Kultur

Meine Wärmflasche und ich – eine kleine Geschichte des Nothelfers für kalte Tage

Draußen ist es eisig kalt, drinnen sind die Heizungen runtergedreht, um Gas zu sparen. Da greifen viele wieder zur guten alten Wärmflasche. Auch DW-Redakteurin Suzanne Cords kann sich ein Leben ohne nicht vorstellen.

Ich bin das, was man eine geborene Frostbeule nennt. Wenn andere noch im T-Shirt rumlaufen, habe ich längst einen dicken Winterpulli an. Meine Wärmflasche ist im Dauereinsatz, sobald die Temperatur unter 20 Grad fällt. Als ich mir kürzlich in der Drogerie ein neues Exemplar zulegen wollte, weil das alte doch sehr in die Jahre gekommen war, hing da nur noch ein Teil minderer Qualität mit gehäkeltem Katzenmotiv. Ich mag keine Katzen. 

Wärmflaschen hätten gerade Hochkonjunktur, erklärte mir die freundliche Verkäuferin. Sie hätten Nachschubprobleme. In Baden-Württemberg sitzt einer von Europas größten Wärmflaschenherstellern und freut sich über die wachsende Nachfrage. Schuld ist Putin, der Deutschland das Gas abgedreht hat. Seit Monaten wird davor gewarnt, dass wir im Kalten sitzen werden, wenn wir die Heizung nicht drosseln. Ich drossle – und kuschle mich an die Wärmflaschen. Plural: Ich besitze nämlich zwei: eine für die Füße und eine, die ich mal hier, mal dort platziere – je nachdem, wo ich gerade am meisten fröstle.

Ich bin das, was man eine geborene Frostbeule nennt. Wenn andere noch im T-Shirt rumlaufen, habe ich längst einen dicken Winterpulli an. Meine Wärmflasche ist im Dauereinsatz, sobald die Temperatur unter 20 Grad fällt. Als ich mir kürzlich in der Drogerie ein neues Exemplar zulegen wollte, weil das alte doch sehr in die Jahre gekommen war, hing da nur noch ein Teil minderer Qualität mit gehäkeltem Katzenmotiv. Ich mag keine Katzen. 

 

Männer sind Öfen, Frauen frieren

Mein Mann findet, dass ich übertreibe. Er hat gut reden. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Frauen schneller frieren als Männer. Wesentlich für das unterschiedliche Kälteempfinden ist der höhere Muskelanteil bei Männern – denn Muskeln produzieren Wärme, die sich im ganzen Körper verteilt. Bei Männern macht ihr Anteil etwa 40 Prozent des Körpers aus, bei Frauen hingegen lediglich etwa 25 Prozent. Männer tragen also gewissermaßen einen kleinen Ofen mit sich herum, der sie innerlich wärmt. Ich muss mich auf die Wärmflaschen verlassen. 

Und die verdanke ich ausgerechnet einem Reifenhersteller, der 1920 die ersten Exemplare aus rotem Gummi mit einem Drehschraubverschluss auf den Markt brachte. “Wenn dich ein Unbehagen quält / Und dir dein Wohlbefinden schmält, / So rat ich dir: Greif in die Tasche / und kauf dir eine Wärmeflasche. Und dann triff auch die rechte Wahl: die Wärmflasche Continental!”, pries die Werbung das Ding an.  

Auch die “Gummi-Zeitung”, das Fachblatt der Branche, fand lobende Worte: “Wer hat nicht schon beim Anblick des kalten Lakens vor seinem Bett gestanden wie ein Taucher vor einer eisigen Flut, in die er eintauchen muss? Aber man weiß ja, dass unter der abschreckenden Oberfläche eine geniale Mitternachtssonne liegt.”

Die Gummiflaschen wurden ein Riesenerfolg, denn es gab auch damals schon fröstelnde Frauen: 500.000 dieser Wärmespender wurden alljährlich hergestellt – bis Ende der 1990er-Jahre die Produktion wegen der Billigkonkurrenz aus Fernost eingestellt wurde. 

Schon vor dieser genialen Erfindung haben die Menschen nichts unversucht gelassen, sich gegen die Kälte zu wappnen. Man saß am offenen Feuer, am Kamin oder Ofen. Aber es gab auch transportable Wärmequellen: Bereits im 9. Jahrhundert nutzten Mönche Wärmekugeln und Wärmeäpfel aus Eisen, sogar aus Silber oder Gold. Sie waren mit glimmender Holzkohle oder erhitztem Ton gefüllt und sollten in den Kirchen die kalten Füße und die zum Gebet gefalteten Hände wärmen. 

Auch Steine kamen zum Einsatz. Man legte sie eine Zeit lang ins Feuer und nahm sie abends mit ins Bett, um die klammen Decken zu wärmen – und nicht nur dort: In Postkutschen, im Theater und am Schreibtisch waren sie ebenfalls beliebte Wärmespender. Man umwickelte sie mit Decken, um sich keine Verbrennungen zuzuziehen. Zu Unfällen kam es trotzdem.

Mitte des 16. Jahrhunderts kam dann die Zinnflasche auf den Markt. Sie wurde mit heißem Wasser gefüllt und mit einem Schraubverschluss zugedreht. Zwei Jahrhunderte später wurde der Zinn durch Kupfer ersetzt, das Wärme besser leitet. Allerdings konnten sich das nur reichere Haushalte leisten, war Kupfer doch alles andere als billig. In ärmeren Familien stellte die Hausfrau schon mal kurzerhand den Topf mit kochender Suppe ins Bett, um die Laken anzuwärmen.

Noch schicker waren die neuen Bettpfannen mit Deckel und Griff. Ihren Prototyp verdanken wir einem Kupferschmied namens Schulders. Er lebte in Paris, stammte aber aus dem feuchtkalten Deutschland. Am 11. November des Jahres 1808 meldete er seinen “Bettwärmer” zum Patent an, eine feuersichere Pfanne, zu füllen mit Holzkohle oder heißen Steinen. Sie wurde denn auch sofort vom “Frauenzimmer-Lexikon”, einem Buch mit Tipps für die Hausfrau, empfohlen und stand alsbald in vielen ausgekühlten Schlafzimmern bereit – zum Dienst an eiskalten Füßen und fröstelnden Gliedern. 

Abgelöst wurde die segensreiche Erfindung dann von der Wärmflasche, wie wir sie heute kennen: Sie ist weich und schmiegt sich problemlos an den frierenden Körper an. Es gibt sie in vielen Farben und Größen, mit Fleece-Bezug oder Kunstfell, als niedlichen Kuschelbären oder Katzenvieh – ja, ich habe das Exemplar dann doch gekauft.

Rund eine Stunde lang hält es seine Temperatur, danach kühlt es ab. Allerdings nicht bei mir: Meine Großmutter hat mir mal den Tipp gegeben, einen Löffel Salz hineinzugeben, dann bleibt die Wärmflasche länger warm. Und wenn mir dann doch zu kalt werden sollte, habe ich ja noch einen Ehemann, dem ich meine kalten Füße unterschieben kann. Der Winter kann kommen. 

Zwei Füße lugen aus einer Bettdecke hervor und liegen auf einer Wärmflasche.
Eine überdimensionale Wärmflasche mit Füßen steht vor einer Kirche.
Ein historischer Bettwärmer liegt unter einer Bettdecke.

Ich bin das, was man eine geborene Frostbeule nennt. Wenn andere noch im T-Shirt rumlaufen, habe ich längst einen dicken Winterpulli an. Meine Wärmflasche ist im Dauereinsatz, sobald die Temperatur unter 20 Grad fällt. Als ich mir kürzlich in der Drogerie ein neues Exemplar zulegen wollte, weil das alte doch sehr in die Jahre gekommen war, hing da nur noch ein Teil minderer Qualität mit gehäkeltem Katzenmotiv. Ich mag keine Katzen. 

Wärmflaschen hätten gerade Hochkonjunktur, erklärte mir die freundliche Verkäuferin. Sie hätten Nachschubprobleme. In Baden-Württemberg sitzt einer von Europas größten Wärmflaschenherstellern und freut sich über die wachsende Nachfrage. Schuld ist Putin, der Deutschland das Gas abgedreht hat. Seit Monaten wird davor gewarnt, dass wir im Kalten sitzen werden, wenn wir die Heizung nicht drosseln. Ich drossle – und kuschle mich an die Wärmflaschen. Plural: Ich besitze nämlich zwei: eine für die Füße und eine, die ich mal hier, mal dort platziere – je nachdem, wo ich gerade am meisten fröstle.

Männer sind Öfen, Frauen frieren

 

Mein Mann findet, dass ich übertreibe. Er hat gut reden. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Frauen schneller frieren als Männer. Wesentlich für das unterschiedliche Kälteempfinden ist der höhere Muskelanteil bei Männern – denn Muskeln produzieren Wärme, die sich im ganzen Körper verteilt. Bei Männern macht ihr Anteil etwa 40 Prozent des Körpers aus, bei Frauen hingegen lediglich etwa 25 Prozent. Männer tragen also gewissermaßen einen kleinen Ofen mit sich herum, der sie innerlich wärmt. Ich muss mich auf die Wärmflaschen verlassen. 

Und die verdanke ich ausgerechnet einem Reifenhersteller, der 1920 die ersten Exemplare aus rotem Gummi mit einem Drehschraubverschluss auf den Markt brachte. “Wenn dich ein Unbehagen quält / Und dir dein Wohlbefinden schmält, / So rat ich dir: Greif in die Tasche / und kauf dir eine Wärmeflasche. Und dann triff auch die rechte Wahl: die Wärmflasche Continental!”, pries die Werbung das Ding an.  

Auch die “Gummi-Zeitung”, das Fachblatt der Branche, fand lobende Worte: “Wer hat nicht schon beim Anblick des kalten Lakens vor seinem Bett gestanden wie ein Taucher vor einer eisigen Flut, in die er eintauchen muss? Aber man weiß ja, dass unter der abschreckenden Oberfläche eine geniale Mitternachtssonne liegt.”

Die erste Wärmflasche war rot

Die Gummiflaschen wurden ein Riesenerfolg, denn es gab auch damals schon fröstelnde Frauen: 500.000 dieser Wärmespender wurden alljährlich hergestellt – bis Ende der 1990er-Jahre die Produktion wegen der Billigkonkurrenz aus Fernost eingestellt wurde. 

Von Wärmekugeln, Zinnflaschen und Bettpfannen

Schon vor dieser genialen Erfindung haben die Menschen nichts unversucht gelassen, sich gegen die Kälte zu wappnen. Man saß am offenen Feuer, am Kamin oder Ofen. Aber es gab auch transportable Wärmequellen: Bereits im 9. Jahrhundert nutzten Mönche Wärmekugeln und Wärmeäpfel aus Eisen, sogar aus Silber oder Gold. Sie waren mit glimmender Holzkohle oder erhitztem Ton gefüllt und sollten in den Kirchen die kalten Füße und die zum Gebet gefalteten Hände wärmen. 

Auch Steine kamen zum Einsatz. Man legte sie eine Zeit lang ins Feuer und nahm sie abends mit ins Bett, um die klammen Decken zu wärmen – und nicht nur dort: In Postkutschen, im Theater und am Schreibtisch waren sie ebenfalls beliebte Wärmespender. Man umwickelte sie mit Decken, um sich keine Verbrennungen zuzuziehen. Zu Unfällen kam es trotzdem.

Mitte des 16. Jahrhunderts kam dann die Zinnflasche auf den Markt. Sie wurde mit heißem Wasser gefüllt und mit einem Schraubverschluss zugedreht. Zwei Jahrhunderte später wurde der Zinn durch Kupfer ersetzt, das Wärme besser leitet. Allerdings konnten sich das nur reichere Haushalte leisten, war Kupfer doch alles andere als billig. In ärmeren Familien stellte die Hausfrau schon mal kurzerhand den Topf mit kochender Suppe ins Bett, um die Laken anzuwärmen.

Gewappnet für den Winter

Noch schicker waren die neuen Bettpfannen mit Deckel und Griff. Ihren Prototyp verdanken wir einem Kupferschmied namens Schulders. Er lebte in Paris, stammte aber aus dem feuchtkalten Deutschland. Am 11. November des Jahres 1808 meldete er seinen “Bettwärmer” zum Patent an, eine feuersichere Pfanne, zu füllen mit Holzkohle oder heißen Steinen. Sie wurde denn auch sofort vom “Frauenzimmer-Lexikon”, einem Buch mit Tipps für die Hausfrau, empfohlen und stand alsbald in vielen ausgekühlten Schlafzimmern bereit – zum Dienst an eiskalten Füßen und fröstelnden Gliedern. 

Abgelöst wurde die segensreiche Erfindung dann von der Wärmflasche, wie wir sie heute kennen: Sie ist weich und schmiegt sich problemlos an den frierenden Körper an. Es gibt sie in vielen Farben und Größen, mit Fleece-Bezug oder Kunstfell, als niedlichen Kuschelbären oder Katzenvieh – ja, ich habe das Exemplar dann doch gekauft.

Rund eine Stunde lang hält es seine Temperatur, danach kühlt es ab. Allerdings nicht bei mir: Meine Großmutter hat mir mal den Tipp gegeben, einen Löffel Salz hineinzugeben, dann bleibt die Wärmflasche länger warm. Und wenn mir dann doch zu kalt werden sollte, habe ich ja noch einen Ehemann, dem ich meine kalten Füße unterschieben kann. Der Winter kann kommen. 

Eine Bettflasche aus Kupfer liegt auf dem Bettzeug

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