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Gedenken an Griechenlands König Konstantin II.

Konstantin II. von Griechenland ist in Athen nach einem Schlaganfall gestorben. Er war der letzte König der Hellenen – und stand sinnbildlich für das schwierige Verhältnis der Griechen zur Monarchie. Ein Nachruf.

In den frühen 60er Jahren galt der junge Kronprinz Konstantin als Hoffnungsträger der Monarchie in Griechenland. Das nötige Handwerk – so hofften die Griechen zumindest – hatte er von seinem Vater erlernt, König Pavlos I, der seit 1947 auf dem Thron saß. Dieser stammte aus dem Haus Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg und war mit einer Nichte des deutschen Kaisers Wilhelm II. verheiratet. Selbst die linksgerichtete Athener Zeitung To Vima lobte Pavlos nach seinem Tod als “noblen, gutmütigen und demokratisch gesinnten König”.

Bereits mit 20 Jahren macht sein Sohn Konstantin international auf sich aufmerksam: Bei den Olympischen Spielen in Rom 1960 gewinnt er erstmals Gold für Griechenland im Segeln. Nur wenige Jahre später sorgt seine Verlobung mit der dänischen Prinzessin Anne-Marie für Aufsehen. Königstreue Griechen schwärmen vom “schönsten Royal-Paar in ganz Europa”. Es hätte alles so märchenhaft schön sein können.

In den frühen 60er Jahren galt der junge Kronprinz Konstantin als Hoffnungsträger der Monarchie in Griechenland. Das nötige Handwerk – so hofften die Griechen zumindest – hatte er von seinem Vater erlernt, König Pavlos I, der seit 1947 auf dem Thron saß. Dieser stammte aus dem Haus Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg und war mit einer Nichte des deutschen Kaisers Wilhelm II. verheiratet. Selbst die linksgerichtete Athener Zeitung To Vima lobte Pavlos nach seinem Tod als “noblen, gutmütigen und demokratisch gesinnten König”.

Doch bald nimmt das Schicksal eine unerwartete Wendung: 1964 stirbt König Pavlos nach einem Krebsleiden. Nur drei Stunden später wird der politisch unerfahrene Konstantin als neues Staatsoberhaupt vereidigt – ausgerechnet zu einer Zeit, als in Griechenland politisches Chaos aufkommt.

Unruhige Zeiten in der griechischen Politik

Zur Erinnerung: Nur 15 Jahre sind vergangen seit dem Ende eines Bürgerkriegs, der 150.000 Menschen das Leben gekostet hat. Die Kommunistische Partei Griechenlands (KKE) ist verboten, aber die legale Linkspartei EDA avanciert zur drittstärksten politischen Kraft.

Tief zerstritten sind die einst allmächtigen Konservativen, nachdem ihr Anführer Konstantin Karamanlis aus unerklärlichen Gründen ins Pariser Exil flüchtet. Aus der Wahl im Februar 1964 geht ein Politiker der alten Garde als Sieger hervor: Giorgos Papandreou, Chef der Zentrumspartei, der eine gemäßigte Politik verfolgt, aber sich linker Rhetorik bedient und dadurch gelegentlich Freund und Feind irritiert.

Putschgerüchte machen die Runde. Bei der Ernennung des Verteidigungsministers will Konstantin ein Wort mitreden, doch Papandreou lehnt dies ab. “Nach der Verfassung von 1952 hatte das Staatsoberhaupt das Recht, die Minister zu ernennen oder zu entlassen, aber seine Entscheidung wäre an die parlamentarische Mehrheit gebunden”, erklärt der Historiker Sotiris Rizas in der Zeitung Kathimerini. Für das Königshaus gehöre die Einmischung in politische Belange zum Selbstverständnis, glaubt der Historiker.

Papandreou wird zum Rücktritt gezwungen. Monatelang versucht der König, eine ihm freundlich gesinnte Regierung einzusetzen. Im Herbst 1965 bekommt sein Wunschkandidat eine Mehrheit im Parlament. Der Oppositionspolitiker Panagiotis Kanellopoulos berichtet von gekauften Stimmen. “Wer regiert Griechenland? Der König oder das Volk?”, fragt sich Papandreou und lässt seine Anhänger aufmarschieren. Neuwahlen im Mai 1967 sollen einen Neuanfang ermöglichen. Dazu wird es nicht kommen.

In der Nacht zum 21. April 1967 rollen Panzer durch Athen: Ein Militärputsch mitten in Europa, angeführt von drei Offizieren mittleren Ranges: Georgios Papadopoulos, Stylianos Pattakos und Nikolaos Makarezos. Nicht zuletzt der König wird mitten in der Nacht überrascht von den drei Obristen in seiner Residenz im Athener Vorort Tatoi. Die Militärs verlangen, dass Konstantin ihre Marionetten-Regierung sofort vereidigt.

Wer gehofft hatte, dass der Monarch gegenüber den Obristen mindestens genauso entschlossen auftritt wie drei Jahre zuvor gegenüber einem demokratisch gewählten Regierungschef, wurde enttäuscht. Das Staatsoberhaupt lässt sie einfach gewähren. Das werden ihm die meisten Griechen nie verzeihen.

In einem späteren Interview mit dem Athener TV-Sender MEGA erklärt Konstantin, er habe ein Blutvergießen vermeiden wollen und hätte deshalb keine andere Wahl gehabt, als die Putschisten-Regierung zu vereidigen. Und er fügt hinzu: “Dadurch wollte ich Zeit gewinnen und mit den Streitkräften in Kontakt treten, um die Putschisten zu einem späteren Zeitpunkt zu stürzen”.

Fotos lässt der König in der Putschnacht auch noch machen. Eine Steilvorlage für Junta-Chef Papadopoulos, der auf seiner ersten Pressekonferenz behauptet: “Unsere Beziehung zum König können Sie aus den Bildern in der Presse ersehen. Dort ist er inmitten seines Ministerrates abgebildet.”

Konstantin selbst liefert eine eigenartige Erklärung für das Foto: “Jeder in Griechenland weiß, dass ich eigentlich locker bin und gerne lächle. Ich dachte, wenn ich auf diesem Bild ausnahmsweise griesgrämig dreinschaue und traurig bin, dann verstehen die Menschen, dass ich die Putschisten nicht unterstütze.”

Ende 1967 wagt der König einen Gegenputsch, scheitert kläglich und geht ins Exil nach Rom. “Wäre König Pavlos in den späten sechziger Jahren noch an der Macht gewesen, dann hätte die Geschichte eine ganz andere Wendung genommen und die Militärjunta wäre abgewendet worden”, erklärt der Historiker Kostas Stamatopoulos in einer TV-Dokumentation zum griechischen Königshaus.

Jedenfalls entscheiden die Griechen 1974 in einer Volksabstimmung, die Monarchie abzuschaffen. Ab sofort gilt Konstantin als Persona non grata. Allein schon die Bezeichnung “König” ist tabu, das ehemalige Staatsoberhaupt wird überall mit dem Nachnamen “Glücksburg” zitiert. 1981 kommt es zu einer heftigen Regierungskrise in Griechenland, als der damalige konservative Premier Georgios Rallis “Herrn Glücksburg” eine Sondergenehmigung erteilt, damit er Athen für wenige Stunden besuchen und an der Beerdigung seiner Mutter teilnehmen kann. 

Einen späten Sieg gegen die Republik erlangt der ehemalige König im Jahr 2000, als ihm der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte eine Entschädigung für die Enteignung seiner Immobilien in Griechenland zuspricht. Die Athener Regierung ist empört, folgt jedoch dem Urteil aus Straßburg. Wenig später kauft Konstantin eine Luxusvilla auf dem Peloponnes. In der Nachbarschaft hat auch die niederländische Königsfamilie ein Feriendomizil errichtet.

In den letzten Jahren seines Lebens durfte Konstantin unbehelligt nach Griechenland kommen und Interviews geben. Hochglanzmagazine berichten von den “königlichen Hochzeiten” seiner Söhne. Die Republik zeigt sich großzügig. Dabei hat Konstantin nie abgedankt. Auf die Frage, ob sein Abgang das endgültige Ende der Monarchie in Hellas besiegelt, gab er in einem TV-Interview folgende Antwort: “Es gibt keinen Anfang und kein Ende, die Entscheidung liegt in der Hand des griechischen Volkes. Im Laufe unserer Geschichte wurde die Monarchie zweimal per Referendum abgeschafft, aber später wieder eingeführt. Allein das Volk entscheidet.”

Konstantin II. starb am 10.01.2023 nach einem Schlaganfall im Alter von 82 Jahren in einem Athener Krankenhaus.

Glamouröse Hochzeit am 18.9.1964: König Konstantin II. und Anne-Marie von Dänemark
Griechenland Militärdiktatur

In den frühen 60er Jahren galt der junge Kronprinz Konstantin als Hoffnungsträger der Monarchie in Griechenland. Das nötige Handwerk – so hofften die Griechen zumindest – hatte er von seinem Vater erlernt, König Pavlos I, der seit 1947 auf dem Thron saß. Dieser stammte aus dem Haus Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg und war mit einer Nichte des deutschen Kaisers Wilhelm II. verheiratet. Selbst die linksgerichtete Athener Zeitung To Vima lobte Pavlos nach seinem Tod als “noblen, gutmütigen und demokratisch gesinnten König”.

Bereits mit 20 Jahren macht sein Sohn Konstantin international auf sich aufmerksam: Bei den Olympischen Spielen in Rom 1960 gewinnt er erstmals Gold für Griechenland im Segeln. Nur wenige Jahre später sorgt seine Verlobung mit der dänischen Prinzessin Anne-Marie für Aufsehen. Königstreue Griechen schwärmen vom “schönsten Royal-Paar in ganz Europa”. Es hätte alles so märchenhaft schön sein können.

Unruhige Zeiten in der griechischen Politik

Doch bald nimmt das Schicksal eine unerwartete Wendung: 1964 stirbt König Pavlos nach einem Krebsleiden. Nur drei Stunden später wird der politisch unerfahrene Konstantin als neues Staatsoberhaupt vereidigt – ausgerechnet zu einer Zeit, als in Griechenland politisches Chaos aufkommt.

Zur Erinnerung: Nur 15 Jahre sind vergangen seit dem Ende eines Bürgerkriegs, der 150.000 Menschen das Leben gekostet hat. Die Kommunistische Partei Griechenlands (KKE) ist verboten, aber die legale Linkspartei EDA avanciert zur drittstärksten politischen Kraft.

Tief zerstritten sind die einst allmächtigen Konservativen, nachdem ihr Anführer Konstantin Karamanlis aus unerklärlichen Gründen ins Pariser Exil flüchtet. Aus der Wahl im Februar 1964 geht ein Politiker der alten Garde als Sieger hervor: Giorgos Papandreou, Chef der Zentrumspartei, der eine gemäßigte Politik verfolgt, aber sich linker Rhetorik bedient und dadurch gelegentlich Freund und Feind irritiert.

Putschgerüchte machen die Runde. Bei der Ernennung des Verteidigungsministers will Konstantin ein Wort mitreden, doch Papandreou lehnt dies ab. “Nach der Verfassung von 1952 hatte das Staatsoberhaupt das Recht, die Minister zu ernennen oder zu entlassen, aber seine Entscheidung wäre an die parlamentarische Mehrheit gebunden”, erklärt der Historiker Sotiris Rizas in der Zeitung Kathimerini. Für das Königshaus gehöre die Einmischung in politische Belange zum Selbstverständnis, glaubt der Historiker.

Die lange Nacht der Putschisten

Papandreou wird zum Rücktritt gezwungen. Monatelang versucht der König, eine ihm freundlich gesinnte Regierung einzusetzen. Im Herbst 1965 bekommt sein Wunschkandidat eine Mehrheit im Parlament. Der Oppositionspolitiker Panagiotis Kanellopoulos berichtet von gekauften Stimmen. “Wer regiert Griechenland? Der König oder das Volk?”, fragt sich Papandreou und lässt seine Anhänger aufmarschieren. Neuwahlen im Mai 1967 sollen einen Neuanfang ermöglichen. Dazu wird es nicht kommen.

Die Jahre im Exil

In der Nacht zum 21. April 1967 rollen Panzer durch Athen: Ein Militärputsch mitten in Europa, angeführt von drei Offizieren mittleren Ranges: Georgios Papadopoulos, Stylianos Pattakos und Nikolaos Makarezos. Nicht zuletzt der König wird mitten in der Nacht überrascht von den drei Obristen in seiner Residenz im Athener Vorort Tatoi. Die Militärs verlangen, dass Konstantin ihre Marionetten-Regierung sofort vereidigt.

Wer gehofft hatte, dass der Monarch gegenüber den Obristen mindestens genauso entschlossen auftritt wie drei Jahre zuvor gegenüber einem demokratisch gewählten Regierungschef, wurde enttäuscht. Das Staatsoberhaupt lässt sie einfach gewähren. Das werden ihm die meisten Griechen nie verzeihen.

In einem späteren Interview mit dem Athener TV-Sender MEGA erklärt Konstantin, er habe ein Blutvergießen vermeiden wollen und hätte deshalb keine andere Wahl gehabt, als die Putschisten-Regierung zu vereidigen. Und er fügt hinzu: “Dadurch wollte ich Zeit gewinnen und mit den Streitkräften in Kontakt treten, um die Putschisten zu einem späteren Zeitpunkt zu stürzen”.

Rückkehr nach Griechenland

Fotos lässt der König in der Putschnacht auch noch machen. Eine Steilvorlage für Junta-Chef Papadopoulos, der auf seiner ersten Pressekonferenz behauptet: “Unsere Beziehung zum König können Sie aus den Bildern in der Presse ersehen. Dort ist er inmitten seines Ministerrates abgebildet.”

Konstantin selbst liefert eine eigenartige Erklärung für das Foto: “Jeder in Griechenland weiß, dass ich eigentlich locker bin und gerne lächle. Ich dachte, wenn ich auf diesem Bild ausnahmsweise griesgrämig dreinschaue und traurig bin, dann verstehen die Menschen, dass ich die Putschisten nicht unterstütze.”

Ende 1967 wagt der König einen Gegenputsch, scheitert kläglich und geht ins Exil nach Rom. “Wäre König Pavlos in den späten sechziger Jahren noch an der Macht gewesen, dann hätte die Geschichte eine ganz andere Wendung genommen und die Militärjunta wäre abgewendet worden”, erklärt der Historiker Kostas Stamatopoulos in einer TV-Dokumentation zum griechischen Königshaus.

Jedenfalls entscheiden die Griechen 1974 in einer Volksabstimmung, die Monarchie abzuschaffen. Ab sofort gilt Konstantin als Persona non grata. Allein schon die Bezeichnung “König” ist tabu, das ehemalige Staatsoberhaupt wird überall mit dem Nachnamen “Glücksburg” zitiert. 1981 kommt es zu einer heftigen Regierungskrise in Griechenland, als der damalige konservative Premier Georgios Rallis “Herrn Glücksburg” eine Sondergenehmigung erteilt, damit er Athen für wenige Stunden besuchen und an der Beerdigung seiner Mutter teilnehmen kann. 

Konstantin und seine Ehefrau Anne-Marie treffen nach ihrer Flucht aus Griechenland am 14.12.1967 auf dem Flughafen Ciampino in Rom ein

Einen späten Sieg gegen die Republik erlangt der ehemalige König im Jahr 2000, als ihm der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte eine Entschädigung für die Enteignung seiner Immobilien in Griechenland zuspricht. Die Athener Regierung ist empört, folgt jedoch dem Urteil aus Straßburg. Wenig später kauft Konstantin eine Luxusvilla auf dem Peloponnes. In der Nachbarschaft hat auch die niederländische Königsfamilie ein Feriendomizil errichtet.

In den letzten Jahren seines Lebens durfte Konstantin unbehelligt nach Griechenland kommen und Interviews geben. Hochglanzmagazine berichten von den “königlichen Hochzeiten” seiner Söhne. Die Republik zeigt sich großzügig. Dabei hat Konstantin nie abgedankt. Auf die Frage, ob sein Abgang das endgültige Ende der Monarchie in Hellas besiegelt, gab er in einem TV-Interview folgende Antwort: “Es gibt keinen Anfang und kein Ende, die Entscheidung liegt in der Hand des griechischen Volkes. Im Laufe unserer Geschichte wurde die Monarchie zweimal per Referendum abgeschafft, aber später wieder eingeführt. Allein das Volk entscheidet.”

Konstantin II. starb am 10.01.2023 nach einem Schlaganfall im Alter von 82 Jahren in einem Athener Krankenhaus.

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