an der jährlichen Gay Pride-Veranstaltung in Singapur teil oder bringen ihre Unterstützung in den sozialen Medien zum Ausdruck. “Wenigstens sind sie nicht völlig still, obwohl ich mir wünschte, sie würden mehr tun”, sagt die ehemalige Schwimmerin.

Goh geht als Botschafterin der Gay Games 2022 in Hong Kong weiter ihren Weg: “Ich muss sagen, dass ich bis heute keine negativen Reaktionen oder Kritik erhalten habe, die mich an meiner Entscheidung hätten zweifeln lassen. Aber dieses große Glück haben andere vielleicht auch nicht gehabt.”

Aus dem Englischen adaptiert von David Vorholt

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