Zehntausende in Erdbebenregion im Einsatz
Auch zwei Tage nach dem verheerenden Erdbeben in Teilen der Türkei und Syrien läuft die Suche nach Überlebenden weiter. Niedrige Temperaturen sorgen für schwierige Bedingungen. Die Zahl der Todesopfer steigt weiter an.
Mit Hochdruck wird nach dem schweren Erdbeben und zahlreichen Nachbeben im Süden der Türkei und im Norden Syriens nach verschütteten Überlebenden gesucht. Die Rettung läuft unter großem zeitlichem Druck. Denn zwei Tage nach dem Beben schwindet allmählich die Hoffnung, unter den Trümmern eingestürzter Gebäude noch lebende Personen zu finden. Nach Angaben des türkischen Vizepräsident Fuat Oktay sind 16.150 Personen in Rettungs- und Suchteams im Einsatz. Insgesamt seien rund 60.000 Helfer vor Ort. Die Arbeiten würden fortgesetzt, “bis wir den letzten Bürger unter den Trümmern erreicht haben”, sagte Oktay.
Erschwert wird die Lage vielerorts durch eisigen Regen und auch Schnee. Das Wetter stellt nach Angaben der Rettungskräfte eine zusätzliche Gefahr dar – sowohl für die durch das Beben obdachlos gewordenen Menschen als auch für mögliche Überlebende in den Trümmern. “Es ist nun ein Wettlauf gegen die Zeit”, sagte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus. Laut Berichten von vor Ort blieben auch die zweite Nacht in Folge viele Menschen auf der Straße – teils aus Angst vor Nachbeben und teils, weil sie keine Häuser mehr und auch keine Notunterkünfte hatten. Einige von ihnen entzündeten Feuer aus herumliegenden Holzteilen, um sich zu wärmen.
Mit Hochdruck wird nach dem schweren Erdbeben und zahlreichen Nachbeben im Süden der Türkei und im Norden Syriens nach verschütteten Überlebenden gesucht. Die Rettung läuft unter großem zeitlichem Druck. Denn zwei Tage nach dem Beben schwindet allmählich die Hoffnung, unter den Trümmern eingestürzter Gebäude noch lebende Personen zu finden. Nach Angaben des türkischen Vizepräsident Fuat Oktay sind 16.150 Personen in Rettungs- und Suchteams im Einsatz. Insgesamt seien rund 60.000 Helfer vor Ort. Die Arbeiten würden fortgesetzt, “bis wir den letzten Bürger unter den Trümmern erreicht haben”, sagte Oktay.
In der Südosttürkei wurde 52 Stunden nach dem Beben eine Frau lebend geborgen. Bilder des türkischen Senders NTV zeigten, wie die Einsatzkräfte in der Provinz Kahramanmaras die Frau auf einer Trage zum Krankenwagen trugen. Sie ist demnach 58 Jahre alt und aus einem eingestürzten Hotel gerettet worden.
“Wettlauf gegen die Zeit”
Inzwischen haben die Behörden mehr als 11.000 Todesopfer bestätigt, die meisten in den von den Beben betroffenen Regionen der Türkei. Mehr als 40.000 Menschen wurden verletzt. Aus Syrien melden die Behörden und die von der Opposition in den Rebellengebieten im Nordwesten betriebene Zivilschutzorganisation “Weißhelme” insgesamt mehr als 2500 Tote. Zudem gibt es dort mehr als 4650 Verletzte. Da die Rettungskräfte sich oft nur langsam durch die Trümmer kämpfen können, befürchten Experten einen weiteren deutlichen Anstieg der Todeszahlen in den kommenden Tagen.
Retter in Syrien vermuten, dass noch immer Hunderte Familien unter den Trümmern begraben sind. Eines der am schwersten betroffenen Gebiete ist die von Rebellen kontrollierte Region Idlib, in der sich staatliche Nothilfe wegen der verfeindeten Kräfte im Bürgerkrieg schwierig gestaltet. Zudem wird die dringend benötigte Hilfe in Nordsyrien aus der Türkei durch beschädigte Straßen erschwert.
Inzwischen hat Syrien die Europäische Union offiziell um Hilfe gebeten. Das Land habe den Katastrophenschutzmechanismus aktiviert, sagte der zuständige Kommissar Janez Lenarcic. Zuvor hatte der syrische Außenminister Faisal Mekdad die europäischen Staaten aufgefordert, sein Land zu unterstützen und Hilfe zu senden. Die Sanktionen gegen Syrien seien keine Ausrede dafür, dies nicht zu tun.
Nach Ansicht des Auswärtigen Amtes fallen aktuell benötigte Hilfsgüter nicht unter die Sanktionen der Europäischen Union gegen das Regime von Baschar al-Assad. Die Sanktionen richteten sich gezielt gegen das syrische Regime, gegen Profiteure der Kriegswirtschaft und gegen Personen, die schwerste Menschenrechtsverletzungen zu verantworten hätten, sagte eine Sprecherin des Amtes in Berlin. Bei allen verhängten Sanktionspaketen sei immer berücksichtigt worden, dass “negative Folgen in irgendeiner Art für die Zivilbevölkerung nach Möglichkeit vermieden werden”. Das habe nach wie vor oberste Priorität. Lebensmittel, Medikamente und schweres Gerät für Bergungsarbeiten seien von den Sanktionen “ausdrücklich ausgenommen”. Die Sprecherin warnte zugleich davor, “auf Narrative von Akteuren hereinzufallen”, die versuchten, ihre eigenen Interessen durchzusetzen. Sie bezeichnete es als “zynisch”, dass Russland sowie das Assad-Regime dieses Narrativ bedienten.
Auch aus dem Ausland rückt immer mehr Unterstützung an. So brach am Flughafen Köln/Bonn ein 50-köpfiges Team des Technischen Hilfswerks (THW) ins Katastrophengebiet auf, das auf die Ortung und Rettung verschütteter Menschen spezialisiert ist. Mit an Bord des Charterflugzeuges nach Gaziantep waren 16 Tonnen Technik und Ausrüstung. Das THW rechnet angesichts des Ausmaßes der Zerstörungen und der Nachbebengefahr mit einem schwierigen und möglicherweise auch längeren Einsatz.
Der Bundestag gedachte am Mittwoch mit einer Schweigeminute der Opfer des Erdbebens in der Türkei und Syrien. Bundeskanzler Olaf Scholz versprach den Erdbebenopfern in der Türkei und Syrien weitere Unterstützung. “Die Bundesregierung hat den türkischen Behörden unverzüglich Hilfe zugesagt”, sagt er in einer Regierungserklärung im Parlament. Man stehe in engem Kontakt mit den UN, um Hilfe auch in das syrische Erdbebengebiet zu bringen. “Jetzt zeigt sich wieder einmal, wie lebenswichtig dieser grenzüberschreitende Zugang ist, für den wir uns seit Jahren einsetzen.”
Der türkische Oppositionsführer hat Präsident Recep Tayyip Erdogan derweil Versagen vorgeworfen. “Wenn jemand hauptverantwortlich für diesen Verlauf ist, dann ist es Erdogan”, sagte Kemal Kilicdaroglu, Chef der größten Oppositionspartei CHP. Erdogan habe es versäumt, das Land in seiner 20-jährigen Regierungszeit auf solch ein Beben vorzubereiten. Er warf Erdogan zudem vor, die Erdbebensteuer, die für die Vorsorge gedacht ist, verschwendet zu haben. Die trotz anderslautender Vorgaben dürftige Bausubstanz in der Türkei wird als ein Grund für die große Zahl der eingestürzten Häuser diskutiert. Erdogan reist heute in die Erdbebengebiete im Südosten des Landes.
Mit einer Stärke von 7,7 bis 7,8 hatte das Beben am Montagmorgen das Gebiet an der Grenze zwischen der Türkei und Syrien erschüttert. Stunden später folgte ein weiteres Beben der Stärke 7,5 in derselben Region. Zudem gab es mehr als 50 Nachbeben. Tausende Gebäude stürzten ein. Das ganze Ausmaß der Katastrophe wird erst langsam deutlich.
kle/uh/cwo/qu (dpa, afp, rtr)
Mit Hochdruck wird nach dem schweren Erdbeben und zahlreichen Nachbeben im Süden der Türkei und im Norden Syriens nach verschütteten Überlebenden gesucht. Die Rettung läuft unter großem zeitlichem Druck. Denn zwei Tage nach dem Beben schwindet allmählich die Hoffnung, unter den Trümmern eingestürzter Gebäude noch lebende Personen zu finden. Nach Angaben des türkischen Vizepräsident Fuat Oktay sind 16.150 Personen in Rettungs- und Suchteams im Einsatz. Insgesamt seien rund 60.000 Helfer vor Ort. Die Arbeiten würden fortgesetzt, “bis wir den letzten Bürger unter den Trümmern erreicht haben”, sagte Oktay.
Erschwert wird die Lage vielerorts durch eisigen Regen und auch Schnee. Das Wetter stellt nach Angaben der Rettungskräfte eine zusätzliche Gefahr dar – sowohl für die durch das Beben obdachlos gewordenen Menschen als auch für mögliche Überlebende in den Trümmern. “Es ist nun ein Wettlauf gegen die Zeit”, sagte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus. Laut Berichten von vor Ort blieben auch die zweite Nacht in Folge viele Menschen auf der Straße – teils aus Angst vor Nachbeben und teils, weil sie keine Häuser mehr und auch keine Notunterkünfte hatten. Einige von ihnen entzündeten Feuer aus herumliegenden Holzteilen, um sich zu wärmen.
“Wettlauf gegen die Zeit”
In der Südosttürkei wurde 52 Stunden nach dem Beben eine Frau lebend geborgen. Bilder des türkischen Senders NTV zeigten, wie die Einsatzkräfte in der Provinz Kahramanmaras die Frau auf einer Trage zum Krankenwagen trugen. Sie ist demnach 58 Jahre alt und aus einem eingestürzten Hotel gerettet worden.
Inzwischen haben die Behörden mehr als 11.000 Todesopfer bestätigt, die meisten in den von den Beben betroffenen Regionen der Türkei. Mehr als 40.000 Menschen wurden verletzt. Aus Syrien melden die Behörden und die von der Opposition in den Rebellengebieten im Nordwesten betriebene Zivilschutzorganisation “Weißhelme” insgesamt mehr als 2500 Tote. Zudem gibt es dort mehr als 4650 Verletzte. Da die Rettungskräfte sich oft nur langsam durch die Trümmer kämpfen können, befürchten Experten einen weiteren deutlichen Anstieg der Todeszahlen in den kommenden Tagen.
Retter in Syrien vermuten, dass noch immer Hunderte Familien unter den Trümmern begraben sind. Eines der am schwersten betroffenen Gebiete ist die von Rebellen kontrollierte Region Idlib, in der sich staatliche Nothilfe wegen der verfeindeten Kräfte im Bürgerkrieg schwierig gestaltet. Zudem wird die dringend benötigte Hilfe in Nordsyrien aus der Türkei durch beschädigte Straßen erschwert.
Inzwischen hat Syrien die Europäische Union offiziell um Hilfe gebeten. Das Land habe den Katastrophenschutzmechanismus aktiviert, sagte der zuständige Kommissar Janez Lenarcic. Zuvor hatte der syrische Außenminister Faisal Mekdad die europäischen Staaten aufgefordert, sein Land zu unterstützen und Hilfe zu senden. Die Sanktionen gegen Syrien seien keine Ausrede dafür, dies nicht zu tun.
Über 11.000 Tote
Nach Ansicht des Auswärtigen Amtes fallen aktuell benötigte Hilfsgüter nicht unter die Sanktionen der Europäischen Union gegen das Regime von Baschar al-Assad. Die Sanktionen richteten sich gezielt gegen das syrische Regime, gegen Profiteure der Kriegswirtschaft und gegen Personen, die schwerste Menschenrechtsverletzungen zu verantworten hätten, sagte eine Sprecherin des Amtes in Berlin. Bei allen verhängten Sanktionspaketen sei immer berücksichtigt worden, dass “negative Folgen in irgendeiner Art für die Zivilbevölkerung nach Möglichkeit vermieden werden”. Das habe nach wie vor oberste Priorität. Lebensmittel, Medikamente und schweres Gerät für Bergungsarbeiten seien von den Sanktionen “ausdrücklich ausgenommen”. Die Sprecherin warnte zugleich davor, “auf Narrative von Akteuren hereinzufallen”, die versuchten, ihre eigenen Interessen durchzusetzen. Sie bezeichnete es als “zynisch”, dass Russland sowie das Assad-Regime dieses Narrativ bedienten.
Kritik an Erdogan aus der Opposition
Auch aus dem Ausland rückt immer mehr Unterstützung an. So brach am Flughafen Köln/Bonn ein 50-köpfiges Team des Technischen Hilfswerks (THW) ins Katastrophengebiet auf, das auf die Ortung und Rettung verschütteter Menschen spezialisiert ist. Mit an Bord des Charterflugzeuges nach Gaziantep waren 16 Tonnen Technik und Ausrüstung. Das THW rechnet angesichts des Ausmaßes der Zerstörungen und der Nachbebengefahr mit einem schwierigen und möglicherweise auch längeren Einsatz.
Der Bundestag gedachte am Mittwoch mit einer Schweigeminute der Opfer des Erdbebens in der Türkei und Syrien. Bundeskanzler Olaf Scholz versprach den Erdbebenopfern in der Türkei und Syrien weitere Unterstützung. “Die Bundesregierung hat den türkischen Behörden unverzüglich Hilfe zugesagt”, sagt er in einer Regierungserklärung im Parlament. Man stehe in engem Kontakt mit den UN, um Hilfe auch in das syrische Erdbebengebiet zu bringen. “Jetzt zeigt sich wieder einmal, wie lebenswichtig dieser grenzüberschreitende Zugang ist, für den wir uns seit Jahren einsetzen.”
Der türkische Oppositionsführer hat Präsident Recep Tayyip Erdogan derweil Versagen vorgeworfen. “Wenn jemand hauptverantwortlich für diesen Verlauf ist, dann ist es Erdogan”, sagte Kemal Kilicdaroglu, Chef der größten Oppositionspartei CHP. Erdogan habe es versäumt, das Land in seiner 20-jährigen Regierungszeit auf solch ein Beben vorzubereiten. Er warf Erdogan zudem vor, die Erdbebensteuer, die für die Vorsorge gedacht ist, verschwendet zu haben. Die trotz anderslautender Vorgaben dürftige Bausubstanz in der Türkei wird als ein Grund für die große Zahl der eingestürzten Häuser diskutiert. Erdogan reist heute in die Erdbebengebiete im Südosten des Landes.
Mit einer Stärke von 7,7 bis 7,8 hatte das Beben am Montagmorgen das Gebiet an der Grenze zwischen der Türkei und Syrien erschüttert. Stunden später folgte ein weiteres Beben der Stärke 7,5 in derselben Region. Zudem gab es mehr als 50 Nachbeben. Tausende Gebäude stürzten ein. Das ganze Ausmaß der Katastrophe wird erst langsam deutlich.
kle/uh/cwo/qu (dpa, afp, rtr)