Wirtschaft

Der schwierige Traum von der Lithium-OPEC

Politiker aus Argentinien, Bolivien und Chile bringen einen Zusammenschluss zur Kontrolle des Lithium-Exports ins Gespräch. Experten sehen die Umsetzung allerdings kritisch.

Die südamerikanische Region Argentinien (geschätztes Potential 19 Millionen Tonnen), Bolivien (21 Millionen) und Chile (zehn Millionen) gilt als das Lithium-Dreieck der Welt mit den größten Vorkommen der Welt – neben Australien und China. Nun wächst in den drei Ländern der politische Wunsch nach dem Aufbau einer Art Lithium-OPEC nach dem Vorbild der erdölexportierenden Staaten. Dazu könnten auch Brasilien (0,5 Millionen Tonnen) und Mexiko (1,7 Millionen) stoßen.

Lithium ist einer der begehrtesten Rohstoffe weltweit, weil es für die Produktion von Akkus von E-Autos oder Smartphones benötigt wird.

Die südamerikanische Region Argentinien (geschätztes Potential 19 Millionen Tonnen), Bolivien (21 Millionen) und Chile (zehn Millionen) gilt als das Lithium-Dreieck der Welt mit den größten Vorkommen der Welt – neben Australien und China. Nun wächst in den drei Ländern der politische Wunsch nach dem Aufbau einer Art Lithium-OPEC nach dem Vorbild der erdölexportierenden Staaten. Dazu könnten auch Brasilien (0,5 Millionen Tonnen) und Mexiko (1,7 Millionen) stoßen.

Das Interesse der rohstoffreichen Länder ist klar: “Wir wollen nicht nur Länder sein, die Lithiumcarbonat exportieren, sondern auch in der Lage sein, die Produktion bis zur Batterie zu erreichen”, sagte Argentiniens Minister für Technologie, Wissenschaft und Innovation, Daniel Filmus vor wenigen Wochen. Helfen soll dabei nach Vorstellung der Politik eine länderübergreifende Kooperation. Doch das ist nicht so einfach.

Industrialisierung des Lithiumabbaus als Ziel

“Die Ausgangslage in den Ländern Argentinien, Bolivien und Chile ist unterschiedlich. In Bolivien ist die Förderung staatlich, in Chile ist es ein Mix und in Argentinien privatwirtschaftlich”, sagt Miguel J. Mitre, Chef des Lithium-Unternehmens Ligreen S.A. aus der argentinischen Provinz Jujuy im Grenzgebiet zu Chile im Gespräch mit der DW. Es gäbe also grundsätzlich unterschiedliche wirtschaftspolitische Herangehensweise an die Lithium-Förderung.

Martin Kazimierski von der Universität Buenos Aires ist ebenfalls skeptisch: “Der Hauptgrund liegt in den unterschiedlichen Richtlinien und rechtlichen Rahmenbedingungen, die die Märkte auf nationaler Ebene regulieren. Während es in Bolivien ein Projekt mit einer besonderen Rolle für den Nationalstaat gibt, ist Chile Exportführer mit einem Modell, das die Ausschiffung von Privatkapital und die Abschöpfung eines Teils der Einnahmen fördert.”

In beiden Ländern sei Lithium zu einer “strategischen Ressource” erklärt worden. Das heißt, der Nationalstaat habe die volle Autorität über den Rohstoff. In Argentinien gäbe es hingegen ein eher föderales System. “Hier verhandeln die Provinzen direkt mit den Unternehmen”, sagt Kazimierski im Gespräch mit der DW.

Hinzu kämen die Besonderheiten des Marktes. Anders als bei Öl gäbe es derzeit keinen internationalen Referenzpreis. Und es gibt große Ressourcen auch in anderen Teilen der Welt: Das wäre eine Konkurrenz für einen südamerikanischen oder lateinamerikanischen Verbund.

Um für einheitliche Rahmenbedingungen zu sorgen, müsste der argentinische Nationalstaat Lithium als strategische Ressource deklarieren. Das allerdings gilt als unwahrscheinlich, da dies zu Konflikten mit den Provinzmächten führen würde, glaubt Kazimierski. “Es wäre notwendig, sich auf ein gemeinsames Projekt zwischen drei Ländern zu einigen, die bisher völlig widersprüchliche Modelle verfolgen.”

Hinzu kommen dann auch noch politisch historische Differenzen wie der Anspruch Boliviens auf Gebiete im chilenischen Norden. Gegen die Pläne spricht auch die weitere technologische Entwicklung, die mittelfristig den Anteil von Lithium in Batterien verringern könnte. Technologien wie die Brennstoffzelle zielen darauf ab, elektrische Batterien in vielen ihrer Funktionen zu ersetzen, vor allem im Bereich schwerer Fahrzeuge.

Der argentinische Lithium-Unternehmer Miguel J. Mitre wünscht sich deshalb mehr Tempo, weil es für eine optimale ökonomische Nutzung des Potentials nur ein bestimmtes Zeitfenster gebe: “Das Potential ist derzeit längst nicht annährend ausgeschöpft.”

In Bolivien hängt die Regierung etwas hinter dem Zeitplan, was auch an den innenpolitischen Turbulenzen in der Andennation liegt. Präsident Luis Arce beschrieb beim Startschuss für den Bau einer Autobahn zur besseren Erschließung des lithiumreichen Salzsees Uyuni vor wenigen Tagen noch einmal die Zielsetzung der bolivianischen Politik: “Wir wollen nicht nur das Rohmaterial verkaufen, sondern das fertige Produkt herstellen und es somit in die ganze Welt exportieren.” Es werde bald Fortschritte geben, versprach Arce: “Nach und nach wird die Industrialisierung von Lithium Realität.”

Luftaufnahme von Soleteichen und Verarbeitungsbereichen der Lithiummine des chilenischen Unternehmens SQM in der Atacama-Wüste
Touristen besuchen die Salinas Grandes-Salzwüste, die sich die argentinischen Nordprovinzen Salta und Jujuy teilen. Davor ein Schild gegen die Ausbeutung von Lithium.
Argentinien | Salzfelder Jujuy Provinz

Die südamerikanische Region Argentinien (geschätztes Potential 19 Millionen Tonnen), Bolivien (21 Millionen) und Chile (zehn Millionen) gilt als das Lithium-Dreieck der Welt mit den größten Vorkommen der Welt – neben Australien und China. Nun wächst in den drei Ländern der politische Wunsch nach dem Aufbau einer Art Lithium-OPEC nach dem Vorbild der erdölexportierenden Staaten. Dazu könnten auch Brasilien (0,5 Millionen Tonnen) und Mexiko (1,7 Millionen) stoßen.

Lithium ist einer der begehrtesten Rohstoffe weltweit, weil es für die Produktion von Akkus von E-Autos oder Smartphones benötigt wird.

Industrialisierung des Lithiumabbaus als Ziel

Das Interesse der rohstoffreichen Länder ist klar: “Wir wollen nicht nur Länder sein, die Lithiumcarbonat exportieren, sondern auch in der Lage sein, die Produktion bis zur Batterie zu erreichen”, sagte Argentiniens Minister für Technologie, Wissenschaft und Innovation, Daniel Filmus vor wenigen Wochen. Helfen soll dabei nach Vorstellung der Politik eine länderübergreifende Kooperation. Doch das ist nicht so einfach.

“Die Ausgangslage in den Ländern Argentinien, Bolivien und Chile ist unterschiedlich. In Bolivien ist die Förderung staatlich, in Chile ist es ein Mix und in Argentinien privatwirtschaftlich”, sagt Miguel J. Mitre, Chef des Lithium-Unternehmens Ligreen S.A. aus der argentinischen Provinz Jujuy im Grenzgebiet zu Chile im Gespräch mit der DW. Es gäbe also grundsätzlich unterschiedliche wirtschaftspolitische Herangehensweise an die Lithium-Förderung.

Martin Kazimierski von der Universität Buenos Aires ist ebenfalls skeptisch: “Der Hauptgrund liegt in den unterschiedlichen Richtlinien und rechtlichen Rahmenbedingungen, die die Märkte auf nationaler Ebene regulieren. Während es in Bolivien ein Projekt mit einer besonderen Rolle für den Nationalstaat gibt, ist Chile Exportführer mit einem Modell, das die Ausschiffung von Privatkapital und die Abschöpfung eines Teils der Einnahmen fördert.”

In beiden Ländern sei Lithium zu einer “strategischen Ressource” erklärt worden. Das heißt, der Nationalstaat habe die volle Autorität über den Rohstoff. In Argentinien gäbe es hingegen ein eher föderales System. “Hier verhandeln die Provinzen direkt mit den Unternehmen”, sagt Kazimierski im Gespräch mit der DW.

Lithium-Märkte sind stark unterschiedlich

Hinzu kämen die Besonderheiten des Marktes. Anders als bei Öl gäbe es derzeit keinen internationalen Referenzpreis. Und es gibt große Ressourcen auch in anderen Teilen der Welt: Das wäre eine Konkurrenz für einen südamerikanischen oder lateinamerikanischen Verbund.

Lithium-Unternehmen wünschen sich mehr Tempo

Um für einheitliche Rahmenbedingungen zu sorgen, müsste der argentinische Nationalstaat Lithium als strategische Ressource deklarieren. Das allerdings gilt als unwahrscheinlich, da dies zu Konflikten mit den Provinzmächten führen würde, glaubt Kazimierski. “Es wäre notwendig, sich auf ein gemeinsames Projekt zwischen drei Ländern zu einigen, die bisher völlig widersprüchliche Modelle verfolgen.”

Hinzu kommen dann auch noch politisch historische Differenzen wie der Anspruch Boliviens auf Gebiete im chilenischen Norden. Gegen die Pläne spricht auch die weitere technologische Entwicklung, die mittelfristig den Anteil von Lithium in Batterien verringern könnte. Technologien wie die Brennstoffzelle zielen darauf ab, elektrische Batterien in vielen ihrer Funktionen zu ersetzen, vor allem im Bereich schwerer Fahrzeuge.

Der argentinische Lithium-Unternehmer Miguel J. Mitre wünscht sich deshalb mehr Tempo, weil es für eine optimale ökonomische Nutzung des Potentials nur ein bestimmtes Zeitfenster gebe: “Das Potential ist derzeit längst nicht annährend ausgeschöpft.”

In Bolivien hängt die Regierung etwas hinter dem Zeitplan, was auch an den innenpolitischen Turbulenzen in der Andennation liegt. Präsident Luis Arce beschrieb beim Startschuss für den Bau einer Autobahn zur besseren Erschließung des lithiumreichen Salzsees Uyuni vor wenigen Tagen noch einmal die Zielsetzung der bolivianischen Politik: “Wir wollen nicht nur das Rohmaterial verkaufen, sondern das fertige Produkt herstellen und es somit in die ganze Welt exportieren.” Es werde bald Fortschritte geben, versprach Arce: “Nach und nach wird die Industrialisierung von Lithium Realität.”

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