Kultur

Welche Auswirkungen hat der Brexit auf den britischen Tourismus?

Vor drei Jahren, am 31. Januar 2020, verließ Großbritannien die EU – eine Kehrtwende für viele Branchen, auch für den Tourismus. Was hat sich für Touristen geändert und wie hat sich die Branche seitdem entwickelt?

Am 23. Juni 2016 entschied eine knappe Mehrheit der britischen Wähler, Großbritannien solle aus der Europäischen Union ausscheiden. Und so kam es auch dreieinhalb Jahre später: am 31. Januar 2020 wurde der “Brexit” vollzogen. Die Folgen sind immens und wirken sich auf viele Bereiche aus wie Einwanderung, Handel und Tourismus. Langfristige Einschnitte werden wohl erst in den kommenden Jahren deutlich.

Für EU-Bürger ist seit dem Brexit die Einreise nach Großbritannien komplizierter geworden – auch, wer nur Urlaub machen möchte. Während vorher jeder mit einem EU-Personalausweis einreisen konnte, ist dies seit dem 1. Oktober 2021 nur noch mit einem Reisepass möglich. Den haben aber nicht alle – Schätzungen zufolge nur zwei von drei EU-Bürgern.

Am 23. Juni 2016 entschied eine knappe Mehrheit der britischen Wähler, Großbritannien solle aus der Europäischen Union ausscheiden. Und so kam es auch dreieinhalb Jahre später: am 31. Januar 2020 wurde der “Brexit” vollzogen. Die Folgen sind immens und wirken sich auf viele Bereiche aus wie Einwanderung, Handel und Tourismus. Langfristige Einschnitte werden wohl erst in den kommenden Jahren deutlich.

Wie Bericht von VisitBritain aus dem November vergangenen Jahres zeigt, lag die Gesamtzahl der Besucher im Jahr 2022 um etwa ein Drittel unter dem Niveau von 2019 – dem Jahr vor der Pandemie, die einen Großteil des weltweiten Reise- und Tourismusgeschehens lahmlegte. Ein beträchtlicher Rückgang. Fairerweise muss man zugestehen, dass Brexit und die Corona-Pandemie gleichzeitig gewirkt haben. Im Nachhinein ist es schwer zu rekonstruieren, welches Ereignis die größeren Einschnitte verursachte.

Besucherzahlen rückläufig

Fest steht: Die Pandemie ist vorbei, der Brexit nicht. Im Detail zeigen die Zahlen von VisitBritain, dass acht Millionen Menschen Großbritannien zwischen April und Juni 2022 besuchten. Darunter waren fast fünf Millionen EU-Bürger. Diese Größenordnungen liegen nicht allzu weit entfernt von denen für den gleichen Zeitraum im Jahr 2019. Das nährt die Hoffnung, die Post-Brexit-Reisebestimmungen könnten von den EU-Bürgern akzeptiert werden.

Der Brexit macht sich an anderer Stelle negativ bemerkbar. Einige europäische Reiseveranstalter, die sich auf Reisen nach Großbritannien spezialisiert haben, kämpfen mit den steigenden Kosten im britischen Gastgewerbe. 

Ein deutscher Unternehmer, der im Interesse seines Geschäfts anonym bleiben möchte, erläutert der DW, in welchem Maße er seine Preise erhöhen musste. Seit Mitte der 1990er Jahre organisiert er maßgeschneiderte Schottlandreisen für wohlhabende deutsche, österreichische und schweizerische Reisende. Eine zehntägige Reise für zwei Personen hätte vor vier oder fünf Jahren zwischen 6000 und 8000 Euro gekostet, erzählt er, heute müsse er das Doppelte verlangen. “Es sind identische Touren, aber wir verdienen keinen einzigen Cent mehr”, beklagt er und fügt hinzu: “Die britischen Hotels haben ihre Preise verdoppelt, sogar verdreifacht, und alles ist teurer geworden.”

Forscher der London School of Economics and Political Science haben ermittelt, dass der Brexit zu mehr bürokratischen Hürden bei Geschäften mit anderen europäischen Ländern geführt hat. Das wiederum befeuert Großbritanniens rasante Inflation, die auch die Kosten für Dienstleistungen im Gastgewerbe und touristische Angebote in die Höhe treibt – obwohl natürlich auch andere Faktoren wie steigende Energiekosten eine Rolle spielen. Ende 2022 erreichte die britische Inflation ein 40-Jahres-Hoch.

Das britische Gastgewerbe war in der Vergangenheit stark auf Niedriglohn-Arbeitskräfte aus EU-Ländern angewiesen. Doch diese Zeiten sind lange vorbei. Zahlen der Migration Observatory (Beobachtungsstelle für Migration) der Universität Oxford zeigen, dass die Zahl der EU-Beschäftigten im britischen Gastgewerbe bereits zwischen Juni 2019 und Juni 2021 um 25 Prozent zurückgegangen ist. 

Diese Probleme wurden durch den Brexit noch verschärft. Pandemiebedingte Schließungen veranlassten viele Servicekräfte, Küchenpersonal und Hotelangestellte, sich nach Jobs in anderen Branchen umzusehen oder zwangen sie sogar zur Rückkehr in ihre EU-Heimatländer. Betriebe, die früher italienisches, spanisches und griechisches Personal beschäftigten, können nun nicht mehr so leicht auf den EU-Arbeitsmarkt zugreifen. Die neuen Einwanderungsregeln nach dem Brexit erschweren gering qualifizierten EU-Bürgern den Zugang zum britischen Arbeitsmarkt erheblich.

Medienberichte über Personalengpässe im Gastgewerbe sind überall zu lesen. Auch die New York Times meldete, Londoner Restaurants müssten ihre Öffnungszeiten aufgrund von Personalengpässen verkürzen. 11 Prozent unbesetzte Stellen gäbe es in dieser Branche.

Joss Croft, Leiter von UKinbound, dem britischen Tourismusverband, sagt, er sei zwar zuversichtlich, dass Großbritannien ein beliebtes Reiseziel bleibe. Aber er würde zwischen Großbritannien und den EU-Staaten ein Arbeits- und Reiseabkommen nach dem australischen Modell begrüßen, das Menschen unter 30 Jahren mit seinem Working Holiday Visum erlaubt, während ihres Urlaubs zu arbeiten. Dies könnte eine neue Quelle von Arbeitskräften für das angeschlagene Gastgewerbe erschließen und gleichzeitig eine Gelegenheit zum kulturellen Austausch bieten. “Menschen, die in ihrer Jugend gern hierherkommen, setzen das auch später fort und sind eher dazu bereit, im Vereinigten Königreich zu investieren und Geschäfte zu machen”.

Insgesamt äußert sich Croft optimistisch zur Zukunft Großbritanniens als Reiseziel. Die Krönung von König Charles III. am 6. Mai und der Eurovision Song Contest in Liverpool am 13. Mai würden “Großbritannien wieder stärker ins Bewusstsein der Menschen bringen und somit auch das Interesse am Land steigern”.

Englische Pfund und finnischer Pass
Westminster Palace mit Big Ben in London
Touristen vor einer Burg in Edinburgh

Am 23. Juni 2016 entschied eine knappe Mehrheit der britischen Wähler, Großbritannien solle aus der Europäischen Union ausscheiden. Und so kam es auch dreieinhalb Jahre später: am 31. Januar 2020 wurde der “Brexit” vollzogen. Die Folgen sind immens und wirken sich auf viele Bereiche aus wie Einwanderung, Handel und Tourismus. Langfristige Einschnitte werden wohl erst in den kommenden Jahren deutlich.

Für EU-Bürger ist seit dem Brexit die Einreise nach Großbritannien komplizierter geworden – auch, wer nur Urlaub machen möchte. Während vorher jeder mit einem EU-Personalausweis einreisen konnte, ist dies seit dem 1. Oktober 2021 nur noch mit einem Reisepass möglich. Den haben aber nicht alle – Schätzungen zufolge nur zwei von drei EU-Bürgern.

Besucherzahlen rückläufig

Wie Bericht von VisitBritain aus dem November vergangenen Jahres zeigt, lag die Gesamtzahl der Besucher im Jahr 2022 um etwa ein Drittel unter dem Niveau von 2019 – dem Jahr vor der Pandemie, die einen Großteil des weltweiten Reise- und Tourismusgeschehens lahmlegte. Ein beträchtlicher Rückgang. Fairerweise muss man zugestehen, dass Brexit und die Corona-Pandemie gleichzeitig gewirkt haben. Im Nachhinein ist es schwer zu rekonstruieren, welches Ereignis die größeren Einschnitte verursachte.

Fest steht: Die Pandemie ist vorbei, der Brexit nicht. Im Detail zeigen die Zahlen von VisitBritain, dass acht Millionen Menschen Großbritannien zwischen April und Juni 2022 besuchten. Darunter waren fast fünf Millionen EU-Bürger. Diese Größenordnungen liegen nicht allzu weit entfernt von denen für den gleichen Zeitraum im Jahr 2019. Das nährt die Hoffnung, die Post-Brexit-Reisebestimmungen könnten von den EU-Bürgern akzeptiert werden.

Der Brexit macht sich an anderer Stelle negativ bemerkbar. Einige europäische Reiseveranstalter, die sich auf Reisen nach Großbritannien spezialisiert haben, kämpfen mit den steigenden Kosten im britischen Gastgewerbe. 

Ein deutscher Unternehmer, der im Interesse seines Geschäfts anonym bleiben möchte, erläutert der DW, in welchem Maße er seine Preise erhöhen musste. Seit Mitte der 1990er Jahre organisiert er maßgeschneiderte Schottlandreisen für wohlhabende deutsche, österreichische und schweizerische Reisende. Eine zehntägige Reise für zwei Personen hätte vor vier oder fünf Jahren zwischen 6000 und 8000 Euro gekostet, erzählt er, heute müsse er das Doppelte verlangen. “Es sind identische Touren, aber wir verdienen keinen einzigen Cent mehr”, beklagt er und fügt hinzu: “Die britischen Hotels haben ihre Preise verdoppelt, sogar verdreifacht, und alles ist teurer geworden.”

Steigende Kosten könnten Touristen abschrecken

Forscher der London School of Economics and Political Science haben ermittelt, dass der Brexit zu mehr bürokratischen Hürden bei Geschäften mit anderen europäischen Ländern geführt hat. Das wiederum befeuert Großbritanniens rasante Inflation, die auch die Kosten für Dienstleistungen im Gastgewerbe und touristische Angebote in die Höhe treibt – obwohl natürlich auch andere Faktoren wie steigende Energiekosten eine Rolle spielen. Ende 2022 erreichte die britische Inflation ein 40-Jahres-Hoch.

Der Brexit verschärft den Personalmangel in Hotels, Bars und Restaurants

Das britische Gastgewerbe war in der Vergangenheit stark auf Niedriglohn-Arbeitskräfte aus EU-Ländern angewiesen. Doch diese Zeiten sind lange vorbei. Zahlen der Migration Observatory (Beobachtungsstelle für Migration) der Universität Oxford zeigen, dass die Zahl der EU-Beschäftigten im britischen Gastgewerbe bereits zwischen Juni 2019 und Juni 2021 um 25 Prozent zurückgegangen ist. 

Diese Probleme wurden durch den Brexit noch verschärft. Pandemiebedingte Schließungen veranlassten viele Servicekräfte, Küchenpersonal und Hotelangestellte, sich nach Jobs in anderen Branchen umzusehen oder zwangen sie sogar zur Rückkehr in ihre EU-Heimatländer. Betriebe, die früher italienisches, spanisches und griechisches Personal beschäftigten, können nun nicht mehr so leicht auf den EU-Arbeitsmarkt zugreifen. Die neuen Einwanderungsregeln nach dem Brexit erschweren gering qualifizierten EU-Bürgern den Zugang zum britischen Arbeitsmarkt erheblich.

Medienberichte über Personalengpässe im Gastgewerbe sind überall zu lesen. Auch die New York Times meldete, Londoner Restaurants müssten ihre Öffnungszeiten aufgrund von Personalengpässen verkürzen. 11 Prozent unbesetzte Stellen gäbe es in dieser Branche.

Was sagt die britische Tourismusbranche dazu?

Joss Croft, Leiter von UKinbound, dem britischen Tourismusverband, sagt, er sei zwar zuversichtlich, dass Großbritannien ein beliebtes Reiseziel bleibe. Aber er würde zwischen Großbritannien und den EU-Staaten ein Arbeits- und Reiseabkommen nach dem australischen Modell begrüßen, das Menschen unter 30 Jahren mit seinem Working Holiday Visum erlaubt, während ihres Urlaubs zu arbeiten. Dies könnte eine neue Quelle von Arbeitskräften für das angeschlagene Gastgewerbe erschließen und gleichzeitig eine Gelegenheit zum kulturellen Austausch bieten. “Menschen, die in ihrer Jugend gern hierherkommen, setzen das auch später fort und sind eher dazu bereit, im Vereinigten Königreich zu investieren und Geschäfte zu machen”.

Insgesamt äußert sich Croft optimistisch zur Zukunft Großbritanniens als Reiseziel. Die Krönung von König Charles III. am 6. Mai und der Eurovision Song Contest in Liverpool am 13. Mai würden “Großbritannien wieder stärker ins Bewusstsein der Menschen bringen und somit auch das Interesse am Land steigern”.

Eine Kellnerin deckt einen Tisch in einem Restaurant, London

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