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Argentinien ist Fußball-Weltmeister

Mehr Drama geht nicht. Das WM-Finale in Katar zwischen Argentinien und Frankreich ist ein wahnwitziges Spektakel, dass erst im Elfmeterschießen entschieden wird. Messi und Mbappé liefern sich ein Duell für die Ewigkeit.

Tore: 1:0 Messi (23./Foulelfmeter), 2:0 Di Maria (36.), 2:1 Mbappé (80./Foulelfmeter), 2:2 Mbappé (82.), 3:2 Messi (109.), 3:3 Mbappé (118./Handelfmeter)

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Achterbahn-Finale in Doha

Er lächelte. Gelöst. Und er winkte seiner Familie auf der Tribüne, eher schüchtern als völlig ausgelassen. Lionel Messi im größten Moment seiner Karriere. Nach 120 Minuten unfassbaren Dramas war er endlich am Ziel: Weltmeister! Argentinien gewann das Finale der Fußball-WM in Katar gegen Frankreich mit 4:2 im Elfmeterschießen. Messi holte damit im Alter von 35 Jahren, in seinem erklärt letzten WM-Spiel, den Titel für Argentinien. Er ist endlich auf Augenhöhe mit dem argentinischen Fußball-Heiligen Diego Maradona. Ein Moment, der seine große Karriere vollständig macht. “Es ist verrückt, dass es so passiert ist. Ich wollte es so sehr. Ich wusste, dass Gott es mir geben würde, ich hatte das Gefühl, dass es
so sein würde”, sagte Messi.

Nicht weit von ihm entfernt kniff Kylian Mbappé die Lippen enttäuscht aufeinander. Der französische Weltmeister von 2018 war derjenige, der den Argentiniern den Titel fast im Alleingang noch einmal entrissen hätte. Mit einem späten Doppelschlag egalisierte er die eigentlich komfortable 2:0-Führung der Argentinier und brachte Frankreich in die Verlängerung. Mit seinem dritten Tor – nach dem 3:2 durch Messi – ins Elfmeterschießen. “Es war ein unglaubliches, unglaubliches Finale, das habe ich mir nicht erträumt. Mir fehlen die Worte”, sagte Argentiniens Torwart Emiliano Martinez zu der Partie, in der sich beide Superstars über 120 Minuten ein atemberaubendes Duell geliefert hatten.

So umstritten die Fußball-WM in Katar war, so großartig war das letzte Spiel des Turniers. Die 89.000 Zuschauer im Lusail-Stadion sahen in den ersten 75 Minuten eine beinharte, wache und spielerisch überlegene Mannschaft aus Argentinien. Angeführt von Kapitän Messi. Der brachte sein Team per Foulelfmeter in Führung (23. Minute). Argentiniens Nummer 10 war omnipräsent: Hinten warf er sich in Defensivzweikämpfe und hatte dann vorne wieder den Fuß dazwischen, als Argentinien per Bilderbuchkonter über Angel Di Maria auf 2:0 erhöhte (36.).

Mbappé und Frankreich fanden bis tief in die zweite Halbzeit überhaupt nicht statt. Erst ein Foulspiel von Otamendi an Frankreichs Kolo Mouani im Strafraum brachte die Wende. Mbappé verwandelte den Strafstoß und traf nur 95 Sekunden später erneut per Volleyschuss zum Ausgleich (80./82.). Das Spiel hatte neu begonnen und wogte hin und her.

In der Verlängerung legte Messi erneut vor (109.). Das Stadion jubelte und glaubte das Spiel sei endgültig entschieden. Doch Mbappé konterte erneut. Per Handelfmeter rettete er sein Team ins Elfmeterschießen. Bei Argentinien trafen alle Schützen, bei Frankreich vergaben Kingsley Coman und Aurélien Tchouaméni. 

Als Gonzalo Montiel den entscheidenden Elfmeter versenkte, begann für Messi die Erlösung. Minütlich war ihm anzumerken wie die ungeheure Last von seinen Schultern fiel. Alles um ihn herum weinte. Als Weltmeister nahm er seine Eltern in den Arm, als Weltmeister herzte er seine Kinder, als Weltmeister brüllte er über das Stadionmikrofon 40.000 argentinischen Fans seinen Dank entgegen – und dann stemmte Messi den goldenen Pokal in die Luft, der ihn (endgültig) zur Legende werden lässt. “Wir haben viel gelitten, aber wir haben es geschafft. Wir können es kaum erwarten, in Argentinien zu sein, um zu sehen, wie verrückt es dort sein wird.”

“Ewiger Ruhm!” sei ihm gewiss, titelte die Zeitung “Cronica” in seiner Heimat, “Messis Argentinien berührt in Katar den Himmel”, schrieb “La Nacion”. Bilder aus der Hauptstadt Buenos Aires versprachen eine lange Partynacht nach dem Titelgewinn. 

Und noch ein anderer Lionel wird diesen Triumph genießen: Trainer Lionel Scaloni. Bei seiner Amtseinführung wurde er von Maradona verspottet. “Ein netter Kerl” sei dieser Scaloni, sagte Maradona. “Aber er kann nicht mal den Verkehr leiten. Nicht mal den Verkehr! Wie sollen wir denn da Scaloni die argentinische Nationalelf übergeben… Sind wir denn alle verrückt?”

Doch diese “Verrücktheit” hat sich gelohnt: Denn Scaloni coachte Argentinien 2021 schon zum Gewinn der Copa America. In Katar schaffte er es, Superstar Messi so in die Mannschaft zu integrieren, dass sie auch defensiv stabil genug war. Im Finale brachte er den 34-Jährigen Routinier Di Maria in die Startelf, obwohl der keines der K.o.-Spiele von Anfang an bestritten hatte. Ein Risiko, dass sich durch Di Marias Treffer auszahlte. Nach dem nervenzerfetzenden Finale sagte Scaloni: “Wir haben es noch gar nicht realisiert. Man bekommt mal einen Nackenschlag, aber dann kommt man zurück, darum geht es. Wir sind ganz oben, das ist einzigartig.”

Scaloni, Messi und Di Maria kommen übrigens alle drei aus Rosario, Argentiniens drittgrößter Stadt, zu deren größten Sehenswürdigkeiten ein Denkmal gehört, dass dem Schöpfer der Nationalflagge gewidmet ist. Gut möglich, dass es dort bald ein weiteres geben könnte für die Fußball-Helden, die den Titel nach 36 Jahren wieder nach Argentinien geholt haben.

Argentiniens Torschütze Angel Di Maria jubelt mit weit offenem Mund und formt mit seinen Händen ein Herz

Tore: 1:0 Messi (23./Foulelfmeter), 2:0 Di Maria (36.), 2:1 Mbappé (80./Foulelfmeter), 2:2 Mbappé (82.), 3:2 Messi (109.), 3:3 Mbappé (118./Handelfmeter)

Achterbahn-Finale in Doha

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Er lächelte. Gelöst. Und er winkte seiner Familie auf der Tribüne, eher schüchtern als völlig ausgelassen. Lionel Messi im größten Moment seiner Karriere. Nach 120 Minuten unfassbaren Dramas war er endlich am Ziel: Weltmeister! Argentinien gewann das Finale der Fußball-WM in Katar gegen Frankreich mit 4:2 im Elfmeterschießen. Messi holte damit im Alter von 35 Jahren, in seinem erklärt letzten WM-Spiel, den Titel für Argentinien. Er ist endlich auf Augenhöhe mit dem argentinischen Fußball-Heiligen Diego Maradona. Ein Moment, der seine große Karriere vollständig macht. “Es ist verrückt, dass es so passiert ist. Ich wollte es so sehr. Ich wusste, dass Gott es mir geben würde, ich hatte das Gefühl, dass es
so sein würde”, sagte Messi.

Nicht weit von ihm entfernt kniff Kylian Mbappé die Lippen enttäuscht aufeinander. Der französische Weltmeister von 2018 war derjenige, der den Argentiniern den Titel fast im Alleingang noch einmal entrissen hätte. Mit einem späten Doppelschlag egalisierte er die eigentlich komfortable 2:0-Führung der Argentinier und brachte Frankreich in die Verlängerung. Mit seinem dritten Tor – nach dem 3:2 durch Messi – ins Elfmeterschießen. “Es war ein unglaubliches, unglaubliches Finale, das habe ich mir nicht erträumt. Mir fehlen die Worte”, sagte Argentiniens Torwart Emiliano Martinez zu der Partie, in der sich beide Superstars über 120 Minuten ein atemberaubendes Duell geliefert hatten.

So umstritten die Fußball-WM in Katar war, so großartig war das letzte Spiel des Turniers. Die 89.000 Zuschauer im Lusail-Stadion sahen in den ersten 75 Minuten eine beinharte, wache und spielerisch überlegene Mannschaft aus Argentinien. Angeführt von Kapitän Messi. Der brachte sein Team per Foulelfmeter in Führung (23. Minute). Argentiniens Nummer 10 war omnipräsent: Hinten warf er sich in Defensivzweikämpfe und hatte dann vorne wieder den Fuß dazwischen, als Argentinien per Bilderbuchkonter über Angel Di Maria auf 2:0 erhöhte (36.).

Messi küsst den Sehnsuchts-Pokal

Mbappé und Frankreich fanden bis tief in die zweite Halbzeit überhaupt nicht statt. Erst ein Foulspiel von Otamendi an Frankreichs Kolo Mouani im Strafraum brachte die Wende. Mbappé verwandelte den Strafstoß und traf nur 95 Sekunden später erneut per Volleyschuss zum Ausgleich (80./82.). Das Spiel hatte neu begonnen und wogte hin und her.

Ein Denkmal für Scaloni & Co.?

In der Verlängerung legte Messi erneut vor (109.). Das Stadion jubelte und glaubte das Spiel sei endgültig entschieden. Doch Mbappé konterte erneut. Per Handelfmeter rettete er sein Team ins Elfmeterschießen. Bei Argentinien trafen alle Schützen, bei Frankreich vergaben Kingsley Coman und Aurélien Tchouaméni. 

Als Gonzalo Montiel den entscheidenden Elfmeter versenkte, begann für Messi die Erlösung. Minütlich war ihm anzumerken wie die ungeheure Last von seinen Schultern fiel. Alles um ihn herum weinte. Als Weltmeister nahm er seine Eltern in den Arm, als Weltmeister herzte er seine Kinder, als Weltmeister brüllte er über das Stadionmikrofon 40.000 argentinischen Fans seinen Dank entgegen – und dann stemmte Messi den goldenen Pokal in die Luft, der ihn (endgültig) zur Legende werden lässt. “Wir haben viel gelitten, aber wir haben es geschafft. Wir können es kaum erwarten, in Argentinien zu sein, um zu sehen, wie verrückt es dort sein wird.”

“Ewiger Ruhm!” sei ihm gewiss, titelte die Zeitung “Cronica” in seiner Heimat, “Messis Argentinien berührt in Katar den Himmel”, schrieb “La Nacion”. Bilder aus der Hauptstadt Buenos Aires versprachen eine lange Partynacht nach dem Titelgewinn. 

Und noch ein anderer Lionel wird diesen Triumph genießen: Trainer Lionel Scaloni. Bei seiner Amtseinführung wurde er von Maradona verspottet. “Ein netter Kerl” sei dieser Scaloni, sagte Maradona. “Aber er kann nicht mal den Verkehr leiten. Nicht mal den Verkehr! Wie sollen wir denn da Scaloni die argentinische Nationalelf übergeben… Sind wir denn alle verrückt?”

Doch diese “Verrücktheit” hat sich gelohnt: Denn Scaloni coachte Argentinien 2021 schon zum Gewinn der Copa America. In Katar schaffte er es, Superstar Messi so in die Mannschaft zu integrieren, dass sie auch defensiv stabil genug war. Im Finale brachte er den 34-Jährigen Routinier Di Maria in die Startelf, obwohl der keines der K.o.-Spiele von Anfang an bestritten hatte. Ein Risiko, dass sich durch Di Marias Treffer auszahlte. Nach dem nervenzerfetzenden Finale sagte Scaloni: “Wir haben es noch gar nicht realisiert. Man bekommt mal einen Nackenschlag, aber dann kommt man zurück, darum geht es. Wir sind ganz oben, das ist einzigartig.”

Scaloni, Messi und Di Maria kommen übrigens alle drei aus Rosario, Argentiniens drittgrößter Stadt, zu deren größten Sehenswürdigkeiten ein Denkmal gehört, dass dem Schöpfer der Nationalflagge gewidmet ist. Gut möglich, dass es dort bald ein weiteres geben könnte für die Fußball-Helden, die den Titel nach 36 Jahren wieder nach Argentinien geholt haben.

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