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Meinung: Olympia bitte ohne Russland

Der Sportboykott bröckelt. Das Internationale Olympische Komitee will Wettkämpfe und damit auch Olympia wieder für Aktive aus Russland und Belarus öffnen. Ein falsches Signal, meint DW-Redakteur Jens Krepela.

Der Sport soll zusammenführen, statt zu trennen. Mit diesem hehren Gedanken begründet das Internationale Olympische Komitee seine Haltung, auch Athletinnen und Athleten aus Russland und Belarus unter neutraler Flagge wieder zu internationalen Wettbewerben zuzulassen. Es ist kein Geheimnis, dass es dabei vor allem um die Olympischen Spiele 2024 in Paris geht, für die in den nächsten Monaten die Qualifikationswettbewerbe beginnen.

Die Ukraine reagiert auf diese Diskussion erwartbar harsch. Präsident Wolodymyr Selensky sagte, erst wenn Krieg und Terror von Seiten Russland gestoppt würden, könne man über diese Idee reden. Ex-Olympiasieger Wladimir Klitschko forderte, den Ausschluss beizubehalten.

Trotz Verbots tragen Sportler des neutrale Teams, des russischen Olympischen Komitees die Farben Russlands deutlich sichtbar bei der Schlussfeier der Winterspiele in Peking 2022

Der Sport soll zusammenführen, statt zu trennen. Mit diesem hehren Gedanken begründet das Internationale Olympische Komitee seine Haltung, auch Athletinnen und Athleten aus Russland und Belarus unter neutraler Flagge wieder zu internationalen Wettbewerben zuzulassen. Es ist kein Geheimnis, dass es dabei vor allem um die Olympischen Spiele 2024 in Paris geht, für die in den nächsten Monaten die Qualifikationswettbewerbe beginnen.

Dessen ungeachtet “spüre” IOC-Präsident Thomas Bach für diese Überlegungen “eine weltweite, riesengroße Mehrheit.” Und tatsächlich gibt es auch aus dem kritischen Westen Stimmen, die diese Offenheit begrüßen. “Nachvollziehbar” findet den Schritt etwa Andreas Michelmann, der Präsident des Deutschen Handballbunds. Eine Sprecherin des nationalen Olympische Komitees der USA signalisierte im Wall Street Journal schon Anfang Dezember vorsichtige Zustimmung.

Wundern über das IOC

Bitte was? Während zu Hause Bomben auf Freunde und Familie fallen, treffen ukrainische Sportler also unter den olympischen Ringen direkt auf Konkurrenten aus Russland – in “friedlichem Wettkampf”, wie es das IOC so gerne propagiert? Ein unzumutbares Szenario, auf das es jedoch am Ende hinausläuft, allen Einschränkungen zum Trotz. So müssten Athletinnen und Athleten aus Belarus und Russland weiterhin unter neutraler Flagge starten. Dass dies eher Augenwischerei denn wirksame Sanktion ist, zeigt ein kurzer Blick auf die Winterspiele in Peking.Trotz Verbots waren bei der Schlussfeier russische Nationalfarben deutlich zu sehen.

Direkt nach den Spielen ließen sich etliche Sportler aus dem russischen Team für Präsident Putins Kriegspropaganda einspannen. Sport und Staat sind dort eben seit jeher enger als anderswo verbunden. Das ist spätestens seit dem Skandal um Moskaus Staatsdoping offenbar. Im Übrigen ein weiterer Punkt, der zeigt, wie ernst man es in Russland mit den olympischen Werten nimmt. Der weitgehende Ausschluss von internationalen Wettkämpfen ist deswegen hart aber richtig.

Nimmt man den Einzelnen in den Blick, wird das Bild differenzierter. Wie das IOC argumentiert auch DHB-Chef Michelmann: Man könne nicht “die Sportler für die Politik ihres Landes verantwortlich machen.” In der Theorie ist das richtig, jedoch entpuppt sich das als unlösbares Problem in der Praxis. 

Als es darum ging, russische Aktive nach der Dopingaffäre wieder starten zu lassen, konnte sich das IOC immerhin auf harte Fakten wie nachprüfbare Tests und Laborwerte berufen. Eine solche Auswahl könnte nun nicht getroffen werden. 

Schließlich gibt es unter den Sportlern nachweislich einige, die Putin unterstützen, obwohl sie seit Jahren im Ausland leben – wie etwa NHL-Star Alexander Owetschkin. Ebenso gibt es kritische Geister, die sich  vorsichtig gegen den Krieg aussprechen – so wie Tennisstar Alexander Rublev. Die bestehende Kollektivstrafe trifft alle und ist dementsprechend heikel. Dennoch ist sie richtig – denn unabhängig von der politischen Haltung des Einzelnen: etwaige sportliche Erfolge würde der Kreml zu Propagandazwecken nutzen und seine Position im Krieg damit stärken.

Es muss klar sein: Sport ist immer Bühne. Erst vor einigen Tagen standen sich bei den Australian Open eine Ukrainerin und eine “neutrale” Athletin aus Russland gegenüber. Auf den Rängen jubelten Zuschauer mit russischen Fahnen und Putin-Porträt und bekamen weltweite Aufmerksamkeit. Der Veranstalter sah sich danach gezwungen, die russische Flagge zu verbieten – und damit den Putin-Befürwortern die öffentliche Bühne schnellstmöglich zu nehmen. 

Mit gewichtiger Miene führt IOC-Präsident Bach in der Kontroverse schließlich noch die Menschenrechte ins Feld. Sonderberichterstatter beim UN-Menschenrechtsrat hätten Bedenken geäußert, so seine Argumentation. Ein Ausschluss “wegen eines Passes oder des Geburtsorts” verstoße gegen das Diskriminierungsverbot. Kann man eine solche Diskriminierung eines russischen Sportlers mit den Folgen russischer Angriffen auf die ukrainische Zivilbevölkerung vergleichen? 

Das Leid ist dann doch sehr ungleich verteilt. Die Sperre gegen den Einzelnen aufgrund seiner Herkunft ist unfair, keine Frage. Sie sollte auch so bald als möglich enden. Jetzt ist dafür jedoch (noch) der völlig falsche Zeitpunkt.

Trotz Verbots tragen Sportler des neutrale Teams, des russischen Olympischen Komitees die Farben Russlands deutlich sichtbar bei der Schlussfeier der Winterspiele in Peking 2022

Der Sport soll zusammenführen, statt zu trennen. Mit diesem hehren Gedanken begründet das Internationale Olympische Komitee seine Haltung, auch Athletinnen und Athleten aus Russland und Belarus unter neutraler Flagge wieder zu internationalen Wettbewerben zuzulassen. Es ist kein Geheimnis, dass es dabei vor allem um die Olympischen Spiele 2024 in Paris geht, für die in den nächsten Monaten die Qualifikationswettbewerbe beginnen.

Die Ukraine reagiert auf diese Diskussion erwartbar harsch. Präsident Wolodymyr Selensky sagte, erst wenn Krieg und Terror von Seiten Russland gestoppt würden, könne man über diese Idee reden. Ex-Olympiasieger Wladimir Klitschko forderte, den Ausschluss beizubehalten.

Wundern über das IOC

Dessen ungeachtet “spüre” IOC-Präsident Thomas Bach für diese Überlegungen “eine weltweite, riesengroße Mehrheit.” Und tatsächlich gibt es auch aus dem kritischen Westen Stimmen, die diese Offenheit begrüßen. “Nachvollziehbar” findet den Schritt etwa Andreas Michelmann, der Präsident des Deutschen Handballbunds. Eine Sprecherin des nationalen Olympische Komitees der USA signalisierte im Wall Street Journal schon Anfang Dezember vorsichtige Zustimmung.

Bitte was? Während zu Hause Bomben auf Freunde und Familie fallen, treffen ukrainische Sportler also unter den olympischen Ringen direkt auf Konkurrenten aus Russland – in “friedlichem Wettkampf”, wie es das IOC so gerne propagiert? Ein unzumutbares Szenario, auf das es jedoch am Ende hinausläuft, allen Einschränkungen zum Trotz. So müssten Athletinnen und Athleten aus Belarus und Russland weiterhin unter neutraler Flagge starten. Dass dies eher Augenwischerei denn wirksame Sanktion ist, zeigt ein kurzer Blick auf die Winterspiele in Peking.Trotz Verbots waren bei der Schlussfeier russische Nationalfarben deutlich zu sehen.

Direkt nach den Spielen ließen sich etliche Sportler aus dem russischen Team für Präsident Putins Kriegspropaganda einspannen. Sport und Staat sind dort eben seit jeher enger als anderswo verbunden. Das ist spätestens seit dem Skandal um Moskaus Staatsdoping offenbar. Im Übrigen ein weiterer Punkt, der zeigt, wie ernst man es in Russland mit den olympischen Werten nimmt. Der weitgehende Ausschluss von internationalen Wettkämpfen ist deswegen hart aber richtig.

Nimmt man den Einzelnen in den Blick, wird das Bild differenzierter. Wie das IOC argumentiert auch DHB-Chef Michelmann: Man könne nicht “die Sportler für die Politik ihres Landes verantwortlich machen.” In der Theorie ist das richtig, jedoch entpuppt sich das als unlösbares Problem in der Praxis. 

Sport und Politik am liebsten trennen

Als es darum ging, russische Aktive nach der Dopingaffäre wieder starten zu lassen, konnte sich das IOC immerhin auf harte Fakten wie nachprüfbare Tests und Laborwerte berufen. Eine solche Auswahl könnte nun nicht getroffen werden. 

Vorwurf der Diskriminierung

Schließlich gibt es unter den Sportlern nachweislich einige, die Putin unterstützen, obwohl sie seit Jahren im Ausland leben – wie etwa NHL-Star Alexander Owetschkin. Ebenso gibt es kritische Geister, die sich  vorsichtig gegen den Krieg aussprechen – so wie Tennisstar Alexander Rublev. Die bestehende Kollektivstrafe trifft alle und ist dementsprechend heikel. Dennoch ist sie richtig – denn unabhängig von der politischen Haltung des Einzelnen: etwaige sportliche Erfolge würde der Kreml zu Propagandazwecken nutzen und seine Position im Krieg damit stärken.

Es muss klar sein: Sport ist immer Bühne. Erst vor einigen Tagen standen sich bei den Australian Open eine Ukrainerin und eine “neutrale” Athletin aus Russland gegenüber. Auf den Rängen jubelten Zuschauer mit russischen Fahnen und Putin-Porträt und bekamen weltweite Aufmerksamkeit. Der Veranstalter sah sich danach gezwungen, die russische Flagge zu verbieten – und damit den Putin-Befürwortern die öffentliche Bühne schnellstmöglich zu nehmen. 

Mit gewichtiger Miene führt IOC-Präsident Bach in der Kontroverse schließlich noch die Menschenrechte ins Feld. Sonderberichterstatter beim UN-Menschenrechtsrat hätten Bedenken geäußert, so seine Argumentation. Ein Ausschluss “wegen eines Passes oder des Geburtsorts” verstoße gegen das Diskriminierungsverbot. Kann man eine solche Diskriminierung eines russischen Sportlers mit den Folgen russischer Angriffen auf die ukrainische Zivilbevölkerung vergleichen? 

Das Leid ist dann doch sehr ungleich verteilt. Die Sperre gegen den Einzelnen aufgrund seiner Herkunft ist unfair, keine Frage. Sie sollte auch so bald als möglich enden. Jetzt ist dafür jedoch (noch) der völlig falsche Zeitpunkt.

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