Ukraine aktuell: Steinmeier verlangt Sicherheit für gesamte NATO
Der Bundespräsident betont Geschlossenheit innerhalb der Allianz wie auch in der EU. Die Ukraine hat nach eigenen Angaben russische Marschflugkörper auf der Krim zerstört. Ein Nachrichtenüberblick.
Mit Blick auf die Sicherheit Deutschlands hält Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eine Aufstockung des Wehretats nicht für ausreichend. “In unsere eigene Sicherheit investieren heißt nicht nur, das Budget im deutschen Haushalt auszuweiten, sondern es heißt vor allem auch, mit unserer größeren Anstrengung beizutragen für die Sicherheit des NATO-Gebietes insgesamt”, sagte Steinmeier bei einem Besuch seines tschechischen Amtskollegen Petr Pavel im Schloss Bellevue in Berlin. Die Präsenz vor Ort schütze davor, selbst in den Krieg verwickelt zu werden.
“Russland hat mit seinem Angriff auf die Ukraine die Friedensordnung in Europa zertrümmert”, sagte Steinmeier. Dass sich das nicht auszahlen dürfe, sei die gemeinsame Überzeugung von ihm und seinem tschechischen Amtskollegen. Eine wichtige Herausforderung bestehe darin, die Geschlossenheit innerhalb der EU und der NATO zu wahren. Pavel erklärte seinerseits: “Ich glaube, dass Deutschland seine Führungsqualitäten in vielen Bereich zeigen kann.” Dazu zählte er etwa die gemeinsame Verteidigung Europas, aber auch den Wiederaufbau nach einem Ende des russischen Angriffskrieges.
Bundeskanzler Olaf Scholz sieht keine Möglichkeit eines Friedens zwischen Russland und der Ukraine ohne einen Rückzug russischer Truppen. “Es kann nicht auf einen Diktatfrieden Russlands gegenüber der Ukraine herauslaufen”, sagte Scholz bei einer Veranstaltung der “Rheinischen Post” in Düsseldorf.
Mit einem schnellen Ende des russischen Angriffskriegs rechnet der Kanzler nicht: “Wir müssen uns darauf einrichten, dass es lange dauern kann”. Der russische Präsident Wladimir Putin dürfe den Krieg nicht gewinnen, bekräftigte Scholz. Grenzen dürften nicht mit Gewalt verschoben werden. “Die Ukraine muss ihre Integrität und Unabhängigkeit verteidigen können.”
Christoph Heusgen, der Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz (MSC), bezeichnet die militärische Lage Russlands im Ukraine-Krieg als schlecht: “Die ist ganz mies. Sie haben es nicht geschafft, die Front weiter Richtung Ukraine zu bewegen. Bei Bachmut wird seit Monaten gekämpft. Sie schaffen es nicht, einen strategisch nicht unbedingt wichtigen Ort einzunehmen”, sagt Heusgen im Sender ntv.
Im Übrigen werde es immer klarer, dass Russland auch Schwierigkeiten bei der Munitionslieferung habe. Der Diplomat und langjährige außen- und sicherheitspolitische Berater Angela Merkels während ihrer Kanzlerschaft sieht zudem Zwietracht innerhalb russischer militärischer Machtblöcke: Es werde immer wieder klar, dass die reguläre Armee und die Söldner von Herrn Prigoschin, die Wagner-Truppe, sich gegenseitig bekämpfen. “Also da ist sehr viel, was in Russland nicht stimmt”, sagte Heusgen bei ntv.
Im Kampf um die strategisch wichtige ukrainische Stadt Bachmut im östlichen Gebiet Donezk hat die russische private Söldnerarmee Wagner das Verteidigungsministerium in Moskau zu Hilfe gerufen. Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin veröffentlichte einen Brief an Verteidigungsminister Sergej Schoigu, in dem er um militärische Verstärkung bittet.
Prigoschin teilte mit, dass die ukrainischen Streitkräfte nach seinen Informationen Ende März, Anfang April eine großflächige Offensive planten. Ziel sei es, die Wagner-Truppen von den russischen Streitkräften abzuschneiden. Schoigu solle dringend die nötigen Schritte einleiten, um das zu verhindern. Andernfalls habe das “negative Folgen” für die russische Invasion in die Ukraine, warnte Prigoschin.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die neue militärische Hilfe der EU und der USA als eine Stärkung der Verteidigungskraft seines von Russland angegriffenen Landes gelobt. “Vorgesehen sind rasche Lieferungen und auch die Produktion von Munition”, sagte Selenskyj in seiner allabendlichen Videobotschaft. Das sei ein strategisch wichtiger Schritt. Die EU gebe zwei Milliarden Euro aus, um der Ukraine in den kommenden zwölf Monaten eine Million neue Artilleriegeschosse für den Kampf gegen Russland zu liefern. Die USA wiederum hätten ein neues Verteidigungspaket für 350 Millionen US-Dollar (326 Millionen Euro) zum Kauf neuer Waffen und Munition geschnürt.
Die Ukraine klagt seit langem über einen Mangel an Munition. Kiews Verteidigungsminister Olexij Resnikow hatte Anfang März gesagt, sein Land benötige dringend eine Million Artilleriegeschosse. Den Finanzbedarf bezifferte er auf vier Milliarden Euro.
Bei einer Explosion auf der von Russland annektierten ukrainischen Halbinsel Krim sind nach Darstellung des ukrainischen Verteidigungsministeriums russische Marschflugkörper zerstört worden. Die Detonation habe sich in Dschankoj ereignet, als die Waffen per Zug transportiert worden seien. Der von Russland eingesetzte Statthalter auf der Krim, Sergej Aksjonow, gab seinerseits an, dass nach dem Einsatz der Flugabwehr Trümmerteile ein Haus und ein Geschäft in der Stadt beschädigt hätten. Eine Person sei verletzt worden. Die Angaben können von unabhängiger Seite nicht überprüft werden.
Der Fechtverband der Ukraine hat einen Boykott aller Wettbewerbe angekündigt, bei denen Athletinnen und Athleten aus Russland und Belarus antreten. Wie der Verband NFFU mitteilte, wurde dies auf einer Präsidiumssitzung am Montag beschlossen. Sowohl ukrainische Athletinnen und Athleten als auch Kampfrichter oder Trainer sollen demnach nicht an solchen Wettkämpfen teilnehmen.
Der Fecht-Weltverband FIE hatte sich am 10. März dafür ausgesprochen, russische und belarussische Fechterinnen und Fechter wieder bei internationalen Wettkämpfen zuzulassen. Die mit einer Zweidrittelmehrheit angenommene Entscheidung betrifft die Einzel- und Mannschaftswettbewerbe und gilt ab April – allerdings vorbehaltlich möglicher Entscheidungen des Internationalen Olympischen Komitees (IOC).
sti/se/qu/ack (dpa, rtr, afp)
Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus Kriegsgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
Mit Blick auf die Sicherheit Deutschlands hält Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eine Aufstockung des Wehretats nicht für ausreichend. “In unsere eigene Sicherheit investieren heißt nicht nur, das Budget im deutschen Haushalt auszuweiten, sondern es heißt vor allem auch, mit unserer größeren Anstrengung beizutragen für die Sicherheit des NATO-Gebietes insgesamt”, sagte Steinmeier bei einem Besuch seines tschechischen Amtskollegen Petr Pavel im Schloss Bellevue in Berlin. Die Präsenz vor Ort schütze davor, selbst in den Krieg verwickelt zu werden.
“Russland hat mit seinem Angriff auf die Ukraine die Friedensordnung in Europa zertrümmert”, sagte Steinmeier. Dass sich das nicht auszahlen dürfe, sei die gemeinsame Überzeugung von ihm und seinem tschechischen Amtskollegen. Eine wichtige Herausforderung bestehe darin, die Geschlossenheit innerhalb der EU und der NATO zu wahren. Pavel erklärte seinerseits: “Ich glaube, dass Deutschland seine Führungsqualitäten in vielen Bereich zeigen kann.” Dazu zählte er etwa die gemeinsame Verteidigung Europas, aber auch den Wiederaufbau nach einem Ende des russischen Angriffskrieges.
Bundeskanzler Olaf Scholz sieht keine Möglichkeit eines Friedens zwischen Russland und der Ukraine ohne einen Rückzug russischer Truppen. “Es kann nicht auf einen Diktatfrieden Russlands gegenüber der Ukraine herauslaufen”, sagte Scholz bei einer Veranstaltung der “Rheinischen Post” in Düsseldorf.
Mit einem schnellen Ende des russischen Angriffskriegs rechnet der Kanzler nicht: “Wir müssen uns darauf einrichten, dass es lange dauern kann”. Der russische Präsident Wladimir Putin dürfe den Krieg nicht gewinnen, bekräftigte Scholz. Grenzen dürften nicht mit Gewalt verschoben werden. “Die Ukraine muss ihre Integrität und Unabhängigkeit verteidigen können.”
Christoph Heusgen, der Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz (MSC), bezeichnet die militärische Lage Russlands im Ukraine-Krieg als schlecht: “Die ist ganz mies. Sie haben es nicht geschafft, die Front weiter Richtung Ukraine zu bewegen. Bei Bachmut wird seit Monaten gekämpft. Sie schaffen es nicht, einen strategisch nicht unbedingt wichtigen Ort einzunehmen”, sagt Heusgen im Sender ntv.
Das Wichtigste in Kürze:
Im Übrigen werde es immer klarer, dass Russland auch Schwierigkeiten bei der Munitionslieferung habe. Der Diplomat und langjährige außen- und sicherheitspolitische Berater Angela Merkels während ihrer Kanzlerschaft sieht zudem Zwietracht innerhalb russischer militärischer Machtblöcke: Es werde immer wieder klar, dass die reguläre Armee und die Söldner von Herrn Prigoschin, die Wagner-Truppe, sich gegenseitig bekämpfen. “Also da ist sehr viel, was in Russland nicht stimmt”, sagte Heusgen bei ntv.
Scholz: “Es kann nicht auf einen Diktatfrieden Russlands herauslaufen”
Im Kampf um die strategisch wichtige ukrainische Stadt Bachmut im östlichen Gebiet Donezk hat die russische private Söldnerarmee Wagner das Verteidigungsministerium in Moskau zu Hilfe gerufen. Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin veröffentlichte einen Brief an Verteidigungsminister Sergej Schoigu, in dem er um militärische Verstärkung bittet.
Prigoschin teilte mit, dass die ukrainischen Streitkräfte nach seinen Informationen Ende März, Anfang April eine großflächige Offensive planten. Ziel sei es, die Wagner-Truppen von den russischen Streitkräften abzuschneiden. Schoigu solle dringend die nötigen Schritte einleiten, um das zu verhindern. Andernfalls habe das “negative Folgen” für die russische Invasion in die Ukraine, warnte Prigoschin.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die neue militärische Hilfe der EU und der USA als eine Stärkung der Verteidigungskraft seines von Russland angegriffenen Landes gelobt. “Vorgesehen sind rasche Lieferungen und auch die Produktion von Munition”, sagte Selenskyj in seiner allabendlichen Videobotschaft. Das sei ein strategisch wichtiger Schritt. Die EU gebe zwei Milliarden Euro aus, um der Ukraine in den kommenden zwölf Monaten eine Million neue Artilleriegeschosse für den Kampf gegen Russland zu liefern. Die USA wiederum hätten ein neues Verteidigungspaket für 350 Millionen US-Dollar (326 Millionen Euro) zum Kauf neuer Waffen und Munition geschnürt.
MSC-Chef Heusgen sieht deutliche Schwäche bei Russlands Militär
Die Ukraine klagt seit langem über einen Mangel an Munition. Kiews Verteidigungsminister Olexij Resnikow hatte Anfang März gesagt, sein Land benötige dringend eine Million Artilleriegeschosse. Den Finanzbedarf bezifferte er auf vier Milliarden Euro.
Bei einer Explosion auf der von Russland annektierten ukrainischen Halbinsel Krim sind nach Darstellung des ukrainischen Verteidigungsministeriums russische Marschflugkörper zerstört worden. Die Detonation habe sich in Dschankoj ereignet, als die Waffen per Zug transportiert worden seien. Der von Russland eingesetzte Statthalter auf der Krim, Sergej Aksjonow, gab seinerseits an, dass nach dem Einsatz der Flugabwehr Trümmerteile ein Haus und ein Geschäft in der Stadt beschädigt hätten. Eine Person sei verletzt worden. Die Angaben können von unabhängiger Seite nicht überprüft werden.
Wagner-Chef bittet Moskauer Verteidigungsministerium um Hilfe
Der Fechtverband der Ukraine hat einen Boykott aller Wettbewerbe angekündigt, bei denen Athletinnen und Athleten aus Russland und Belarus antreten. Wie der Verband NFFU mitteilte, wurde dies auf einer Präsidiumssitzung am Montag beschlossen. Sowohl ukrainische Athletinnen und Athleten als auch Kampfrichter oder Trainer sollen demnach nicht an solchen Wettkämpfen teilnehmen.
Selenskyj dankt EU und USA für neue militärische Unterstützung
Der Fecht-Weltverband FIE hatte sich am 10. März dafür ausgesprochen, russische und belarussische Fechterinnen und Fechter wieder bei internationalen Wettkämpfen zuzulassen. Die mit einer Zweidrittelmehrheit angenommene Entscheidung betrifft die Einzel- und Mannschaftswettbewerbe und gilt ab April – allerdings vorbehaltlich möglicher Entscheidungen des Internationalen Olympischen Komitees (IOC).
sti/se/qu/ack (dpa, rtr, afp)
Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus Kriegsgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.