Kultur

Kaiser, Kasse, Computer: Die Entstehungsgeschichte deutscher Wörter

Die Römer haben uns Kaiser und Wein vermacht, die Italiener das Kapital samt Bankrott und die Amerikaner die Mode. Das Buch “Die außergewöhnliche Geschichte unserer Wörter” gibt tiefe Einblicke in die deutsche Sprache.

“Die deutsche Sprache ist weit gereist, gut vernetzt und immer gern auf der Höhe der Zeit, zudem ein Musterbeispiel gelungener Integration”, heißt es im Vorwort des neuesten Werkes aus dem Duden-Verlag, “Die außergewöhnliche Geschichte unserer Wörter”. Und in der Tat: Sprachpuristen werden sich bei der Lektüre verwundert die Augen reiben, wie viele Verwandte sie nicht nur in Europa, sondern in der ganzen Welt hat. Vermeintlich urdeutsche Wörter wie “Schaf” oder “Mutter” findet man in ähnlicher Form auch im Altindischen, und die Zwiebel stammt aus dem Lateinischen. 

Die Urmutter der deutschen Sprache, so entdeckten Forscher, entstand um 8000 v. Chr. im kleinasiatischen Raum. Daraus entwickelte sich später das sogenannte Indogermanisch: Heute spricht etwa die Hälfte der Menschheit eine Sprache, die darauf zurückgeht. Das eigentliche Germanische kristallisierte sich erst im zweiten Jahrtausend v. Chr. im Norden Europas heraus, wo unterschiedliche Stämme einen Kulturkreis mit ähnlicher Sprache bildeten.

“Die deutsche Sprache ist weit gereist, gut vernetzt und immer gern auf der Höhe der Zeit, zudem ein Musterbeispiel gelungener Integration”, heißt es im Vorwort des neuesten Werkes aus dem Duden-Verlag, “Die außergewöhnliche Geschichte unserer Wörter”. Und in der Tat: Sprachpuristen werden sich bei der Lektüre verwundert die Augen reiben, wie viele Verwandte sie nicht nur in Europa, sondern in der ganzen Welt hat. Vermeintlich urdeutsche Wörter wie “Schaf” oder “Mutter” findet man in ähnlicher Form auch im Altindischen, und die Zwiebel stammt aus dem Lateinischen. 

In großen Völkerwanderungen drangen sie im Laufe der Zeit nach Süden vor und trafen dort unweigerlich auf die Römer. Das Römische Reich war damals eine Hochkultur – und so blieb es nicht aus, dass die Germanen sich viele Errungenschaften und Techniken abguckten, inklusive der dazugehörigen lateinischen Wörter. Allerdings wurden sie mundgerecht aufbereitet.

Von Germanen und Römern 

Das wohl älteste Lehnwort aus dem Lateinischen geht auf den römischen Feldherrn Gaius Julius Caesar zurück, der im ersten Jahrhundert v. Christus Gallien (das heutige Frankreich und Belgien) eroberte und den Rhein zur Grenze des Römischen Reiches machte. Aus “Caesar”, dem Herrscher, wurde der “Kaiser”. Die Römer waren geniale Baumeister, und so nahmen auch Wörter wie Mauer (von murus) oder Fenster (fenestra) Einzug in die germanische Sprache. Auch kulinarisch konnten sich die nordischen Stämme einiges abgucken, war ihr Gaumen doch eher an einfache Speisen gewöhnt. Die Köstlichkeiten, die die Römer mit in den Norden brachten, bescherten ihnen Kirschen (ceresia) oder Zwiebeln (cepulla) ebenso wie Käse (caseus) und Wein (vinum).

Die Römer selbst hatten ihrerseits viele Vokabeln bei den in Alltagskultur, Philosophie und Literatur hochentwickelten und eloquenten Griechen entlehnt. Und so wurden altgriechische Wörter über das Lateinische später oftmals auch ins Germanische bzw. Deutsche übernommen: etwa Kirche (kyriakón), Biologie (bios und logos) oder Gymnasium (gymnásion). 

Eine einheitliche Sprache der Germanen lag allerdings noch in weiter Ferne. Stattdessen sprachen die unterschiedlichen Stämme Fränkisch, Alemannisch oder Bairisch. Dazu kam Latein als Kirchen- und Verwaltungssprache und – um das Wirrwarr komplett zu machen – eine Mischform aller Sprachen.

Im 13. Jahrhundert wurde das Bürgertum immer stärker und mit ihm Handel und Handwerk. Die engen Beziehungen zu italienischen Kaufleuten führten dazu, dass man im 15. und 16. Jahrhundert sehr viele Wörter aus dem Italienischen übernahm. Man ging in die Bank (banco: langer Tisch des Geldwechslers), deponierte dort sein Kapital (capitale) und hoffte, nie bankrott (banca rotta – zerbrochener Tisch des besagten Geldwechslers) zu gehen.

Auch zum Orient gab es enge Handelsbeziehungen. Wörter wie Kaffee, Alkohol oder Zucker stammen ursprünglich aus dem Arabischen. Im 16. Jahrhundert brachten Schiffe Waren aus dem gerade erst entdeckten Amerika mit – und so wurden indigene Wörter wie Schokolade (chocolatl) oder Tomate (tomatl) eingedeutscht. 

Den größten Einfluss auf die Entwicklung der deutschen Sprache hatte in dieser Zeit aber die Bibel-Übersetzung Martin Luthers ins Deutsche im Jahr 1522. Der Reformator bemühte sich, klar und verständlich zu schreiben: Er “schaute dem Volk aufs Maul”, wie er selbst sagte. Dank der Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg um 1450 fand seine Heilige Schrift große Verbreitung. Die Sprache der Wissenschaft allerdings blieb Latein, empfanden gebildete Kreise deutsche Mundarten doch als vulgär.

Nachdem Frankreich den Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) gewonnen und seine Vormachtstellung in Europa ausgebaut hatte, avancierte Französisch zur Umgangssprache der oberen Gesellschaftsschichten. Deutsch sprachen nur noch die einfachen Bürger, Handwerker und Bauern. Und auch sie benutzen oft französische Wörter, um gebildet zu erscheinen. Im Haus verlegte man im Parterre Parkett, die Garderobe war elegant, und der Kavalier bat die Dame seines Herzens um ein Rendezvous. 

Der Flut eingewanderter modischer Wörter stellten sich im 17. Jahrhundert die ersten Sprachpuristen entgegen. Am 24. August 1617 wurde in Weimar mit der “Fruchtbringenden Gesellschaft” die erste Sprachgesellschaft gegründet. Die Mitglieder waren der festen Überzeugung, ein Verfall der Sprache würde unweigerlich die einheimischen Sitten, Tugenden und Bräuche gefährden. 150 Jahre später verhalfen auch im Ausland verehrte Dichter wie Johann Wolfgang von Goethe oder Friedrich Schiller der deutschen Sprache dann zu neuer Blüte. Doch auch sie benutzen eingewanderte Wörter.

Die industrielle Revolution schließlich sorgte für ein ganz neues Kapitel an Wortschöpfungen. Der französische Begriff “industrie” bedeutete ursprünglich “Fleiß, Betriebsamkeit” und gewann jetzt eine ganz neue Bedeutung, der Motor leitet sich vom lateinischen Wort für “bewegen” ab. 

Kapitalismuskritik von Karl Marx und Friedrich Engels folgte auf dem Fuß, inklusive Wörtern wie Kommunismus (von communis: gemeinsam), Proletariat (proletarius: Angehöriger der untersten Klasse) oder Sozialismus (socialis: gesellschaftlich). 

In deutschen Landen wuchs derweilen der Unmut, keinen geeinten Nationalstaat zu haben. Dann, so der Tenor, sollte es aber wenigstens endlich eine gemeinsame Sprache geben. In dieser Atmosphäre entstanden Anfang des 19. Jahrhunderts an den Universitäten die ersten Lehrstühle für Germanistik. Orientierung boten Sprachratgeber wie das Deutsche Wörterbuch der Gebrüder Grimm (1854) oder der Rechtschreib-Duden (1880).

1871 wurde das Deutsche Reich gegründet. Eingewanderte Wörter fanden trotzdem noch ihren Platz. Als die Nationalsozialisten 1933 die Macht ergriffen, drehten sie das Rad zurück und vermieden Fremdwörter. Einige Begriffe wurden ideologisch stilisiert, vor allem das “Volk”. Das “Volksganze” hatte Vorrang vor allem, und jeder hatte dem “Volkswohl” zu dienen. Tat er es nicht, war er ein “Volksschädling”. In fast jedem Haus, jeder Wohnung stand ein Volksempfänger, und wer es sich leisten konnte, kaufte einen Volkswagen. 

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden 1949 die Bundesrepublik Deutschland und die Deutsche Demokratische Republik gegründet. Das schlug sich auch in der Sprache nieder: In der BRD bewunderte man den “American Way of Life”, eine Vielzahl von Anglizismen zog im Deutschen ein. Man arbeitete im Management, benutzte Make-up, hörte LPs und sah sich im Fernsehen Shows an. In der DDR hingegen machte man Urlaub in der “Datsche” (russisch: kleines Landhaus) und kopierte die ideologisch geprägten Begriffe des “Brudervolkes” Sowjetunion wie “Arbeiter-und-Bauern-Staat” oder “Antifaschistischer Schutzwall” (für die Berliner Mauer).

Auch in den folgenden Jahrzehnten spiegelten sich politische, gesellschaftliche und technische Entwicklungen in der Sprache wider: vom Mauerfall bis zum Recycling in Zeiten des Klimawandels. Und nicht zuletzt das Computerzeitalter hat den Deutschen im Alltagsleben zahlreiche Fachwörter beschert, die in den 1980ern noch undenkbar waren: vom Browser (to browse – blättern) über den Download bis hin zur E-Mail (elektronische Post). 

Wen also wieder einmal die Sorge um die deutsche Sprache umtreibt, der sollte sich klarmachen, dass sie seit Jahrtausenden in friedlicher Koexistenz mit den Wortimmigranten zusammenlebt, stellt das Duden-Buch klar. Kurzum: “Unsere alte Dame deutsche Sprache lebt also ganz nach dem Motto ‘Man lernt nie aus’ und beweist dabei stilsichere Haltung: Denn während sich der Wortschatz in einer sehr dynamischen Entwicklung befindet, beweist die Grammatik Stabilität und Beharrlichkeit und nimmt selbst kühne Neuschöpfungen unter ihre strukturierenden Fittiche.”

“Die außergewöhnliche Geschichte unserer Wörter”, Hrsg. Duden-Redaktion, 2022 

Die Statue des römischen Kaisers Gaius Julius Caesar in Rom
Portrait des italienischen Bankers Cosimo De Medici

“Die deutsche Sprache ist weit gereist, gut vernetzt und immer gern auf der Höhe der Zeit, zudem ein Musterbeispiel gelungener Integration”, heißt es im Vorwort des neuesten Werkes aus dem Duden-Verlag, “Die außergewöhnliche Geschichte unserer Wörter”. Und in der Tat: Sprachpuristen werden sich bei der Lektüre verwundert die Augen reiben, wie viele Verwandte sie nicht nur in Europa, sondern in der ganzen Welt hat. Vermeintlich urdeutsche Wörter wie “Schaf” oder “Mutter” findet man in ähnlicher Form auch im Altindischen, und die Zwiebel stammt aus dem Lateinischen. 

Die Urmutter der deutschen Sprache, so entdeckten Forscher, entstand um 8000 v. Chr. im kleinasiatischen Raum. Daraus entwickelte sich später das sogenannte Indogermanisch: Heute spricht etwa die Hälfte der Menschheit eine Sprache, die darauf zurückgeht. Das eigentliche Germanische kristallisierte sich erst im zweiten Jahrtausend v. Chr. im Norden Europas heraus, wo unterschiedliche Stämme einen Kulturkreis mit ähnlicher Sprache bildeten.

Von Germanen und Römern 

In großen Völkerwanderungen drangen sie im Laufe der Zeit nach Süden vor und trafen dort unweigerlich auf die Römer. Das Römische Reich war damals eine Hochkultur – und so blieb es nicht aus, dass die Germanen sich viele Errungenschaften und Techniken abguckten, inklusive der dazugehörigen lateinischen Wörter. Allerdings wurden sie mundgerecht aufbereitet.

Das wohl älteste Lehnwort aus dem Lateinischen geht auf den römischen Feldherrn Gaius Julius Caesar zurück, der im ersten Jahrhundert v. Christus Gallien (das heutige Frankreich und Belgien) eroberte und den Rhein zur Grenze des Römischen Reiches machte. Aus “Caesar”, dem Herrscher, wurde der “Kaiser”. Die Römer waren geniale Baumeister, und so nahmen auch Wörter wie Mauer (von murus) oder Fenster (fenestra) Einzug in die germanische Sprache. Auch kulinarisch konnten sich die nordischen Stämme einiges abgucken, war ihr Gaumen doch eher an einfache Speisen gewöhnt. Die Köstlichkeiten, die die Römer mit in den Norden brachten, bescherten ihnen Kirschen (ceresia) oder Zwiebeln (cepulla) ebenso wie Käse (caseus) und Wein (vinum).

Die Römer selbst hatten ihrerseits viele Vokabeln bei den in Alltagskultur, Philosophie und Literatur hochentwickelten und eloquenten Griechen entlehnt. Und so wurden altgriechische Wörter über das Lateinische später oftmals auch ins Germanische bzw. Deutsche übernommen: etwa Kirche (kyriakón), Biologie (bios und logos) oder Gymnasium (gymnásion). 

Eine einheitliche Sprache der Germanen lag allerdings noch in weiter Ferne. Stattdessen sprachen die unterschiedlichen Stämme Fränkisch, Alemannisch oder Bairisch. Dazu kam Latein als Kirchen- und Verwaltungssprache und – um das Wirrwarr komplett zu machen – eine Mischform aller Sprachen.

Sprachenwirr zwischen Latein, Dialekt und Lehnwörtern

Im 13. Jahrhundert wurde das Bürgertum immer stärker und mit ihm Handel und Handwerk. Die engen Beziehungen zu italienischen Kaufleuten führten dazu, dass man im 15. und 16. Jahrhundert sehr viele Wörter aus dem Italienischen übernahm. Man ging in die Bank (banco: langer Tisch des Geldwechslers), deponierte dort sein Kapital (capitale) und hoffte, nie bankrott (banca rotta – zerbrochener Tisch des besagten Geldwechslers) zu gehen.

Deutsche Bibel und französische Sitten 

Auch zum Orient gab es enge Handelsbeziehungen. Wörter wie Kaffee, Alkohol oder Zucker stammen ursprünglich aus dem Arabischen. Im 16. Jahrhundert brachten Schiffe Waren aus dem gerade erst entdeckten Amerika mit – und so wurden indigene Wörter wie Schokolade (chocolatl) oder Tomate (tomatl) eingedeutscht. 

Den größten Einfluss auf die Entwicklung der deutschen Sprache hatte in dieser Zeit aber die Bibel-Übersetzung Martin Luthers ins Deutsche im Jahr 1522. Der Reformator bemühte sich, klar und verständlich zu schreiben: Er “schaute dem Volk aufs Maul”, wie er selbst sagte. Dank der Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg um 1450 fand seine Heilige Schrift große Verbreitung. Die Sprache der Wissenschaft allerdings blieb Latein, empfanden gebildete Kreise deutsche Mundarten doch als vulgär.

Nachdem Frankreich den Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) gewonnen und seine Vormachtstellung in Europa ausgebaut hatte, avancierte Französisch zur Umgangssprache der oberen Gesellschaftsschichten. Deutsch sprachen nur noch die einfachen Bürger, Handwerker und Bauern. Und auch sie benutzen oft französische Wörter, um gebildet zu erscheinen. Im Haus verlegte man im Parterre Parkett, die Garderobe war elegant, und der Kavalier bat die Dame seines Herzens um ein Rendezvous. 

Sprachpuristen befürchten Verfall der Sitten

Der Flut eingewanderter modischer Wörter stellten sich im 17. Jahrhundert die ersten Sprachpuristen entgegen. Am 24. August 1617 wurde in Weimar mit der “Fruchtbringenden Gesellschaft” die erste Sprachgesellschaft gegründet. Die Mitglieder waren der festen Überzeugung, ein Verfall der Sprache würde unweigerlich die einheimischen Sitten, Tugenden und Bräuche gefährden. 150 Jahre später verhalfen auch im Ausland verehrte Dichter wie Johann Wolfgang von Goethe oder Friedrich Schiller der deutschen Sprache dann zu neuer Blüte. Doch auch sie benutzen eingewanderte Wörter.

Die industrielle Revolution schließlich sorgte für ein ganz neues Kapitel an Wortschöpfungen. Der französische Begriff “industrie” bedeutete ursprünglich “Fleiß, Betriebsamkeit” und gewann jetzt eine ganz neue Bedeutung, der Motor leitet sich vom lateinischen Wort für “bewegen” ab. 

Eine neue Ära

Kapitalismuskritik von Karl Marx und Friedrich Engels folgte auf dem Fuß, inklusive Wörtern wie Kommunismus (von communis: gemeinsam), Proletariat (proletarius: Angehöriger der untersten Klasse) oder Sozialismus (socialis: gesellschaftlich). 

Wunsch nach einheitlicher Sprache

In deutschen Landen wuchs derweilen der Unmut, keinen geeinten Nationalstaat zu haben. Dann, so der Tenor, sollte es aber wenigstens endlich eine gemeinsame Sprache geben. In dieser Atmosphäre entstanden Anfang des 19. Jahrhunderts an den Universitäten die ersten Lehrstühle für Germanistik. Orientierung boten Sprachratgeber wie das Deutsche Wörterbuch der Gebrüder Grimm (1854) oder der Rechtschreib-Duden (1880).

Aufnahme von 1865, Männer stehen an einer Maschine

1871 wurde das Deutsche Reich gegründet. Eingewanderte Wörter fanden trotzdem noch ihren Platz. Als die Nationalsozialisten 1933 die Macht ergriffen, drehten sie das Rad zurück und vermieden Fremdwörter. Einige Begriffe wurden ideologisch stilisiert, vor allem das “Volk”. Das “Volksganze” hatte Vorrang vor allem, und jeder hatte dem “Volkswohl” zu dienen. Tat er es nicht, war er ein “Volksschädling”. In fast jedem Haus, jeder Wohnung stand ein Volksempfänger, und wer es sich leisten konnte, kaufte einen Volkswagen. 

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden 1949 die Bundesrepublik Deutschland und die Deutsche Demokratische Republik gegründet. Das schlug sich auch in der Sprache nieder: In der BRD bewunderte man den “American Way of Life”, eine Vielzahl von Anglizismen zog im Deutschen ein. Man arbeitete im Management, benutzte Make-up, hörte LPs und sah sich im Fernsehen Shows an. In der DDR hingegen machte man Urlaub in der “Datsche” (russisch: kleines Landhaus) und kopierte die ideologisch geprägten Begriffe des “Brudervolkes” Sowjetunion wie “Arbeiter-und-Bauern-Staat” oder “Antifaschistischer Schutzwall” (für die Berliner Mauer).

Auch in den folgenden Jahrzehnten spiegelten sich politische, gesellschaftliche und technische Entwicklungen in der Sprache wider: vom Mauerfall bis zum Recycling in Zeiten des Klimawandels. Und nicht zuletzt das Computerzeitalter hat den Deutschen im Alltagsleben zahlreiche Fachwörter beschert, die in den 1980ern noch undenkbar waren: vom Browser (to browse – blättern) über den Download bis hin zur E-Mail (elektronische Post). 

Wen also wieder einmal die Sorge um die deutsche Sprache umtreibt, der sollte sich klarmachen, dass sie seit Jahrtausenden in friedlicher Koexistenz mit den Wortimmigranten zusammenlebt, stellt das Duden-Buch klar. Kurzum: “Unsere alte Dame deutsche Sprache lebt also ganz nach dem Motto ‘Man lernt nie aus’ und beweist dabei stilsichere Haltung: Denn während sich der Wortschatz in einer sehr dynamischen Entwicklung befindet, beweist die Grammatik Stabilität und Beharrlichkeit und nimmt selbst kühne Neuschöpfungen unter ihre strukturierenden Fittiche.”

“Die außergewöhnliche Geschichte unserer Wörter”, Hrsg. Duden-Redaktion, 2022 

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