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Mehr als Gebete: Vom Kloster an die ukrainische Front

Brot, Kleidung und medizinisches Material: Im Westen der Ukraine tut eine Gemeinschaft griechisch-katholischer Mönche, was sie kann, um die Soldaten an der Front zu unterstützen.

Umgeben von einem grünen Park und gelegen inmitten von Sozialbauwohnungen aus der Ära des Sozialismus strahlt das griechisch-katholische Kloster Iwano-Frankiwsk in diesen turbulenten Zeiten eine wundersame Ruhe aus.

Aus Lautsprechern ertönen Litaneien, die von den auf Bänken sitzenden älteren Menschen flüsternd wiederholt werden. In ihrer Nähe genießen Frauen mit Kinderwagen und kleinen Kindern im Schlepptau das Frühlingswetter. Die meisten von ihnen sind Binnenvertriebene, die hier Schutz vor den Kämpfen im Osten des Landes suchen. Seit dem Einmarsch Russlands Ende Februar hat das Kloster Dutzende von Menschen aufgenommen.

Umgeben von einem grünen Park und gelegen inmitten von Sozialbauwohnungen aus der Ära des Sozialismus strahlt das griechisch-katholische Kloster Iwano-Frankiwsk in diesen turbulenten Zeiten eine wundersame Ruhe aus.

An der Tür des Klosters steht Bruder Iwan, der sich bereiterklärt hat, mir zu zeigen, wie die Ordensgemeinschaft mit mehr als Gebeten und Gastfreundschaft die Streitkräfte der Ukraine unterstützt.

Mehr als Gebete und Gastfreundschaft

Er führt mich einen langen Korridor entlang, an den verschiedene Wohnbereiche und Schlafzimmer angrenzen, die sich noch im Bau befinden. Hier scheint die Zeit stillzustehen. “Wie Sie sehen, sind auch hier die Folgen des Krieges erkennbar”, merkt Iwan an und fügt hinzu, dass die Renovierungsarbeiten eingestellt werden mussten, als sich die Bauarbeiter zum Dienst bei der Armee meldeten und auf den Weg an die Front machten.

Wir lassen die Litaneien und die Baustelle hinter uns und begeben uns unter die Erde in einen riesigen überwölbten Raum, der von einer grellen Lichtquelle erhellt wird. Hier ist eine Gruppe von Frauen, jung und alt, damit beschäftigt, Seile zu einem Netz zu knoten.

Die meisten von ihnen sind Gläubige und stammen aus dem Oblast, dem Bezirk Iwano-Frankiwsk im Westen der Ukraine. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung hier gehört der griechisch-katholischen Glaubensgemeinschaft an. Unter ihnen befinden sich auch Rentner, die nicht tatenlos zuhause sitzen wollten, während draußen ein Krieg tobt.

Nadiya, deren Name auf Ukrainisch “Hoffnung” bedeutet, ist eine von ihnen. “Da ich kein Gewehr benutzen kann, tue ich, was ich kann”, erzählt sie. “Ich könnte Knödel kochen, aber ich knüpfe lieber diese Tarnnetze. Sie können das Leben anderer schützen, insbesondere das unserer Soldaten.”

In einem anderen Raum steht halb versteckt hinter einem Stapel Kartons eine Nähmaschine. Hier nähen ehrenamtliche Helfer Hunderte von Unterhosen für die Soldaten. Etwa 70 Kartons haben sie bisher gefüllt.

Zurück in den oberen Stockwerken durchweht der tröstliche Duft frisch gebackenen Brotes das gesamte Kloster. Hunderte Laibe Brot werden hier jede Woche gebacken. Ein Teil geht an die Flüchtlinge, die im Kloster Zuflucht gefunden haben, der Rest wird an Bedürftige in der Umgebung verteilt und sogar an weiter entfernte Soldaten verschickt.

Hinter einer verschlossenen Türe befindet sich das “Kriegszimmer”, wie Iwan mit einem schiefen Lächeln sagt. Hier werden wichtige Vorräte für die Front zusammengestellt. Im Raum stapeln sich Kisten und Dutzende handgefertigter Sturmhauben und anderer grauer, grüner und sandfarbener Kleidungsstücke. In einem Bücherregal stehen vor eingestaubten religiösen Texten und einer Sammlung von “Herr der Ringe”-DVDs  mehrere Paar Militärstiefel.

Unter dem wachsamen Auge des Heiligen Alonso, einem der Schutzpatrone des Klosters, bereiten hier Freiwillige militärische Ausrüstung vor und nähen kugelsichere Westen. “Wir haben bereits 30 vollständige Westen mit Platten versehen und an Soldaten verteilt und wir haben weitere Platten bestellt”, erklärt Bruder Iwan. Seit Beginn des Krieges ist solches Material nur schwer zu bekommen, selbst in militärischen Kreisen. Wenn es endlich ankommt, setzen sich die Freiwilligen sofort daran, die Westen fertigzustellen und an die Front zu schicken.

Da es auch an grundlegender medizinischer Ausrüstung fehlt, stellen die Mönche Erste-Hilfe-Kästen für die Nutzung in feindlichen Umgebungen zusammen. Dabei orientieren sie sich an den Richtlinien der meisten westlichen Streitkräfte. Die als “Modular Lightweight Load-carrying Equipment” (MOLLE) bezeichnete Ausrüstung enthält eine Grundausstattung zur Behandlung von Kampfverletzungen wie Schusswunden. Das wichtigste Element fehlt jedoch: ein Tourniquet, eine Schlauchbinde, mit der Blutungen gestoppt werden können.

“Wir hatten welche, aber im Moment gibt es Engpässe”, berichtet Iwan. “Jedes kostet etwa 25 Euro. Wir haben uns an unsere Sponsoren gewendet und werden hoffentlich bald wieder welche erhalten.” Unterstützung kommt überwiegend von griechisch-katholischen Klöstern in anderen Teilen Europas, die seit Beginn des Krieges finanzielle oder logistische Hilfe leisten.

Mindestens einmal pro Woche laden Bruder Iwan und die anderen Mönche ein, was sie bis dahin zusammenstellen konnten, und fahren unter Lebensgefahr an die Front, um dazu beizutragen, ihr Land zu schützen.

Frauen knoten Netze
Kugelsichere Westen
Frauen bei der Arbeit im Kloster Iwano-Frankiwsk

Umgeben von einem grünen Park und gelegen inmitten von Sozialbauwohnungen aus der Ära des Sozialismus strahlt das griechisch-katholische Kloster Iwano-Frankiwsk in diesen turbulenten Zeiten eine wundersame Ruhe aus.

Aus Lautsprechern ertönen Litaneien, die von den auf Bänken sitzenden älteren Menschen flüsternd wiederholt werden. In ihrer Nähe genießen Frauen mit Kinderwagen und kleinen Kindern im Schlepptau das Frühlingswetter. Die meisten von ihnen sind Binnenvertriebene, die hier Schutz vor den Kämpfen im Osten des Landes suchen. Seit dem Einmarsch Russlands Ende Februar hat das Kloster Dutzende von Menschen aufgenommen.

Mehr als Gebete und Gastfreundschaft

An der Tür des Klosters steht Bruder Iwan, der sich bereiterklärt hat, mir zu zeigen, wie die Ordensgemeinschaft mit mehr als Gebeten und Gastfreundschaft die Streitkräfte der Ukraine unterstützt.

Er führt mich einen langen Korridor entlang, an den verschiedene Wohnbereiche und Schlafzimmer angrenzen, die sich noch im Bau befinden. Hier scheint die Zeit stillzustehen. “Wie Sie sehen, sind auch hier die Folgen des Krieges erkennbar”, merkt Iwan an und fügt hinzu, dass die Renovierungsarbeiten eingestellt werden mussten, als sich die Bauarbeiter zum Dienst bei der Armee meldeten und auf den Weg an die Front machten.

Wir lassen die Litaneien und die Baustelle hinter uns und begeben uns unter die Erde in einen riesigen überwölbten Raum, der von einer grellen Lichtquelle erhellt wird. Hier ist eine Gruppe von Frauen, jung und alt, damit beschäftigt, Seile zu einem Netz zu knoten.

Die meisten von ihnen sind Gläubige und stammen aus dem Oblast, dem Bezirk Iwano-Frankiwsk im Westen der Ukraine. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung hier gehört der griechisch-katholischen Glaubensgemeinschaft an. Unter ihnen befinden sich auch Rentner, die nicht tatenlos zuhause sitzen wollten, während draußen ein Krieg tobt.

Brot, Kleidung und Erste-Hilfe-Kästen

Nadiya, deren Name auf Ukrainisch “Hoffnung” bedeutet, ist eine von ihnen. “Da ich kein Gewehr benutzen kann, tue ich, was ich kann”, erzählt sie. “Ich könnte Knödel kochen, aber ich knüpfe lieber diese Tarnnetze. Sie können das Leben anderer schützen, insbesondere das unserer Soldaten.”

In einem anderen Raum steht halb versteckt hinter einem Stapel Kartons eine Nähmaschine. Hier nähen ehrenamtliche Helfer Hunderte von Unterhosen für die Soldaten. Etwa 70 Kartons haben sie bisher gefüllt.

Zurück in den oberen Stockwerken durchweht der tröstliche Duft frisch gebackenen Brotes das gesamte Kloster. Hunderte Laibe Brot werden hier jede Woche gebacken. Ein Teil geht an die Flüchtlinge, die im Kloster Zuflucht gefunden haben, der Rest wird an Bedürftige in der Umgebung verteilt und sogar an weiter entfernte Soldaten verschickt.

Hinter einer verschlossenen Türe befindet sich das “Kriegszimmer”, wie Iwan mit einem schiefen Lächeln sagt. Hier werden wichtige Vorräte für die Front zusammengestellt. Im Raum stapeln sich Kisten und Dutzende handgefertigter Sturmhauben und anderer grauer, grüner und sandfarbener Kleidungsstücke. In einem Bücherregal stehen vor eingestaubten religiösen Texten und einer Sammlung von “Herr der Ringe”-DVDs  mehrere Paar Militärstiefel.

Unter dem wachsamen Auge des Heiligen Alonso, einem der Schutzpatrone des Klosters, bereiten hier Freiwillige militärische Ausrüstung vor und nähen kugelsichere Westen. “Wir haben bereits 30 vollständige Westen mit Platten versehen und an Soldaten verteilt und wir haben weitere Platten bestellt”, erklärt Bruder Iwan. Seit Beginn des Krieges ist solches Material nur schwer zu bekommen, selbst in militärischen Kreisen. Wenn es endlich ankommt, setzen sich die Freiwilligen sofort daran, die Westen fertigzustellen und an die Front zu schicken.

Da es auch an grundlegender medizinischer Ausrüstung fehlt, stellen die Mönche Erste-Hilfe-Kästen für die Nutzung in feindlichen Umgebungen zusammen. Dabei orientieren sie sich an den Richtlinien der meisten westlichen Streitkräfte. Die als “Modular Lightweight Load-carrying Equipment” (MOLLE) bezeichnete Ausrüstung enthält eine Grundausstattung zur Behandlung von Kampfverletzungen wie Schusswunden. Das wichtigste Element fehlt jedoch: ein Tourniquet, eine Schlauchbinde, mit der Blutungen gestoppt werden können.

“Wir hatten welche, aber im Moment gibt es Engpässe”, berichtet Iwan. “Jedes kostet etwa 25 Euro. Wir haben uns an unsere Sponsoren gewendet und werden hoffentlich bald wieder welche erhalten.” Unterstützung kommt überwiegend von griechisch-katholischen Klöstern in anderen Teilen Europas, die seit Beginn des Krieges finanzielle oder logistische Hilfe leisten.

Mindestens einmal pro Woche laden Bruder Iwan und die anderen Mönche ein, was sie bis dahin zusammenstellen konnten, und fahren unter Lebensgefahr an die Front, um dazu beizutragen, ihr Land zu schützen.

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