Uncategorized

Ukraine aktuell: Neue US-Waffen im Gespräch

US-Präsident Joe Biden will mit Wolodymyr Selenskyj über neue Waffenlieferungen sprechen. Dieser hat einen EU-Beitritt seines Landes weiter im Blick. Russland vermeldet Geländegewinne im Donbass. Ein Überblick.

 

Zwischen Kiew und Washington deuten sich weitere Waffenlieferungen zur Unterstützung der von Russland angegriffenen Ukraine an. US-Präsident Joe Biden kündigte Gespräche mit seinem ukrainischen Kollegen Wolodymyr Selenskyj an. “Wir werden sprechen”, sagte Biden, der tags zuvor die Frage nach F-16-Kampfjets für die Ukraine einsilbig mit “Nein” beantwortet hatte.

 

Derweil berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf US-Insider über ein geplantes neues milliardenschweres Hilfspaket. Das 2,2 Milliarden Dollar umfassende Paket soll demnach erstmals auch Raketen mit längerer Reichweite enthalten. Außerdem ist die Rede von weiterer Munition und Waffen.

Das Wichtigste in Kürze:

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj will sein Land weiter in Richtung EU führen. In seiner abendlichen Videoansprache sagte Selenskyj, er erhoffe sich “Neuigkeiten” von dem anstehenden Treffen mit EU-Vertretern am kommenden Freitag. Es wird erwartet, dass Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Ratspräsident Charles Michel dazu nach Kiew reisen. “Wir erwarten Entscheidungen unserer Partner in der Europäischen Union, die (…) unserem Fortschritt entsprechen”, sagte Selenskyj. “Fortschritt, der offensichtlich da ist – und das sogar trotz des großflächigen Kriegs.” In Kiew werde an Reformen gearbeitet.

Im Juni kürte die EU die Ukraine offiziell zum Beitrittskandidaten. Allerdings gibt es einen weitreichenden Kriterienkatalog, den jedes Land erst einmal erfüllen muss. In der Ukraine ist insbesondere die Korruptionsbekämpfung ein Thema. Hierbei kündigte Selenskyj weiteres Durchgreifen an: “Entscheidungen werden getroffen werden”, sagte Selenskyj. “Und diejenigen im System, die die zentralen Forderungen des Staates und der Gesellschaft nicht erfüllen, sollten sich nicht auf ihren Posten ausruhen.” Erst kürzlich hatte Selenskyj unter anderem zwei unter Korruptionsverdacht stehende Vize-Minister entlassen.

Litauen hat die anderen EU-Staaten aufgefordert, Russlands Botschafter aus ihren Hauptstädten auszuweisen. Außenminister Gabrielius Landsbergis sagte in der Hauptstadt des Nachbarlandes Lettland Riga, die Vertretungen Russlands seien “in den meisten Fällen” keine “diplomatische Institution mehr, sondern eine Propaganda-Institution, die Kriegsverbrechen vertuscht und im Allgemeinen Pläne für einen Völkermord vorantreibt”. Es habe “keinen Sinn, einen Botschafter Russlands in einer europäischen Hauptstadt zu haben”.

Litauen hatte im April 2022 nach Bekanntwerden des Massakers an ukrainischen Zivilisten in der Stadt Butscha den russischen Botschafter aus Vilnius ausgewiesen. Die beiden anderen baltischen Staaten Estland und Lettland haben kürzlich ihrereseits die russischen Botschafter aus Tallinn und Riga ausgewiesen.

Innerhalb der EU gehören die drei baltischen Staaten zu den lautesten Verfechtern eines rigiden Kurses gegenüber Russland. Die Solidarität mit der Ukraine ist im Baltikum groß – wohl auch, weil diese genau wie die baltischen Staaten gegen ihren Willen der Sowjetunion zugeschlagen wurde. Insbesondere in Litauen ist mit Blick auf die sowjetische Zeit häufig von “Besatzung” die Rede.

Russland hat unbestätigten eigenen Darstellungen zufolge das Dorf Blahodatne in der Region Donezk eingenommen. Sowohl das Verteidigungsministerium als auch die Söldnergruppe Wagner sprachen davon, den gesamten Ort zu kontrollieren. Ein Vorstoß von Soldaten oder Söldnern wurde nicht unabhängig bestätigt.

Das russische Verteidigungsministerium kündigte überdies an, einen gepanzerten Zug für technische Aufklärung und Minenräumung in die Region zu entsenden. Der Zug könne auch Militärziele in der Luft und am Boden zerstören. Es handle sich um einen “bis an die Zähne bewaffneten Zug”, die Soldaten hätten einfache Schusswaffen genau wie großkalibrige Waffen.

Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu wäre möglicherweise bereit, zwischen den Kriegsparteien zu vermitteln. “Wenn alle relevanten Parteien mich fragen, dann denke ich sicher darüber nach, aber ich dränge mich nicht hinein”, sagte Netanjahu in einem Interview des US-Senders CNN. Dies müsse “zur richtigen Zeit und unter den richtigen Umständen geschehen”. Neben Russland und der Ukraine müssten auch die USA ihn zuvor fragen.

Netanjahu sagte, er sei kurz nach Beginn der russischen Invasion schon einmal gefragt worden. Damals war Netanjahu Oppositionsführer in der Knesset. Er habe daher abgesagt. Im März 2022 traf der damalige israelische Premier Naftali Bennett auf ukrainische Bitte hin Russlands Präsident Wladimir Putin, konnte jedoch keine Friedenslösung aushandeln.

Das US-Verteidigungsministerium hat Russland vorgeworfen, die Abmachungen des letzten gültigen Atomwaffen-Kontrollvertrags zwischen den beiden Nuklearmächten zu verletzen. Moskau habe Inspektionen ausgesetzt und geplante Rüstungskontrollgespräche abgesagt. Washington beschuldigt Moskau hingegen nicht, die Zahl der Atomsprengköpfe unzulässig erhöht zu haben. Im “New Start”-Vertrag versichern beide Atommächte einander, nicht mehr als je 1550 Atomsprengköpfe auf Lager zu halten.

Inmitten des Ukraine-Krieges hatte Russland im vergangenen November geplante Rüstungskontrollgespräche mit den USA abgesagt und mit einer “Feindseligkeit” Washingtons begründet. Die Staatspräsidenten Joe Biden und Wladimir Putin hatten sich im Februar 2021 auf eine Verlängerung des Abkommens bis 2026 geeinigt.

ehl/mak (dpa, afp, ap, rtr)

 

Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus den Kampfgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen in Kiew
Lettland, Riga | litauischer Außenminister Gabrielius Landsbergis
Russland, Plesetsk | Test einer ballistischen Interkontinentalrakete

 

Zwischen Kiew und Washington deuten sich weitere Waffenlieferungen zur Unterstützung der von Russland angegriffenen Ukraine an. US-Präsident Joe Biden kündigte Gespräche mit seinem ukrainischen Kollegen Wolodymyr Selenskyj an. “Wir werden sprechen”, sagte Biden, der tags zuvor die Frage nach F-16-Kampfjets für die Ukraine einsilbig mit “Nein” beantwortet hatte.

Das Wichtigste in Kürze:

Derweil berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf US-Insider über ein geplantes neues milliardenschweres Hilfspaket. Das 2,2 Milliarden Dollar umfassende Paket soll demnach erstmals auch Raketen mit längerer Reichweite enthalten. Außerdem ist die Rede von weiterer Munition und Waffen.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj will sein Land weiter in Richtung EU führen. In seiner abendlichen Videoansprache sagte Selenskyj, er erhoffe sich “Neuigkeiten” von dem anstehenden Treffen mit EU-Vertretern am kommenden Freitag. Es wird erwartet, dass Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Ratspräsident Charles Michel dazu nach Kiew reisen. “Wir erwarten Entscheidungen unserer Partner in der Europäischen Union, die (…) unserem Fortschritt entsprechen”, sagte Selenskyj. “Fortschritt, der offensichtlich da ist – und das sogar trotz des großflächigen Kriegs.” In Kiew werde an Reformen gearbeitet.

Im Juni kürte die EU die Ukraine offiziell zum Beitrittskandidaten. Allerdings gibt es einen weitreichenden Kriterienkatalog, den jedes Land erst einmal erfüllen muss. In der Ukraine ist insbesondere die Korruptionsbekämpfung ein Thema. Hierbei kündigte Selenskyj weiteres Durchgreifen an: “Entscheidungen werden getroffen werden”, sagte Selenskyj. “Und diejenigen im System, die die zentralen Forderungen des Staates und der Gesellschaft nicht erfüllen, sollten sich nicht auf ihren Posten ausruhen.” Erst kürzlich hatte Selenskyj unter anderem zwei unter Korruptionsverdacht stehende Vize-Minister entlassen.

Litauen hat die anderen EU-Staaten aufgefordert, Russlands Botschafter aus ihren Hauptstädten auszuweisen. Außenminister Gabrielius Landsbergis sagte in der Hauptstadt des Nachbarlandes Lettland Riga, die Vertretungen Russlands seien “in den meisten Fällen” keine “diplomatische Institution mehr, sondern eine Propaganda-Institution, die Kriegsverbrechen vertuscht und im Allgemeinen Pläne für einen Völkermord vorantreibt”. Es habe “keinen Sinn, einen Botschafter Russlands in einer europäischen Hauptstadt zu haben”.

Selenskyj will EU-Beitritt der Ukraine weiter vorantreiben

Litauen hatte im April 2022 nach Bekanntwerden des Massakers an ukrainischen Zivilisten in der Stadt Butscha den russischen Botschafter aus Vilnius ausgewiesen. Die beiden anderen baltischen Staaten Estland und Lettland haben kürzlich ihrereseits die russischen Botschafter aus Tallinn und Riga ausgewiesen.

Litauen ruft EU-Partner zur Ausweisung russischer Botschafter auf

Innerhalb der EU gehören die drei baltischen Staaten zu den lautesten Verfechtern eines rigiden Kurses gegenüber Russland. Die Solidarität mit der Ukraine ist im Baltikum groß – wohl auch, weil diese genau wie die baltischen Staaten gegen ihren Willen der Sowjetunion zugeschlagen wurde. Insbesondere in Litauen ist mit Blick auf die sowjetische Zeit häufig von “Besatzung” die Rede.

Russland hat unbestätigten eigenen Darstellungen zufolge das Dorf Blahodatne in der Region Donezk eingenommen. Sowohl das Verteidigungsministerium als auch die Söldnergruppe Wagner sprachen davon, den gesamten Ort zu kontrollieren. Ein Vorstoß von Soldaten oder Söldnern wurde nicht unabhängig bestätigt.

Das russische Verteidigungsministerium kündigte überdies an, einen gepanzerten Zug für technische Aufklärung und Minenräumung in die Region zu entsenden. Der Zug könne auch Militärziele in der Luft und am Boden zerstören. Es handle sich um einen “bis an die Zähne bewaffneten Zug”, die Soldaten hätten einfache Schusswaffen genau wie großkalibrige Waffen.

Russland vermeldet Geländegewinne im Donbass

Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu wäre möglicherweise bereit, zwischen den Kriegsparteien zu vermitteln. “Wenn alle relevanten Parteien mich fragen, dann denke ich sicher darüber nach, aber ich dränge mich nicht hinein”, sagte Netanjahu in einem Interview des US-Senders CNN. Dies müsse “zur richtigen Zeit und unter den richtigen Umständen geschehen”. Neben Russland und der Ukraine müssten auch die USA ihn zuvor fragen.

Netanjahu sagte, er sei kurz nach Beginn der russischen Invasion schon einmal gefragt worden. Damals war Netanjahu Oppositionsführer in der Knesset. Er habe daher abgesagt. Im März 2022 traf der damalige israelische Premier Naftali Bennett auf ukrainische Bitte hin Russlands Präsident Wladimir Putin, konnte jedoch keine Friedenslösung aushandeln.

Netanjahu könnte sich Vermittlerrolle vorstellen

Das US-Verteidigungsministerium hat Russland vorgeworfen, die Abmachungen des letzten gültigen Atomwaffen-Kontrollvertrags zwischen den beiden Nuklearmächten zu verletzen. Moskau habe Inspektionen ausgesetzt und geplante Rüstungskontrollgespräche abgesagt. Washington beschuldigt Moskau hingegen nicht, die Zahl der Atomsprengköpfe unzulässig erhöht zu haben. Im “New Start”-Vertrag versichern beide Atommächte einander, nicht mehr als je 1550 Atomsprengköpfe auf Lager zu halten.

USA werfen Russland Verletzung des “New Start”-Vertrages vor

Inmitten des Ukraine-Krieges hatte Russland im vergangenen November geplante Rüstungskontrollgespräche mit den USA abgesagt und mit einer “Feindseligkeit” Washingtons begründet. Die Staatspräsidenten Joe Biden und Wladimir Putin hatten sich im Februar 2021 auf eine Verlängerung des Abkommens bis 2026 geeinigt.

ehl/mak (dpa, afp, ap, rtr)

 

Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus den Kampfgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

Nachrichten

Ähnliche Artikel

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *

Überprüfen Sie auch
Schließen
Schaltfläche "Zurück zum Anfang"