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Plazenta-Gewebe als Pflaster fürs Auge

Die weltweit häufigste Transplantation ist die von Augenhornhäuten. Augen sollen vor und nach dem Eingriff so gut wie möglich geschützt werden. Dazu bietet sich Gewebe aus der Plazenta an.

Es ist ein konkurrenzloses Verfahren: Die Amnionmembran, die dünne, durchsichtige Eihaut, die Teil der Fruchtblase der menschlichen Plazenta ist, kann vor oder auch nach Augenoperationen wie etwa einer Hornhauttransplantation als eine Art Schutzpflaster eingesetzt werden. Die Membran kann so verletzte oder entzündete Augen schützen und sie für eine erfolgreiche Operation vorbereiten.

Aber nicht jedes Plazentagewebe ist für den Einsatz am Auge geeignet. Bei einer natürlichen Geburt dauert es meist einige Stunden, bis das Kind es durch den Geburtskanal geschafft hat. In dieser Zeit kommt es mit etlichen Bakterien in Berührung, was eigentlich auch gut ist, denn so kann es bereits bei der Geburt sein Immunsystem aufbauen. Doch auch die Plazenta kommt dabei mit Bakterien in Berührung und kann somit vom Augenarzt oder von der Augenärztin nicht mehr genutzt werden.

Es ist ein konkurrenzloses Verfahren: Die Amnionmembran, die dünne, durchsichtige Eihaut, die Teil der Fruchtblase der menschlichen Plazenta ist, kann vor oder auch nach Augenoperationen wie etwa einer Hornhauttransplantation als eine Art Schutzpflaster eingesetzt werden. Die Membran kann so verletzte oder entzündete Augen schützen und sie für eine erfolgreiche Operation vorbereiten.

“Es kommt zu einer Kontamination”, erklärt  der Mediziner Jan Kniese von der Deutschen Gesellschaft für Gewebetransplantation (DGFG). “Deswegen nehmen wir immer nur die Plazenta von Frauen, bei denen ein Kaiserschnitt geplant ist. Die ist weitaus weniger kontaminiert und unversehrter.”

Das Amniongewebe hat viele Vorteile

Die Transplantation des Amnions lässt sich mit der anderer Gewebe und Organe nicht vergleichen. Die Membran wird vom Körper des Empfängers nicht abgestoßen, und sie hat anti-infektiöse Eigenschaften sowie einen wundheilenden Effekt. Außerdem unterdrückt sie die Bildung von Narben, was gerade beim Auge wichtig ist.

“Man legt Amniongewebe auf ein Wundgebiet, beispielsweise auf die Augenoberfläche auf. Der Bereich darunter kann dann abheilen”, sagt Kniese. “Das ist vor allen Dingen vor einer Operation wichtig. Wenn ein Auge, an dem zum Beispiel nach einer Verletzung operiert werden muss, entzündet ist, sind die Ergebnisse der OP wesentlich schlechter”, erklärt Kniese.

Amniongewebe kann immer dann eingesetzt werden, wenn es um einen lokalen Defekt geht. Dazu gehören Verletzungen, aber auch Infektionen. “Wenn es beispielsweise einen Ulkus gibt, also ein Geschwür, und sich dadurch ein Krater auf der Hornhaut gebildet hat, sitzen dort viele Bakterien”, so Kniese. Diese Stelle wird zunächst sorgfältig ausgewaschen und anschließend mit Amniongewebe abgedeckt. 

Amniongewebe kann die Heilung beschleunigen und hilft so dabei, die Zeit bis zu einer Hornhauttransplantation sinnvoll zu nutzen.

Amniontransplantationen werden vor allem dort vorgenommen, wo es um Schleimhäute geht. “Der Augapfel zum Beispiel ist feucht. Bei Verbrennungen, bei Verätzungen, Entzündungen oder bei anderen oberflächlichen Veränderungen der Augenhornhaut, besteht die Gefahr, dass Flüssigkeit verloren geht. Dann brauchen Sie etwas, das die Flüssigkeit hält und einen gewissen Schutz nach außen bietet”, sagt Kniese. 

Die einfachste Lösung ist ein Pflaster oder eine Abdeckung. Es besteht aber die Gefahr, dass eine solche Abdeckung mit dem Defekt verwächst und sich dann nur schwer ablösen lässt. Kniese erläutert, dass es auch ein künstliches Gewebe gebe, sogenannte Gaze, die man auflegen könne – aber solche Verbände hätten eben keine heilenden und keine anti-infektiösen Eigenschaften.

Das Plazentagewebe, das in der Augenheilkunde verwendet wird, besteht aus einer sehr dünnen Lage. Es wird aufwändig gereinigt und im Labor nochmals auf verschiedene Erkrankungen hin getestet. Das ist kostenintensiv. Immerhin: An Amnionspenden gibt es laut Kniese in Deutschland keinen Mangel.

Auch in vielen außereuropäischen Ländern wären die Transplantate sehr willkommen. Die Kosten für einen Transport beispielsweise in afrikanische Länder aber seien einfach zu hoch, merkt Kniese an.

“Da macht es viel mehr Sinn, Maßnahmen wie den Aufbau eines eigenen Spendeprogrammes und einer eigenen Gewebebank direkt vor Ort zu ergreifen.” Erfahrene Ärztinnen und Ärzte könnten Hilfe im Land leisten und Unterstützung bieten. “Gerade, was Augenheilkunde angeht, ist Indien zum Beispiel ganz weit vorne. Dort gibt es sehr viele Hornhauttransplantationen in Kombination mit Amnioauflagen”, sagt Kniese.

Im November 2022 fand in Kapstadtim Rahmen der Südafrikanischen Gewebebankenvereinigung ein Treffen verschiedener Fachleute aus dem Bereich Augenheilkunde, Gewebespende und Gesundheitspolitik statt. Organisiert wurde das Treffen von der World Union of Tissue Banking Association zusammen mit der Global Alliance of Eye Bank Association und der Deutschen Gesellschaft für Gewebetransplantation.

Die Konferenz war unter anderem dazu gedacht, ein Netzwerk zu bilden, Wissen und Erfahrungen weiterzugeben und Gewebebanken mithilfe weltweiter Organisationen aufzubauen. Außerdem wollten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Wichtigkeit von Gewebespenden stärker in den Blickpunkt der Öffentlichkeit rücken. Es müsse eine grenzüberschreitende Versorgungsstruktur aufgebaut werden, um dadurch gerade afrikanische Länder unabhängiger zu machen.

Kniese hatte an der Konferenz teilgenommen. “Viele afrikanische Länder waren dabei, um sich über die eigenen Probleme auszutauschen. Dabei haben viele feststellen können, dass sie sich in den einzelnen Ländern oft ähneln”, resümiert der Transplantationsexperte.

Ein wichtiger Aspekt sei auch die Tatsache, dass es sich bei einer Amnionspende um eine Lebendspende handele, der gegenüber das Misstrauen geringer sei als bei anderen Gewebespenden. Das gelte für Afrika, aber auch für Europa, sagt Kniese. Die für eine Transplantation benötigte Augenhornhaut hingegen ist eine post-mortem Spende: Sie wird einem Verstorbenen oder einer Verstorbenen entnommen.

Auch wenn die Warteliste für eine Hornhauttransplantation bei weitem nicht so lang ist wie die für Organtransplantationen, ist es wichtig, auch für diesen Eingriff möglichst gute Voraussetzungen zu schaffen. Und nach Meinung von Kniese und anderen Fachleuten ist die Amniontransplantation dafür das Mittel der Wahl.

Die Eihaut wird von der Plazenta abgezogen
Eine behandschuhte Hand entnimmt eine Gewebeprobe aus einem kleinen Gefäß

Es ist ein konkurrenzloses Verfahren: Die Amnionmembran, die dünne, durchsichtige Eihaut, die Teil der Fruchtblase der menschlichen Plazenta ist, kann vor oder auch nach Augenoperationen wie etwa einer Hornhauttransplantation als eine Art Schutzpflaster eingesetzt werden. Die Membran kann so verletzte oder entzündete Augen schützen und sie für eine erfolgreiche Operation vorbereiten.

Aber nicht jedes Plazentagewebe ist für den Einsatz am Auge geeignet. Bei einer natürlichen Geburt dauert es meist einige Stunden, bis das Kind es durch den Geburtskanal geschafft hat. In dieser Zeit kommt es mit etlichen Bakterien in Berührung, was eigentlich auch gut ist, denn so kann es bereits bei der Geburt sein Immunsystem aufbauen. Doch auch die Plazenta kommt dabei mit Bakterien in Berührung und kann somit vom Augenarzt oder von der Augenärztin nicht mehr genutzt werden.

Das Amniongewebe hat viele Vorteile

“Es kommt zu einer Kontamination”, erklärt  der Mediziner Jan Kniese von der Deutschen Gesellschaft für Gewebetransplantation (DGFG). “Deswegen nehmen wir immer nur die Plazenta von Frauen, bei denen ein Kaiserschnitt geplant ist. Die ist weitaus weniger kontaminiert und unversehrter.”

Die Transplantation des Amnions lässt sich mit der anderer Gewebe und Organe nicht vergleichen. Die Membran wird vom Körper des Empfängers nicht abgestoßen, und sie hat anti-infektiöse Eigenschaften sowie einen wundheilenden Effekt. Außerdem unterdrückt sie die Bildung von Narben, was gerade beim Auge wichtig ist.

“Man legt Amniongewebe auf ein Wundgebiet, beispielsweise auf die Augenoberfläche auf. Der Bereich darunter kann dann abheilen”, sagt Kniese. “Das ist vor allen Dingen vor einer Operation wichtig. Wenn ein Auge, an dem zum Beispiel nach einer Verletzung operiert werden muss, entzündet ist, sind die Ergebnisse der OP wesentlich schlechter”, erklärt Kniese.

Amniongewebe kann immer dann eingesetzt werden, wenn es um einen lokalen Defekt geht. Dazu gehören Verletzungen, aber auch Infektionen. “Wenn es beispielsweise einen Ulkus gibt, also ein Geschwür, und sich dadurch ein Krater auf der Hornhaut gebildet hat, sitzen dort viele Bakterien”, so Kniese. Diese Stelle wird zunächst sorgfältig ausgewaschen und anschließend mit Amniongewebe abgedeckt. 

Das Amniongewebe ersetzt ein Pflaster

Amniongewebe kann die Heilung beschleunigen und hilft so dabei, die Zeit bis zu einer Hornhauttransplantation sinnvoll zu nutzen.

Die Aufbereitung des Gewebes ist aufwändig

Amniontransplantationen werden vor allem dort vorgenommen, wo es um Schleimhäute geht. “Der Augapfel zum Beispiel ist feucht. Bei Verbrennungen, bei Verätzungen, Entzündungen oder bei anderen oberflächlichen Veränderungen der Augenhornhaut, besteht die Gefahr, dass Flüssigkeit verloren geht. Dann brauchen Sie etwas, das die Flüssigkeit hält und einen gewissen Schutz nach außen bietet”, sagt Kniese. 

Die einfachste Lösung ist ein Pflaster oder eine Abdeckung. Es besteht aber die Gefahr, dass eine solche Abdeckung mit dem Defekt verwächst und sich dann nur schwer ablösen lässt. Kniese erläutert, dass es auch ein künstliches Gewebe gebe, sogenannte Gaze, die man auflegen könne – aber solche Verbände hätten eben keine heilenden und keine anti-infektiösen Eigenschaften.

Das Plazentagewebe, das in der Augenheilkunde verwendet wird, besteht aus einer sehr dünnen Lage. Es wird aufwändig gereinigt und im Labor nochmals auf verschiedene Erkrankungen hin getestet. Das ist kostenintensiv. Immerhin: An Amnionspenden gibt es laut Kniese in Deutschland keinen Mangel.

Ein globales Netzwerk soll gebildet werden

Auch in vielen außereuropäischen Ländern wären die Transplantate sehr willkommen. Die Kosten für einen Transport beispielsweise in afrikanische Länder aber seien einfach zu hoch, merkt Kniese an.

“Da macht es viel mehr Sinn, Maßnahmen wie den Aufbau eines eigenen Spendeprogrammes und einer eigenen Gewebebank direkt vor Ort zu ergreifen.” Erfahrene Ärztinnen und Ärzte könnten Hilfe im Land leisten und Unterstützung bieten. “Gerade, was Augenheilkunde angeht, ist Indien zum Beispiel ganz weit vorne. Dort gibt es sehr viele Hornhauttransplantationen in Kombination mit Amnioauflagen”, sagt Kniese.

Im November 2022 fand in Kapstadtim Rahmen der Südafrikanischen Gewebebankenvereinigung ein Treffen verschiedener Fachleute aus dem Bereich Augenheilkunde, Gewebespende und Gesundheitspolitik statt. Organisiert wurde das Treffen von der World Union of Tissue Banking Association zusammen mit der Global Alliance of Eye Bank Association und der Deutschen Gesellschaft für Gewebetransplantation.

Die Konferenz war unter anderem dazu gedacht, ein Netzwerk zu bilden, Wissen und Erfahrungen weiterzugeben und Gewebebanken mithilfe weltweiter Organisationen aufzubauen. Außerdem wollten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Wichtigkeit von Gewebespenden stärker in den Blickpunkt der Öffentlichkeit rücken. Es müsse eine grenzüberschreitende Versorgungsstruktur aufgebaut werden, um dadurch gerade afrikanische Länder unabhängiger zu machen.

Kniese hatte an der Konferenz teilgenommen. “Viele afrikanische Länder waren dabei, um sich über die eigenen Probleme auszutauschen. Dabei haben viele feststellen können, dass sie sich in den einzelnen Ländern oft ähneln”, resümiert der Transplantationsexperte.

Ein wichtiger Aspekt sei auch die Tatsache, dass es sich bei einer Amnionspende um eine Lebendspende handele, der gegenüber das Misstrauen geringer sei als bei anderen Gewebespenden. Das gelte für Afrika, aber auch für Europa, sagt Kniese. Die für eine Transplantation benötigte Augenhornhaut hingegen ist eine post-mortem Spende: Sie wird einem Verstorbenen oder einer Verstorbenen entnommen.

Auch wenn die Warteliste für eine Hornhauttransplantation bei weitem nicht so lang ist wie die für Organtransplantationen, ist es wichtig, auch für diesen Eingriff möglichst gute Voraussetzungen zu schaffen. Und nach Meinung von Kniese und anderen Fachleuten ist die Amniontransplantation dafür das Mittel der Wahl.

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